Blick vom Johannisberg mit dem amorphen Bild der südlichen Stadterweiterungen, ohne Datum, Stadtarchiv Bad Nauheim
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Wetteraukreis
Bad Nauheim
  • Gesamtanlage
Gesamtanlage östliche Ortserweiterung

Südliche Ortserweiterung mit Mittelstraße,

südlicher Karlstraße, südlicher Kurstraße,

Ernst-Ludwig-Ring, Lutherstraße, Trinkkur

und Karlsbrunnen

Das Straßennetz südlich des alten Dorfes Nauheim vervollständigte sich in dem Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg zu seinem heutigen Umfang. Was in der Plandarstellung der denkmalgeschützten Gesamtanlage als einheitliche Fläche erscheint, ist tatsächlich eine Addition sukzessiv entstandener Straßenzüge.

Seit der frühen Neuzeit verließ die Mittelgasse Nauheim durch ein Tor im Süden der Ortsummauerung. Die alte Wehranlage wurde im 19. Jahrhundert beseitigt, im heutigen Ortsbild übernimmt an der angesprochenen Stelle der große Hof Mittelstraße 7 die Aufgabe, Zäsur zwischen Dorfkern und südlichem Vorfeld zu sein. Bis vor kurzem wurde das bäuerliche Anwesen darin von dem gegenübergelegenen Hirtenhaus unterstützt, das aber zwischenzeitlich einem widerrechtlichen Abbruch durch den Eigentümer zum Opfer fiel.

Der ehemalige Friedhof vor der Südseite des Dorfes Nauheim kam bereits als denkmalgeschützte Gesamtanlage zur Sprache. Die Mittelstraße tangiert westlich die heute inzwischen zu einem kleinen Park umgewandelte Fläche. Auf der dem Park gegenübergelegenen Seite erhielt die Mittelstraße eine Bebauung nach einem Entwurf des Architekten Leonhard Kraft, die als geschlossene Zeile konzipiert wurde. Wenn auch im Detail verändert, sind bis heute die grundlegenden Charakteristiken einer für die Entstehungszeit üblichen "Landhausarchitektur" zu erkennen und erhaltenswert.

Etwas weiter südlich gabelt sich die Mittelstraße in die Friedberger Straße, die dem Usa-Tal flußabwärts folgt, und in die Homburger Straße, die weiter westlich nach Ockstadt führt. Die Gabelung selbst wird räumlich markant durch eine mit der Kraft'schen Zeile ungefähr zeitgleichen Bebauung, die aber dichter ist und auf diese Weise "städtischer" wirkt.

Die südliche Karlstraße ist die Verlängerung einer der Verkehrswege über die Hauptstraße hinaus, die zur regelmäßigen Ortserweiterung Nauheims aus den 1850er Jahren gehörten. Sie wurde vermutlich erst um 1900 angelegt, ihr Endpunkt an der Friedberger Straße ist nochmals jünger. Die südliche Karlstraße wird gesäumt von einer offenen späthistoristischen Bebauung, durch den Verzicht auf Vorgärten hat sie im Unterschied zu dem Gebiet von Frankfurter Straße und Bahnhofsallee den villenartigen Gestus eingebüßt.

Die Reihe der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen wird abgeschlossen von der Kurstraße. Der nördliche Abschnitt begrenzt, wie schon abgehandelt, einen Teil des Kurparks, sie berührt dann im weiteren Verlauf eine Grünanlage am 1868 erbohrten Karlsbrunnen, bevor sie ursprünglich als Stichweg das Areal der alten Saline erschloß. Nach dessen Auflassung, die von der 1911 in Betrieb genommenen neuen Saline "Am Goldstein" ermöglicht wurde, konnte die Karlstraße bis zur Friedberger Straße durchgeführt werden, im Unterschied zur geschlossenen und gemischt genutzten Bebauung ihres nördlichen Abschnitts wurde sie im ehemaligen Salinen-Gebiet Standort freistehender Einfamilien-Wohnhäuser.

Quer zu Mittelstraße, südlicher Karl- und Kurstraße verlaufen Ernst-Ludwig-Ring und Lutherstraße, beide aufgrund des vom Usa-Tal aus ansteigenden Geländes mit reizvollen Straßenbildern. Der Ernst-Ludwig-Ring zeichnet sich zusammen mit seiner Fortsetzung bis zur Frankfurter Straße, dem Eleonorenring, durch eine Folge von Großbauten aus. Dazu sind die evangelische Wilhelmskirche, die Stadtschule, die Ernst-Ludwig-Schule, das Postamt, die Trinkkur mit dem gegenübergelegenen ehemaligen "Grand-Hotel" und schließlich die katholische Bonifatiuskirche bereits auf der linken Usa-Seite zu zählen. Die Umgestaltung der Trinkkur von einer zunächst einfachen Wandelhalle zur prächtigen Hofanlage Wilhelm Josts, die im Süden durch einen Torbau am Ernst-Ludwig-Ring zugänglich ist, war 1911 abgeschlossen. Die Gärtnerei, die zuvor das Gelände zwischen der alten Trinkkur und der Saline in Anspruch nahm, entstand am nordwestlichen Rand des Kurparks neu (Gärtnerei "Am Kaiserberg").


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
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