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Repräsentativer Massivbau in der Bensheimer Altstadt, errichtet 1732 für den Faktor des Mainzer Domkapitels wohl an Stelle des alten Adelshofes der Junker von Rüdigheim zu Rückingen. Dieser war wahrscheinlich in der Mitte des 16. Jhs. nach dem Niederlegen mittelalterlicher Häuser entstanden. Inwiefern Teile des Renaissancegebäudes wiederverwendet wurden, ist nicht eindeutig geklärt, die Faktorei entsprach jedoch bereits dem heutigen voluminösen Bau von fünf zu acht Achsen, jedoch noch ohne das zweite Obergeschoss und ohne das steile Mansarddach. Das ursprüngliche Dach entsprach eher einem gestuften Walmdach. Nach der Säkularisierung wurde das Gebäude Dienststelle des Vogteiamts, dann Sitz des Kreisrates. 1868 erwarb die Stadt die ehemalige Faktorei für das städtische Gymnasium. Sechs Jahre später war man wegen der beengten Verhältnisse zur Erweiterung gezwungen, wobei man ein weiteres Obergeschoss und das bereits erwähnte Mansarddach aufsetzte. Eine dekorative Zutat dieser Maßnahme sind die ungewöhnlichen Bügelverdachungen mit Muschelmotiv über den Fenstern des 1. Obergeschosses. Im Innern stammen die heute noch vorhandenen Gusseisensäulen von diesem Umbau.
Nach dem Auszug des Gymnasiums diente das Gebäude ab 1882 als Volksschule, nach der Jahrhundertwende war im Erdgeschoss auch das Heimatmuseum untergebracht. Später wurde die Polizeistation hier eingerichtet und der Keller diente als städtisches Weingut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden weitere Dienststellen hier provisorisch Unterkunft, nach der grundlegenden Sanierung der Jahre 1983-87 wurde bis 2001 die Stadtbibliothek untergebracht, die wegen statischer Probleme das Gebäude wieder aufgeben und dem "Bürgerbüro" bzw. der Touristeninformation überlassen musste.
Durch die nachträgliche Aufstockung wirkt das dreigeschossige Gebäude repräsentativer als das ursprünglich der Fall war. Die Kanten sind durch gefugte Lisenen akzentuiert, das Erdgeschoss ist durch ein profiliertes, sich um die Lisenen verkröpfendes Gesims von den Obergeschossen getrennt. Die Fenster sind von barocken Ohrengewänden gerahmt, die des 1. Obergeschosses durch die erwähnten Verdachungen mit Muschelnischen hervorgehoben. Im Mansarddach befinden sich Gaupen mit Segmentbogenabschlüssen. Auffallendes Bauteil ist das zentral in der Ostfassade platzierte Portal mit Oberlicht, das im gesprengten Segmentgiebel eine Muschelnische mit der Figur des hl. Aloysius (Patron der Schüler und Studenten), wohl von 1860/70, enthält. Vorher hat sich hier die Figur einer Justitia befunden. Die Gewände des Portals sind stark profiliert und liegen vor einer ionisierenden Pilastergliederung mit Bandelwerkornamentik, wie sie noch reicher in den Füllungen der Türflügel erscheint. Die Schlußsteine sind von Engelsköpfen geziert.
Im Innern ist die Raumdisposition verändert, jedoch sind der das Gebäude längs durchquerende Flur und das nach Süden orientierte Treppenhaus erhalten. Die noch vorhandene einläufige Barocktreppe wendet sich einmal und zeigt profilierte Pfosten sowie gesägte Baluster. In den beiden unteren Geschossen haben sich auch noch einige profilierte Türflügel erhalten. Der Keller besteht aus drei tonnengewölbten Räumen, die auf die mittelalterlichen Vorgängerbauten zurückgehen dürften.
Das Faktoreigebäude zählt zu den bedeutendsten Bauwerken Bensheims. Es zeugt von der einst engen Bindung der Stadt an das Fürstbistum Mainz und ist heute innerhalb des Altstadtgefüges ein wichtiger Bezugspunkt. Stilistisch bietet der Bau eine gelungene Symbiose aus Barock und Historismus, wobei hinsichtlich seiner Entstehung durchaus noch Klärungsbedarf besteht.
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