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Seit 1738 erhebt sich auf der zentralörtlichen Anhöhe von Grävenwiesbach ein imposanter „Palast Gottes“. Er ist Ersatz einer dem Heiligen Johannes dem Täufer und dem Heiligen Kreuz geweihten Kirche, die einem Bericht von 1651 zufolge aus einem massiven Unterbau und einer Aufstockung in Holzbauweise bestanden hatte. Dem Gotteshaus des Kirchspiels Grävenwiesbach unterstellt waren einst die Pauls- und Welschkapelle, beide Gemarkung Grävenwiesbach, und die Kapellen von Eschbach und Laubach.
Die Planung des Neubaus war seitens der Landesregierung bereits 1720 eingeleitet worden. Als Gutachter und präsumtiver Baumeister wurde zunächst Benedikt Burtscher, und nach dessen Tod der ebenfalls in Diensten des Nassau-Usinger Fürstenhofes stehende Johann Jakob Bager bestellt. 1736 erging die Aufforderung um Riss und Kostenvoranschlag dann an Friedrich Joachim Stengel, der als Baumeister bzw. -direktor sowohl für die Usinger, als auch Saarbrücker Linie des Hauses Nassau führend tätig war.
Der Abbruch des Vorgängerbaus bot die nicht alltägliche Gelegenheit, einen von bestehenden Strukturen weitestgehend unbelasteten Neubau zu konzipieren. In Grävenwiesbach entschied man sich für eine sogenannte „Predigerkirche“, einen Kirchentyp, der mit der Reformation und den damit einhergegangenen liturgischen Neuerungen in Aus-bildung gekommen war und im frühen 18. Jahrhundert durch die Publikationen von Leonhard Christoph Sturm (1669-1719) theoretisch untermauert wurde. Es wird angenommen, dass Stengels Griff nach diesen Vorlagen – sie bilden auch den Hintergrund des ähnlichen Tendenzen folgenden und zeitgleich mit dem Unterfangen in Grävenwiesbach in Angriff genommenen Neubaus der Kirche in Heftrich – maßgeblich gelenkt worden war durch Johann Christian Lange (1669-1756), der, wie auch Sturm, dem Kreis der Pietisten um August Hermann Francke (1663-1727) nahe gestanden hatte und seit 1728 als Generalsuperintendent für alle nassauischen Länder wirkte.
Querrechteckig auf dem bis 1822 als Friedhof des Kirchspiels genutzten Kirchhof platzierter Bau mit mächtigem, schiefergedeckten Walmdach. Der südlichen Schauseite vorgestellt ein von dorischen Pilastern gegliederter und dreieckig übergiebelter Risalit, dem als Akzent der Rückseite ein im Grundriss quadratischer Turm antwortet, welcher mit verschieferter Glockenstube, Zwiebelhaube, Laterne und filigran geschmiedetem, von einem vergol-deten Hahn bekröntem Aufsatz hoch über die Kirche ragt (siehe auch Heftrich, Vorbilder u. a. im Fuldaer Raum). Die ungegliederten Außenwände hell verputzt und in einem farblich abgesetzten, aus umlaufendem Sockel, Haupt-gesims und genuteten Ecklisenen bestehenden Rahmen gesetzt. Das Innere beleuchtet und erschlossen durch die in einen axialen Verbund gelegten Türen bzw. längsrechteckige Hauptfenster und die querrechteckigen Mezzaninfenster. Im Inneren dieser palastartigen Hülle ein schmuckloser, hell gestrichener Saal, der von einer am Dachstuhl befestigten, mit Spiegel und Stuckleisten gegliederter Decke beschlossen ist. Zentrum des Raums ist der aus Altar (modern ersetzt) und der erhöht darüber an der Nordwand angebrachten, mit einem Schalldeckel versehenen Kanzel bestehende „liturgische Ort“, der ungestört einhörbar im Blickfeld der ursprünglich nach einer hierarchischen Ordnung in blockartig aufgestellten Bänken wie auch auf den West- und Ostemporen untergebrachten Gemeinde steht. Die Sitze erneuert, die auf schlanken Säulen stehenden Emporen, mittig diejenige für die den gemeinschaftlichen Gesang begleitende Orgel, jedoch bauzeitlich und ehemals wohl in „Berliner Blau“ gestrichen.
Die Finanzierung des Baus, der rund 5235 Gulden verschlang, war durch Kollekten, Geldaufnahme, zur Hauptsache aber durch Abgaben der Einwohner des Kirchspiels erfolgt, die auch die Hauptlast der Bauarbeit trugen. Baumaterialien wurden nach Möglichkeit von der alten, sorgsam abgebrochenen Kirche übernommen (Teile des Fundaments, Eichenbalken für den Dachstuhl an der südöstlichen Seite). Unter den Handwerkern werden genannt Maurermeister Benedikt Frey, Zimmermeister Alexander Klöcker und Steinmetz Frantz Barban, Frankfurt, für Arbeiten in Buntsandstein.
Zur Ausstattung gehören des Weiteren: Orgel, Christian Köhler, 1750. Die Orgelpfeifen im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. 1924 ersetzt durch Orgelbauer Hardt vom Möttau.
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