Kirchenraum (Obergeschoss) nach Nordwesten (Foto: C. Krienke, LfDH)
Fenstergestaltung auf dem Treppenabsatz vor dem Kirchenraum (Obergeschoss) (Foto: C. Krienke, LfDH)
Kanzelreliefs (Foto: C. Krienke, LfDH)
Altarwandrelief (Foto: C. Krienke, LfDH)
Fenstergestaltung im nördlichen Kirchenschiff (Obergeschoss) (Foto: C. Krienke, LfDH)
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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Gallusviertel
  • Friedrich-Ebert-Anlage 33
Ev. Matthäuskirche - Ausstattung (Sachteile)
Flur: 219
Flurstück: 5/1

Beschreibung

Die Räume der Matthäuskirche werden über ein Treppenhaus und einen Fahrstuhl erschlossen: Im Untergeschoss ist der Gemeindesaal verortet, während der Gottesdienstraum im Obergeschoss liegt. Der Kirchenraum zeigt sich als zweischiffige Halle mit Haupt- und Seitenschiff. Nach Nordwesten um drei Stufen erhöht, wird der eingezogene Altarraum indirekt belichtet. Die Altarwand bestimmt eine sieben Meter hohe Reliefdarstellung des thronenden Christus. In die rottonigen Sandsteinplatten sind abstrahierende Umrisslinien eingekerbt, so dass der seitliche Lichteinfall die Gestalt durch Schattenwurf plastisch formt. Den Altarraum begleitet nach Nordosten eine Kanzel, die fünf hochrechteckige Bronze-Flachreliefs trägt. In ihrer Mitte das Christusmonogramm, zeigt jede Bronzetafel die figurative Anmutung eines der vier Evangelisten über seinem jeweiligen Zeichenwesen. Die Seitenwände bestimmen jeweils vier hochrechteckige farbige Bleistegfenster. Gereiht wiederholen sich insgesamt vier abstrahierende Motive: Flammen nach oben oder unten weisend, Tropfen und sich kreuzende Wasserströme mit Fisch. Auf dem Treppenabsatz vor dem Kirchenraum umfängt eine Gruppe von sechs hochrechteckigen Fenstern eine grautonige Glasgestaltung: die Buchstaben Alpha und Omega in einem Liniengeflecht.

Geschichte

Als erster von Kirchensteuermitteln finanzierter Kirchenbau Frankfurts, wurde die Matthäuskirche 1905 nach Plänen des Darmstädter Architekten Friedrich Pützer errichtet. Die innovative Verbindung von Gemeinderaum im Unter- und Gottesdienstraum im Obergeschoss wurde auch nach der Kriegszerstörung 1944 beibehalten. Ruinenteile einbeziehend, gestaltete Oberbaurat Ernst Görcke den Wiederaufbau bis 1955 nach dem Rummelsberger Programm als längsgerichteten künstlerisch ausgeschmückten Feierraum. Von den ausgewählten bildenden Künstlern dürfte Hans-Bernt Gebhardt der Gemeinde durch seine Erdkarte in der benachbarten Goetheschule vertraut gewesen sein. Hans Mettel und Georg Meistermann prägten zeitgleich die großen römisch-katholischen Neubauten: ob Mettels Kerbreliefs an der Allerheiligen-Kirche (1953) oder Meistermanns Kryptafenster in St. Michael (1954). Meistermann und Mettel, beide an der Städelschule lehrend, bewegten sich damals an der Grenze zur Abstraktion. Mettels Altarwandrelief zeigt den apokalyptischen Weltenrichter mit dem Buch des Lebens und einer versöhnlichen Segensgeste. Im Schiff verband Meistermann christologische Chiffren wie den Fisch mit Zeichen des Heiligen Geistes, um auf dem Treppenabsatz das endzeitliche Buchstabenpaar als Gegenpol zum apokalyptischen Altarwandrelief zuwählen. Gebhardt blieb nah an der überlieferten Bildwelt, indem er die Evangelisten figurativ über ihr jeweiliges Zeichenwesen stellte. Als das nordwestliche Seitenschiff in den 1970er Jahren für den Kindergarten abgetrennt wurde, versetzte man Meistermanns Fenstergestaltung zum Hauptschiff hin und muss diese nun künstlich belichten.

Bewertung

Die künstlerische Ausstattung der Matthäuskirche – Glasgestaltung, Altarwandrelief und Kanzelreliefs – vertritt geschichtlich die erste Blüte des evangelischen Nachkriegskirchenbaus Frankfurts. In prominenten innenstadtnahen Wiederauf- und Neubauten wie der Lutherkirche (1955) suchte der Gemeindeverband den Anschluss an frühe römisch-katholische Programmbauten. Künstlerisch schöpften alle Künstler aus ihrem damaligen Formenrepertoire. Mettel zeigte in seiner, an der Allerheiligen-Kirche (1953) erprobten, Kerbrelief-Technik ein apokalyptisches Motiv in freundlich- . In seiner um 1955 prägenden linearen Formensprache reihte Meistermann, ähnlich zu den Rundfenstern der Lutherkirche(1955), christliche Bildchiffren. Mit dem nach Paris ausgewanderten Gebhardt sowie mit den nach 1933 verfemten Künstlern Meistermann und Mettel wurden in der Matthäuskirche drei prägende Künstler des modernen Nachkriegsfrankfurt in einer Kirche zusammengeführt. (g, k)


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

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