Fabrikstraße
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Main-Kinzig-Kreis
Brachttal
Schlierbach
  • Fabrikstraße
Teile der Waechtersbacher Keramikfabrik
Flur: 2
Flurstück: 2/12, 2/22, 2/24

Im Jahr 1829 wurde große Vorkommen weißen Tons im Isenburgisch-Wächtersbach''schen Forst entdeckt, der nach einer Untersuchung des Werkmeisters Johann Scharff aus Luxemburg als hervorragend geeignet für die Herstellung von Keramik eingestuft wurde. Da alle anderen zur Herstellung benötigten Materialien ebenfalls in der Nähe abgebaut werden konnten, schlossen 1832 Graf Adolf von Isenburg-Wächtersbach und weitere sechs Persönlichkeiten aus Wächtersbach und Schlierbach einen Sozietätsvertrag zur Gründung einer Steingutfabrik, um damit der großen Armut der Bevölkerung im Brachttal zu begegnen. Die Produktion begann am 1.10.1832 in einem gemieteten Bauernhof in Weilers, auf dessen Gelände ein kleiner Holzbrennofen für die ersten Brennversuche errichtet wurde. Gleichzeitig mietete man einen Gang der benachbarten Hesseldorfer Mühle, um die notwendigen Materialien mahlen zu können. Werkmeister wurde Johann Scharff, damals in der Keramikfabrik Damm bei Aschaffenburg angestellt, der gleich 9 Facharbeiter mitbrachte. Die übrigen Arbeitskräfte kamen aus dem Töpferdorf Wittgenborn und der Umgebung.

Am 17.5.1833 verkaufte Konrad Hoffmann jun. seine bei Schlierbach an der Bracht gelegene Mühle samt Wasserkraft und zugehörigem Gelände an den Gesellschafter Mülot, der sie 1837 an Wächtersbach weiter veräußerte. 1834 begann die Produktion in Schlierbach. Das Fabrikanwesen bestand aus dem zweigeschossigen Mühlengebäude mit drei Mahlgängen, einem Magazingebäude und Stallungen, dem Brennhaus mit Ofen, der Sécherie (Trocknerei, in der die Steingutmasse eingedickt wurde) und etlichen Grundstücken. 1856 übernahm Graf Ferdinand Maximilian zu Ysenburg-Wächtersbach die Fabrik ganz und ließ sie zwischen 1858 und 1860 ausbauen. Die Zufahrt zur Fabrik wurde um diese Zeit als Lindenallee angelegt, die heute noch zum großen Teil erhalten ist Das repräsentativste Gebäude der heutigen Fabrikanlage, das Direktoren- und Speichergebäude, entstand 1859 und schließt den Bering nach Norden ab. zu diesem Zeitpunkt wurden noch die Mühlengebäude zur Steingutherstellung genutzt. Zwischen 1870 und 1920 wurden Fachwerkgebäude im spätklassizistischen Stil für die Verwaltung, Produktion und Materiallagerung errichtet. Ein großer Brennofen mit Schornstein sowie Hallen in Ziegelbauweise entstanden um 1900. Weitere Fabrikationshallen wurden in den 1950er Jahren und nach einem Brand 1968 errichtet.

Als Kulturdenkmale werden aus historischen Gründen die ältesten Teile der Fabrikanlage eingestuft.

Am nördlichen Rand des Geländes gruppieren sich die drei ältesten Gebäude der Fabrik um einen Platanenhain mit einem zentralen Laufbrunnen und bilden so eine dreiseitig geschlossene repräsentative Platzanlage mit dem Verwaltungszentrum.

Schuppen um 1834

Neben der Einfahrt eingeschossiger Schuppen, der in die Anfangszeit der Fabrik datiert, traufseitig teilweise mit bunten dünnen Keramikplatten in Art der für die Gegend typischen Schindeln behängt. Diese "Keramikschindeln“ sind ein frühes Produkt der Keramikwerke und kommen ebenfalls in Restbeständen an dem Haus Wächtersbacher Str. 58 vor.

Wohn- und Speichergebäude von 1859 (ehemaliges direktorengebäude) sowie Platanenhain und Brunnen:

Traufständiger, zweigeschossiger und fünfachsiger Massivbau von 1859 in spätklassizistischen Formen. Der repräsentative Bau mit Treppengiebeln, dreiachsigem Zwerchhaus und Okulusfenster, steht auf einem hohem Kellersockel risalitartig zwischen zwei flankierenden, langgestreckten Seitenflügeln vor. Während der Mittelbau mit Sandsteinquadern verblendet wurde, bestehen die niedrigeren Seitenflügel aus Bruchsteinmauerwerk. Alle Tür- und Fenstergewände in Werkstein mit abgefasten Gewänden, in den etwas später errichteten Seitenflügeln mit Stichbögen. Im Inneren der Räume schöne gußeiserne Stützen mit Kapitellen erhalten.

Der Brunnen, inschriftlich datiert auf 1859, besteht aus einem abgerundeten, rechteckigen Brunnentrog, einem Brunnenpfosten mit profilierter Abschlussplatte und gußeisernem Ausguss in Form eines Chimärenkopfes.

Verwaltungsgebäude

Östlich dieses Gebäuderiegels wurde im Rahmen der großen Erweiterungsphase der Fabrik zwischen 1870 und 1890 ein dreigeschossiges Verwaltungsgebäude in spätklassiszistischen, kubischen Formen mit flachgeneigtem, auskragendem Satteldach errichtet. Auf einem hohen Erdgeschoss aus Sandstein zwei einfache Fachwerkgeschosse, die vierachsige Giebelseite mit Schiefer verkleidet. Fenster des Erd- und 1. Obergeschosses mit Stichbogen, das zweite Obergeschoss mit gekuppelten schmalen Fenstern wurde später aufgesetzt.

Die alte, repräsentative Anlage der Fabrik ist in ihrem heutigen Bestand trotz moderner Zutaten noch sehr gut ablesbar und stellt ein wichtiges Zeugnis der Industrialisierung dieser land- und forstwirtschaftlich geprägten Region dar. Mit ihrer Einrichtung wurde durch die Grafen zu Ysenburg-Wächtersbach der erfolgreiche Versuch unternommen, die heimischen Ressourcen zu nutzen und der Bevölkerung neue Erwerbsquellen zu erschliessen.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
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Jüdischer Friedhof
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