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Der am Ort einer älteren Siedlung oder eines Adelssitzes R(e)ichardshusen wohl 1152 gegründete, 1163 als cellaria genannte Wirtschaftshof des Klosters Eberbach, noch im 12. Jh. unter dem ersten Abt Ruthard fertiggestellt, entwickelte sich zum größten Weinstapel- und Warenumschlagplatz der Abtei. Von hier aus gingen Wein und andere Frachtgüter per Schiff nach Köln zur dortigen Niederlassung des Klosters. Eine Zeichnung von 1575 zeigt den ummauerten Hof als dreiflügelige Anlage mit Haupt- und Nebenbauten aus Fachwerk. Nach Niedergang des Hofgutes im 16. Jh. und Verwüstung 1635 folgten unter Abt Hermann Hungrichhausen 1737-1740 der Abbruch der ruinösen Gebäude und ein Neubau weitgehend auf alten Fundamenten. Zeitgenössischen Berichten zufolge war „der im Östricher Gemarck gelegene Reichartshäuser Hof 1738 unter der Regierung des Abtes Hermann mit einer Hauskapell, Keller, Kelterhaus, Scheuer und Stallungen von purem Stein bis unter die Dachung nebst einem Gemüß- und Blumengarten neu auferbauet und von Abt Adolph der anliegende ... zehentfreie Fruch- und Weingarten statt voriger Zäunung mit einer Mauer im Quadrat umgeben, mithin das ganze Gebau und Anhang rings herum völlig geschlossen worden."
Nach der Säkularisation 1803 ging das Domänengut an den Herzog von Nassau-Usingen. 1804 folgte eine klassizistische Erneuerung des Inneren durch Hofbaudirektor Götz im Auftrag der Fürstin von Anhalt-Köthen. Nach 1807 Witwensitz der Herzogin Luise von Waldeck, Gemahlin des Fürsten Friedrich August von Nassau. 1817 Erwerb durch Graf Erwein von Schönborn, der eine bedeutende Gemälde- und Skulpturensammlung einrichtete sowie einen englischen Park mit Bacchustempel anlegen ließ; seither die Bezeichnung Schloss Reichartshausen. 1873 Verkauf an Gräfin Benckendorf, Hofdame bei Marianne von Preußen in Erbach, ohne den zugehörigen Weinberg Pfaffenberg in der Gemarkung Eltville-Hattenheim (siehe dort). 1889 Erwerb durch August Wilhelmj, Weinhändler und Gutsbesitzer; Überbauung des Hofes als Kellerei mit Terrasse und großer Sandsteintreppe; Neugestaltung des Parks mit Kunstruine (Wasserturm) 1890-94 und eigenem E-Werk. Weitere Besitzer: Anfang 20. Jh. Firma Kahlbaum, Berlin; 1938 Weinhandlung Horz, Winkel. 1970 durch die Firma Fritz Werner, Geisenheim, Wiederherstellung in den Formen von 1740. Der burmesische Pavillon im Park kam 1970/71 hinzu. Seit 1980 ist der Hof Reichartshausen Sitz der European Business School; durch diese 2000 Neubau eines Hörsaalgebäudes (Architekt: Christoph Mäckler, Frankfurt/Main).
Etwa 1 km östlich von Oestrich inmitten eines Parkgeländes und Weinbergen in Rheinufernähe gelegene, große Hofanlage. Die frühere unmittelbare Uferlage wurde durch Verlandung der vorgelagerten, um die Mitte des 13. Jhs. entstandenen Aue Käsbrett und Bau der Bundesstraße B 42 allerdings vom Rhein abgerückt. Auch die frühere direkte Wegeverbindung zu Neuhof und Kloster Eberbach wurde durch den Eisenbahnbau und weitere Verkehrsstraßen abgeschnitten.
Hauptbau
Dreiflügelige, zweigeschossige Anlage auf U-förmigem Grundriss um einen nach Osten offenen Hof. Die beiden Seitenflügel sowie der Mittelflügel bestehen in der Länge aus je 18 Achsen bei einer Tiefe von drei Achsen. Jeweils fünf Achsen fallen auf kaum hervortretende Eckrisalite. Massivbau aus Bruchstein mit verschiefertem Walmdach, auf dem Mitteltrakt kleiner Uhrendachreiter. Schlicht rechteckige Fenster in Sandsteingewänden, gequaderten Ecklisenen. Eine Wappentafel des Abtes Adolph Werner von Salmünster nicht ursprünglich. An den Kopfenden der Flügel segmentbogige Einfahrten. Im Erdgeschoss des Nordflügels zweischiffige, gewölbte Kelleranlage. Im Inneren weitgehend erneuert. 1925 wurde der gesamte barocke Deckenstuck abgeschlagen sowie Holzeinbauten restlos entfernt.
Unmittelbar nördlich anschließend ein zweigeschossiger massiver Wirtschaftsbau des 18. Jhs.
Kunstruine
nördlich der Hofgebäude, aus Taunusquarzit mit Werkstücken aus rotem Sandstein, bestehend aus großer Pallaswand mit Giebeln und hohem Rundturm (genannt Marienturm, errichtet anstelle einer ehemaligen Kapelle). Eine Tafel mit lateinischer Inschrift nennt als Bauherrn Albert Wilhelmj und als Architekt Franz Schädel, Geisenheim. Ehemals Kulisse für die dahinter anschließenden Wirtschaftsgebäude, heute modern ausgebaut.
Wachhaus
An der Landstraße, aus nassauischer Zeit um 1810 stammend. Kleiner massiver Rechteckbau, an dessen Vorderseite zwei Rundsäulen in einer breiten Mittelnische ein durchlaufendes Gebälk mit Dreiecksgiebel tragen. Einfriedung in Teilen erhalten, schmiedeeiserner Zaun und Gittertor mit Sandsteinpfosten; Teile der ursprünglichen Ummauerung, die ursprünglich den östlich anschließenden Weinberg Pfaffenberg (jetzt Weingut Schönborn, Eltville-Hattenheim) mit einschloss.
Park
nur noch ansatzweise erkennbar, durch neuere Nutzungen (Parkplatz) stark beeinträchtigt. Darin vereinzelte Spolien und Reste älteren Baumbestandes.
Burmesischer Freundschaftspavillon
1970/71 errichtet als Geschenk des Staates Burma an die Firma Fritz Werner als Dank für gute Zusammenarbeit. Das Gebäude ist die Nachbildung einer königlichen Empfangshalle, die als burmesischer Ausstellungspavillon auf der Expo 1968 in Montreal gezeigt wurde und dort abbrannte. Im damaligen Burma wurden zwei Nachbauten angefertigt und eine davon nach Oestrich transportiert. Die Grundsteinlegung im Park von Reichartshausen fand im Beisein des burmesischen Staatspräsidenten General Ne Win statt. Im Jahr 2000 Renovierung mit Hilfe der Republik Myanmar.
Massiv errichteter Pavillon mit farbig gedecktem, gestaffeltem Dach und reichen, farbig gefassten Holzschnitzereien. Im Inneren große Halle mit geschnitzten Türgewänden und umlaufendem, gemaltem Deckenfries. Teile des zugehörigen Inventars sind erhalten. Nördlich des Pavillons eine zugehörige offene Teehalle.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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