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Erstmals genannt wird die Garbenheimer Kirche St. Georg um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Schutzheilige der Limburger Kirche könnte auf eine Gründung des dortigen Stiftes im 10. Jahrhunderts deuten, vielleicht als Eigenkirche der Herren von Garbenheim. Ihr Sitz war möglicherweise ein altes Gehöft nordöstlich der Kirche, das noch heute einen tiefen, mittelalterlichen Keller aufweist. Vermutlich kurz nach 1253 traf Ritter Erwin von Garbenheim testamentarische Verfügungen für sich und seine Familie; die Kirche, ein Priester und der Georgsaltar in der Kirche werden darin erwähnt. Im April 1265 änderte er sein älteres Testament und stattete die Garbenheimer Kirche mit Land aus. 1373 und noch 1516 wird der Katharinenaltar als zweiter Altar in der Kirche genannt. 1380 war das Patronatsrecht zwischen den Herren von Garbenheim und von Rodenhausen aufgeteilt, die nach der Mitte des 15. Jahrhunderts den Pfarrer stellten; 1479 war es ganz an von Rodenhausen übergegangen, die es schließlich dem Stift Wetzlar verkauften. 1516 wurde die „Kapelle" (als „Pfarrkirche eingeschränkten Rechts" waren die Geistlichen meist Vikare des Stiftes) dem Wetzlarer Stift inkorporiert. 1536 wurde Gerlach Reuter aus Herborn von Graf Philipp von Nassau-Weilburg als erster evangelischer Prediger eingesetzt. Im November 1865 wurde die Kirche wegen Einsturzgefahr geschlossen und fiel am 17.10.1866 dem Dorfbrand in Garbenheim zum Opfer. Die Pläne zu einem vollständigen Neubau erstellte Stadtbaumeister Witte aus Wetzlar wohl schon 1870/71, er hatte später auch die Bauaufsicht. Nach Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde erfolgte die Grundsteinlegung erst am 16.5.1882, die Kirchweihe fand am 31.10.1883 statt. Der Neubau ist im Verhältnis zum Vorgänger im Grundriss leicht auf den Goetheplatz hin gedreht und bis an die Fundamente des 1872 abgerissenen Rat- und Backhauses nach Osten vorgeschoben. Die frühe Erwähnung des Ortes sowie die Existenz eines Adelsgeschlechtes mit festem Turm im Ort lassen auf mehrere Vorgängerbauten an der heutigen Stelle im Ortskern schließen. Der letzte Vorgängerbau ist durch ein Foto bekannt: Ein längsrechteckiger Saal ohne gesondertem Turm und Chor. Über dem Chorbereich ist ein achteckiger, gedoppelter Dachreiter wohl des 17. Jahrhunderts zu erkennen. Der heutige Bau ist ein einheitlich spätklassizistischer, großer Saal mit Westturm, Chorpolygon und Chorannexe als Vorräume der Hauptzugänge, die auf den nur teilweise mit Bruchsteinmauern eingefassten Kirchplatz in der Ortsmitte Bezug nehmen. Das schlichtes Äußere wird von breiten, mit Aufsätzen und stilisierten Blütendolden betonten Ecklisenen und einer kleinen, die Dachlinie begleitenden Rundbogenarkatur aufgelockert. Die Traufseiten belichtet eine Doppelreihe Fenster, deren obere und größere mit einer Innenteilung aus rundbogigen Doppelbahnen mit zentralem Okulos versehen sind. Der Turm ist risalitartig aus der Westfront vorgezogen, die beiden Obergeschosse kragen auf Konsolen nach Westen vor. Ein schlanker, achteckiger Helm bildet den Turmabschluss. Die Jahreszahl „1882" am südwestlichen Eckfundament bezeichnet den Grundstein. Das ursprünglich mit Säulen eingefasste Westportal wurde in den fünfziger oder sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch eine schlichtere Lösung ersetzt. Der Innenraum überrascht durch seine lichte Weite. Der Turm ist weit in den Westteil eingezogen, die kleine 5/8-Apsis mit auf kleinen Wandkonsolen ruhendem Gratgewölbe schließt ohne Vorjoch an das Langhaus an. Der offene Dachstuhl flacher Neigung ist als Binderkonstruktion mit auf Wandkonsolen ruhenden Stielen konstruiert. Neben dem Bildnis des Pelikans mit Jungen unter dem Fenster in der Apsis wurden 1971 auch alle anderen Bilder und Sprüche geweißt; nur ein den Chorbogen begleitendes Band zeigt den Spruch „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit". Die nüchterne Ausstattung besteht aus umlaufenden, an den Traufwänden nicht ganz bis nach Osten geführten Emporen, einer schlichten Kanzel mit kassettierter Brüstung und Stiel sowie einem einfachen Altartisch mit griechischem Kreuz. Die Orgel stammt von der Fa. Rußmann in Wallau, sie wurde am 1.4.1886 geweiht. Im Gehäuse mit fünfachsigem Prospekt stehen zehn Register, verteilt auf Hauptwerk (Principal 8'', Bourdon 16'', Hohlflöte 8'', Octave 4'', Gedackt 4''), Oberwerk (Salicional 8'', Flöte 4'') und Pedal (Violoncello 8'', Octavbaß 8'', Subbaß 16''), dazu kommen zwei Koppeln und zwei Züge. Der Grabstein des 1833 in der nahen Eisensteingrube zu Tode gekommenen Johann Wilhelm Lantz wurde nachträglich in die Kirche überführt. Die drei Glocken der Vorgängerkirche waren erhalten, aber der neue Turm war dafür zu klein dimensioniert. Der Neuguss der Glocken erfolgte durch die Gießerei Rinker in Sinn aus im Krieg 1870/71 eroberten Kanonen, die der Staat geschenkt hatte. Die Kellerbachkapelle lag außerhalb des Ortes zwischen Garbenheim und Dorlar nahe der Stelle, wo der Kellerbach in die Lahn mündete, seitlich der Straße auf einem Felsvorsprung (heute durch Autobahnauffahrt stark verändert). Die Kapelle war schon 1584 bis auf Reste der Grundmauern abgerissen, „zu welcher Capellen vormahls viel Wallfahrten geschehen, allerley Kranckheiten daselbst geheilet und unzahlbare Menschen versagte Gesundheit erhalten haben, wie auß den manigfältigen Opfferen der Krücken, Bänden und aller gestalt wächsenden Bildnussen abzunehmen gewesen, deren die Capell voll gehangen. Die Fundamente wurden schon 1751 bei Straßen- bzw. Brückenbauarbeiten (Abzweig nach Kirchvers und Marburg) über den Bach ausgebrochen; der Hügel wurde verschleift. Letzte Reste zerstörten 1862 der Bau der Eisenbahn und schließlich die Autobahnauffahrt. 1587 wurde den Koblenzer Jesuiten das wundertätige Gnadenbild der Kapelle geschenkt, eine wenig kunstfertige, nur 37 cm hohe Pietá wohl des 15. Jahrhunderts (in der Koblenzer Jesuitenkirche erhalten).
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