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Kinzighausen war Zentrum der kleinen reichsunmittelbaren Herrschaft Aufenau, die bis zu ihrer Auflösung durch Jahrhunderte in Besitz der Herren von Forstmeister war. 1360 belehnte Kaiser Karl IV. Ditzel Mulich von Aufenau mit dem Forstmeisteramt. Der ursprüngliche Wohnsitz der Herren von Forstmeister wird in Aufenau unterhalb des Hanges der Kirche vermutet. Um 1600 verlegten die Herren von Forstmeister ihren festen Wohnsitz auf das andere Kinzigufer und errichteten "Schloss Kinzighausen“ in der Ebene nördlich von Aufenau. Die Kellerei mit Rentmeister kam ebenfalls nach Kinzighausen, die Zollstation, das Gericht und der Amtmann blieben in Aufenau. Die neue Anlage war mit Wall und Gräben umgeben, die heute noch als Mühlbäche und Gräben das Gelände prägen. Wolf schreibt 1824 zu Kinzighausen: “Dieses Schloss gewährte einen mannigfaltigen, und gefälligen Ruhepunkt für das Auge. Die von Forstmeister wohnten hier in der Mitte ihrer Unterthanen zu Aufenau und Neudorf. Das Schloß Kinzighausen erhielt sich bis auf die neueste Zeiten in einem massiven, ringsum von einem Wasser - Graben umschlungenen Wohnhause. Vor einigen Jahren ward dasselbe bis auf das Erdgeschoss abgebrochen, und dem Pächter des dazu gehörigen Gutes zur Wohnung angewiesen. Die Wohnung der Beamten musste der neu errichteten Balduf''schen Papierfabrik weichen....“ (Wolf, Landgericht Orb, S. 95) Das Schloss wurde wegen Baufälligkeit 1805 zusammen mit dem Bedienstetenhaus abgebrochen. Das alte Hofgut, eine offene Vierseitanlage, ist in den Außenmauern erhalten.
Als die Schlossanlage errichtet wurde, bestand wohl schon seit dem frühen 15. Jahrhundert eine Mühle in dem Gelände, denn 1481 erscheinen in einem Kaufvertrag bereits eine "Mühl- oder Wehrwiese“ bei Aufenau. 1677 wird die Mühle von Philipp Johann Forstmeister genauer beschrieben: “...eine zwischen Aufenau und Neudorf gelegene Mahlmühle samt Wohnbau, Vorhof und Scheuer, wie sie in ihrem Mühlgraben begriffen,...“ (nach Klein, Mühlen, S.97). Wohl zu Beginn des 18. Jahrhunderts muss der Mahlmühle eine Papiermühle angegliedert worden sein, denn 1728 beklagt sich der Steinauer Papiermacher David wegen der neue eröffneten Papiermühle in Aufenau. (Klein, S. 98) Nach einer im Staatsarchiv Würzburg befindlichen Aufstellung gehörten 1779 zu Kinzighausen neben dem Schlossgebäude:
1 Bedientenhaus
1 Hofhaus mit 2 Kutschenremisen, 4 Viehställen und 1 Backhaus im Erdgeschoss
1 Schweinehof,
1 Mahlmühle mit 2 Wassergängen mit allem Zubehör
und
1 Papiermühle "mit 1 Wassergang und Geschirr. Im unteren Stock steht das inwendig laufende Geschirr samt Holländer und Stampfen, nebendran die Werkstatt und Presse. Im mittleren Stock 4 Stuben und Kammern nebst 1 Küche, darüber 1 großer Boden zum Papieraufhenken, nebst 1 Futterstall.“ (nach Ackermann, Die Papiermühle Kinzighausen, Sgl. Gesch. Wächtersbach 1988, Nr. 60)
Die Mühle zählte nicht zu den großen Papiermühlen, stellte jedoch Papier von sehr guter Qualität her. Das Rohmaterial, Lumpen, wurde von professionellen Lumpensammlern bezogen, die ihre Sammelbezirke gegen erhebliche Gebühren pachten mussten. Wasserzeichen der Papiermühle Kinzighausen sind bislang seit 1753 bekannt. Wasserzeichen von Christian Betzing, 1746-1753. 1798 besichtigte Baurat Möller aus Hanau die beiden inzwischen stark reparaturbedürftigen Mühlen und kam zu dem Ergebnis, dass sie nicht mehr zu reparieren seien und neu aufgeführt werden müssten. Zu diesem Zweck sollte das benachbarte Brennhaus abgebrochen und als Steinvorrat genutzt werden, die Renteibeamten müssten eine neue Wohnung beziehen und bei dem Neubau der faule 2. Stock weggelassen werden. Offenbar wurde das bisherige Beamtenwohnhaus zum Mühlenhaus umgebaut. Nach zahlreichen Pächterwechseln kam die Papiermühle 1810 an Johannes Balduf, der sie schon zwischen 1802 und 1806 geführt hatte. 1819 erwarb er die Papiermühle käuflich für 4.157 Gulden. Unter seinem Nachfolger arbeitete die Mühle noch bis 1836, dann wurde der gegenüber der industriellen Papierherstellung nicht mehr konkurrenzfähige Betrieb eingestellt. (nach Ackermann)
Die 1798 neu errichteten Gebäude sind noch heute erhalten. Das Mühlenhaus, ein eingeschossiger, winkelförmiger Sandsteinbau mit großem Walmdach steht leer und ist in schlechtem Zustand. Das angrenzende zweigeschossige Wohnhaus des Müllers wird auch heute zu Wohnzwecken genutzt. Das barocke ursprünglich eingeschossige massive Wohnhaus mit Mansarddach wurde anlässlich einer Renovierung verändert. Die Dachhaut des ausgebauten Dachgeschosses wurde beseitigt und das einfache Fachwerkgebälk freigelegt. Dadurch erhielt das Gebäude ein völlig anderes Aussehen und der typisch barocke Charakter ging leider verloren.
Der ehemalige Schlossbering mit den umliegenden Gräben, der Mühle und den Wiesen ist aufgrund seiner historischen Bedeutung als Zentrum der Herrschaft Aufenau als Sachgesamtheit geschützt. Dazu zählen die Hausnummern 1, 2, 3 und 4.
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