Marktstraße 25
Innenraum nach Osten
Innenraum nach Osten
Chor und Hochaltar
Orgel
Laiengestühl
Madonna
Gewölbe im Chor
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Rheingau-Taunus-Kreis
Kiedrich
  • Marktstraße 25
Kath. Pfarrkirche St. Dionysius und Valentinus
Flur: 11
Flurstück: 67/5

Das Dionysius-Patrozinium der Kiedricher Kirche, einer ehemaligen Filiale von Eltville, spricht für eine frühe Gründung. 1275 wird eine eigene Kirche, 1277 ein Pfarrer urkundlich erwähnt. Eine dreischiffige Vorgängerkirche wurde 1962 teilweise ergraben. Seit dem Mittelalter war Kiedrich eine bedeutende Wallfahrtsstätte zum Nothelfer gegen die fallende Sucht (Epilepsie), St.Valentinus, gefördert durch Schenkungen von Reliquien im 15. Jh.

Eine bis um 1380 auf den Fundamenten des Vorgängerbaues errichtete dreischiffige Hallenkirche mit viergeschossigem Westturm wurde in der 2. Hälfte des 15. Jhs. großzügig erweitert, der Chor nach 1454 bis 1481 neu erbaut. Als Baumeister war u. a. Meister Wilhelm und wahrscheinlich Wolfgang Tenc beteiligt; weitere Zuschreibungen von Baumeistern und Werkstätten nicht eindeutig belegt. Eine Gesamtrestaurierung 1857-78 auf Initiative des Baronet John Sutton stellte den einheitlichen spätgotischen Charakter wieder her. Die Kiedricher Pfarrkirche wurde 2010 zur Basilica minor erhoben.

Am Siedlungsrand über dem Bachtal gelegener, ummauerter Kirchhof mit Pfarrkirche, Totenkapelle und ehemaligem Küsterhaus. Die heutige, hoch aufragende Emporenbasilika entstand bis Ende des 15. Jhs. Aus der vorangegangenen Bauphase des 14. Jhs. erhalten sind Teile des Langhauses und die Seitenschiffe mit ihren Gewölben sowie zwei Portale.

Langhaus gegliedert durch abgetreppte Strebepfeiler, mit zwei übereinander angeordneten Reihen von Spitzbogenfenstern mit reichem, spätgotischem Maßwerk zweier Bauphasen. Südportal mit Tympanon nach 1400, schlichtere Nordtür.

Chor mit teilweise aufwendigeren, schmuckreicheren Formen von Strebepfeilern und Fenstern. An der Südseite reich gestalteter Sakristeianbau mit geschweiftem Giebel; kleinere und schlichtere Sakristei an der Nordseite.

Der stattliche Westturm erhielt nach Brand 1712 ein barockes fünftes Geschoss mit hohem Helm; diesem wurde der Dachreiter angeglichen. Bei Re-

staurierung 1857-76 mit Neubau des Daches über Langhaus und Chor durch Franz Joseph von Denzinger erhielten das erneuerte Turmobergeschoss und der Dachreiter ihre neugotische Gestalt. Am Turm jeweils zwei Geschosse mit Rahmengliederung und abschließendem Maßwerkfries, die untereren Geschosse zur Westseite mit flächiger Quaderung. Westfenster mit reichem Maßwerk und Westportal um 1400, 1876 restauriert und farbig gefasst.

Das Langhaus wurde etwa 1480-1493 von Wolfgang Tenc zur Emporenhalle aufgestockt, gleichzeitig das alle drei Schiffe überspannende Dachwerk aufgesetzt. Im Mittelschiff Sterngewölbe, bez. 1490, im Emporengeschoss Kreuzgewölbe, bez. 1493. Emporenbrüstung aus Maßwerk.

Achteckige kämpferlose Schiffspfeiler; in den Seitenschiffen Kreuzrippengewölbe mit figürlichen und Wappenschlusssteinen auf Figuren- und Laubkonsolen.

Im Chor Sterngewölbe mit sich überschneidenden, doppelt gekehlten Rippen auf den älteren Bündeldiensten. Auf dem Schlussstein gemaltes Erbärmdebild, an den Knotenpunkten acht Wappen: Gemeinde und Schultheiß, Bauverwalter sowie der ausführende Baumeister, Wolfgang Tenc, mit seinem Zeichen und Jahreszahl 1481.

Die Rankenbemalung der Gewölbe wurde 1965 freigelegt und neugotisch ergänzt. In der Südsakristei lateinische Wandsprüche (Distichen) der Zeit um 1500. Glasfenster 1870-79 von Jean de Bethune. Seitenfenster des Chors von Joseph Osterrath. In den Fenstern des Nordschiffs Scheiben aus der 2. Hälfte des 14. Jhs. erhalten, stehende Heilige unter Baldachinen. Fenster in der Südsakristei teilweise mit Glasmalereien des späten 15. Jhs.

Lettner vom Ende des 15. Jhs, dreijochig mit Netzgewölben auf achtseitigen Pfeilern, mit Maßwerkbrüstung; nach 1682 abgebrochen, 1864 neu errichtet; eine Wendeltreppe 1966 entfernt. Steinfiguren 1864 von Bildhauer Nikolaus Elscheid. An der Chorseite vier Heilige, Sebastian, Elisabeth, Maria Magdalena und Christophorus vom ehemaligen Elisabethaltar, aus der Werkstatt des Meisters mit dem Brustlatz. Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen von uneinheitlicher Herkunft (Umkreis Hans Backoffen, vielleicht Peter Schro; Maria und Johannes, Riemenschneider-Nachfolge, zwei Engel um/nach 1500).

Ausstattung im Chor: Hochaltar, hinter der gotischen Mensa als Epitaphaltar für Caspar von Eltz († 1619). Mehrzoniger steinerner Renaissance-Aufbau mit Stuck- und Alabasterreliefs, Heiligenfiguren und Ahnenwappen; großes Hauptrelief mit Anbetung der Heiligen Drei Könige. Sakramentshaus mit zweistöckigem Tabernakel und hohem, zierlichem Turm 1869 unter Verwendung von Teilen des um 1490 entstandenen Originals erneuert. Messpult, Holz, mit Leidenssymbolen Christi, Stiftung des Altaristen Conrad von Lahnstein, vor 1500. Chorgestühl um 1500, teilweise ergänzt; auf den Wangen der Frontseiten vollplastische Tierdrolerien. Bänke und Sängerpult 19. Jh. Hölzerner Dreisitz, Anfang 16. Jh., mit Schnitzereien. Kleine Tragorgel, Ende 17. Jh., aus Flandern.

Figuren: Thronende Muttergottes, Holz, um 1330. Vesperbild, Holz, mittelrheinisch, um 1400, Fassung neu.

Grabdenkmäler: Grabplatte des Stifters des Hochaltars Caspar von Eltz († 1619) mit Ahnenwappen. Ädikula-Epitaph Dieter von Hohenstein († 1517) und Ehefrau Katharina († 1560). Epitaph Eberhard Koeth von Wanscheid († 1609) und Ehefrau. Grabmal vermutlich nach Entwurf von Reichsfreiherr Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn für seine Tochter Maria Philippina († 1759) über dem Eingang zur Nordsakristei. Grabplatte des Ritters Gerhard von Scharfenstein († 1352) und seiner Ehefrau. Grabplatte der Anna Ursula von Ritter zu Groene-

steyn geb. von Schwalbach († 1649) und ihres Gemahls Stephan († 1657) vor dem Lettner unter Holzdeckel.

Ausstattung im Langhaus: An der Ostwand des südlichen Seitenschiffs Katharinenaltar, von Juliane von Schwalbach geb. von Eltz 1620 gestifteter Epitaphaltar. Kreuzigungsgruppe zwischen zwei Tafeln mit Ahnenwappen, im Aufsatz Auferstehung und Heiligenfiguren. Auf der Mensa Reliquienbüste des hl. Valentin, 18. Jh., mit Schädelreliquie. An der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs Johannesaltar, Altarschrein um 1500, Anna Selbdritt, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer, Hauptwerke der Werkstatt des Meisters mit dem Brustlatz, mit neuer Fassung und Ergänzungen 1862 durch Nikolaus Elscheid. Die gemalten Flügel 1862 von August Martin (Kopien des spätgotischen Wolfskehler Altars). Auf der nördlichen Empore Margarethenaltar mit drei Heiligenstatuen vom Ende des 15. Jhs., um 1865 restauriert, in Schrein des 19. Jhs. Auf der südlichen Empore Marienaltar um 1480.

Taufstein, schwarzer Marmor, 1753. Steinkanzel, bez. „1493 Tenc" vom Meister der Chor- und Mittelschiffsgewölbe, mit Figuren 1901 von Hans Steinlein. Beichtstühle 1688 mit jüngeren bekrönenden Figuren, hl. Johannes von Nepomuk, 18. Jh., aus Kloster Eberbach. Kirchenengestühl, 1510 von Erhard Falkener, eines der wenigen vollständig erhaltenen spätgotischen Laiengestühle Deutschlands; Flachschnitzerei mit Inschriften, Pflanzendarstellungen und Maßwerk; Emporengestühl 1872. Sechseckiger schmiedeeiserner Leuchtertisch, um 1500. Orgel, um 1500, mehrfach repariert und 1710 im Aufbau erneuert; 1859/60 Wiederherstellung durch Louis-Benoit Hooghuys, Brügge. Das Gehäuse weitgehend erneuert, mit von August Martin gemalten Flügeln und Holzbalkon.

Einzelbildwerke: Unter dem Triumphbogen Gnadenstuhl, Holz, 14. Jh. An den beiden östlichen Schiffspfeilern Anna Selbdritt, Holz, Anfang 16. Jh., und Muttergottes auf der Mondsichel, Terrakotta, mittelrheinisch, Mitte 15. Jh.; Konsole 1500. An den westlichen Schiffspfeilern die Heiligen Dionysius und Valentinus, 16. Jh. Im südlichen Seitenschiff sitzender Bischof, wohl 2. Hälfte des 14. Jhs., Neufassung 1976. An der Westwand des Südseitenschiffs Immaculata, 18. Jh., restauriert 1981. Im nördlichen Seitenschiff Jakobus d. Ä., um 1500, aus der Werkstatt des Meisters mit dem Brustlatz. An der Ostseite des Turms zwei gemalte Holzepitaphe, Walburga Koeth von Wanscheid († 1566) und Bartholomäus Thein († 1581).

Ausstattung der Sakristeien: Spätgotische Sakristeitüren mit reichen Beschlägen. In der Südsakristei spätgotische Piscina mit Maßwerkvorhang sowie mehrere spätgotische Wandschränke mit alten Beschlägen.

Glocken: Gemeindeglocke 1389. Große Glocke sowie Messglocke 1513, von Hans von Frankfurt. Mittagsglocke, umgegossen zuletzt 1868. Im Dachreiter Beichtglöckchen,15. Jh.

Bedeutende spätgotische Wallfahrtskirche, besonders reizvoll aufgrund ihrer reichen Ausstattung und wiederhergestellten Stileinheit; mit der benachbarten Totenkapelle St. Michael (Mühlbergstraße 1) Bestandteil des herausragenden Ensembles um den Kirchhof, Sachgesamtheit.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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