Gesamtanlage
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Zeichnung: Rau, Löhr, Wiedenroth, Darmstadt, in: Berichte zur Stadtentwicklung und Bauleitplanung Dreieich, 1981
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Offenbach, Stadt und Landkreis
Dreieich
Buchschlag
  • Gesamtanlage
Villenkolonie Buchschlag

Bogenweg

1-5, 13 (KD), 15 (KD), 17, 23 (KD), 25 (KD)

4, 6, 8 (KD), 10, 12, 14 (KD), 16 (KD), 18 (KD), 20 (KD), 22, 24 (KD), 26 (KD), 30 (KD), 32-36

Brückenweg

1-7

2-6

Buchschlager Allee

4 (KD), 6, 6a-e, 8 (KD), 10, 12 (KD), 14, 16 (KD), 26-40

Buchweg

1 (KD), 7-13, 17-23

6, 10 Kirche (KD), 12 (KD), 14, 16, 18 (KD)

Eleonorenanlage

3 (KD), 5 (KD), 7 (KD), 9 (KD), 11 (KD), 11a, 13, 17 (KD), 19, 21

Ernst-Ludwig-Allee

1, 5, 7 (KD), 9, 11 (KD), 13 (KD), 15 (KD), 17 (KD), 19 (KD), 21, 23 (KD), 25

2 (KD), 4 (KD), 6 (KD), 8 (KD), 10 (KD), 14-24

Falltorweg

1, 5, 7 (KD)

2 (KD), 4 (KD), 6 (KD), 8 (KD), 10-16

Forstweg

3, 3a, 3b, 5 (KD), 7, 9 (KD), 9a, 11 (KD), 13 (KD), 19 (KD), 21, 23 (KD), 25 (KD), 27a, 27

4, 6, 12 (KD), 14 (KD), 20 (KD), 22, 24

Hainer Trift

5, 7 (KD), 11, 13 (KD), 15 (KD), 19 (KD), 21 (KD), 23

2, 4 (KD), 6, 6a, 8 (KD), 10 (KD), 12 (KD), 14 (KD), 16 (KD), 18 (KD), 20 (KD), 22 (KD), 24 (KD), 26 (KD)

Hengstbachanlage

4-18

Hirschgraben

2, 4 (KD)

Jägerweg

7, 9

Kirchweg

1, 5, 7 (KD)

2 (KD), 4-8

Kohlseeweg

1 (KD), 3 (KD), 5 (KD), 7 (KD), 9 (KD), 11 (KD)

2, 2a, 2b, 4

Montier-en-Der-Platz

1 (KD)

2 (KD)

Pirschweg

5, 7

Rotkehlchenweg

1, 1a, 3

Rudolf-Binding-Weg

6

Wildscheuerweg

1 (KD), 3 (KD), 5, 7, 15 (KD), 17

4-8, 10 (KD), 12 (KD), 14 (KD), 18 (KD), 20, 22 (KD)

Zaunweg

3 (KD), 5 (KD), 9a, 11-19, 21 (KD)

2, 4 (KD), 8 (KD), 10, 12, 12a, 14 (KD), 16, 18

Grünanlagen

Wasserflächen

Das Gebiet der ausgewiesenen Gesamtanlage deckt sich weitgehend mit der Fläche des von Friedrich Pützer 1905 entwickelten und 1909 erweiterten Bebauungsplanes für die neu zu gründende Villenkolonie in Dreieich-Buchschlag, der mit geringfügigen Änderungen ausgeführt wurde. Er umfasst das Areal, das westlich von der Main-Neckar-Bahn, nordöstlich vom Hengstbach und im Süden von der Landstraße Sprendlingen - Mitteldick, heute Buchschlager Allee, begrenzt wird.

Zur Historie

1903 stellte der Frankfurter Kaufmann Jakob Latscha einen Kaufantrag, um das bisher in fiskalischem Besitz befindliche Waldgebiet zwischen dem Bahnhof und der Ortsgrenze Sprendlingens in ein Wohngebiet zu verwandeln. Seine Nutzung sollte vornehmlich der minder gut situierten Arbeiterschicht vorbehalten sein, die hier ein den modernen Reformbestrebungen entsprechend  gesundes wohnliches Umfeld außerhalb der Großstadt vorfinden sollte. 1904 kam der Gründungsvertrag zustande, indem die Dominialverwaltung der Buchschlag-Genossenschaft das Gebiet von 30 ha für 12 Jahre zur Gründung der Siedlung zur Verfügung stellte. Beim Kauf jedes Grundstücks verpflichtet sich die Genossenschaft zu einer Bebauung innerhalb von drei Jahren. Professor Friedrich Pützer von der Technischen Hochschule Darmstadt erstellt den Bebauungsplan für die Genossenschaft. Seine Planung orientierte sich gemäß der Idee Latschas an den Prinzipien der englischen Gartenstadtbewegung. Zur Finanzierung des Siedlungsbaus gründete Latscha eine Genossenschaft und entwickelte klare Vorgaben für den Bebauungsplan, wonach für die Grundstücke eine Mindestgröße von 1000 qm vorgeschrieben war, die Mindestentfernung zur Grundstücksgrenze 6 m betrug, die Bauten drei Geschosse einschließlich Dach nicht überschreiten, die Bausumme für ein Einfamilienhaus mindestens 12000 DM, für ein Zweifamilienbaus 20000 DM betragen sollte. Die Bauten selbst waren in Backstein auszuführen. Sandsteinsockel, Sichtfachwerk im Dachgeschoss, gestrichene Schindeln, Schieferdächer und rote Biberschwanzdächer waren ebenfalls obligatorisch. Als Dachformen wurden Sattel-, Walm-, Mansard- und Zeltdächer (trauf- oder giebelständig) erlaubt.

Die strengen Vorgaben bewirken jedoch, dass die Arbeiterschicht, die hier ursprünglich siedeln sollte, sich einen Hausbau schlichtweg nicht mehr leisten konnte und stattdessen die obere Bürgerschicht die Grundstücke erwarb.

Die Grundstücke in dem Kerngebiet der Siedlung, zwischen Kreisstraße (bzw. Bahnhofstraße, heute: Buchschlager Allee) und Hengstbach verkauften sich gut und so entstand bald der Wunsch der Genossenschaft, auch die Gebiete südlich der Kreis- bzw. Bahnhofsstraße und nördlich des Hengstbachs für die Siedlung auszuweisen. Diese Erweiterung wurde 1909 seitens des Ministeriums bewilligt. Nördlich des Hengstbachs wurde nun ein Gebiet geplant, das seine Begrenzung westlich durch die Bahnlinie, nördlich durch den Forst Dreieich und östlich durch die Gemarkung Sprendlingen erhielt. Da Buchschlag bei der Gründung noch nicht als Gemeinde konzipiert war, fanden sich im Kerngebiet der Siedlung im Wesentlichen keine kommunalen Einrichtungen. Auch Arztpraxen und Backstuben gab es zunächst nur in den Nachbarorten. Die Umsetzung der Pützer’schen Planung  war aus nicht bekannten Gründen ohne das angedachte Zentrum an der Hainer Trift/Hengstbach mit Marktplatz und Kirchengebäude erfolgt (verschiedene nachträgliche Planungen für ein kommunales Zentrum, etwa durch Wilhelm Koban 1912 und 1933, blieben unausgeführt). Mit der nördlichen Erweiterung des Wohngebietes bemühte man sich nun um eine entsprechende Kompensation.

Ab 1912 wurde Buchschlag offiziell zur eigenständigen Gemeinde, als deren Bürgermeister ab 1913 Rudolf G. Binding fungierte. Das Rathaus wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg im ehemaligen Waldhotel (auch: „Waldschenke") an der Kreisstraße eingerichtet. Im Kirchweg 2 erfolgte im selben Jahr die Einrichtung einer Schule, die allerdings 1920 bereits wieder geschlossen wurde. 1926 entstand im Buchweg 6 das Feuerwehrgerätehaus mit Schlauchturm. Kirchliche Einrichtungen wurden erst verhältnismäßig in Buchschlag installiert. Die Siedlung selbst war bei der Gründung keiner Konfession zugehörig. Siedlungsgründer Latscha gehörte der mennonitischen Glaubensgemeinschaft an. Bereits vor dem Erwerb des Baugeländes für die Villenkolonie organisiert er Waldgottesdienste in der Nähe des alten Forsthauses. Kurz vor seinem Tod im November 1912 schien er noch den Bau einer Bethalle auf einem der heutigen Kreuzung Kirchweg/Buchwaldstraße gegenüberliegenden Grundstück geplant zu haben. Im erweiterten Bebauungsplan von 1909 ist an der Ecke Pirschweg/Höhenweg (heute: Jägerweg) der Standort für ein Kirchengebäude mit Pfarrgarten geplant. Sowohl die katholische als auch evangelische Kirche befinden sich heute im oberhalb des Hengstbachs gelegenen Teil der Siedlung. Die evangelische Kirche hatte sich bereits 1918 um ein Grundstück am Buchweg bemüht. Als das Vorhaben anscheinend am Widerstand des Bürgermeisters scheiterte, zeigte die Kirche 1920 Interesse, das offenbar zum Verkauf stehende Gebäude der ehemaligen Korb'schen Wirtschaft („Kantine") direkt gegenüber dem Bahnhof zu erwerben, um dort einen Gottesdienstraum einzurichten. Alternativ stand die Einrichtung eines Gebetsraums im ehemaligen Waldhotel zur Diskussion. Dies scheint für ein paar Jahre umgesetzt worden zu sein, konnte aber nur eine provisorische Lösung sein. Bürgermeister Binding schien dem Kirchenbauprojekt in der Gartenkolonie verhalten gegenüber zu stehen: „Für Türme und besonders reiche Architektur ist hier gar kein Raum. Es genügt ein einfaches schlichtes Gotteshaus, ohne Türme." Dass bis dahin noch keine dauerhafte Einrichtung für den Gottesdienst existierte, begründete Binding mit dem fehlenden Interesse der Siedlungsbewohner: „Es darf nicht außer Acht gelassen werden, daß in Buchschlag ein großer Teil der Einwohnerschaft nicht kirchlich gesinnt ist und deshalb die Errichtung eines Gotteshauses überhaupt nicht gerne sieht. Zugeben muß ich allerdings, daß sich Buchschlag demnächst nach Norden hin, also nach der von der [projektierten] Kirche abgekehrten Seite, besonders entwickeln wird."

Zum Bestand

Noch heute lässt sich der von Pützer ursprünglich angelegte Straßengrundriss erkennen. Die Parzellen sind jedoch gegenüber dem Ursprungsplan verkleinert, wodurch die Bebauungsdichte erhöht werden konnte. Ausgangspunkt des Grundrisses ist der Bahnhof. Durch teils geschwungene (Bogenweg), teils geradlinige (Ernst-Ludwig-Allee) Wegeführung, Erweiterung von Kreuzungen zu Plätzen, Differenzierung der Grundstücksparzellen, Versatz von Fluchtlinien soll eine gewachsene Struktur nachempfunden, Gleichförmigkeit und Raster-Schematismus vermieden werden.

Die vornehmlich im Kerngebiet der Siedlung gelegenen Villen lassen sich auf einige Grundtypen zurückführen, die vielfach variiert werden und - manchmal gegensätzliche - Architekturtendenzen der Zeit zwischen 1900 und 1914 widerspiegeln. Dominierend sind nach wie vor die Dachformen; danach können Satteldach-, Walmdach-, Zeltdach- und Mansarddachhäuser unterschieden werden. Diese sind durch immer wieder vorkommende Elemente wie Zwerchhäuser, polygonale, meist asymmetrisch gesetzte Erker, offene Windfänge, Durchdringungen und Anbauten abgewandelt; dazu kommen rhythmisierende Fensteröffnungen mit jeweils individueller Versprossung und charakteristische Details wie die oft wiederkehrenden Klappläden mit ovaler Öffnung oder dekorative Vergitterungen und Spaliere. Bevorzugt werden heimische Materialien wie Holz als Fachwerk, Verschindelung, Brettverkleidung; Klinker, Naturstein in Sockel und Erker; Putz verschiedener Tönung; Biberschwanzziegel, in Ausnahmen Schiefer. Die Fassaden leben vorwiegend von den kontrastreich eingesetzten Materialien in Verbindung mit einer plastischen Gliederung.

Mit der allmählichen Besiedlung nördlich des Hengstbaches ab 1909 einher geht die Anlage der noch heute überkommenen kommunal genutzten Bauten und Kirchen, die ansonsten mehrheitlich von einem in den 1920er und 1930er Jahren entstandenen Baubestand umgeben sind. Dieser passt sich jedoch bewusst gestalterisch den bauzeitlich charakteristischen Gestaltungsprinzipien des Villengebietes an.

In der Architektursprache lösen sich somit zeitspezifische Strömungen ab. In der ersten Phase bis 1907 ist die plastisch-ornamentale Fassadengliederung noch dem ausgehenden 19. Jahrhundert verbunden; 1907-10 entstehen von historisierenden Formen befreite Bauten mit ländlich-heimatlichem Charakter und Einflüssen des Darmstädter Jugendstils oder der englischen Landhausarchitektur. Herausragend hier die Entwürfe von Koban, Darmstadt, oder Eberhardt, Offenbach. Nach 1910 kommen neoklassizistische Tendenzen in klaren, blockhaften Gebäuden zum Ausdruck. Eine Reihe exemplarischer Bauten von überdurchschnittlicher Qualität und damit das bedeutendste Ensemble innerhalb der Kolonie konzentriert sich im Kohlseeweg.

Den Bauten verschiedener Stilausprägung und individueller Gestaltung ist gemeinsam das Umfeld mit seinem durchgängigen Gartencharakter vor dem verbindenden Hintergrund der zum Teil vorhandenen Waldkulisse. Die in der Gestaltung von Abgrenzungen, Zäunen, Hecken und Pergolen ursprünglich angestrebte Einheit ist stellenweise noch erkennbar.

In der Gesamtanlage vereinigen sich fortschrittliche Tendenzen (städtebauliche Lösung des Bebauungsplanes, programmatische Wohnhausentwicklungen in Richtung auf funktionalistische Modelle) und konservative Strömungen (Rückgriffe auf historistische Formen, Heimatstil); beibehalten wird der Typus des isolierten Einzelhauses als traditionelle bürgerliche Bau- und Wohnform ohne halböffentliche Bereiche. In der Einbindung in eine übergreifende Struktur erscheint die Tendenz zum Gesamtkunstwerk, wie sie der Jugendstil hervorbrachte. Buchschlag ist ein frühes Beispiel für die deutsche Gartenstadtbewegung, dessen Sonderstellung in seiner Entstehungsgeschichte begründet ist.

Die Gesamtanlage ist Kulturdenkmal aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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