Kloster Thron, Klostermühle
Kloster Thron, Stallung um 1853
Kloster Thron
Kloster Thron, ehem. Rinderstall
Kloster Thron, Stallung
Lade Kartenmaterial...
Hochtaunuskreis
Wehrheim
  • Gesamtanlage Kloster Thron
Kloster Thron

Am 20. März 1243 bestimmten Graf Gerhard III. von Diez und seine Gemahlin Agnes unter Vorbehalt des Rechts der Gerichtsbarkeit alle ihre Güter in Niedernhain zur Gründung eines Zisterzienserinnenklosters. 1247 Einverleibung in den Orden und Aufnahme ins Tochterverhältnis von Kloster Arnsburg. 1249 Feststellung seitens des Reiches, dass die Diezer Stiftung auf Reichslehen beruhte und sich insgesamt als geschickt angelegter Schachzug erwies, um Allodialgut (siehe Weilrod-Oberlauken) und Rechte zu erwerben, die ihre territorialherrschaftlichen Ansprüche im Grenzgebiet zur Wetterau festigten. Hinsichtlich Niedernhains wurde Diez 1287 schließlich vom Reich gezwungen, auf alle weltlichen und geistlichen Sonderrechte am Kloster zu verzichten. Kloster Thron stand von da ab im Schutz des Reiches. Seit Ende des 14. Jahrhunderts lagen die schutz- und vogteilichen Rechte bei den Grafen von Nassau bzw. bei weiteren an der Herrschaft im Amt Wehrheim beteiligten Territorialkräften.

Lebensgrundlage des Klosters waren Stammgüter in Niedernhain und Obernhain, die durch Arrondierung auf eine zusammenhängende Fläche von rund 1300 Morgen gebracht wurden (Throner Feld: über 431 Morgen, gemessen 1705; Throner Wald: gut 902 Morgen, gemessen 1786). Hinzu kamen Streubesitz, Weinberge, in der Wetterau zwei Grangien, größere Ländereien und Mühlen, sowie die Throner Höfe (Verwaltungs-und Handelssitze) in den Reichsstädten Wetzlar, Friedberg und Frankfurt am Main. In seiner Blütezeit (so festgehalten 1337) vermochte es bis zu 60 Nonnen aufzunehmen. Mit Ende der Klosterzeit 1576 wurde der Besitz insgesamt von der Landesherrschaft verwaltet. Seitens Nassau-Dillenburgs flossen die Einkünfte in den Dotationsfond der Hohen Schule in Herborn und seitens Kurtrier, das sich zwecks Rekatholisierung 1629-31 auf Thron festgesetzt hatte und von da ab zur Hälfte beteiligt war, kamen sie den Fonds von Lambertinum und Clementinum in Trier zu Gute. Unter dem Herzogtum Nassau erfolgte 1817 dann die Bündelung der Gelder im Zentralstudienfond.

Kloster Thron wurde am Hang zwischen Altem Hegewald und Erlenbachgrund, keine 600 m vom Limes entfernt, angelegt. Erschlossen war es über den von der Saalburg kommenden „Throner Weg“. Bei der wechselnden Namensgebung – Mariahagen, ab 1244 „Thronus sanctae Mariae“ oder kurz „Thron“ – wurde zunächst eindeutig Bezug auf den bereits bestehenden Ortsnamen genommen, der urkundlich als „inferiori Indagine“ (niederer Hain bzw. Haag, vielleicht auch ein zu Jagdzwecken genutzter, umfriedeter Platz) überliefert ist. Der verbindlich bleibende Name hingegen wird im Zusammenhang mit einer auffallenden Geländeformation (Schanze?) gesehen, die dann offenkundig für die Außenwirkung der Kirche, vor allem aber für den nach Südost vortretenden Chor mit Gehäuse des Marienaltars, sinnstiftend genutzt wurde.

Vermutlich waren beim Bau des Klosters, das in seinen Grundzügen den Gewohnheiten des Ordens zu entsprechen hatte, die Bauhütte von Kloster Arnsburg und für wasserwirtschaftliche Anlagen (Mühlgraben, Wasserleitung vom Nonnenbrunnen im Wald, Meliorationsarbeiten) dortige Spezialisten tätig geworden. Die Mittel zur Finanzierung wurden vorwiegend aus dem Ablassverkauf aufgebracht, belegt in Urkunden von 1244 (Platzweihe, Geldsammlung für Bauten allgemein), 1251 (Fortführung angefangener Bauten), 1260 (Finanzierung der Kirche).

Die Throner Klostermauern umschlossen Klausur und Klosterhof, Mühle, Fischteiche, Friedhof und Gärten. Erste Grundrisse datieren von ca. 1777/1780, eine Ansicht in Vogelperspektive von 1786. Sie zeigen den 1710 „in ein reguliert quadrum“ gebrachten Klosterhof, in dem heute, auf älteren Strukturen basierend, vorzufinden sind: ein in barocker Tradition stehendes Wohnhaus (Standort der Propstei) und ein Stallbau des Historismus von 1853 (hier eine gotische Konsolfigur aus der Klosterkirche, siehe Wehrheim Obernhain, Saalburgstraße 16). Ebenfalls detailiert dargestellt sind die damals mit Kirche und rechtwinklig anschließendem Langenbau noch stehenden Teile der Klausur, deren Grundriss und Lage durch die Grabung von Heinrich Jacobi 1932 gesichert sind. Von dieser Untersuchung ausgeschlossen blieben damals die das Zentrum der Klausur zusätzlich schirmenden Seiten (hier wird, wie 1631 festgestellt, die Ausbildung eines Kreuzganges vermisst): Westen eine 1764 erwähnte „alte Verwüstung“ unbekannter Funktion, im Süden vermutlich das Refektorium mit erhabenem Gang zum Langenbau. Ebenso unberücksichtigt blieb ein Bereich nördlich der Kirche (hier Fundamente).

Klosterkirche

Am 30. Mai 1263 Weihe zu Ehren Jesu Christi, der Heiligen Jungfrau Maria, dem Evangelisten Johannes und der Jungfrau Katharina. Nach Südosten ausgerichteter, einschiffiger Bau mit einem über die äußere Fluchtlinie des Langenbaus markant vortretendem, von Strebepfeilern abgestütztem 3/8-Chor. Länge des Baus: 47,60 m, Breite: 110 m. Satteldach mit Dachreiter, darin zwei Glocken. Der Eingang für Laien an der nordöstlichen, der Emporenzugang für die Nonnen an der südwestlichen Langseite. Das Schiff Mitte des 17. Jahrhunderts auf eine Länge von 22,60 m gekürzt, Aufführung einer neuen Giebelwand. Nach Einführung der Reformation im Amt Wehrheim weiterhin Kirche des alten Glaubens. 1570 erstes evangelisches Abendmahl, ab Ende des 16. Jahrhunderts durch den Pfarrer in Wehrheim versorgt. 1807 auf Abbruch verkauft, danach bis 1818 jedoch weiterhin Gottesdienste im Freien. Der im Südosten gelegene Friedhof im 19. Jahrhundert mit Gräbern von Hofleuten und Angehörigen von Müllerfamlien weiter belegt. Im Inneren 1932 aufgefunden: in Altarnähe eine Piscine (umgearbeitete Säulenbasis mit Ecksporen, um 1200, aufgestellt im Domänenhof), glasierte Ofenkacheln mit dem Mainzer Rad, gotische Bodenfliesen mit gekreuztem Doppelstempel („swig und lyt“), römisches Baumaterial in Form von Ziegelplatten mit dem Stempel der VIII. Legion und der IV. Kohorte der Vindlicier. Möglicherweise von einer Kirchenbestattung stammend das (und im Freien angebrachte) Grabdenkmal mit Inschrift: „+ ANNO.DNI. M.CCCC.XVII. IN.DIE.AFRE.MRTS.OBIJT. ALHEIT.DE.RIF-FENBERG.FILIA.IOHANNIS.D E.STOGHEIM.CUIUS.AM.REQUIESCAT.IN.PA CE.AMEN“.

Langenbau

Fundamente zeitgleich mit Kirche. An diese im rechten Winkel nach Süden anschließender, langgestreckter Bau von zwei Geschossen mit einer Länge von ca. 48 m und einer Breite von 9 m (lichte Innenbreite 7,40 m). Funktion zur Klosterzeit: im Erdgeschoss von Kirche aus zugängliche Sakristei mit Treppe ins Ober- und Dachgeschoss, anschließend Kapitelsaal. Obergeschoss: Dormitorium bzw. Nonnenkammern. Funktionswandel in nachklösterlicher Zeit: Ställe, Lager und Fruchtspeicher (der Dachraum zu diesem Zweck 1758/59 mit großvolumigem Krüppelwalmdach erneuert). Kurz vor Abbruch 1873 durch Bauinspektor Thomae, Usingen, angefertigt ein Grund- und Aufriss. Auf letzterem sichtbar eine hofseitig ins Obergeschoss führende Rampe. Im Inneren vorgefunden gotische Bodenfliesen.

Klostermühle mit Teich und ­Betriebskanal

1243 erhielt die eben erst gegründete Zisterze die notwendigen Wasserrechte zum Bau ihrer Getreidemühle, die in Hanglage oberhalb des Erlenbaches zu stehen kam. Die Führung des 1253 fertiggestellten Mühlgrabens erforderte aufgrund der schwierigen Geländetopografie hohes technisches Können. Vermutlich waren auch hier Fachkräfte von Kloster Arnsburg tätig. Der Betriebskanal zweigt nahe der Brückenmühle vom Erlenbach ab, verläuft annähernd parallel zu diesem bis kurz vor Thron, speist bzw. passiert den Teich, um dann geradlinig an der Mühle vorbei dem Bach zuzustreben (letztgenannter Teil durch Neubebauung nicht sichtbar). Es wird angenommen, dass der Mühlgraben eine Grenze zur Wehrheimer Gemarkung bildete. Das Mühlenanwesen setzt sich heute aus zeitunterschiedlichen Bauten zusammen. Barocken Ursprungs und auf dem Umbau von 1761-65 beruhend ist das Wohnhaus mit seinem voluminösen Giebelmansarddach (einseitige Störung im Norden durch sich seit dem 19. Jahrhundert ablösende Anbauten). 1798 wurde die Mühle vom Sandelmüller aus Köppern übernommen und war von da ab unter diesem Namen geläufig.

Die Anlage des ehemaligen Klosters Thorn ist als historischer Ort aus geschichtlichen Gründen als Gesamtanlage gem. § 2 Abs. 3 in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen. U.a. durch starke Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert sind große Teile der historischen Bausubstanz gestört oder abgängig. Standorte und z. T.  auch Kubaturen der Bauten bergen jedoch wertvolle Informationen zur ehemaligen Klosteranlage (bauzeitliche Fundamente und Mauerreste).

Als besonders erhaltenswert eingestuft (gem. § 2 Abs. 1 HDSchG) sind einzelne überkommenen bauzeitliche Fragmente:

- Grabplatte

- Piscina

- Konsolfigur


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
Planelemente auswählen
Zeigen Sie mit der Hand auf Markierungen im Plan, erhalten Sie ein Vorschaubild und per Mausklick die Objektbeschreibung.
Kartenansicht
Wählen Sie zwischen zwischen Alkis- und Luftbildansicht. Ebenfalls können Sie die Kartenbeschriftung ein- und ausblenden.
Zoomen
Zoomen Sie stufenweise mit einem Mausklick auf die Lupen oder bewegen Sie den Mauszeiger auf den Planausschnitt und verwenden Sie das Scrollrad ihrer Maus.
Zoom per Mausrad
Über diesen Button können Sie einstellen, ob Sie das Zoomen in der Karte per Scrollrad Ihrer Maus erlauben möchten oder nicht.
Vollbildmodus
Betätigen Sie diesen Button um die Karte im Vollbildmodus zu betrachten. Über den selben Button oder durch Klicken der "Esc"-Taste können Sie den Vollbildmodus wieder verlassen.
Ausgangsobjekt anzeigen
Über diesen Button erreichen Sie, dass in der Karte das Ausgangsobjekt angezeigt wird. Bei dem Ausgangsobjekt handelt es sich um die Objekte, die zu dem entsprechende Straßeneintrag gehören.
Abstand messen
Mit Hilfe dieses Tools können Sie die Distanz zwischen zwei oder mehreren Punkten berechnen. Hierbei wird eine Linie gezeichnet, bei der die entsprechende Gesamtlänge angezeigt wird. Weitere Anweisungen zur Benutzung werden nach betätigen des Buttons angezeigt.
Fläche berechnen
Dieses Tool ermöglicht es Ihnen eine Fläche zu zeichnen und den Flächeninhalt in m² zu berechnen. Um eine Fläche zu erzeugen, müssen mindestens 3 Punkte gesetzt werden. Die Fläche wird durch den Klick auf den Ausgangspunkt (1. Punkt) geschlossen und der Flächeninhalt anschließend berechnet.