Schulhof von Westen (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Ansicht von Südwesten (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Schuluhr (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Treppenhaus (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Aula, Blick auf die Empore im Süden (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Aulaeingang (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Deckenkassette in der Aula (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
Aulaleuchter (Foto: Ralf Dorn, LfDH)
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Frankfurt, Stadt
Frankfurt
Eschersheim
  • Josephskirchstraße 9
Ziehenschule und Aula
Flur: 9
Flurstück: 38/16

Späthistoristischer Schulbau des Stadtbaumeisters Adolf Theodor Moritz von 1913/14 mit südöstlichem Erweiterungsbau von 1924-26

Geschichte

Eschersheim gehörte 1910 zu den eingemeindeten Orten des Landkreises Frankfurt. In dem ausgehandelten Eingemeindungsvertrag verpflichtete sich die Stadt, die Grundversorgung des neuen Stadtteils mit Schulen sicherzustellen. Dazu zählte auch die im April 1913 gegründete Eschersheimer Realschule und heutige Ziehenschule, die die eingemeindeten Vororte im Norden sowie mehrere Landhauskolonien bedienen sollte. Den Entwurf übernahm der 1905 in das Amt gewählte und vornehmlich im Schulbau tätige Frankfurter Stadtbaumeister Adolf Theodor Moritz (1873–1927). Die Schule wurde am 15. Oktober 1914 eröffnet. Eine bereits 1913 geplante Erweiterung durch einen Südflügel im Osten erfolgte sechs Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zwischen 1924 und 1926. Die Umbenennung der Schule in „Ziehen-Oberrealschule“ erfolgte 1925 zu Ehren des bekannten Frankfurter Pädagogen, Altphilologen und Schulstadtrats Julius Ziehen (1864–1925). Im gleichen Jahr wurde die Schule um einen realgymnasialen Zweig erweitert. Die Ziehenschule blieb von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont. 1969 wurde sie durch Neubauten nach Norden hin erweitert, der Aulatrakt im Süden für eine neue Hausmeisterwohnung ausgebaut und der Altbau saniert.

Beschreibung

Die Ziehenschule wurde auf dem Areal einer aufgelassenen Tongrube errichtet, was sich bis heute an dem tiefergelegenen Schulhof zeigt. Maßstäblich wurde sie der benachbarten katholischen Josephskirche angepasst. Gleichzeitig erfuhr das Schulgebäude eine differenzierte Gruppierung seiner Bauteile sowie eine vergleichbare Materialität und Farbgebung durch die Verwendung roten Mainsandsteins, hell verputzter Wände und grauer Schieferdächer. Der langgestreckte Baukörper in Ost-West-Richtung erhielt im Westen eine Turnhalle mit darüber liegender Aula in Nord-Süd-Richtung. Dadurch kam es zur Ausbildung eines südlichen Querhauses, an dessen Giebelwand die alte Schuluhr angebracht wurde. Davor wurde die Wohnung des Schuldieners errichtet, die 1969 durch einen Neubau ersetzt wurde. Durch den 1924-26 hinzugefügten Ostflügel wurde eine annähernd U-förmige Anlage geschaffen. Der auf einem Souterraingeschoss aufsitzende dreigeschossige verputzte Mauerwerksbau mit ausgebautem Mansarddach wurde in seiner Fassadengestaltung schlicht gehalten, erhielt jedoch mit Bauschmuck verzierte Eingänge.

Für den Innenausbau wurde auf „dauerhafte“ Materialien zurückgegriffen und in den Fluren "durch Anwendung einfacher, monumentaler Malerei versucht, auf die künstlerische Erziehung der Jugend einzuwirken und gleichzeitig den Räumen einen behaglichen, stimmungsvollen Eindruck zu geben" (Moritz 1915/16, 434). Die große Aula im ersten und zweiten Stock des Westflügels gewann für den Schulalltag eine herausragende Bedeutung. In der Westwand des Saales finden sich hohe, dreibahnige Fenster im Duktus der Renaissance. Der Saal weist eine Kassettendecke aus Beton auf, deren Dekormalerei vollständig erhalten (Moser/Geburzi 2010, 7) und ebenso bauzeitlich ist wie die vier großen Deckenleuchter. An der Nordseite der Aula befindet sich eine höher gelegte Bühne, im Süden eine Empore mit originaler Holzbrüstung und einem Zugang in der Ostwand. Die umlaufenden hölzernen Wandbrüstungen sowie Türen in der Ostwand des Saales stammen ebenfalls aus der Bauzeit.

Veränderungen

1969 riss man die Schuldienerwohnung südlich der Turnhalle/Aula ab und errichtete eine moderne Hausmeisterwohnung. Sämtliche Fenster, Türen, Fußböden und Wände im Altbau wurden erneuert. Der westliche Nordeingang wurde ebenfalls überbaut und dient heute als Haupteingang in die Schule. Gleichzeitig dient er als Verbindungsbau zu den nördlich gelegenen Erweiterungsbauten der 1960er Jahre.

Begründung

Die Ziehenschule wurde in ihren Proportionen und ihrer Materialität auf die benachbarte Josephskirche abgestimmt und bildet mit dieser ein städtebauliches Ensemble. In ihren Detailformen präsentiert sie sich als späthistoristischer Schulbau mit neoklassizistischen Tendenzen. Ortsgeschichtlich entstand die Schule im Zusammenhang mit der Eingemeindung von Eschersheim und bildet dadurch ein wichtiges zeithistorisches Dokument dieses Stadtteils. Durch ihre Nähe zur Josephskirche wurde der Gestaltung der Ziehenschule größere künstlerische Aufmerksamkeit geschenkt als anderen zeitgenössischen Bauten ihres Typs, was insbesondere an der Ausgestaltung der Aula ablesbar ist.

Die Ziehenschule mit ihrer Aula ist Kulturdenkmal aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen.

Literatur

Moritz, Adolf Theodor: Neuere höhere Knabenschulen in Frankfurt a. M. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2, 1915/16, S. 432-440.

Leuck, Dieter; Herr, Walter (Hrsg.): 70 Jahre Ziehenschule. Gymnasium in Frankfurt/Main-Eschersheim 1913–1983. Frankfurt am Main 1983.

Wagner, Richard: Ziehenschule von 1913 bis 1923. In: 75 Jahre Ziehenschule. 1913–1988. Festschrift. Offenbach 1988, S. 22-29.

Moser, Thorsten; Geburzi, Rudolf: Ziehenschule. Bericht der restauratorischen Voruntersuchung in der Aula. Sulzbach 2010.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
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Jüdischer Friedhof
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