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Bauzeit: 1875-77, 1889 (Altes Kesselhaus), 1890 (Wasserturm), 1915 (Schießbaumhalle (Abbruch 2005), neues Kesselhaus, Kompressorenhaus)
Von den Werksbauten der zwischen 1875 und 1880 aufgebauten und im Zuge des Ersten Weltkrieges nochmals aufgerüsteten Königlichen Pulverfabrik Wolfgang blieben auf dem heutigen Gelände des Industrieparks Wolfgang zirka zwanzig, allerdings mehr oder minder stark modern überprägte Bauten erhalten (Nrn. 140, 265, 457, 530), darunter auch das ehemalige Walzwerk von 1875/77 mit angebauter Meisterstube (1889) und auf Abstand gesetzter Schutzwand (Nr. 510). Starke Verluste forderte bereits die planmäßige Zerstörung des Werkes 1918: Nach dem für das Deutsche Reich verheerenden Ausgang des Ersten Weltkrieges besiegelte der von den Siegermächten ausgehandelte Versailler Vertrag die Entmilitarisierung deutscher, produktionskräftiger Gebiete mit dem Ziel, die kriegswirtschaftliche Basis deutscher Gebiete zu brechen. Auch Hanau wurde zur entmilitarisierten Zone, die Königliche Pulverfabrik zu einer gefährlichen kriegswirtschaftlichen Produktionsanlage erklärt, deren Zerstörung und Umstellung auf friedliche Produktionen umgehend zu erfolgen hatte. Ab 1921 wurde - nachdem man zunächst eine landwirtschaftliche Produktion auf dem Gelände erwogen hatte - in den ehemaligen Lagerhallen der Pulverfabrik vornehmlich Kunstleder produziert, bevor die Kunstleder-Werke Wolfgang 1933 in den Besitz der Degussa übergingen, deren Werksanlagen und Tochterfirmen sich noch heute auf dem Gelände befinden. Durch die vom Straßenraum sichtbare Restmauer entlang der Aschaffenburger Straße (B 8) an der südöstlichen Ecke des Gesamtareals wird das Ausmaß und die Lage der ursprüngliche Anlage/Gelände der historischen Königlich-Preußischen Pulverfabrik Wolfgang optisch verdeutlicht.
Die im Jahre 2005 abgebrochene auch als „Zeppelinhalle" benannte Maschinenhalle Gebäude 902 gehörte zu den letzten erhaltenen Produktionsbauten der Königlichen Pulverfabrik. Sie wurde im Jahr 1915 als Werkshalle zur Erzeugung von hochexplosiver Schießbaumwolle erbaut und dokumentiert insofern die technische Auf- und bauliche Nachrüstung des Werkes im Zuge des Ersten Weltkrieges, der der Pulverfabrik die wirtschaftliche Basis für ihren blühenden Aufschwung bereitete. Nach der Zerstörung der Produktionsbauten bis 1921 blieb die Schießbaumhalle als einzige Produktionsanlage und trotz ihrer einstigen Nutzung zur Herstellung von Schießpulver verschont, da man glaubhaft vermittelte, dass sich aus der in der Nitrowolle als Vorprodukt von Schießbaumwolle enthaltene Nitrozellulose zur Herstellung von Kunstleder und somit durchaus zur friedlichen Produktion eigne. Fortan wurde die 18 Meter hoch aufragende Werkshalle zum optischen Erkennungszeichen für die Kunstleder-Werke Wolfgang, bevor sie um 1933 die Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt (Degussa) übernahm.
Gestalterisch orientierte sich die 53 Meter in der Länge und 25 Meter in der Breite messende Halle an den Bauprinzipien der damals vom Deutschen Werkbund geprägten Moderne, der die Abkehr vom überladenen Dekor und die Hinwendung zum funktionalen Bauen propagierte. In traditioneller Weise wurde zwar noch in Ziegelbauweise gebaut, vereinzelte Bauelemente wie das Traufgesims oder die Sturzsteine der Fensterbahnen wurden jedoch bereits in modernem Beton ausgeführt. Neuartig war auch die straffe Gliederung des Baukörpers unter der überfangenden Segmentbogentonne, die schlichte Gestaltung durch rhythmisierende Lisenen und scharf einschneidende Blendgliederungen und damit das Spiel mit Schattenwirkungen; das überfangende Giebelfeld blieb hingegen ungegliedert. Als reine geometrische Formen wurden Rechtecke, ein großzügig dimensionierter Segmentbogen und ein Oval zitiert, die in ihrem Nebeneinander noch vage Rückbindungen an die Reformarchitektur der Jahrhundertwende erkennen lassen.
Im Innern der unverstellten Halle befanden sich ursprünglich zwei geflieste Becken zur Wässerung der zu hochexplosiver Schießbaumwolle umzuarbeitenden Nitrowolle, die möglicherweise ebenfalls vor Ort zu trocknen war. Damals unversehrt blieb auch die eiserne Stütz- und Deckenkonstruktion, ein Stahlgefüge aus parabolischen Sichelträgern mit gleichschenkligen, aussteifenden Dreiecken.
Die Werkshalle 902 war trotz der zwar optisch beeinträchtigenden Anbauten und eisernen Fluchtwege ein überzeugender und ein für Hanau aufgrund des hohen Bestandsverlustes bedeutender Beleg für die Frühzeit modernen, vom Deutschen Werkbund inspirierten Bauens und daher allein aus architekturhistorischen Gründen bemerkenswert. Der Abbruch wurde 2005 durchgeführt.
Die Verstärkung der Schießpulverproduktion ab 1914/15 forderte den Neubau eines leistungskräftigen Kesselhauses (Gebäude 762), das wie auch das heute im Innern zu Bürozwecken umgebaute Kompressorenhaus (Gebäude 266) um 1915 in einer stilistisch der Schießbaumhalle vergleichbaren, von reinen Formen und geometrischer Gliederung geprägten Ziegelbauweise entstand; bei beiden Bauten wurden Sohlbänke, Fensterstürze oder Traufgesimse in Beton ausgeführt und somit eine mit der Halle 902 vergleichbare materialtechnische und farbliche Gestaltung realisiert. Der querrechteckige, dreigeschossige Baukubus des Kesselhauses gehörte zusammen mit der Schießbaumhalle zu den die Werkansicht prägenden Bauten, zumal ihn der zugehörige, offensichtlich ältere Schornstein wirkungsvoll überragte; ihn lassen beispielsweise die gelblich getönten Verblendziegel als auch die dekorative Ausführung des quadratischen, mehrfach zurückgestuften Sockels als ein Bauwerks des ausgehenden 19. Jahrhunderts erkennen.
Der unmittelbar benachbarte Wasserturm (Gebäude 782) diente als Löschwasserbehälter der Pulverfabrik und entstand wie auch der Schornstein des Kesselhauses um 1890. Zeittypisch ist auch hier die Verwendung von gelblich getönten Ziegeln als Grundbaumaterial und rötlicher Ziegel zur Gestaltung von Zierbändern des Sichtmauerwerks. Wie der baugleiche Wasserturm an der Aschaffenburger Straße so wurde auch der Hochbehälter dieses Turmes auf ein Fassungsvolumen von 2000 Litern Wasser ausgelegt und nach dem damals modernen Prinzip II Professor Intzes ausgeführt, der sogenannte Stützböden nach modernsten Anforderungen konstruierte: Der geschmiedete Hochbehälter mit gewölbtem Boden ruht auch hier auf einem der Mauerkrone aufliegendem, genieteten Eisenring und wird von Galerien umzogen, die nach außen rautenförmig verlegte Zinkbleche verkleiden. Der Turm ist über eine schmale Pforte mit originalen, eisernen Beschlägen zu betreten; erhalten blieben auch hier Innern die Aufstiegstreppen mit Geländer und der Installationskeller. (g, t, w)
Am westlichen Rand des Werkgeländes erhebt sich als ein weiteres Gebäude aus der Frühzeit der Fabrik, das zweiphasige Kesselhaus Nr. 605 (erb. 1875-77, erweitert 1889), ein langgestreckter Ziegelbau auf Buntsandsteinsubstruktion, deren Fassaden in zeittypischer Weise Lisenen, Deutsche Bänder und Steigfriese gliedern. Die Belichtung der langgestreckten, im Innern durch die ehemalige Außenwand unterteilten Halle erfolgte über gekuppelte Stichbogenfenster im Kniestockbereich und dicht gesetzte Stichbogentore und -fenster, von denen ein Großteil zwischenzeitlich teilweise zugesetzt wurde. Erhalten blieben Metallsprossenfenster aus verschiedenen Zeitstufen sowie die eiserne Fachwerkträgerkonstruktion im Innern der Halle.
Beide Bauphasen vereinigt die in Ziegelbauweise erstellte Lagerhalle Nr. 260, die in ihrem Baukern noch in die Frühzeit der Pulverfabrik (um 1900) zurückdatiert und vermutlich damals als Pulverpresshaus fungierte. Schon wenige Jahre später wurde das Gebäude rückseitig um einen kurzen Bauabschnitt, um 1915/20 schließlich auch frontseitig um einen drei Fensterachsen in der Länge messenden Anbau erweitert. Dieser jüngere Anbau wurde ebenfalls aus Ziegeln errichtet, aber im Gegensatz zum Kernbau in moderner Bausprache gestaltet: Kantige, stark schattende Lisenen und hohe Rechteckfenster in Metallsprossenrahmen gliedern nunmehr die Giebelfront. Der dreiseitig durch Erweiterung umschlossene Kernbau wird ebenfalls traufseitig durch Lisenen gegliedert und durch Stichbogenfenster auf zwei „Etagen" geöffnet. Das in das Erdreich eingetiefte Kellergeschoss durchbrechen ebenfalls gekuppelte Stichbogenfenster mit farblich abgesetzten Sohlbänken aus Buntsandstein; erhalten blieben hier im Innern die runden Gusseisensäulen. Die nordwestliche Langseite wurde durch den späteren Vorsatz eines bauparallelen Anbaus zugesetzt. Die gegliederte, einstige Außenwand blieb dennoch erhalten wie auch die Queraussteifung aus eisernen Fachwerkträgern im Innern der Halle, auch wenn einige Neuerungen in Beton (z.B. Pfeiler) vorgenommen werden mussten. (g)
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