Sachgesamtheit Hof Graß, östliches Stallgebäude
Sachgesamtheit Hof Graß, Brunnen
Sachgesamtheit Hof Graß
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Gießen, Stadt und Landkreis
Hungen
Langd
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Sachgesamtheit
Flur: 1
Flurstück: 27, 28/1, 28/2

Der im Westen an die Gemarkung Langd angrenzende an einem Bogen der Horloff gelegene Hof ist 1311 erstmals urkundlich erwähnt. (Hof Graß liegt innerhalb einer eigenständigen Gemarkung, wurde jedoch aus redaktionellen Gründen der nächstliegenden Gemarkung Langd zugeordnet) Er soll ursprünglich als Wasserburg angelegt gewesen sein. 1371 wird erstmals eine heute nicht mehr vorhandene Kapelle erwähnt, die auf eine schottische Gründung zurückgehen soll. Seit dem 16. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier alljährlich am 8. August auf offenem Feld der Cyriacus-Jahrmarkt abgehalten. Das Gut, das im Laufe der Jahrhunderte öfter die Besitzer wechselte, kam im 18. Jahrhundert in den Besitz der hugenottischen Adelsfamilie du Bos du Thil aus der Normandie. Karl Wilhelm Heinrich du Bos du Thil, der es zum Minister im hessischen Staatsdienst brachte, erbte den Hof von seinem Vater Ferdinand Ludewig du Bos du Thil (1729-1813). Er starb 1859 kinderlos.

Die von einem Grabensystem umschlossene, bis zum nördlichen Ufer des Horloffbogens reichende Hofanlage besteht aus mehreren Gebäuden, die um einen weiträumigen Innenhof gruppiert sind. Der abgesondert im Norden gelegene, durch Mauer und Tor gesicherte Eingangsbereich wird von zwei Fachwerkgebäuden flankiert. Es handelt sich westlich um eine große, dreizonige, teilunterkellerte Scheune und östlich um ein eingeschossiges Fachwerkwohnhaus mit rückwärtigem Stallanbau. Das östliche Gebäude, ein eingeschossiger Fachwerkbau mit Sockel, hochgelegenem Eingang, wandhohen Verstrebungen und Krüppelwalmdach hat sein ursprüngliches Aussehen gewahrt. Bemerkenswert ist das zweigeschossige Herrenhaus auf der Westseite des Hofes. Es hat einen verputzten, klassizistischen Baukörper mit mittigem Eingang und streng gereihten, mit Klappläden versehenen Fenstern und ist mit einem Walmdach ausgestattet. Südlich schließt sich ein eigeschossiger kleiner Loggienanbau an. Weiterhin bemerkenswert sind das langgestreckte Stallgebäude an der Ostseite, das mit einem kleinen Glockenturm als Dachreiter mit Welscher Haube versehen ist, der im Süden rechtwinklig angebaute Scheunenteil mit massivem Mauerwerk und hohem Krüppelwalmdach und die direkt am Horloffbogen errichtete Mühle, ein im Erdgeschoss verputzter Massivbau mit Sandsteinfensterlaibungen und jüngerem Fachwerkobergeschoss. Als sicher wertvollstes Detail der Hofanlage ist der wohl 1610 entstandene Ziehbrunnen, einer der ältesten Oberhessens, im Innenhof zu bezeichnen. Er hat ein quadratisches, mit Kartuschen verziertes Becken mit gewulsteten Rändern. Zwei toskanische Säulen, die am unteren Schaft mit Girlandenmotiven, oben mit vegetabilisch gestalteten Kämpferaufsätzen geschmückt sind, tragen einen zweiteiligen Sturz mit aufwändig gestaltetem Voluten- und Medaillonaufsatz. Wegen seiner geschichtlichen Bedeutung ist der Hof einschließlich der alten Hofpflasterung und der entlang der Tränke geführten Bruchsteinmauer im Sinne einer Sachgesamtheit Kulturdenkmal.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
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