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Ab etwa 1330 errichtete der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg als Administrator des Mainzer Erzstifts die Stadtbefestigung als Rückzugsort im Streit gegen seinen Widersacher Heinrich von Virneburg in Mainz. Ob an dieser Stelle zuvor bereits ein fränkischer Königshof und erzbischöflicher Fronhof bestand, ist bislang ungeklärt. Um 1340 (d) wurde der viereckige Wohnturm von Heinrich von Virneburg als Mainzer Erzbischof anstelle eines runden Stadtmauerturms erbaut. Als Baumeister wird 1342/43 der Eltviller Steinmetz Merkelin genannt. In der Zeit von 1345 bis um 1480 (Fertigstellung der Martinsburg in Mainz) war die Eltviller Burg Hauptresidenz der Mainzer Erzbischöfe, 1349-1365 auch Münzprägestätte.1465 fand hier die Ernennung Gutenbergs zum Hofedelmann durch Kurfürst Adolf von Nassau statt. Danach diente die Burg als kurfürstliches Gästehaus, war Sitz der Landschreiberei, des Vicedoms und der Amtskellerei. Nach Zerstörung durch die Schweden 1635 folgten seit etwa 1660 Reparaturarbeiten mit Abbruch von Palas und Westflügel sowie Verfüllung des Ostgrabens; bis 1883 entstand der veränderte Neuaufbau des Ostflügels unter Leitung von Giovanni Angelo Barella. Nach Ende des Kur-
staates ging der nassauische Besitz 1867 in preußisches Staatseigentum über und befindet sich seit 1936 in Eigentum der Stadt Eltville.
Annähernd viereckige Burganlage der Zeit um 1340 in der südöstlichen Ecke der Stadtbefestigung am Rhein. Etwa quadratischer, ummauerter, im Norden und Westen von Zwingern und Gräben umgebener Hof, von Norden über eine massive Bogenbrücke durch das spitzbogige Haupttor zugänglich.
In der Südostecke, aus der Mauerflucht vortretend, steht nahe dem Rheinufer der mächtige viergeschossige Wohnturm mit durchgehenden Fensterachsen, auf Kleeblattbögen vortretender Wehrplatte mit Zinnenkranz, sechseckigen Ecktürmchen und verschiefertem Pyramidendach. An der Südseite Wappentafel des Erzbischofs Berthold von Henneberg (1484-1504). Über tonnengewölbtem Keller vier Wohngeschosse. Alle Ebenen durch einen hofseitig angesetzten Treppenturm mit Wendeltreppe erschlossen. Drei Geschosse mit flachen Balkendecken und Kaminen.
Raum im Erdgeschoss mit großem Kamin. Im ersten Obergeschoss der am reichsten ausgeschmückte Raum, das erzbischöfliche Gemach oder die sog. Grafenkammer mit zwei verzierten Wandschränken, Abtritt und dekorativen Wandmalereien. Wappen und Reitermotiv auf dem Kamin sind Reste älterer Raumfassungen; das vielleicht nach altem Vorbild aufgetragene Vogelmotiv mit Zweigen und Blumenranken geht auf Neufassungen von 1904 (Maler Herzog, Frankfurt/Main) und 1949 (Otto Kienzle, Alsbach) zurück. Kaminsturz (um 1900) mit Familienwappen des Erzbischofs Konrad von Dhaun (1419-1434). Fenster mit Wappenmotiven Eltviller Adelsfamilien, gestiftet 1905. Im dritten Geschoss (in der Literatur auch Wohnung des Küchenmeisters oder. Wohnung des Koadjutors) Holzdecke mit neuer Bemalung; heute Gutenberg-Gedenkstätte.
Das vierte Geschoss (Domherrenkammer) mit Kreuzrippengewölbe; ein Schlussstein mit Wappen des Heinrich von Virneburg.
Westlich des Turmes, dem Rhein zugewandt, die Südfront des ehemaligen Palas mit zugesetzten Fensteröffnungen und rheinseitig vorspringenden flachen Rundbögen zwischen Strebepfeilern, Rest eines Türmchens oder Erkers sowie eines kleinen runden Treppenturmes zum Wehrgang. Nördlich des Turms der Ostflügel, ehemals kürzer und dreigeschossig, nach der Zerstörung zweigeschossig wieder aufgebaut. Tür in Ohrengewände mit geschweiften Giebelansätzen und Baudatum 1682. Im Inneren im Erdgeschoss Burgsaal mit geometrischer Stuckdecke, halbhoher Lamperie und Kachelofen. Vorräume mit Holzvertäfelung um 1900. Die ehemaligen Wirtschaftsbauten an West- und Nordseite des Hofes sind nicht erhalten. Im Westen ehemals Küchenbau, später Kelterhaus, mit Kreuzgewölben auf Rundsäulen. Im Hof ein Ziehbrunnen aus Sandstein.
Umgebende Mauern teilweise mit erneuertem, hölzernem, schiefergedecktem Wehrgang. Rheinseitig niedriger gelegener großer Zwinger bis zum Leinpfad. Nach Norden und Westen schmale Zwinger und breite, tiefe gemauerte Gräben (heute als Gärten gestaltet). Der ehemalige Stadtgraben an der Ostseite wurde eingeebnet.
Die kurfürstliche Burg in Eltville kann als Prototyp eines fürstlichen Wohn- und Repräsentationsbaues im 14. Jahrhundert gelten, der den nachfolgenden erzbischöflichen Burgenbau im rheinischen Gebiet beeinflusste. Weitere Beispiele dieses Bautyps finden sich in Boppard, hier jedoch älter, in Oberlahnstein und Andernach. Sowohl aufgrund der eindrucksvollen Architektur als auch des guten Erhaltungszustandes stellt der Burgturm ein herausragendes Dokument mittelalterlicher Profanarchitektur im Bereich des ehemaligen Kurfürstentums Mainz dar.
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