Burgstraße 9, Luftbild
Gutshof Hermannstein, Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jh.
Gutshof Hermannstein, Mühlengebäude
Gutshof Hermannstein, Detail nördl. Gebäude
Gutshof Hermannstein, Hofansicht nach Norden
Burgstraße 9
Gutshof Hermannstein, Hofansicht nach Süden
Gutshof Hermannstein, Hofansicht nach Westen
Gutshof Hermannstein, Westansicht des Renaissancegebäudes
Gutshof Hermannstein, Jüngere Wirtschaftsgebäude
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Lahn-Dill-Kreis
Wetzlar
Hermannstein
  • Burgstraße 9
  • Am Schenkischen Hof
Gutshof
Flur: 15
Flurstück: 187, 79, 80/1

Unterhalb der 1377 erbauten Burg betrieb das Kloster Altenberg im 14. Jahrhundert einen Gutshof, der im Jahre 1381 an den Erbauer der Burg, Landgraf Hermann von Hessen, verkauft wurde. Seither gehört das Gut als Wirtschaftshof zur Gesamtanlage der "Burg Hermannstein". Der Baubestand des Hofgutes wurde in den Jahrhunderten nach 1381 kontinuierlich erweitert und erreichte schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine heutige Ausdehnung. Scheunen, Ställe und Wohngebäude gruppieren sich um zwei Höfe unterschiedlichen Alters. Ältester Teil der Gesamtanlage ist ein dreigeschossiges Bruchsteingebäude, das sich unterhalb des Donjons an die Burg anschließt. Quer vor dem Wohngebäude angeordnet, erschließt eine lange Freitreppe den rundbogigen Eingang im Obergeschoss und führt zugleich und auf eine von starken Bruchsteinmauern mit Strebepfeilern flankierte terrassenartige Plattform. Das einfache Bruchsteingebäude mit steilem Satteldach zeigt im Erd- und Obergeschoss noch immer flache Schießscharten, wurde im zweiten Obergeschoss inzwischen jedoch mit größeren Fensteröffnungen versehen. An die bergabgewandte Giebelseite schließt ein heute zweigeschossiger Wohntrakt an, der den älteren Hof von der Straße - heute dem vorderen Hof - abtrennt. An der ehemaligen Straßenseite des Gebäudes erhebt sich das verschieferte Fachwerkobergeschoss mit seinem übergiebelten Zwerchhaus. Seine das Erdgeschoss bildende Bruchsteinmauer ist im Kern mittelalterlich und wird von einer aufwändig gerahmten Doppeltür und im Anschluss an das Bruchsteingebäude einem Durchgang, der eine Verbindung der Höfe herstellt, durchbrochen. Hofseitig zeigt das Wohnhaus in beiden Geschossen ein dichtes Fachwerkgefüge des 18. Jahrhunderts mit Mannfiguren, flachen gebogenen Streben mit Winkelhölzern und gegenläufigen Fußbändern sowie Andreaskreuzen in den Fensterbrüstungen. Winklig anschließend wird der Hof von einem langen, zweigeschossigen Baukörper an der Talseite abgeschlossen. Das Erdgeschoss bildet eine im Kern mittelalterliche Bruchsteinmauer, die von sandsteingefassten Fensteröffnungen und einer Rundbogentür mit profiliertem Gewände gegliedert ist und an beiden Giebelseiten das Fachwerkobergeschoss abschließt. Dieses Obergeschoss zeigt eine üppige Vielfalt stark dekorierten Renaissancefachwerks, das in das späte 16. bis frühe 17. Jahrhundert verweist. Über der profilierten Schwelle werden insbesondere die Brüstungsfelder durch beschnitzte Feuerböcke, Rautenmotive und Winkelhölzer betont. Besonders hervorgehoben werden die Bundständer, die im Brüstungsbereich über Blattschnitzerei in regelmäßigen Kartuschen mit flankierenden, zu Laubwerk ausgearbeiteten Winkelhölzern piedestalartig betont werden. Flache, geschnitzte Säulenschäfte münden oberhalb der Sturzriegel in Blattkapitelle, deren flankierende, beschnitzte Winkelhölzer zusammen mit den stark dimensionierten Streben Mannfiguren bilden. Die übergiebelten Zwerchhäuser wurden zudem mit geschwungenen Fußbändern dekoriert. Ein jüngerer Fachwerkanbau mit Pultdach schließt das aufwändige Renaissancegebäude ab. Bergseitig, dem Renaissancebau gegenüber, flankieren Fachwerkställe und -scheunen unterschiedlichen Alters den Hofraum. Das mittlere Gebäude aus der Zeit um 1700 mit Bruchsteinerdgeschoss und dichtem Fachwerkgefüge mit flachen Streben und gegenläufigen Fußbändern im Obergeschoss wurde im 19. Jahrhundert westlich durch einen Gelenkbau in einfachem, konstruktivem Fachwerk über einem Bruchsteinerdgeschoss mit dem mittelalterlichen Wohnbau verbunden. Östlich schließt wiederum über einen schmalen Gelenkbau des späteren 19. Jahrhunderts ein Stallgebäude mit Fachwerkobergeschoss aus dem frühen 19. Jahrhundert an. An den Hofraum anschließend erhebt sich im Osten eine zweigeschossige Mühle aus Bruchstein mit steilem Satteldach und verschiefertem Giebel. Im späteren 18. Jahrhundert wurde der Hofraum offensichtlich zu klein und man errichtete eine giebelständig zu Burgstraße ausgerichtete, zweigeschossige Fachwerkscheune mit Bruchsteinerdgeschoss. Eine wohl um die Wende zum 19. Jahrhundert erbaute große Fachwerkscheune auf L-förmigem Grundriss bildet den Abschluss der Bebauung des vorderen Hofes.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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Jüdischer Friedhof
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