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Main-Kinzig-Kreis
Gelnhausen
  • Obermarkt
Katholische Peterskirche
Flur: 1
Flurstück: 134/3

Um 1220 begonnener, zweiter großer Kirchenbau Gelnhausens. Nach dem wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt verlangte die reiche Bürgerschaft nach einer eigenen Pfarrkirche, die dem Anspruch und der Bedeutung der freien Reichsstadt angemessen war. In Sichtachse zur östlich gelegenen Marienkirche begannen sie am Westende des zentralen Obermarktes mit dem Bau ihrer Kirche. Kirchenrechtlich unterstand aber Gelnhausen der Prämonstratenserabtei Selbold, die sich mit dem Neubau der Marienkirche in Gelnhausen engagiert hatte und aus Angst vor finanziellen Einbußen nicht mit dem Bau einer zweiten Kirche einverstanden waren. In einer Urkunde von 1229 wird der Streit zwischen dem Probst von Selbold und dem kaiserlichen Vertreter, dem Villicus von Gelnhausen durch drei Kanoniker von Mainz dahingehend entschieden, dass diese der Stadt verbieten, sich jemals wieder in die kirchlichen Belange des Klosters Selbold einzumischen. Papst Gregor IX. bestätigte 1238 nochmals die Privilegien des Klosters Selbold und bekräftigte das Verbot, ohne Zustimmung Selbolds eine Kirche in Gelnhausen zu errichten.

Der Bau der in modernsten Formen begonnenen Stadtkirche wurde daraufhin unterbrochen und in einfacher Form provisorisch fertiggestellt. Geplant war eine dreischiffige Basilika auf kreuzförmigem Grundriss mit Nebenapsiden und zwei Chorflankentürmen. Der Innenraum war mit längsrechteckigen Langhausjochen und kurzen Querschiffen und Gewölben im gebundenen System begonnen. Im Chorbereich sind nur die Nebenapsiden mit Chorflankentürmen und die Höhe des Chorbogens bekannt. Bis etwa 1230 wurden etwa 2/3 der unteren Ebene des Langhauses mit den beiden Portalen, Teile des Querschiffes, die nordöstliche Apsis und der Südostturm fertiggestellt. Aufgrund der kreuzförmigen Pfeiler waren im Mittelschiff Kreuzrippen-, im Seitenschiff Kreuzgratgewölbe geplant. Auffällig ist die für den mittelrheinischen Raum ungewöhnlich steile Höhe des geplanten Gewölbes (Mittelschiffbreite 7 m, Höhe des Vierungsbogens 14 m.). Die noch erhaltene Bauornamentik weist auf die mittel- und oberrheinischen Vorbilder des staufischen Herrschaftsgebietes, die letztlich stark lombardisch geprägt waren. Schauseite der Kirche sollte die Südseite werden, da die Handelsstraße an ihr vorbeizog. Daher vereinigt dieses rundbogige, gestufte Portal verschiedene repräsentative Ornamente staufischer Bauten: die typische Rechteckrahmung wie in Münzenberg, das lombardische Löwenpaar als Basis zweier Rundsäulen, Kapitelle mit kleinen Masken, die an zahlreichen staufischen Bauten vorkommen und das umlaufende Zackenband an einer Archivolte, das ebenfalls aus Münzenberg bekannt ist. Das Rundbogenportal der Nordseite ist mit einer schlichten sitzenden Petrusfigur im Tympanon dem Kirchenpatron gewidmet.

Im Inneren geben die filigran gearbeiteten Blattkapitelle einen Eindruck von der geplanten, hohen Bauqualität der Kirche. Ende des 13. Jahrhundert wurde der Nordostturm fertiggestellt, der Chorbogen zugemauert und die Kirche auf einfachen Rundpfeilern flach gedeckt. In dieser Form wurde die Kirche als Trau-, Tauf- und Beerdigungskirche genutzt. Der Kirchhof war als Begräbnisstätte bei der Bevölkerung sehr beliebt. Das Westfenster entstand noch im 15. Jahrhundert Nach der Reformation kam die Kirche in städtischen Besitz und verfiel. Während des siebenjährigen Krieges und der napoleonischen Zeit wurde sie als Lazarett, danach als städtisches Materiallager genutzt. 1826 kam die evangelische Kirchengemeinde in den Besitz der Kirche, die diese aber aus Kostengründen verkaufte. Der Zigarrenfabrikant Caspar Dietrich Mähler ersteigerte 1830 die Kirche für 925 Gulden.

1832 wurden die beiden Chorflankentürme und die Apsiden abgebrochen, das Querhaus mit eingezogenen Decken in ein Wohnhaus und das Langhaus zur Tabakfabrik umgebaut.

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts erwarb die wieder angewachsene katholische Kirchengemeinde die Kirche für 90.000 Mark von den Erben Mählers und ließ sie nach den Plänen des Architekten Martin Webers zur katholischen Pfarrkirche ausbauen. In den Diskussionen um die Gestaltung der Kirche zwischen den Befürwortern einer Rekonstruktion des romanischen Planes und den Anhängern einer zeitgemäßen, modernen Architektur setzten sich letztere durch. Martin Weber orientierte sich in seiner Kubatur an der Romanik und verband sie mit einer klaren, modernen Formensprache. Die ehemals runden Chorflankentürme und die vermutlich rund geplante Chorapsis wurden kantig und glatt. Im Inneren beleben die romanischen Architekturelemente als einziger Schmuck den schlichten, klaren Raumeindruck.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

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