Kirchplatz 1, Stadtkirche
Kirchplatz 1, Grabmal des Grafen Friedrich Magnus
Kirchplatz 1, barockes Kirchenschiff von Norden
Kirchplatz 1, Portal
Kirchplatz 1, südlicher Eingang zum Querschiff
Kirchplatz 1, Grabmal
Kirchplatz 1, Grabmal des Grafen Joh. Georg I.
Kirchplatz 1, Kirchenschiff nach Osten, Blick zum frühgotischen Ostchor
Kirchplatz 1, Chor, Raumeindruck nach Süden
Kirchplatz 1, Kirchenschiff nach Westen, barocke Orgel
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Gießen, Stadt und Landkreis
Laubach
  • Kirchplatz 1A
Ev. Stadtkirche
Flur: 1
Flurstück: 44

Die 1057 zum ersten Mal in einer Hersfelder Urkunde erwähnte, ehemals St. Maria geweihte Kirche liegt auf dem so genannten Kirchenhügel westlich des Schlosses. Sie besteht aus einem nicht einheitlichen Baukörper, dessen Einzelteile unterschiedlichen Bauepochen zuzuordnen sind und wird auf der West- und Nordseite von einer niedrigen Häuserzeile umschlossen.

Der älteste Teil der heutigen Anlage besteht aus dem spätromanisch-frühgotischen Ostbau, d.h. aus dem Turm, dem Querschiff und dem Chor. Während der Vierungsturm mit seinen vier verschieferten Giebeln und dem rheinisch beeinflussten Rautendach sowie die Querarme noch in das 12. Jahrhundert datiert werden können, ist der in Turmbreite anschließende, außen durch Lisenen und durch einen Spitzbogenfries gegliederte 5/8-Chor erst im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden. Auch eines der fünf Chorfenster und das Fenster im nördlichen Querschiff entstammen dieser Zeit, die übrigen wurden in der Spätgotik mit Maßwerk versehen. Zwei erst vor wenigen Jahren freigelegte, romanische Nischenfiguren, eine Madonna mit dem Kind und Jesus mit Bibel, die am Südarm das gotische Maßwerkfenster flankieren, belegen, dass auch das Querhaus bereits in der früheren Bauphase entstand und erst nachträglich verändert wurde.

Das heutige Kirchenschiff, das nach dem Abriss des ursprünglichen, vermutlich nur turmbreiten Schiffes von 1700 bis 1702 erbaut wurde, zeigt hochbarocke Formen. Es handelt sich um einen annähernd quadratischen, verputzten Bau. Nur wenig breiter als der Querbau, ist er mit einer kräftigen Pilastergliederung, zweigeschossiger Fensteranordnung und einem hohen Mansarddach ausgestattet. Seine Stichbogenfenster und die fünfseitig gebrochene, konvex vorspringende Westfassade, in die das von Pilastern gerahmte und von einem in der Mitte durchbrochenen Giebelfeld (Wappen, Datierung: „1700") überfangene Hauptportal integriert ist, lassen an französische Vorbilder denken. Wichtige Ausstattungsdetails des Schiffes, das in der Mitte von einer kassettierten Holztonne überfangen wird, sind die zweigeschossigen, von Pfeilern getragenen Seitenemporen, die Orgelempore mit der prächtigen, 1747 entstandenen Orgel (Orgelbauer: Beck und Wagner, Gehäuse: Johann Kaspar Wöll) und die um 1700 zu datierende, barocke Kanzel einschließlich Schalldeckel mit Pelikan. Weitere bemerkenswerte Gestaltungsdetails sind die freigelegten Wandmalereien im Chor und im Querschiff aus dem 14. Jahrhundert, ein Vesperbild sowie eine hl. Anna Selbdritt mit Rankenwerk um 1500 im nördlichen Querarm und die in der Fensterlaibung angebrachten Groteskenmalereien aus dem 16. Jahrhundert.

Besondere historische und künstlerische Bedeutung haben darüber hinaus der bemalte, mit reich geschnitzter Bekrönung versehene Herrschaftsstuhl von 1738 im südlichen Querhausarm und die Grabdenkmäler der Solmser Grafen.

Im einzelnen handelt es sich um das im nördlichen Querschiff errichtete Alabastergrabmal des Grafen Friedrich Magnus, das eine freiplastische, auf dem Sarkophag knieende, laut Inschrift 1562-63 von Jordanus Brekevelt geschaffene Ritterfigur in Anbetung des Kreuzes zeigt, um das unter die nördliche Empore versetzte Grabmal des Grafen Joh. Georg I., einem Alabastersarkophag in reicher Architekturnische, das 1600-1601 von Balthasar Büttner aus Büdingen gefertigt wurde, und um das am südwestlichen Vierungspfeiler aufgestellte Grabmal des Grafen Joh. Friedrich und seiner Gemahlin. Letzteres, 1714 von Johann Friedrich Sommer (Marburg) nach einem Entwurf von J.P. Meyer (Hungen) geschaffen, besteht aus rotem Sandstein und zeigt über dem Sarkophag zwei allegorische Frauengestalten, Tugend und Frömmigkeit, die die Reliefbildnisse der Verstorbenen halten. Zusammen mit mehreren Gemälden, von denen das von Clemens Beutler 1616 gemalte Epitaph für den 1610 gefallenen Grafen Albert Otto I., die die Auferstehung der gräflichen Familie und eine Ansicht Laubachs zeigen, und zwei Pfarrerbildnisse (Heinrich Valentin Tischbein, H.D. Rauch) die bedeutendsten sind, und zusammen mit dem um 1750 erbauten, auf Stützen stehenden Fachwerkgang, der Schloss und Kirche brückenartig mit einander verbindet, ist die bedeutende Kirche aus künstlerischen, städtebaulichen und geschichtlichen Gründen gleichermaßen Kulturdenkmal.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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