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Die Bade- und Parkanlage des heutigen Staatsparks Wilhelmsbad wurde im Wesentlichen in den Jahren 1777 bis 1785 und auf Geheiß des von 1764 bis 1785 in Hanau residierenden Erbprinzen und regierenden Grafen von Hanau, Wilhelm IX./I. von Hessen-Kassel (1743–1821), errichtet.
Parkpromenade 1-7
Kurgebäude
3/3, 6/11
Baujahr: 1777-1779 (Kavalierbau, Badhaus, Fürstenbau, Wandelhalle, Marstall); 1781 (Stallbau, Judenbau)
Baumeister: Franz Ludwig Cancrin
Umbauten: Aufstockung der Wandelhalle 1779/81
Aus acht spätbarocken Einzelbauten bestehendes Ensemble; die Bauten wurden dabei so platziert, dass sich der Anschein eines langgestreckten, durch Risalit- oder Flügelbauten akzentuierten Palais ergab. Während der ersten Bauphase 1777/78 wurden die etwas vorgerückten, zweigeschossigen Pavillons errichtet, benannt als Kavalierbau (Pav. I), Badhaus (Pav. II) und Fürstenbau (Pav. III), wobei das Badhaus die Mittelachse der Anlage bildete. Etwas zurückversetzt lagen eine eingeschossige Wandelhalle (Arkade) und der Marstall (Langer Bau). Erst während des zweiten Bauabschnitts 1779 wurde die Wandelhalle zum zweigeschossigen, repräsentativen Arkadenbau mit rhythmisierenden Risaliten ausgebaut und damit der architektonische Akzent der Anlage nach Norden verschoben, so dass der Bau eines weiteren Pavillons im Norden (Judenbau; Pav. IV) und eines eingeschossigen, verbindenden Stalltraktes allein aus optischen Gründen notwendig erschien.
Im Kavalierbau, Badhaus und Langen Bau waren neben einigen Gästezimmern Wannenbäder, vier Duschbäder und ein Dampfbad untergebracht, wobei zu jedem Baderaum ein Ruheraum mit Kamin gehörte. Der repräsentative Arkadenbau war als Hauptbau der Anlage den Vergnügungen vorbehalten und barg in seinem Erdgeschoss drei als Tanz-, Speise- und Spielsaal genutzte Räumlichkeiten sowie weitere Gästezimmer im Obergeschoss. Mit dem Judenbau kamen weitere Baderäume hinzu, die jedoch schon bald auch nichtjüdischen Kurgästen zur Verfügung standen. Ansonsten waren eine eigene Konditorei, die Wohnung des Hausverwalters, aber auch eine Schänke zur Verköstigung des Tagespublikums im Langen Bau und im Kavalierbau untergebracht, wobei sich letztere noch nach wie vor an historischer Stelle befindet.
Der Kavalierbau wurde außerdem im Rahmen der beabsichtigten touristischen Wiederbelebung der Kuranlagen Ende der 1960er Jahre in die Neukonzeption des benachbarten Comoedienhauses eingebunden. Nach den Plänen des renommierten Frankfurter Architekten Ferdinand Kramer erfolgte die Neuordnung des Erdgeschosses, das seither als Kassen-, Garderoben- und Empfangsbereich für das Theaterpublikum fungiert. Die von Kramer entworfene Raumstruktur besteht bis heute und bezeugt das funktional durchdachte Konzept des Architekten, zu dem u.a. auch der im Osten an den Kavalierbau anschließende Glasgang gehört.
Zunächst als Pergola gedacht, ließ Kramer den sich vor der Südfassade des Komödienhauses in ein kleines Foyer aufweitenden Gang als transparente Stahl-Glas-Konstruktion mit Flachdach ausführen. Das elegante und wohlproportionierte Bauwerk ermöglicht den witterungsgeschützten Zugang vom Kavalierbau zum Theater und bietet einen stimmungsvollen Aufenthaltsraum mit Ausblick in die umgebende Parklandschaft. Seine reduzierte Formsprache zeugt vom sensiblen Umgang des Architekten mit dem historischen Bestand, dem sich der Neubau respektvoll beiordnet ohne seinen zeitgenössischen ästhetischen Anspruch zu verleugnen. Bauzeitlich überkommen sind im Inneren neben den niedrigen Heizkörpern auch die helle Akustikdecke und der wertige Sandsteinboden.
Um eine adäquate Erschließung des Theaterraums im Comoedienhaus über den Glasgang zu ermöglichen ließ Kramer an der Südfassade drei neue Eingangstüren schaffen.
Parkpromenade 1a
Scheunentheater / Comoedienhaus (seit 1969)
6/11
Baujahr: 1781 (Eröffnung)
Umbauten: Neufassung von Decke und Bühnenwand 1852.
Das auf 200 Plätze ausgelegte Scheunentheater, seit 1969 Comoedienhaus genannt, wurde bis Ende der 1960er Jahre nur während der Sommermonate bespielt und war daher ursprünglich nicht verglast, sondern mit hölzernen Klappläden zu verschließen; ungeachtet zu erwartender Witterungseinflüsse wurde jedoch der überkommene Bühnenraum- und Emporeneinbau durchweg in Holz ausgeführt. Bautypologisch steht es als Emporentheater mit flachen, logenartigen Unterteilungen zwischen dem barocken, hierarchisch strukturierten Logentheater mit starr vorgegebenen beziehungsweise begrenzten Sichtachsen (Logenkästen) und dem modernen Rangtheater mit unbeschränkten Sichtmöglichkeiten. Die ursprüngliche Farbfassung im Inneren, die ein gebrochenes Weiß (Wände) mit einem blaugrauen Ton (Balusterimitat Emporenbalustraden) kombiniert, wurde um 1851 zunächst überformt. Auch Decke und Bühnenwand ließ man in diesem Zusammenhang neu gestalten, Letztere durch eine kunstvolle Architektur-imitierenden Farbfassung.
Nach jahrzehntelanger Funktionslosigkeit, die etwa ab den 1860ern eintrat und bis zum Ende der 1920er Jahre andauerte, wurde das Gebäude vermutlich Ende der 1930er Jahre im Rahmen geplanter, aber nicht in Gänze durchgeführter Sanierungsarbeiten nach Süden um etwa drei Meter verlängert. Nach wiederholtem jahrelangem Leerstand (Lagerraum) konnte der inzwischen stark vernachlässigte Bau 1969 wieder seiner ursprünglichen Nutzung zugeführt werden. Die ein Jahr zuvor neu gegründete Comoedienhaus Betriebsgesellschaft mbH (Mitglieder aus Stadt, Land und Hessischem Rundfunk) erhielt die Nutzungsrechte für das Theater im Rahmen eines Erbpachtvertrages. Seine Modernisierung, die u.a. vom Hessischen Rundfunk als zukünftigem Hauptnutzer vorangetrieben wurde, oblag Ferdinand Kramer als ausführendem Architekten. Für den Hessischen Rundfunk avancierte das Theater im Rahmen der sog. „Wilhelmsbader Produktionen“ zum beliebten Aufführungsort spezieller Hörfunk- und Fernsehproduktionen mit internationaler Besetzung, die den Erfolg der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt bis in die 1990er Jahre maßgeblich beförderten.
Kramer nahm sich der Renovierung und Modernisierung des Bestandes behutsam an und ließ zunächst dort wo es möglich war die bauzeitliche Raumfassung (1781) restaurieren und ergänzen. Gleichzeitig aufgrund ihrer künstlerischen Qualität bewusst erhalten und restauriert wurde auch die Bühnengestaltung der 1850er Jahre. Die dahinterliegende hölzerne Bühnenwand musste aus brandschutztechnischen Gründen durch eine Betonwand ersetzt werden.
Kramer ergänzte den historischen Bestand einfühlsam um moderne Elemente, wie etwa die neu angelegte Erschließung des Theaterraumes, für die er platzsparend drei elegante Treppenanlagen einbringen ließ, die der Formsprache des 18. Jahrhunderts in Anleihen Rechnung tragen und zugleich zeitlos modern erscheinen (insbesondere die skulpturalen Betonfassungen der seitlichen Treppenspindeln auf Höhe der Empore).
Um den Einbau der notwendigen technischen Anlagen gewährleisten zu können, wurde u.a. die nördliche Hälfte des bauzeitlichen Dachstuhls durch eine Eisenkonstruktion ersetzt, die 17 neue Kulissenzüge trägt. Das Kellergeschoss unter der Bühne wurde zum Lagerraum ausgebaut. Die Bühne ist durch eine neu angebrachte Rampe von Norden aus anfahrbar.
Auch unter Einbindung der Restaurierungs- und Modernisierungsmaßnahmen Kramers zählt das Komödienhaus bis heute als weitgehend authentisches und aussagekräftiges Zeugnis der Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts zu den hochrangigsten Denkmälern Hanaus. Seine baulich nachvollziehbare Nutzungsfortsetzung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekräftigt und erweitert die kultur- und architekturhistorische Wertigkeit des Gebäudes.
Um die Raumwirksamkeit des Comoedienhauses nicht zu beeinträchtigen, wurde die Freifläche an der Ostseite des Gebäudes nicht in Gänze in die Ausbauplanungen miteinbezogen. Lediglich für die Errichtung der zur Bespielung des Theaters benötigte Künstlergarderobe entwarf Kramer auf Höhe der Nordostecke des Theaters einen eigenständigen Baukörper.
Durch eine bauzeitlich mit Klarglas und Jalousien ausgestattete kurze Passerelle gelangt man von Theater in den holzverschalten Kubus, der gemäß dem Kramerschen Entwurf über dem Boden zu schweben scheint. Lediglich vier schmale Eckstützen tragen augenscheinlich den Stahlbetonskelettbau, dessen fensterloses Erdgeschoss (Heizanlage) so tief eingezogen ist, dass es auf den ersten Blick nicht sichtbar erscheint (die partielle Schließung im Bereich der Südwestecke nachträglich ergänzt). In seiner zeitgenössischen Formsprache gleich dem Glasgang klar und reduziert, nimmt sich der funktionale Garderobenbau somit deutlich vom historischen Baukörper des Theaters zurück und bezeugt einmal mehr die durchdachte ganzheitliche Konzeption Ferdinand Kramers. Im Inneren erhalten die insgesamt 6 Garderobenräume mit ihrer Ausstattung der 1970er Jahre.
Parkpromenade 8
Kleine Parkwirtschaft
Baujahr: 1779 (Nebengebäude); 1785 (Wirtshaus)
Als Gaststätte für die „einfachen" Tagesgäste wurde die Kleine Wirtschaft in gebührendem Abstand zu den Kurgebäuden bzw. hinter diesen erbaut. Der eingeschossige, durch ein breites Zwerchhaus ausgewiesene Putzbau bildet zusammen mit den seitlichen, langgestreckten Nebengebäuden (Stall und Remsie; Blasenbasaltbauten, heute teilweise holzverschalt) einen separaten Hof aus, zu dem auch ein Küchengarten gehörte.
Parkpromenade 9
Bergküche mit Eiskeller
Baujahr: 1779
Eingeschossiger, vier Fensterachsen umspannender Massivbau unter Mansarddach, erbaut als Küche für die Wilhelmsbader Wirtschaft. Ihre erhöhte Lage auf einem Hügel, in den zudem ein stattlicher Unterbau eingelassen war, gab ihr den Namen Bergküche. Die heutige zweiarmige Treppenanlage entstand aus der ursprünglichen Kombination einer einläufigen Treppe und einer gegengleichen Rampe als Küchenanfahrt.
Zugehörig der erst im 19. Jahrhundert ausgebaute Eiskeller, ein 35 Quadratmeter großer, zwei Meter tief ins Erdreich eingelassener Basaltbau von zirka fünf Metern Raumhöhe. Das aus achtzig Zentimeter starken Mauern bestehende Bauwerk wurde von einem etwa zwei Meter starken Erdauftrag überdeckt, so dass es lediglich achtzig Zentimeter hoch sichtbar war; ursprünglich besaß es ein mit Stroh gedecktes Satteldach und einen Bretterverschlag.
Parkanlage (Vorder- und Hinterpark)
5/3, 6/11, 8/3, 15/4, 15/5, 17/1-17/3, 19/2, 33/1, 37/1, 137
Planung: verm. Franz Ludwig Cancrin
Der bereits durch die Kurgebäude räumlich zweigeteilte Park präsentierte sich bereits um 1780 als eine in mehrere Parkräume unterschiedlichen Stils gegliederte Anlage. Als Erschließung fungierte zunächst eine repräsentative, barocken Traditionen folgende Achse (Parkpromenade), bestehend aus einem breiten sandigen Weg (Fahrweg) und einer begleitenden Lindenallee (Promenade, 1981 neu gepflanzt). Schon ursprünglich band sie den exzentrisch zu den Gebäuden platzierten Brunnentempel ein und hielt mit zahlreichen leicht geschwungenen Sitzbänken und größeren Sitzgruppen mit Rundtisch eine stattliche Anzahl von Ruheplätzen bereit. Ihr seitlich angegliedert befand sich ein halbkreisförmiger, mit Rasen eingesäter Platz, an dessen Rand sich die hölzernen Boutiquen der Händler gruppierten; seine Fläche ist im Gelände heute kaum mehr zu erahnen. Eine weitere Reihe steinerner Bänke zog sich vor den Kurgebäuden entlang, die damals direkt und ohne begrünte Vorhöfe an den Fahrweg grenzten; die heutige Bepflanzung ihrer Vorhöfe mit Hecken und Rotdornen entstand erst um 1930.
Westlich anschließend erstreckt sich ein heute von Rasenflächen und Hügelaufschüttungen sowie von Stieleichen, Hainbuchen, Winterlinden und einigen Platanen (einige um 1800) dominiertes Boskett, das um 1780 der Zerstreuung und dem Vergnügen der Kurgäste diente. Hier konzentrierte sich fast das gesamte zur Verfügung stehende Bewegungs- und Unterhaltungsprogramm für die Kurgäste, für das der Park lediglich eine Hintergrundkulisse bildete (Kegelspiele, Vertikal-, Horizontalschaukeln, Karussells; spätestens 1866 bzw. 1871 aufgegeben). Zur Belebung der Fläche wurden etliche künstliche Hügel, darunter auch ein sogenannter Schneckenberg geschaffen, der wie auch das 1780 angelegte Heckentheater zu den typischen Versatzstücken der Gärten des Rokokos gehörte; erst mit der Einebnung des Heckentheaters 1783/84 usw. begann die landschaftliche Überplanung auch dieses Bereiches, der mit einigen wenigen Strauchsetzungen jedoch seinen Schmuckcharakter behielt. Das sich bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Wegesystem entspricht mit einigen Ausnahmen (Zugang Spielplatz, Karussellberg etc.) dem heutigen Bild.
Die südöstliche Grenze dieses abwechslungsreichen Vergnügungsareals bildete der in die Burgallee einmündende Hauptweg des Parks. Er erschließt einen ebenfalls von Eichen, Buchen und Hainbuchen bestandenen Parkbereich, der in einer vordergründig natürlich anmutenden Landschaft kontemplativ-melancholische Empfindungen zu wecken versuchte. Auf sich windenden Wegen wurden dem Besuchenden unerwartet Anblicke auf eine von Pappeln umstandene Grabpyramide, eine mittelalterlich anmutende Burgruine und einen künstlichen, mit Flieder bestandenen Hügel gewahr, den ursprünglich ein Tempel des Juno bekrönte (sogenannter Spitzberg; später Schneckenberg benannt). Nur der Burg und Pyramide umgebende Braubachsee band mit seinen Gondeln und kleinen Booten inhaltlich an das Vergnügungszentrum nordwestlich an.
Auch der weiter abgelegene Bereich des Vorderparks wurde mit einheimischen Gehölzen aufgeforstet und der Bereich hinter dem Karussell auf ausdrücklichen Wunsch des Erbprinzen nicht mit Grotten und Figuren bestückt. Eichen, Birken, Haselnuss, Linden, Pappeln, Hainbuchen, Buchen, Erlen und Wildkirschen wurden in großer Stückzahl gesetzt, dabei jedoch auch einige größere Freiflächen für frisch auszusäende Rasenzungen ausgespart und nur vereinzelt Platanen und andere „schöne Hölzer" gesetzt. Als Zugang zu diesem „wilden", natürlichen Terrain fungierte die sogenannte, über das Höllental führende Teufelsbrücke und ein aus Glimmerschiefer gemauerter Tunnelgang (beide 1780). Gegen Westen schließt sich der Struthwald an, ein hochstämmiger, durch vereinzelte Platanen aufgelockerter Eichenwald. Offensichtlich hat sich im heutigen Wegesystem der Bestand von 1779 erhalten; in jedem Fall lassen überkommene Wegeinfassungen eine Wegbreite von zwei Metern rekonstruieren.
Die Fläche hinter den Kurgebäuden war ursprünglich ein sehr heterogen gestalteter Bereich, der durch die Anlage verschiedener Tennisplätze seit 1896 sehr gelitten hat: Zum einen zog sich hinter den Bauten Parkpromenade 3-8 eine mehrreihige Platanenallee (Quincunx) als Esplanade entlang (ein Exemplar bei den Garagen erhalten), die wiederum an den Pfirsichen, Kirschen, Mirabellen und Wein etc. besetzten, über 100 Bäume und Sträucher umfassenden Küchengarten der Parkwirtschaft grenzte (Mauerabschnitt erhalten). Auch westlich der Parkwirtschaft zog sich ein Lindenquincunx entlang der Kesselstädter Allee entlang, das sich auch jenseits der Parkpromenade erstreckte und möglicherweise ein älteres oder nicht realisiertes Obstboskett ersetzte. All diese Details blieben wie auch ein halbkreisförmiger Spalierbogengang aus in Form geschnittenen Linden unmittelbar hinter dem Arkadenbau (bis 1785) und später bei der Schießbahn (nach 1785) nicht erhalten. So präsentiert sich der durch Erhebungen, Höhlen und Vertiefungen inszenierte Waldbereich nördlich und östlich der Sonnemannwiese heute als das am ungestörtesten erhaltene Areal dieses Parkbereichs. Die ursprünglich mit Koniferen bestandene und ab 1780 mit Eichen aufgestockte Fläche wurde nicht zuletzt aufgrund ihres dichten, dunklen Eichenbestandes und der „einsamen und sanft melancholischen" Stimmung als Standort der Eremitage gewählt. Der Eremitageparkwald hat nach etlichen Neu- und Umgestaltungen seine Form etwa im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts gefunden, die ihn bis heute prägt.
Brunnentempel
Wilhelmsbad Park (Vorderpark)
Baujahr: 1779 (Bauinschrift)
Entwurf: Franz Ludwig Cancrin
Ausführung: Johann Jacob Juncker (Jahreszeiten, Elemente)
Sechsseitiger Putzbau mit einigen plastisch ausgearbeiteten Versatzstücken aus Holz (Säulen). Den über Rundbögen geöffneten und durch Lisenen gegliederten Bau bekrönt eine steinerne Balustrade mit aufsitzenden Putten, Symbole der vier Jahreszeiten und der vier Elemente, während sich auf dem schiefergedeckten Dach des Mineralbrunnens eine Äskulapstatue erhebt. Der Brunnentempel war als sog. Gesundbrunnen die inhaltliche Mitte des Wilhelmsbades.
Künstliche Burgruine
Wilhelmsbad Park (Vorderpark)
Baujahr: 1779-1781 (Bezug)
Entwurf: angebl. Erbprinz Wilhelm von Hessen
Architekt: Franz Ludwig Cancrin
Ausführung: Johann Jacob Juncker (bildhauerischer Schmuck), Johann Michael Keck (Stuck)
Der aus Spessarter Glimmerschiefern errichtete, unverputzte Turmbau mit vier angrenzenden sowie diagonal ausgerichteten Annexbauten wurde der Beschreibung des Gartentheoretikers C.C.L.Hirschfeld zufolge „nach der Zeichnung des Prinzen vertrefflich gebauet". Das als Staffagebau inszenierte Refugium unter Eichen, in dem der Prinz zuweilen mit seiner langjährigen Mätresse und Mutter von acht gemeinsamen Kindern, Rosa Dorothea Ritter, zusammenlebte, barg in seinem Innern überaus repräsentativ gestaltete, komfortable Räumlichkeiten. Erdgeschossig befanden sich Kabinette mit Vorzimmer sowie ein Schlafzimmer, das Obergeschoss war jedoch einem einzigen, im frühklassizistischen Stil ausgestalteten Repräsentations- und Festsaal mit Ahnengalerie vorbehalten. Der prächtige Raumeindruck wird sowohl von der zarten Farbigkeit (weiß, lindgrün, gold, hellblau), klar geführten Stuckelementen und der kassettierten Kuppel getragen, die sich bei näherer Betrachtung als ein illusionistisch bemaltes Stuckgewölbe zu erkennen gibt. Weiterhin zieren eine hölzerne, durch Blendbogen und kannelierte Pilaster gegliederte Wandverkleidungen sowie sechszehn, mit idealisierten Ahnenportraits (Anton Wilhelm Tischbein) versehene Stuckfestons den Saal.
Im Zuge der tiefgreifenden Gesamtsanierung seit 1983 wurde das Mobiliar nach historischen Inventarlisten rekonstruiert, Stofftapeten nach erhaltenen Fragmenten nachgewebt, der erdgeschossige Wandanstrich restauriert, die historischen Stühle des Festsaals wieder zurückgeführt und eine Anzahl der historischen Möbel nach vorhandenen Originalen detailgetreu nachgebaut (Baldachinbett, Kanapee, Athenienne, acht Spieltische); ebenso konnte ein Großteil der Parkettböden, Boiserien und des Stucks trotz des Befalls mit echtem Hausschwamm erhalten werden.
Das historische Lusthaus des Erbprinzen genießt nicht nur als eine der frühesten gotisierenden Parkruinen Europas (Shrubbs Hill 1772, Hagley 1747) besondere Bedeutung, sondern ist auch aufgrund seiner künstlerisch hochwertigen Ausstattung und als anspruchsvolles Zeugnis des Frühklassizismus Kulturdenkmal.
Burgküche
Park Wilhelmsbad (Vorderpark)
Baujahr: 1781
Zweigeschossiger Turmbau mit quadratischem Vorbau, ursprünglich als Burgküche und Vorratskammer genutzt. Mit seiner Steinsichtigkeit und den auf einen Verputzansatz ausgerichteten Fenster- und Türgewänden refektierte der Staffagebau den damaligen Kenntnisstand zur Baustruktur mittelalterlicher Bauten.
Grabpyramide
Park Wilhelmsbad (Vorderpark)
Baujahr: 1784
Entwurf: angebl. Erbprinz Wilhelm von Hessen
Steile, über vier Granittüren zugängliche Pyramide, errichtet zum Andenken an den zwölfjährig verstorbenen Sohn des Erbprinzen Wilhelm, Prinz Friedrich. Sie barg in ihrem Innern ein marmornes Pfeilermal mit aufsitzender Urne, in der das Herz des Prinzen beigesetzt war („GUILIELMUS/PR. HASSIAE HERED./ FRIEDERICO/ FIL. SUO CARISSIMO/ NAT. D. VIII. AUGUST MDCCLXXII/ DEFUNCT D. XX. IUL. MDCCLXXXIV"; „Wilhelm, Erbprinz von Hessen, seinem sehr geliebten Sohne Friederich, geboren am 8. August 1772, gestorben am 20. Juli 1784"). Vorbild für diese von vier Pappeln umstandene Pyramide war die Grabpyramide des Cestius in Rom (12 v. Chr.), eine Grablege, die im 18. Jahrhundert zum Symbol und Anziehungspunkt für Frei- und Andersdenkende avancierte als auch die für Jean-Jacques Rousseau errichtete und durch die Hirschfeld'sche Würdigung allerorts bekannte Pyramide im Park von Ermenonville (1778).
Karussell
Park Wilhelmsbad (Vorderpark)
Baujahr: 1779/80, Karussellfiguren um 1900
Umbauten: Erneuerung der Dachkonstruktion 1934
Auf zwei Stützenkränzen ruhender Monopteros auf künstlich aufgeschüttetem Hügel, errichtet zum Schutz eines heute mit vier hölzernen Kutschen besetzten Karussells.
Das Innere des hölzernen Pavillons gliedert sich in einen kreisrunden, feststehenden und von einer verbretterten Flachkuppel überwölbten Bereich und einem beweglichen, äußeren und von einem Tonnengewölbe überfangenen Ring. Auf ihm sind die überkommenen, um 1900 neu geschaffenen Karussellfiguren installiert, die in ihrer heutigen Zusammenstellung jedoch nicht dem Erstentwurf entsprechen: So gehörten zur ursprünglichen Ausstattung neben zwei Wagengespannen einzelne, durch eingearbeitete Metallrahmen federnd konstruierte Reitpferde in steigender Stellung. Der Antrieb erfolgte zunächst durch Menschenhand, später mit Hilfe von Ochsen von einem unterirdischen Raum aus, der durch eine geschickte Verteilung der Bauwerkslasten mit Ausnahme des sich drehenden, ringförmigen Bodens als Auflager der Karussellfiguren unbelastet blieb. Zum Karussellunterbau gehört überdies ein aus Basalt errichteter Grottengang.
Der von einem schiefergedeckten Dach mit bekrönendem Urnenaufsatz überfangene Monopteros ist nicht nur ein einzigartiger Befund eines historischen Karussells; aufgrund seiner künstlerischen Ausarbeitung und technischen Ausstattung gehört es zu den hochwertigsten Kulturdenkmalen Hanaus und genießt darüber hinaus landesweite Bedeutung.
Musikpavillon
Park Wilhelmsbad (Vorderpark)
Baujahr: 1847
Der Bau eines Musiktempels wurde 1847 im Pachtvertrag des Wilhelmsbader Glückspiels verankert und bald darauf als achteckiger Pavillon aus Gusseisen realisiert.
Spielplatzgewölbe
Park Wilhelmsbad (Vorderpark)
Baujahr: vor 1781
Einziges realisiertes Gewölbe Wilhelmsbads. Bestehend aus einer in einen künstlichen Hügel eingearbeitete Grotte und ein antikisierendes Zugangsportal. Das Gewölbe diente einerseits als Unterstand für das Spielplatz-Karussell, zum anderen weckte es mit seinem ruinenhaften Habitus wehmütige Erinnerungen an die untergegangene antike Kultur. Damit verband sich in seiner Architektur Spiel und Belehrsamkeit, ein Hauptanliegen moderner aufgeklärter Fürsten, denen sich der Erbprinz Wilhelm ebenfalls zuzählte.
Schießbahn
Park Wilhelmsbad (Hinterpark)
Baujahr: 1781-1782
Die Schießbahn wurde auf Anregung des Erbprinzen Wilhelm zum Schießen von Scheiben und Holzvögeln als weitere Attraktivität des Kurparks errichtet. Erhalten blieb ein Großteil der etwa zwei Meter hohen Mauern aus Blasenbasalt (der imposante Kugelfang im Westen deutlich höher ausgeführt), in die mehrere sog. Zeighäuschen eingelassen waren; nur eines hat sich bis heute erhalten. Auch wenn von dem hölzernen Schießhaus im Osten der Anlage lediglich die Grundfläche und die halbkreisförmig ausgelegte Böschung in seinem Rücken erhalten blieb, so genießt die Schießbahn als seltenes Zeugnis dieses Bautyps größte Aufmerksamkeit; sie wurde daher aus geschichtlichen Gründen als Kulturdenkmal benannt.
Bänke und Sitzgruppen
Park Wilhelmsbad (Vorder- und Hinterpark)
Aufstellung: um 1780
Für die Erbauungszeit sind 24 steinerne Bänke ohne Lehne belegt, die offensichtlich mit weißer Ölfarbe gestrichen wurden und an der Promenade und hinter dem Arkadenbau ihre Aufstellung fanden. Wohl zeitgleich wurden aus drei Bänken und einem runden Tisch bestehende Sitzgruppen angeschafft, die man ebenfalls in unmittelbarer Umgebung der Kurgebäude platzierte. Das Ensemble wurde 1873 mit 18 gusseisernen Gartenbänken im historistischen Astwerkdekor ergänzt. Neben den Bänken des 19. Jahrhunderts blieben heute lediglich fünf steinerne Bogenbänke und einige Teile der drei Sitzgruppen erhalten; der Bestand wurde 1970 durch 17 Kopien aus Kunststein ergänzt
Sonnenuhr
Park Wilhelmsbad (Hinterpark)
Datierung: verm. 1713
Bildhauer: möglw. Johann Jacob Juncker
Polygonale, ursprünglich farblich gefasste Sonnenuhr mit 24 Zifferblättern für jede Tageszeit, vermutlich 1713 für die Fasanerie erstellt. Als man sie nach 1785 nach Wilhelmsbad versetzte, erhielt sie offensichtlich den figürlich gestalteten Sockel angefügt. Er zeigt die Figur des Herakles (Löwenfell) unter dem schwer lastenden Himmelsgewölbe.
Eremitage
Park Wilhelmsbad (Hinterpark)
Bauzeit: um 1785
In einen künstlich aufgeschütteten Hügel eingearbeiteter Staffagebau einer Eremitage, frontseitig mit einer gotisierend gearbeiteten Bruchsteinfassade geschlossen. Einsamkeit, Melancholie und Versunkenheit avancierten im ausgehenden 18. Jahrhundert zum Inbegriff kontemplativen Daseins, in das sich vornehmlich der Adel und die gehobene Bürgerschaft auf der Flucht von den zahlreichen, gesellschaftlichen Verpflichtungen und Vergnügungen gerne und nicht selten auch zum schaurigen Ergötzen vertiefte. Zu diesem Zweck wurde die Wilhelmsbader Eremitage mit einer Mönchspuppe aus Lindenholz bespielt und die Räumlichkeiten der Klause durch entsprechendes Mobiliar in Szene gesetzt (Küche, Andachtsraum, Schlafzimmer, Schreinerei); damit gibt sich die Eremitage als reiner Staffagebau zur Ausgestaltung des empfindsamen Parks zu erkennen.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und technischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
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