Hof Schmitte, Scheune, sog. Neue Scheuer
Hof Schmitte, Gästezimmer
Hof Schmitte, Kellerhals
Hof Schmitte 1
Hof Schmitte, südliche Wohngebäude, „Burghaus“ mit Treppenturm
Hof Schmitte, Wirtschafts- und Mühlengebäude
Hof Schmitte, Portal
Hof Schmitte, Arbeitszimmer
Hof Schmitte, Bibliothek
Hof Schmitte, Detail
Hof Schmitte, Salon
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Gießen, Stadt und Landkreis
Biebertal
Rodheim-Bieber
  • Hof Schmitte 1
  • Ellerwiesen
  • Burgwiese
  • Bieber
  • Bei der Schmitte
Sachgesamtheit Hof Schmitte
Flur: 19, 20
Flurstück: 117, 118, 123, 124, 125, 88, 92, 93, 94, 105, 106, 107, 150, 154

Die kurz vor dem Ortseingang von Rodheim-Bieber am Bieberbach gelegene Schmitte - ursprünglich ein Eisenhammer, der wegen seiner Nähe zum Wald „Waldsmith", also Waldschmiede, genannt wurde - ist 1412 erstmals als zur Besitzung des Hauses Gleiberg gehörig erwähnt.

Henne von Rodheim, der vermutlich erste ritterliche Besitzer der Schmitte, ergänzte den Eisenhammer durch einen befestigten ritterlichen Herrensitz. Seine Urenkelin heiratete den Vetzberger Ganerben Henne Lesch II. und bekam die Schmitte als Heiratsgut. Eines der Kinder aus dieser Ehe war Markus Andreas (Marx) Lesch. Als ein Freund und „getreuer Diener" von Landgraf Philipp dem Großmütigen brachte er es wegen seiner Kriegsdienste im Bauernkrieg und gegen die Wiedertäufer in Münster zu hohem Ansehen und Reichtum. Er wandelte 1550 den Eisenhammer in eine Mahlmühle um, die bis 1955 existierte.

Nach dem Tod Hermann Gottfried Leschs, des letzten männlichen Nachkommens der Familie, heiratete eine seiner Töchter, Agnes, den Generalwachtmeister und Stadtkommandanten von Gießen, Hans Günther von Brennhausen.

Nach dem Siebenjährigen Krieg ging wegen großer Geldschwierigkeiten die Schmitte an die Familie Freiherr von Firnhaber zu Eberstein über. Johann Conrad von Firnhaber heiratete Anfang des 19. Jahrhunderts die Witwe des holländischen Majors Adrian van der Hoop. Sie und ihre drei aus erster Ehe stammenden Kinder wurden Besitzer der Schmitte, die sich noch heute im Besitz dieser Familie befindet.

Ältester, noch erhaltener Teil der Anlage ist das zur Bergseite hin gelegene Herrenhaus, das so genannte „Burghaus". Es geht, wie ein als Spolie in das Mauerwerk eingelassener Balken mit Inschrift belegt, in seinem Kern auf das Jahr 1457 zurück. Bauherr war vermutlich Henne v. Rodheim. Das im Erdgeschoss massive, mit zwei auskragenden Fachwerkobergeschossen, einem runden Treppenturm und einem Renaissanceportal (Gewände mit kämpferartigem Abschluss, alte Tür mit Eisenbeschlägen, dreistufige Freitreppe) ausgestattete Haus, dessen Fern- und Silhouettenwirkung auf die abwechsungsreiche, verschieferte Dachlandschaft mit abgestuftem Teilwalm, hochrechteckigen Gauben und spitzem Turmhelm zurückzuführen ist, dürfte laut der Datierung in den beiden Wappentafeln über dem Portal in seiner heutigen Form 1654 entstanden sein.

Einer der Besitzer war zu dieser Zeit Hans-Günther v. Brennhausen (Festungskommandant in Gießen), der eine der Urenkelinnen von Marx Lesch geheiratet hatte. Er war auch der Bauherr der beiden sich südöstlich anschließenden, im unteren Teil massiv gemauerten, oben mit Fachwerk ausgestatteten Stallgebäude. Dies belegt der Schlussstein, der über einer der Eingangstüren angebracht ist. Seine Inschrift lautet: „H G V B 1655".

Vermutlich entstand die sich anschließende Fachwerkscheune, die später sicher mehrfach verändert und zum Stall umgebaut wurde, ebenfalls noch im 17. Jahrhundert.

Das letzte Gebäude dieser nach Südosten orientierten Gebäudeabfolge, die so genannte „neue Scheuer", eine mit zwei großen Toren ausgestattete, in symmetrischem Fachwerkgefüge ausgeführte Scheune, wurde laut Inschrift 1717 errichtet.

Erst mit dem 1834 für Willem-Gerrit van der Hoop errichteten Erweiterungsbau des Wohntraktes, der sich rechts an das Burghaus anschließt und mit einem eigenen Eingang versehen ist, war die in ununterbrochener Abfolge errichtete Gebäudereihe auf der Bergseite abgeschlossen. Das Erdgeschoss des ebenfalls dreigeschossigen Gebäudes wurde in Bruchsteinen ausgeführt. Dem klassizistischen Formenkanon folgend, kennzeichnen jeweils drei streng gereihte, in Achsen übereinander angeordnete, große Fenster die sonst schlichte Fassade.

Auf der gegenüberliegenden Bachseite bilden im Nordwesten drei Gebäude einen gesonderten, mit eigener Hofeinfahrt ausgestatteten Mühlenkomplex.

Außer dem direkt mit der Giebelseite an den Zufahrtsweg angrenzenden Fachwerkgebäude stehen hier das 1880 an die Mühle angebaute zweigeschossige, durch flachbogige Fenster und Satteldach charakterisierte Wohnhaus und das 1908 nach dem Brand der alten Mühle an der gleichen Stelle errichtete, vierstöckige, mit einem Mansarddach versehene Mühlengebäude, dessen Mühlrad erhalten ist.

Links, direkt neben dem Haupteingang zur Schmitte, steht ein niedriges Fachwerkgebäude, das durch sein tief nach unten gezogenes Krüppelwalmdach und durch ein als Dachreiter zur Hofseite aufgesetztes Glockentürmchen gekennzeichnet ist. Es handelt sich um das so genannte Brenn- oder Brauhaus, dessen Fachwerkoberbau im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde. Eine Balkeninschrift über der Tür verweist auf diesen Zusammenhang; sie lautet: „ANNO DOMINI 1732 DEN 9 IUNY/ HERR JOHANN GEORG KRAVSKOP ALS MEISTER DISSEN/ BAU AUFF GERICHT DENEN HERREN GOLDMAENNISCHEN ERBEN ZUR SHMIDT/ GOTT BEWAHRE IN". Der große Gewölbekeller unter dem Gebäude lässt jedoch auf eine ältere Bebauung an dieser Stelle schließen. Vielleicht war hier ursprünglich der Eisenhammer, also die Keimzelle der gesamten Anlage.

Das für die Fernwirkung zur Talseite hin besonders wichtige neue Herrenhaus wurde 1795 anstelle des so genannten „langen Hauses am Bach" für Johann Conrad Firnhaber errichtet. Der lang gezogene, eingeschossige klassizisBau ist vollkommen symmetrisch ausgebildet und wird durch sein hohes verschiefertes Mansarddach, die beidseitigen Zwerchhäuser und durch die gereihten, zur Talseite in Dreiergruppen zusammengefassten, mit Klappläden versehenen Fenster geprägt.

Auch die in größerem Abstand zum neuen Herrenhaus, ebenfalls auf der Talseite stehende, wohl noch in das 17. Jahrhundert zurückgehende Fachwerkscheune, die so genannte „große Scheuer" oder Bachscheune, ist auch für die Fernwirkung äußerst wichtig. Sie ist mit zwei großen Holztoren und einer linksseitig angebauten Wagenremise des 19. Jahrhunderts versehen und bildet das Pendant zur gegenüber liegenden „neuen Scheuer".

Folgende Objekte sind außerdem als Teile der Sachgesamtheit zu betrachten:

die Pferdetränke, die Pflasterung des Hofes, die Gartenanlagen mit altem Baumbestand, sämtliche Umfassungsmauern und Mauerreste, die nordwestlich der Schmitte gelegene steinerne Brücke über die Bieber, der hinter der Schmitte gelegene, vermutlich von Johann Conrad Firnhaber angelegte Park, die gotische Pforte westlich des Haupteingangs sowie der östlich, außerhalb der Mauer für Gerrit Freiherr van der Hoop errichtete Gedenkstein.

Einschließlich des Mühlgrabens sowie Teilen des Bachlaufs der Bieber ist die Schmitte, die den Ortsrand von Rodheim in entscheidendem Maße prägt, mit ihrem reichen und einzigartigen Bestand an originalen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden von hohem Aussagewert für die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung der Region und deshalb als Sachgesamtheit aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen schützenswert.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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