Sprudelhof nach Fertigstellung Richtung Kurpark; Abbildung nach Spranger, Führer durch den Sprudelhof, Friedberg 1987
Sprudelhof nach Fertigstellung Richtung Kurpark; Abbildung nach Spranger, Führer durch den Sprudelhof, Friedberg 1987
Großer Sprudel mit Badehaus VII, Aufnahme vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Stadtplan Bad Nauheims aus dem Jahre 1899; im Original M 1:2500, Stadtarchiv Bad Nauheim
Stadtplan Bad Nauheims aus dem Jahre 1899; im Original M 1:2500, Stadtarchiv Bad Nauheim
Luftbildschrägaufnahme des Sprudelhofes aus nordöstlicher Richtung, aufgenommen 1911
Schmuckhof des Badehauses 5 nach Fertigstellung
Lageplan des projektierten Sprudelhofs von 1906 mit den Badehäusern, die er ersetzte; Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Kanalisationsplan des Sprudelhofes von 1905 mit Grundriß der Gesamtanlage
Sprudelhof nach Fertigstellung Richtung Bahnhof; Abbildung nach Spranger, Führer durch den Sprudelhof, Friedberg 1987
Plan von Nauheim mit dem alten Ortskern, der Saline, der geplanten Ortserweiterung und den geplanten Parkanlagen, ohne Datum, vermutlich Anfang der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gezeichnet, Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Großer Sprudel mit Badehaus III (Mitte) und Badehaus VII (links), Aufnahme vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Blick vom Johannisberg auf Bad Nauheim, Aufnahme vermutlich um die letzte Jahrhundertwende, Stadtarchiv Bad Nauheim
Zeichnung von Wilhelm Jost zum Schmuckhof der technischen Einrichtungen Am Goldstein, Archiv Staatsbauamt Friedberg
Kurpark Bad Nauheim, Wettbewerbsentwurf Heinrich Siesmayers von 1857, rechts; erste Überlegungen zur gärtnerischen Fassung des Großen Sprudels durch die Gebrüder Siesmayer 1852, unten; der Wettbewerbsentwurf nach Weber, Die Park- und Waldanlagen von Bad Nauheim, 1906; der Plan von 1852 im Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Kurpark Bad Nauheim, Wettbewerbsentwurf Heinrich Siesmayers von 1857, rechts; erste Überlegungen zur gärtnerischen Fassung des Großen Sprudels durch die Gebrüder Siesmayer 1852, unten; der Wettbewerbsentwurf nach Weber, Die Park- und Waldanlagen von Bad Nauheim, 1906; der Plan von 1852 im Archiv des Staatsbades Bad Nauheim
Blick über Kurpark und Großen Teich (2023) (Foto: Ch. Seitz)
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Wetteraukreis
Bad Nauheim
  • Gesamtanlage
Gesamtanlage Kurpark

Der Kurpark von Heinrich Siesmayer

In dem Jahrzehnt nach 1850 überschlugen sich die Ereignisse in Nauheim. 1854 erhielt der Ort Stadtrechte, 1855 brach sich unmittelbar neben dem "Großen Sprudel" ein weiterer artesischer Brunnen Bahn, der "Friedrich-Wilhelm-Sprudel"; die Zahl der Kurgäste stieg. Mit dem Besuch Otto von Bismarcks 1859 stellte sich auch die für den Ruf eines Badeortes so wichtige Prominenz ein, die Bautätigkeit in den von Schulz vorgesehenen Erweiterungsgebieten nahm zu. Die Identität Nauheims als Bade- und Kurort entstand vornehmlich mit dem Kurpark, der 1857-58 nach einem Plan Heinrich Siesmayers angelegt wurde. Vor allem das großartige Motiv der "Curve", die in Verlängerung der Parkstraße die beiden großen Sprudel und die benachbarten Badehäuser umspannt, stellte eine vorher nicht gekannte Einheit von Stadt und Kureinrichtungen her. Seitlich der Sprudel schlug Siesmayer spiegelbildlich zwei neue Badehäuser vor, die aber nicht zur Ausführung kamen. In der Achse der Bahnhofsallee gelegen und jeweils einen Hof umschließend, nahmen sie das spätere Jost''sche Konzept für den Sprudelhof vorweg.

Die "Curve" wurde im Herzen des Parks als großzügig geschwungener Fahrweg fortgesetzt. Er führte zuerst weiter nach Norden zum "Teichhaus" und dann nach einer Kehrtwendung zum Kurhaus am Fuße des Johannisbergs. Das "Teichhaus" am Westufer des großen, technisch motivierten Nauheimer Wasserreservoirs wurde im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts als herrschaftliches Lusthaus errichtet, beherbergte später den Teichmeister, zu Siesmayers Zeiten erfuhr es eine Umnutzung zu Logierzwecken. Der Teich selbst wurde von einer umlaufenden Promenade in den Park einbezogen. Für das Kurhaus, in den 1860er Jahren fertiggestellt, waren aufgrund des zur Usa sanft abfallenden Geländes umfangreiche Terrassierungen erforderlich. Vorgelagerte Stützmauern und Balustraden akzentuierten diesen Tatbestand, der die topographischen Verhältnisse Nauheims zwischen Johannisberg und Usa im kleinen noch einmal vorführte. Die Mittelachse des Kurhauses hatte ihren idealen Ausgangspunkt in einem Rondell unmittelbar westlich der Usa. Seine Lage ergab sich aus dem Schnittpunkt der Verlängerungen von Bahnhofsallee und Kurstraße in den Park. Die schon angesprochene städtebauliche Neuordnung durch die Planungen Siesmayers wird ein weiteres Mal deutlich. Schließlich ist sie in dem kleinen Parkteil südlich der Parkstraße zu beobachten, der von der Kurstraße, der neuen Trinkkur-Wandelhalle und der Usa begrenzt wurde. In Anlehnung an die Schulz''schen Baublöcke ist er geometrisch unterteilt, während der übrige, in höherem Maße der Landschaft zugekehrte Teil des Parkes im "englischen Stil", so Siesmayer selbst, gehalten ist. In seinem Lebensrückblick bezeichnet der Schöpfer des Nauheimer Kurparks sein Werk als "größte Ausführung einer fünfzigjährigen selbständigen Tätigkeit". Die Finanzierung des aufwendigen Projektes wurde aus den Einnahmen der seit 1853 bestehenden Spielbank bestritten. Seit Siesmayers Tagen gab es in Nauheim im Hinblick auf Landschafts- und Stadtplanung keine vergleichbare Leistung mehr.

Die Jahrzehnte bis zur Jahrhundertwende

Am 3.6.1869 kam der damals neue Landesherr Nauheims, Großherzog Ludwig III., zu einem Antrittsbesuch in die Kurstadt. Besonderes Gefallen fand er am Kurpark, dessen Schöpfer umgehend zum "Hof-Garten-Ingenieur" und zum "Hoflieferanten" ernannt wurde. Die Stadt insgesamt profitierte von dem Besuch, sie durfte künftig das Bad als Teil des amtlichen Namens führen. Die anfängliche Reserviertheit des Großherzogtums dem Nauheimer Badebetrieb gegenüber mit seinen vermeintlich hohen Unterhaltungkosten wich einer wohlwollenderen Haltung. Zu Skepsis war um so weniger Anlaß, als sich aufgrund der Forschungen des Arztes Beneke Nauheim zu einem anerkannten Herzheilbad entwickelte. Zuvor galt die kohlensäurehaltige Sole als unverträglich für Herz- und Kreislauferkrankungen. Trotz eines vorübergehenden Rückgangs infolge der Einstellung des Spielbankbetriebs 1872 stieg die Zahl der abgegebenen Bäder von 2346 im Jahre 1845 auf die stolze Zahl von 304472 in 1899. Entsprechend kamen zu dem Badehaus von 1835 und den beiden ersten am "Großen Sprudel" vier weitere hinzu. Der von Schulz und Siesmayer für den Badebetrieb vorgesehene Bezirk verdichtete sich baulich, wurde auch schon einmal erweitert wie im Falle des Badehauses IV von 1888 mit umgebenden Park, ohne daß dabei aber eine besondere Konzeption zum Vorschein kam. Ein Beleg, daß der Expansionsdrang kaum richtungsweisende Vorgaben erfuhr, ist das noch vor der Jahrhundertwende fertiggestellte Hotel Sprengel auf der Ostseite der Kurstraße, das aus einer kleinen Hofanlage erwuchs und mit seinem großen Volumen dem Park nördlich der Trinkhalle eine beträchtliche Einbuße beibrachte.

Nauheim um 1900 wird trotz der Besuche der österreichischen Kaiserin 1898, der russischen 1910 und der deutschen 1912, allgemein nicht als "Luxusbad", sondern im Hinblick auf die Mehrzahl der Kurgäste als mittelständisch charakterisiert. Dennoch hatte der Pomp, den der Dekorreichtum der großen Hotels vor allem entlang der Kurstraße und der Ludwigstraße, der "Curve", keine geringen Ausmaße. Daneben entstanden Villen, außer zum dauerhaften Wohnen häufig zu Pensionszwecken genutzt, die dem repräsentativen Gestus der Hotels kaum nachstanden. Sie breiteten sich zunächst von der "Curve" ausgehend entlang der Bahnhofsallee und der Frankfurter Straße aus, dort "wo 1850 zwischen Bahnhof und Dorf Nauheim noch wogende Felder anzutreffen waren", zählt Wagner in seiner Ortschronik von 1897 ungefähr 100 neue Anwesen. Weitere Villengebiete nahmen Gestalt an, so das Areal zwischen Burgallee und Terrassenstraße, das ursprünglich als Teil des Kurparks gedacht war. 1898 kam die Waldstraße, die heutige Gustav-Kayser-Straße, am südöstlichen Fuß des Johannisbergs hinzu, von der aus Treppenwege hinab in die älteren Straßengevierte entlang von Johannis- und Schnurstraße führten. Weniger wohlgeordnet verlief die Entwicklung im Süden und im Süd-Osten des alten Dorfkerns. Die Saline in der Usa-Niederung verlor allmählich an Gewicht. Die endgültige Aufgabe ihres alten Standortes 1910/11 wurde nicht zu einer überzeugenden städtebaulichen Neuordnung genutzt. Erschließung und Parzellierung zusätzlicher Baugebiete blieben vielmehr Stückwerk. Daran änderte auch der heutige Ernst-Ludwig-Ring nichts, als Victoria-Melita-Ring unmittelbar nach 1900 begonnen, der in der Art einer Tangente am südlichen Ortsrand seinen Anfang nahm, über die Usa zur neuen katholischen Bonifatiuskirche führte und als Eleonoren-Ring bis zur Frankfurter Straße verlängert wurde. Obwohl gesäumt von dominanten Bauten wie Wilhelmskirche, Reichspost, Bonifatiuskirche und später der neuen Trinkkur, mangelte es ihm an baulicher Geschlossenheit, um eine etwa der Parkstraße nördlich des alten Nauheimer Ortskerns vergleichbare ordnende Kraft zu entwickeln.

Von Beginn der Entwicklung Nauheims als Badeort an gab es das Bestreben, den Kurgästen in "Freiluftanlagen" Abwechslung zu bieten. Der Kurpark ist in diesem Zusammenhang natürlich an erster Stelle zu nennen. Nicht minder ist die Leistung zu würdigen, die gesamten Waldgebiete, die Nauheim im Osten in Form eines Halbkreises einschlossen, dem Erholungssuchenden zugänglich zu machen. Bei ab dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts durchgeführten Aufforstungen wurde die ästhetische Wirkung zum Kriterium. 1906 konnte die "Große Rundfahrt", ein befestigter Weg durch die betreffenden Gebiete, ihrer Bestimmung übergeben werden. Ihre Route wurde so gewählt, daß sich immer wieder Fernsichten in die umgebenden Landschaften der Wetterau ergaben.

Die Bauten Josts

Die Vorstellung von der Glanzzeit Bad Nauheims als Kurort verbindet sich in der Gegenwart vornehmlich mit dem "Sprudelhof". Anfang unseres Jahrhunderts wurde der junge Architekt Wilhelm Jost als Angestellter des staatlichen Bauamtes in Friedberg beauftragt, in Nauheim ein zusätzliches Gebäude für die Abgabe von Moorbädern zu errichten. Zur Vorbereitung erhielt er Gelegenheit, Badeeinrichtungen in Berlin, Bad Elster und Karlsbad zu studieren. Während der Fahrt dorthin im Herbst 1903 muß die Vorstellung gereift sein, in Nauheim nicht nur ein weiteres Badehaus zu errichten, sondern den gesamten Komplex der älteren Kureinrichtungen um den "Großen Sprudel" herum neu zu ordnen. Jost war mit der vorgefundenen Situation unzufrieden, in seinen Lebenserinnerungen schrieb er: "Die eigentümlich ungeordnete Lage der am nächsten bei den Sprudeln stehenden alten Badehäuser mußte dazu herausfordern, sich ein Bild zu machen, wie es sein könnte, wenn hier um die Sprudel als dem von der Natur geschenkten Heilquell und Mittelpunkt des ganzen Badebetriebes eine dieser Bedeutung entsprechende Anlage errichtet würde, die in einheitlich geschlossener Form gewissermaßen die Fassung des Kleinodes darstellen würde" (zitiert nach Enders, Denkmalpflege in Hessen 2/1991, Seite 16). Großherzog Ernst Ludwig unterstützte die Ideen Josts, 1904 ließ er eigens ein Bauamt für Neubauten des Bades in Nauheim einrichten. Mit dessen Leitung wurde Jost betraut. Neben dem Prunkstück "Sprudelhof" entstand in den folgenden zehn Jahren unter der Federführung des neuen Bauamtes eine Fülle weiterer Bauten für den Kurbetrieb. Ihr architektonischer Grundtenor ist in den meisten Fällen als historistisch-konservativ zu charakterisieren, die Baudekoration dagegen, von verschiedenen Künstlern entworfen, folgte den jeweils aktuellen Strömungen des Darmstädter Jugendstils.

Der schon mehrfach angesprochene "Sprudelhof" ist eine auf drei Seiten fast gänzlich geschlossene Anlage, die dem "Großen Sprudel" und dem "Friedrich-Wilhelm Sprudel" tatsächlich die von Jost vermißte einheitliche Fassung gab. Eine zentrale Rolle spielt dabei eine umlaufende Arkade, die insgesamt sechs eigenständigen Badehäusern Zusammenhalt verlieh. Der große Baukomplex setzte mit seiner Längsachse die Bahnhofsallee fort. Die in Nauheim seit Mitte des 19. Jahrhunderts stets bedachte Blickbeziehung vom Bahnhof zum "Großen Sprudel", später in den Kurpark hinein verlängert mit dem Johannisberg als landschaftlichen Orientierungspunkt, erhielt auf diese Weise eine monumentale Steigerung. Bis heute bietet sich denjenigen, die in Bad Nauheim mit dem Zug ankommen, eine stadträumliche Perspektive von bemerkenswerter Tiefe dar. Das immense Bauvolumen des "Sprudelhofes" erscheint dabei durch die Auflösung in einzelne Pavillonkomplexe in bewegtem Umriß. Jost nahm damit eine Bautradition auf, die besonders beliebt im Krankenhausbau des 19. Jahrhunderts war, ihre eigentliche Wurzel aber im barocken Schloßbau Frankreichs hatte. Es war nur konsequent, daß barocke Stilformen auch zur weiteren Ausgestaltung der einzelnen Baukörper beitrugen.

Von Anfang an war die neue Badeanlage als Gesamtkunstwerk gedacht, in dem Architektur, Kunsthandwerk, Plastik und Malerei sich jeweils auf eigene Weise Geltung verschaffen sollten. Im Äußeren gaben die kupfernen Dachtürme der beiden westlichen Badehäuser einen ersten Hinweis, daß es um mehr ging als die solide Erfüllung eines Bauprogrammes. Die florale Jugendstil-Kontur der Aufsätze gab ein unübersehbares Gegengewicht ab zum sonst vorherrschenden Neu-Barock. Gleiches galt für die Neufassung der beiden großen Sprudel. Nach einem internen Wettbewerb kam der Vorschlag des Darmstädter Bildhauers Heinrich Jobst zur Ausführung. Seine aus Kalkstein bestehende Ummantelung der Brunnen entsprach ebenfalls dem Formenkanon des Jugendstils. Der Sockel erhielt Halbplastiken von Fabelwesen, deren archaische Kraft die Wirkung der Sprudelquellen symbolisierte. In seiner Beschreibung "Die neuen Bade- und Kuranlagen in Bad Nauheim" (Göttingen 1977 und 1987) wies Axel Hinrich Murken in diesem Zusammenhang auf den "kultischen Eindruck" des "Sprudelhofes" hin, wie er auch mehrfach dessen "klösterliche Atmosphäre" hervorhob.

Die immer wieder herausgestellte Gestaltungsvielfalt der gesamten Anlage kulminierte zweifellos in den Badehäusern. Wartehalle, Badezellen sowie Personal-und Versorgungsräume umgaben jeweils einen offenen Binnenbezirk, der die Gestalt eines Schmuckhofes annahm. Jost selbst lieferte Entwürfe bis ins kleinste Ausstattungsdetail, für die Wartehallen und Schmuckhöfe zog er verschiedene Künstler hinzu. Er konnte dabei auf den Kreis zurückgreifen, der sich in Darmstadt um die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe bildete. Großherzog Ernst Ludwig ergriff 1899 die Initiative zu dieser Werkgemeinschaft von Architekten, Kunsthandwerkern und freien Künstlern. Sein Ziel war, zeitgemäße Gestaltung und Herstellung von Architektur sowie von Gebrauchsgegenständen mit künstlerischen Ambitionen zu verbinden. Der Sprudelhof war einer der Proben auf''s Exempel. Josts Möbelentwürfe wurden in den Darmstädter Werkstätten von Ludwig Alter und Josef Glückert hergestellt; die Bauplastik, meist vom schon bekannten Heinrich Jobst entworfen, stammte aus der Darmstädter Keramikmanufaktur Jacob Julius Scharvogels. Der Gestaltungsreichtum der Badehäuser kann hier nicht erschöpfend gewürdigt werden. Festzuhalten bleibt sein ausgeprägt eklektischer Charakter. Jost griff auf antike Motive zurück wie auf solche aus dem Barock und der Renaissance; umgekehrt entwarf er Möbel, deren stereometrische Form ganz den sachlichen Anforderungen seiner Zeit gehorchte. Ein Grund für diesen vordergründig als Widerspruch zu interpretierenden Sachverhalt ist sicher darin zu sehen, daß der "Sprudelhof" vielfältige Publikumsschichten ansprechen und unterhalten sollte. Einen weiteren Aspekt trägt die Person des Architekten Jost bei. Im starken Maße war er noch geprägt von der historistischen Architektur, die Georg Wickop, Friedrich Pützer und Karl Hofmann als seine Lehrer während des Studiums an der TH Darmstadt vertraten. Die Darmstädter Künstlerkolonie war für Jost ein neuer Einfluß. Es dürfte ihm nicht schwergefallen sein, ihn in sein Werk zu integrieren. Zwischen der bewegten Linienführung des von Jost bevorzugten Neubarock und den Formvorstellungen des Jugendstils gab es ohnehin eine nicht zu übersehende Affinität.

Josts "Sprudelhof" fügte sich ebenso wie seine weiteren großen Entwürfe für die neue Trinkkuranlage, die Erweiterung des Kurhauses oder die Gärtnerei am nordwestlichen Kurparkrand in den städtebaulichen Rahmen Bad Nauheims, der seit Ende der 1850er Jahre seine feste Gestalt hatte. Eine vollkommen eigenständige Leistung Josts auch hinsichtlich des Städtebaus war dagegen sein Ensemble technischer Bauten "Am Goldstein". Seinen Namen erhielt es nach der höchsten Erhebung eines östlich der Nauheimer Bahnlinie verlaufenden Bergrückens. Auf dessen westlichem Hangausläufer wurde in Nachbarschaft zu einem schon seit den 1890er Jahren bestehenden Park 1905-1911 zunächst eine Maschinenzentrale mit Heizkraftwerk, dann eine Waschanstalt und schließlich die in anderem Zusammenhang schon angeführte neue Saline errichtet. Der Standort war durch die Bahnlinie vom übrigen Stadtgebiet getrennt, eine Distanz der Zweckbauten zumal vom Kern des Kurbetriebs war erwünscht. Ihre Lage gegenüber dem Empfangsgebäude des Bahnhofs brachte es aber mit sich, daß sie zumindest für den Bahnreisenden zusammen mit dem "Sprudelhof" das "Entrée" der Stadt bildeten. Jost antwortete auf diese Herausforderung mit einem dem Bahnhof zugekehrten und allen drei Einrichtungen gemeinsamen Schmuckhof und mit einer im Vergleich zu seinen übrigen Nauheimer Bauten nicht minderen architektonischen Sorgfalt. Es lag in der Natur der Aufgabenstellung, daß sich Jost bei den Neubauten am Goldstein weiter von seinen historistischen Vorbildern entfernte und freier gestaltete.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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