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Kurpark mit Gärtnerei am Kaiserberg und Wasserwerk
Der 1857-58 angelegte Kurpark, der auch als einzelnes Kulturdenkmal (Sachgesamtheit) gewürdigt wird, fügt die unterschiedlichen Teilgebiete Nauheims zu einem einheitlichen Stadtbild zusammen. Die auf den Schöpfer des Kurparks, Heinrich Siesmayer, zurückgehende Achse vom Bahnhof zu den von der "Curve" (Ludwigstraße) gefassten Badehäusern und weiter über die Usa bis zum mitten im Park gelegenen "Rondell" wurde zu späterer Zeit ergänzt und in ihrer räumlichen Wirkung, die von Beginn an Landschaft und Baulichkeit gleichermaßen umfaßte, weiter gesteigert. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang der "Sprudelhof" zu nennen, der das Konglomerat älterer Badehäuser um die beiden großen Nauheimer Solequellen ersetzte. Die Längsachse des umfangreichen neuen Baukomplexes fügte sich genau in die genannte Sichtbeziehung zwischen Parkrondell und Bahnhof. Gleichzeitig mit dem Sprudelhof entstand östlich des Bahnhofsgeländes, jenseits des Gleiskörpers, ein Ensemble technischer Bauwerke. Seitdem schiebt sich vom Sprudelhof Richtung Bahnhof der gebauchte Schornstein eines Elektrizitätswerkes als zusätzlicher "point de vue" ins Bild.
Der erweiterten Blickbeziehung nach Osten folgte im Westen eine Entsprechung durch den quergelagerten Neubau des Restaurationsbetriebs auf dem Johannisberg Anfang der 1930er Jahre. Die topographischen Zusammenhänge, die sich dem Betrachter von dessen Aussichtsterrasse erschließen, sind für die Wetterau einzigartig. Den Hang hinab zur Stadt durchschneidet der Blick zunächst den zur Usa flach auslaufenden Kurpark; jenseits des Flusses wird er über den Sprudelhof und die anschließende Bahnhofsallee allmählich auf den Usa- und Wetter-Tal scheidenden Bergrücken des Goldsteins gelenkt. Die sich anschließende Weite der östlichen Wetterau wird bei klaren Sichtverhältnissen am Horizont von Vogelsbergausläufern gefasst. Im Vordergrund zentriert sich die Stadt Bad Nauheim um den Kurpark; in der Parkstraße, die zusammen mit einer Allee dessen Südseite flankiert, sowie in der nördlichen Kurstraße, die den kleinen zur Trinkkur gelegenen Parkteil begrenzt, ist unter dem Aspekt der Nutzungsvielfalt das intensivste städtische Leben Nauheims zu beobachten. Die beiden einseitig bebauten Straßen waren als städtebauliche Vorgabe bereits vor dem Kurpark angelegt. Eine Neu-Erfindung aus dem Siesmayerschen Parkkonzept war dagegen die als "Curve" bezeichnete Ludwigstraße. In Form eines Bogens sollte sie zunächst nur den Badehäusern auf der linken Usa- Seite eine Fassung verleihen und mit dem übrigen Parkgelände rechts des Flusses verbinden. Zugleich wurde sie Ausgangspunkt einer Stadterweiterung Richtung Bahnhof, die sich in den Jahrzehnten bis zur Jahrhundertwende vollzog. Die Ludwigstraße mit ihrer an einen Crescent erinnernden Bebauung steuerte ein städtebaulich besonders schönes Erscheinungsbild bei.
Der Nauheimer Kurpark entwickelte sich an seinen Rändern in kurzer Zeit zum städtischen Brennpunkt, zugleich definierte er Übergänge zur freien Landschaft. Nach Norden erstreckte sich der Park flußaufwärts in das Usa-Tal bis zum Nauheimer Teich. Die in diesem Parkteil freiere Umgebung war als Standort landschaftsbezogener Einrichtungen besonders geeignet. In zeitlicher Reihenfolge sind dazu das Wasserwerk am Westufer des Teiches aus der Zeit um 1900, die etwas jüngere, aber auch noch vor dem Ersten Weltkrieg erbaute Gärtnerei "Am Kaiserberg" und das Eisstadion aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls am Westufer des Teiches zu rechnen. Das Wasserwerk ist eine kleine denkmalgeschützte Gesamtanlage. Es ist als Zeugnis einer Phase anzusehen, in der die technische Infrastruktur der Kurstadt Bad Nauheim allmählich den neuen Erfordernissen der Zeit angepasst wurde. Die angesprochene Gärtnerei gehört zum Nauheimer Gesamtkunstwerk des Architekten Wilhelm Jost und ist aus baugeschichtlichen und künstlerischen Gründen auch als Einzeldenkmal geschützt. Die zusätzliche Ausweisung einer Gesamtanlage zielt vor allem auf die umgebenden Anbauflächen, die mit leichter Hangneigung unmittelbar an den Park anschließen. Das Eisstadion ist aufgrund der seit seiner Entstehung erfolgten Umbauten mehr eine Gestalt der Gegenwart als der Geschichte und damit kein Gegenstand der Denkmalpflege.
Anhand der vorliegenden Materialien ist es nicht möglich, eine zuverlässige Aussage zum ursprünglichen Zustand des Kurparkes zu machen. Baulichkeiten spielten von Anfang an eine wichtige Rolle in der Siesmayerschen Parkanlage. Neben dem geplanten Kurhaus, dem Vorschlag zur Neuordnung der Badehäuser, der Berücksichtigung der schon bestehenden Trinkkuranlage und des ebenfalls schon älteren Teichhauses sah Siesmayer eine Fülle von Bauwerken wie Brücken, Pavillons oder Tempietti als Staffage vor. Von den nach der ersten Anlage des Parks 1857-58 erfolgten Veränderungen sind an erster Stelle die Eingriffe Wilhelm Josts zu nennen. Er ergänzte den überkommenen Baubestand beträchtlich, der damit verbundene Verlust an Grünfläche wurde durch die Bereicherung des Parkbildes wieder gutgemacht. Jost bediente sich bei seinen Baumaßnahmen im Äußeren einer neubarocken Pavillonarchitektur, die sich den Landschaftsszenerien des Parks harmonisch einfügte. Josts Sprudelhof stand dabei in unmittelbarer Tradition der Überlegungen Siesmayers, der ja auch schon einen Vorschlag zur Neuordnung der Badehäuser um Binnenhöfe unterbreitete. Die neue Trinkkur, die Erweiterung des Kurhauses, die Tennisanlage, zusammen mit dem Sprudelhof in dem Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg entstanden, waren dagegen ohne Vorläufer. Jost stand, was bauliche Veränderungen im Nauheimer Kurpark betrifft, nicht allein. Als er seine Tätigkeit in der Badestadt Anfang des 20. Jhs. begann, plante Ludwig Hofmann den Neubau der evangelischen Dankeskirche in dem geometrische gegliederten Parkgelände südlich der Parkstraße. Die auf freie Sicht von allen Seiten monumental angelegte Kirche ersetzte an gleicher Stelle das aus den 1830er Jahren stammende erste Nauheimer Kurhaus, das Siesmayer in seiner Zeichnung des Parkentwurfs übrigens negierte. Möglicherweise störte er sich an der willkürlich anmutenden Lage vor der geschlossenen Bebauung der nördlichen Kurstraße. Die Reihe der historisch zu würdigenden nachträglichen Bauwerke im Nauheimer Kurpark wird von zwei Projekten des Architekten Metzger abgeschlossen. Das noch aus den 20er Jahren stammende Balneologische Institut ordnete sich vollkommen dem Sprudelhof unter. Eigenständiger gestaltete Metzger das Kerckhoff-Institut von Anfang der 1930er Jahre. Am westlichen Usa-Ufer gelegen und über eine eigens geschaffene Brücke erschlossen ist der Gestus gegenüber dem Publikum übertrieben feierlich.
Bei den jüngeren Neubauten im Park verbietet sich aufgrund des fehlenden zeitlichen Abstandes eine Würdigung unter dem Aspekt des Denkmalschutzes. Problematisch für den Fortbestand des Parks sind vor allem die bei heutigen Nutzungen für erforderlich erachteten Vorkehrungen für den ruhenden Verkehr. Dem neuen Hallenbad auf der Nordseite des Sprudelhofes korreliert ein großer Parkplatz im Süden. Die in Anspruch genommenen Flächen wurden in beiden Fällen aus der denkmalgeschützten Gesamtanlage ausgeklammert, da sie vom ursprünglichen Charakter der Sprudelhof-Umgebung zu stark abweichen. Er war gekennzeichnet von den kleineren, in Grünflächen eingebetteten Badehäusern des 19. Jhs., die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden oder der Nachkriegsentwicklung zum Opfer fielen.
Ähnlich wie mit dem Hallenbad in der Nachbarschaft des Sprudelhofes verhält es sich mit dem neuen Kongresshotel unmittelbar nördlich des Kurhauses. Bequeme Anfahrt und Parkplätze haben auch hier den Charakter der Freiflächen stark verändert, hinzu kommt, dass die Hotelnutzung vom Standort des Parkes profitiert, ohne ihm selbst eine zusätzliche Qualität zu verleihen. Als Konsequenz bleibt das Kongresshotel mit seiner umgebenden Funktionsfläche aus dem Gesamtanlagenbereich "Kurpark" ausgeschlossen.
Die Anfahrt zum Hotel wurde als großzügige Fahrerschließung des Teichhauses und des Eisstadions fortgeführt. Die Grünflächen am Rande der Straße, ursprünglich Teil des Siesmayerschen Planes, sind heute ein gestalterisch neutralisierter Übergang zwischen der Gärtnerei "Am Kaiserberg" und dem östlich gelegenen Park. Eine Rekonstruktion, die den ursprünglichen Vorstellungen Siesmayers folgt, scheint hier möglich und sinnvoll. Aus diesem Grunde bleiben die betreffenden Flächen Teil der denkmalgeschützten Zone.
Der im Hinblick auf seine ständigen Veränderungen ausgesprochen dynamische Charakter des Parks führt bei dem Versuch, ihn denkmalpflegerisch festzuschreiben, manchmal zu kuriosen Entscheidungen. Auf der im übrigen unbebauten Seite der nördlichen Kurstraße befand sich in der 1. Hälfte des 19. Jhs. ein kleinteilig bebauter vierseitiger Hof, der später vom Park umschlossen wurde. Aus ihm entwickelte sich das große Kurhotel "Sprengel". Bei der Denkmalerfassung in den späten 1980er Jahren stand es ungenutzt leer. Aufgrund seines Stellenwerts für die Nauheimer Stadtgeschichte wurde es in den Ensemble-Denkmalschutz einbezogen. Zwischenzeitlich abgebrochen, entsteht es derzeit in den alten Umrissen neu. Heinrich Siesmayer hätte die Stelle offenbar lieber unbebaut gesehen, denn den Hof als Vorgänger des Hotels zeichnete er wie das in der Nähe befindliche erste Nauheimer Kurhaus nicht in seinen ersten Parkentwurf ein. Der Wiederaufbau des Hotels findet seine Begründung weniger im Aspekt der Denkmalpflege als in einer Art baulicher Bestandsgarantie für den Eigentümer.
Durch die Ausweisung von Baugebieten entlang der Frankfurter Straße und im Bereich der heutigen Burgallee hat der Kurpark in seiner Ausdehnung Verluste erlitten. Ein Zuwachs ist die das ehemalige Inhalatorium umgebende Grünfläche, die zusammen mit einem inzwischen nach Bad Salzhausen translozierten Badehaus Ende des 19. Jhs. am Ost-Ufer der Usa angelegt wurde. Mit dem Siesmayer'schen Parkteil auf der Flusseite gegenüber geht sie eine organische Verbindung ein und ist ebenfalls im Sinne der Gesamtanlage unter Denkmalschutz zu stellen.
Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
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