Kloster Arnsburg, Wirtschaftsgebäude südlich des Pfortenbaus (Nr. 11)
Kloster Arnsburg, Treppenturm der abgebrochenen Schmiede
Gartenhaus
Im Kloster 1
Kloster Arnsburg, Prälatenbau, Westseite
Kloster Arnsburg, Abteigebäude, Südseite
Kloster Arnsburg, Kreuzgang, Kirche, Ostbau
Mittelschiff nach Osten
Lageplan Burg und Klosteranlage
Grundriss des Kastells Arnsburg mit den Grundmauern der Kirche des Klosters Altenburg
Ehem. Querhaus und Vierung
Kapitelsaal, Grabplatte des Johannes von Falkenstein, 1365
Im Kloster 1
Pfortenbau,Westseite
Pfortenbau, Ostseite
Nebengebäude
Tor zwischen Abteigebäude und Bursenbau
Im Kloster 1
Tor zwischen Wagnerei und Kirche
Blick in den ehem. Chorbereich
Südliches Seitenschiff
Kloster Arnsburg, Kapitelsaal
Kloster Arnsburg, Ostbau
Ehemaliges Stallgebäude
Ansicht des Klosters Arnsburg aus dem Jahre 1810 (im Schloss zu Laubach)
Kloster Arnsburg, Bursenbau
Kloster Arnsburg, Küchenbau, Südseite
Ehem. Chor von Südosten
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Gießen, Stadt und Landkreis
Lich
Kloster Arnsburg
  • Im Kloster
  • Wetter
  • Pfaffenstein
  • Mühlbach
  • Konventsgarten
  • K 165
  • Innere Chor
  • Im Kloster 8
  • Im Kloster 7
  • Im Kloster 6
  • Im Kloster 5
  • Im Kloster 4
  • Im Kloster 3
  • Im Kloster 2
  • Im Kloster 12
  • Im Kloster 11
  • Im Kloster 1
  • Im Hain bei der alten Kirche
  • Großer Gemüsegarten
  • Biengarten Syndikatsgarten
Sachgesamtheit Kloster Arnsburg
Flur: 1
Flurstück: 10/1, 11, 1/1, 12, 16/1, 17, 18, 20/2, 21, 22, 23, 24/1, 24/2, 25/1, 25/2, 26/1, 26/2, 27, 28, 29/1, 29/2, 30/1, 30/2, 31/1, 31/2, 32/1, 32/2, 33/1, 33/2, 4, 50/5, 5/1, 61, 63, 64/1, 64/2, 70, 8, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 94, 95

Lage und Ausdehnung

Das ehemalige Zisterzienserkloster Arnsburg liegt südwestlich von Lich, östlich der von Lich nach Butzbach führenden B 488. Eingebettet in einen Bogen der Wetter und im Norden und Osten von Wäldern gerahmt, bildet seine allseitig von Mauern umgebene Anlage eine aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen gleichermaßen schützenswerte, in sich abgeschlossene Sachgesamtheit.

Das Zentrum dieses Bezirkes, der von der Wetter und dem von ihr abgeleiteten Mühlbach durchflossen wird, bildet die Ruine der mittelalterlichen Klosterkirche und die sich ihr südlich anschließende, ebenfalls noch aus der Frühzeit des Klosters stammende ehemalige Klausur.

Wichtige Bestandteile sind weiterhin der nach Westen der Klausur vorgelagerte, im Kern mittelalterliche Bursenbau, die nach Süden und Osten liegenden Gebäude eines ausgedehnten, barocken Baukomplexes, dessen Gebäude nur teilweise erhalten sind, sowie etliche Neben- und Nutzgebäude im Westen und Süden des Klostergeländes. Wesentliche Bestandteile der Sachgesamtheit sind auch, soweit erhalten, das historische Wegenetz, der Teich im Süden des Prälatenbaus und die teils baumbestandenen (Der Pfaffenstein), teils begrünten Freiflächen, die anhand ihrer Benennungen (Syndikatsgarten, Biengarten, Konventsgarten, Teichgarten, Abteigarten, Mühlgarten) ihre historische Nutzung erkennen lassen.

Geschichte

Die Geschichte Arnsburgs, dessen Name sich wahrscheinlich vom althochdeutschen Wort „arn", also Adler ableitet, beginnt mit zwei gleichnamigen Burgen, die nach der fränkischen Besiedelung der Wetterau nordöstlich eines römischen Kohortenkastells (Alteburg) entstanden waren.

Die eine, um 800 zu datieren, lag im Nordwestteil des späteren Klosters, die andere, die nach den Grabungsergebnissen von 1984/85 um 1000 errichtet und nach 1151 aufgegeben wurde, lag oberhalb einer Schleife der Wetter im heutigen „Hainfeld" nördlich der Bergermühle.

Beide wurden von einer Reichsministerialenfamilie angelegt, deren erster urkundlich fassbarer Vertreter, Kuno von Arnsburg, wegen seiner engen Verbindung zu den Kaisern Heinrich III. und Heinrich IV. umfangreiche Reichslehen und -besitzungen in der Wetterau erhielt. Vermehrt wurde sein Besitz noch durch das reiche Erbe, das seine Frau Mathilde, die dem mächtigen Geschlecht der Grafen von Bilstein an der Werra entstammte, um 1064 mit in die Ehe brachte.

Beider Tochter Gertrud heiratete Eberhard von Hagen, den Reichsforstmeister in der Dreieich, der sich seitdem von Hagen und Arnsburg nannte und seinen Wohnsitz nach Arnsburg verlagerte. Nachdem bereits unter Konrad I. die Familie zum mächtigsten Geschlecht in der Wetterau aufgestiegen war, stiftete Konrad II. zusammen mit seiner Frau Luitgard auf den Resten des Römerkastells südwestlich der Arnsburg 1150/51 das Kloster Altenburg, das von Benediktinermönchen aus Siegburg besiedelt wurde, aber schon 1174 wieder aufgehoben wurde, da es aus unbekannten Gründen nicht gedieh.

Konrads Sohn, Kuno I., der sich als erster nach der neu entstandenen Münzenburg „von Münzenberg" nannte und durch sein Amt als Reichskämmerer (ab 1162) zu den einflussreichsten Männern seiner Zeit zählte, übertrug, nachdem er schon im Februar 1171 auf dem kaiserlichen Hoftag zu Kaiserslautern mit dem Zisterzienserabt Pontius von Clairvaux eine Vorvereinbarung getroffen hatte, 1174 in einer feierlichen Versammlung das Stiftungsgut des Klosters Altenburg sowie das Gelände der ehemaligen Burg und der Siedlung Arnsburg an Gerhard, den Abt des seit 1135 bestehenden Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau.

Nach Auswahl eines geeigneten Standortes im Wetterbogen nordöstlich der ehemaligen Burg und nach anfänglichen Schwierigkeiten (zeitweilige Rückkehr des Konvents nach Eberbach) begann unter Abt Mengot ab 1197 der systematische Aufbau des Klosters.

Als erster Bau entstand während der Amtszeit des Abtes Meffrid (ab 1203) und unter der Leitung des Baumeisters Dietrich (Ditericus magister operis) die Kirche, die bis 1250 fertiggestellt war. Danach errichtete man die Sakristei, den Kapitelsaal, das darüber gelegene Dormitorium und am Ende des 13. Jahrhunderts das Untergeschoss des Bursenbaus.

Gleichzeitig mit diesen Bauten begann auch der stetige Aufschwung des Klosters. Schon jetzt versuchte das Kloster, das der Gottesmutter Maria geweiht worden war, seinen Grundbesitz zu erweitern und seinen Status durch mancherlei Vorrechte zu sichern:

So erhielt es bereits vor 1209 eine päpstliche Bestätigung seiner Zehntfreiheit, erlangte 1219 durch eine päpstliche Bulle die Ordensprivilegien der Zisterzienser, wurde im selben Jahr von Kaiser Friedrich II. unter den Schutz der Burg Friedberg gestellt und kam 1223 auf Antrag seines Abtes Heinrich unter den geistlichen Schutz der mächtigen Fürstabtei Hersfeld.

Auf dieser Basis entwickelte sich Arnsburg zum reichsten und bedeutendsten Kloster der Wetterau, das in seiner Blütezeit bis zu 200 Klosterinsassen (Mönche und Laienbrüder) zählte.

Existenzgrundlage war dabei die Landwirtschaft, die vor allem auf den Klosterhöfen Kolnhausen, Hof Güll, Eberstadt und Wickstadt in vorbildlicher Weise (Einführung edler Getreidearten und Obstsorten) betrieben wurde.

Wichtige Wirtschaftsfaktoren waren außerdem der ausgedehnte, durch Schenkungen oder Ankauf erworbene Grundbesitz in einem Gebiet, das von Emsdorf, nördlich von Kirchhain bei Marburg, bis Geinsheim am Rhein bei Darmstadt reichte und 253 Orte umfasste, sowie die als feste Häuser betriebenen Niederlassungen in Marburg, Grünberg, Gießen, Lich, Wetzlar, Butzbach, Friedberg, Gelnhausen, Frankfurt und Mainz.

Wichtig für den weitgespannten Einfluss des Klosters, das auf seinem Gelände ein Hospital und eine Pilgerherberge betrieb, waren außerdem seine geistliche Aufsicht über sechs Zisterzienserinnenklöster, seine Patronatsrechte an mehreren Pfarrkirchen sowie die Tatsache, dass ihm die Kirchen in Grüningen, Muschenheim, Trais-Münzenberg, Birklar, Bettenhausen, Holzheim und Eberstadt mit sämtlichen Filialen inkorporiert waren.

Eine Reihe negativer geschichtlicher Ereignisse im 14. und 15. Jahrhundert stellte die bis dahin stetige Aufwärtsentwicklung des Kloster zum ersten Mal in Frage.

Nachdem schon 1313 die Pest in Arnsburg so stark gewütet hatte, dass die Mönche in den benachbarten Wald fliehen mussten, wurde das Kloster ein Jahr später im Zuge der Fehde zwischen Hessen und Nassau-Siegen durch nassauische Truppen heimgesucht. Auch durch die Kämpfe zwischen Mainz und Hessen von 1404 bis 1408, bei denen seine Güter verwüstet wurden und bis zu 400 Mann im Kloster einquartiert waren, erlitt es Schäden von mehr als 15000 Gulden. Zusätzliche Kosten entstanden durch den Brand des Dormitoriums der Laienbrüder 1457, so dass das Kloster 1489 beträchtliche Gelder bei den Grünberger Antonitern aufnehmen musste.

Weitere Einbußen erlitt das Kloster, als es 1525 während des Bauernkrieges durch Landgraf Philipp und die Wetterauer Grafen, die den Konvent aufheben wollten, besetzt wurde. Nur durch die Zahlung von 300 Gulden, durch die Ablieferung von Silbergeräten sowie im Schmalkaldischen Krieg (1546/47) durch Proviantlieferungen an die landgräflichen Truppen konnte es sich seine weitere Existenz erkaufen.

Doch schon 1574 war es abermals bedroht, als die Solmser Grafen versuchten, das Kloster zu reformieren, was ihnen aber nicht gelang, da es unter den besonderen Schutz des Erzbischofs von Mainz gestellt wurde.

Nach einer relativ ruhigen Phase im späten 16. und beginnenden 17. Jahrhundert brach mit dem Dreißigjährigen Krieg eine für das Kloster besonders verheerende Zeit an.

Nachdem schon 1623 die seit 1399 auf dem Hainfeld bestehende Heiligkreuzkapelle mehrfach von protestantischen Bauern entweiht und beschädigt worden war, rückten 1631 schwedische Truppen an.

Zusammen mit Teilen der Licher Bürgerschaft, die aufgrund vorangegangener Rekatholisierungsversuche durch die Mönche fanatisiert waren, plünderten und zerstörten sie das Kloster. Dabei wurden nicht nur Ausstattungsstücke wie Altäre und Kruzifixe zerstört oder verschleppt, sondern auch die Dächer von Kirche und Dormitorium abgebrochen und fast alle Gebäude so schwer beschädigt, dass die katastrophalen Schäden erst Jahrzehnte nach dem Friedensschluss von 1648 einigermaßen behoben waren.

Umfassende Wiederherstellungsarbeiten, zunächst an der Kirche, am Kreuzgang und am Refektorium, dann an den notwendigen Wirtschaftsgebäuden, erfolgten noch während der Amtszeit des Abtes Robert Kolb I. (1673 – 1701) im 17. Jahrhundert.

Eine besonders rege Bautätigkeit setzte jedoch in der Spätzeit des Klosters, im 18. Jahrhundert ein: Unter den Äbten Anton Antoni (1714 – 1745), Peter Schmidt (1746 – 1772) und Bernhard Birkenstock (1772 – 1799), von denen die beiden letzten sich auch als Erneuerer der Klosterbibliothek hervortaten, entstanden umfangreiche barocke Repräsentationsbauten, die auf eine letzte, vom österreichischen Erbfolgekrieg, vom Siebenjährigen Krieg und von den Revolutionskriegen unterbrochene Blütezeit des Klosters verweisen.

Das definitive Ende des Klosters kam mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Im Zuge der Säkularisierung wurde die Abtei aufgehoben und mit allem Besitz, Rechten und Pflichten dem Gesamthaus Solms als Entschädigung für verlorene linksrheinische Besitzungen zugewiesen.

Besonders nachteilig für den Gebäudebestand und dessen Innenausstattung wirkte sich dabei eine weitere Aufteilung auf die vier Solmser Häuser aus: Der Besitz des Klosters, dessen Gebäude dem Haus Solms-Laubach gehörten, wurde auf diese Weise weit verstreut und ein Teil der Gebäude auf Abbruch verkauft.

Nachdem die Kirche selbst bereits 1812 zum Abbruch freigegeben worden war, stürzten ihre Dächer und Gewölbe 1818 ein, so dass sie seitdem Ruine ist. Gänzlich verschwanden der Kreuzgang und der barocke Konvent mit dem Bibliotheksbau, während die übrigen von den Grafen Solms-Laubach als Schloss genutzten Barockbauten weiterhin instandgehalten wurden.

Verzögert wurde dieser Verfallsprozess erst ein wenig, als das Haus Solms-Laubach 1847 zunächst das Gartenhaus, später auch den Bursenbau als Kinderheim zur Verfügung stellte. Doch kam der Verfall erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1958 völlig zum Stillstand.

Die Bauten und ihre Bedeutung

Die Klosterkirche

Ältestes und zugleich bedeutendstes Bauwerk der Sachgesamtheit Kloster Arnsburg ist die leider nur als Ruine erhaltene, in zwei Bauphasen von 1197 bis 1250 errichtete Kirche.

Die aus Lungstein errichtete Anlage besteht aus einer kreuzförmigen, dreischiffigen Pfeilerbasilika mit östlichem Kapellenkranz, einer westlich vorgesetzten, geschlossenen Vorhalle (Paradies) und einer an der Nordseite angesetzten, in zwei Bauabschnitten im späten 14. Jahrhundert errichteten Doppelkapelle (Allerheiligenkapelle).

Auffallende Grundrissmerkmale sind die für zisterziensische Kirchenbauten charakteristische Streckung des Langhauses mit 4 1/2 Doppeljochen, der gerade Abschluss des Chores, die etwas länger als breiten Querhausflügel, die ehemals mit Ostapsiden versehen waren und der jetzt zerstörte Chorumgang. Letzterer bestand an der Nord- und Südseite aus je zwei quadratischen Kapellen, an der Ostseite aus sieben kleinen, verschieden formatigen Kapellen, deren mittlere durch eine Apsis hervorgehoben war.

Da nach der Demontage des frühen 19. Jahrhunderts das aufgehende Mauerwerk nur bis zur Höhe der Sohlbänke der Obergadenfenster erhalten ist, kann das äußere Erscheinungsbild der Kirche nur anhand zweier 1810 von Rentamtmann Fabricius angefertigter Zeichnungen und durch den auf ihnen basierenden Rekonstruktionsversuch Heinrich Walbes erschlossen werden:

Demzufolge waren die Außenmauern verputzt, hatten eine Lisenengliederung und wiesen als einzigen Schmuck Rundbogenfriese unter den Dachtraufen bzw. an den Giebeln auf. Die nach der Zeichnung für den Westgiebel belegte Fensterrose dürfte sich in gleicher Form auch an den Giebeln des Chores und der Querhausarme wiederholt haben. Überragt wurde das in mehreren Stufen aufsteigende Gebäude von einem großen oktogonalen Dachreiter, der von kleineren Dachreitern auf den beiden Querschiffarmen flankiert wurde.

Betreten wurde die Kirche von auswärtigen Besuchern durch eine schlichte, rundbogige Pforte in der symmetrisch gestalteten Westwand des vorgelagerten Paradieses. Von dort gelangten sie durch die in drei Kreuzgratgewölbe unterteilte, von großen spitzbogigen Fenstern belichtete Vorhalle in das nördliche Seitenschiff.

Zwei weitere Portale führen von Süden her in das Kircheninnere. Das eine, gotische, das von heutigen Besuchern benutzt wird, war den Laienbrüdern zugeordnet, die von der noch außerhalb der Klausur liegenden Klostergasse aus in den Westteil des südlichen Seitenschiffes gelangten, das andere, ursprünglich den Mönchen vorbehaltene, führt vom östlichen Arm des Kreuzganges in den östlichen Teil der Kirche. Es handelt sich um ein rundbogiges, abgetrepptes Nischenportal. Seiner besonderen Bedeutung entsprechend, ist es mit flankierenden Dreiviertelsäulen (rechts aus Sandstein), die mit attischen Basen und unterschiedlich ausgeformten Knospenkapitellen versehen sind, und einem kleeblattförmig abschließenden Wulstprofil ausgestattet.

Sehr ähnlich gestaltet sind auch das zum Friedhof führende Portal am nördlichen Querhaus und das allerdings wesentlich einfacher gehaltene Portal, das aus dem südlichen Querhaus in die Sakristei führt.

Zwei weitere, hochgelegene Türen führen aus dem südlichen Querhaus zum Dormitorium. Während die eine, die mit einem mehrfach profilierten gotischen Gewände ausgestattet ist, zu einem hölzernen, jetzt nicht mehr vorhandenen Podest führte, ist die andere, die mit einem breiten kleeblattförmigen Abschluss versehen ist, durch eine Treppe mit dem unteren Kirchenraum verbunden.

Im Inneren der Kirche ist das auf einfachste Formen reduzierte architektonische Grundprinzip des Zisterzienserordens noch besonders klar ablesbar: So öffnet sich der Chor nach Osten zur ehemaligen Apsis mit einem im Verhältnis zur Gesamthöhe relativ niedrigen, rundbogigen Durchgang, der von kleinen, schmalen Rundbogenfenstern flankiert wird. Die Durchgänge zu den Nord- und Südkapellen sind ebenfalls rundbogig.

Der Chor, die Vierung und die Querhausarme waren ursprünglich mit vierteiligen Kreuzrippengewölben versehen. Um deren Schub und die Last des Dachreiters aufzufangen, weist das Querhaus an seinen vier Ecken Verstärkungen auf. Die von Eckdiensten getragenen Gurtbögen sind in der Vierung beiderseits abgetreppt. Hier bilden vom Boden aus ansteigende Vorlagen und Dreiviertelsäulen mächtige Vierungspfeiler aus, die durch ein attisches Basenprofil und eine auf gleicher Höhe angebrachte Kapitell- und Kämpferzone zu einer übergreifenden, plastisch gegliederten Einheit zusammengezogen erscheinen. Während die Kelchkapitelle der östlichen Vierungsseite vorwiegend mit Knollen, aber auch mit Diamantrippen versehen sind, weisen die Kapitelle der westlichen Vierungsseite meist keine Knollenbildung auf.

Das Mittelschiff selbst wird vom Wechsel kräftigerer Haupt- und etwas schlankerer Zwischenpfeiler bestimmt. Sie sind in den beiden älteren östlichen Jochen durch Rundbögen, in den jüngeren westlichen durch Spitzbögen verbunden. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die über den Hauptpfeilern des östlichen Teils vorgekragten Wandvorlagen mit Konsolen und kurzen Stielen sowie die über den Kämpfern der Zwischenpfeiler ansetzenden halbrunden Dienste. Erstere sind in den westlichen Partien zu kurzen zylindrischen Gebilden geschrumpft, letztere fehlen ganz, was darauf schließen lässt, dass im ersten Bauabschnitt zunächst sechsteilige Gewölbe geplant waren, die um 1220 nach einer Planänderung zugunsten vierteiliger Kreuzgratgewölbe aufgegeben wurden.

Dem „gebundenen System" entsprechend, entfallen in den Seitenschiffen je zwei Joche auf ein Mittelschiffjoch. Während im Westteil des nördlichen Seitenschiffes die Kreuzrippengewölbe noch vorhanden sind, haben sich im südlichen Seitenschiff lediglich die von Dreiviertelsäulen getragenen Gurtbögen erhalten. Auffallend ist zunächst, dass die Kapitellformen (Knospen-, Kelchblock-, glatte Kelch- und Würfelkapitelle) stark variieren und von Ost nach West einfacher werden, weiterhin, dass die Fenster des südlichen Seitenschiffes mit Rücksicht auf den an der Außenseite verlaufenden Kreuzgang höher als die des nördlichen Seitenschiffes ansetzen.

Eine Besonderheit ist hier der Wechsel von Kreisfenstern im östlichen Teil zu Rundbogenfenstern im Westen. Der Übergang von dem ausschließlich den Mönchen vorbehaltenen Ostteil der Kirche zum Westteil, der den Laienbrüdern zugänglich war, sollte wohl auch nach außen hin durch eine deutliche Zäsur kenntlich gemacht werden.

Das der Westseite der Kirche angesetzte Paradies, ein geschlossener, aus sorgfältig gefügtem Quadermauerwerk bestehender Bau, der wohl etwas später als die Kirche selbst entstand, zeigt als einzigen äußeren Schmuck einen unter der Traufe verlaufenden Spitzbogenfries, der an den Schmalseiten als Konsolfries weitergeführt ist. Sein rundbogiges Portal und ein darüber liegendes spitzbogiges Fenster liegen an der Frontseite genau in der Mittelachse, die von zwei hohen, gleichfalls gotischen Fenstern flankiert wird.

Der seit 1967 wiederhergestellte Innenraum besteht aus drei quadratischen Jochen mit Kreuzgratgewölben, deren Gurte von Dreiviertelsäulen ausgehen. Die Stuckleisten dieser Gewölbe entstanden erst unter Abt Antoni, der auch die drei Schlusssteine mit Stuckverzierungen (links: „ANNO 1744", Mitte: Abtswappen, rechts: Christusmonogramm) versehen ließ.

Ebenso wie das Paradies gehören auch die Reste zweier ehemals separater Grabkapellen an der Nordseite zum ursprünglichen Bestand der Kirche. Sie wurden wahrscheinlich in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Allerheiligenkapelle zusammengefasst. Der ältere, einjochige Ostabschnitt ist wohl als Grablege von Rudolf Rule, der 1365 Bischof von Verden an der Aller wurde, zu deuten. Der sich westlich anschließende dreijochige Abschnitt dürfte um 1394 errichtet worden sein und diente, wie der hier ursprünglich aufgestellte, jetzt ins nördliche Seitenschiff verlegte Grabstein für Johannes von Linden und Guda von Bellersheim belegt, ursprünglich ebenfalls als Grablege.

Die Gebäude der Klausur

Südlich der Kirche schließt sich unmittelbar die ehemalige Klausur an. Um den zentralen, annähernd quadratischen Innenhof, dessen Freifläche seit 1960 als Kriegsopferfriedhof genutzt wird, verlief der in der Endphase der Erbauungszeit der Kirche oder kurz danach (um 1250) errichtete Kreuzgang, der im frühen 19. Jahrhundert vollständig abgetragen wurde.

Wie die an den Umfassungsmauern noch sichtbaren Konsolen erkennen lassen, war der Kreuzgang einst von Kreuzgratgewölben überdeckt. Seine Fundamentmauern mit den hofseitig vorspringenden Strebepfeilern wurden 1958 freigelegt, ebenso die mit einem Sockelprofil versehenen Grundmauern des fünfseitigen Brunnenhauses am Südflügel, dessen Brunnenanlage mit einigen Originalteilen wiedererrichtet wurde. Zahlreiche geschichtlich und künstlerisch wertvolle Grabsteine, von denen die ältesten aus dem 14. Jahrhundert stammen, sind an den Außenseiten des Kreuzganges sekundär aufgestellt und dokumentieren die vielfältigen Beziehungen des Klosters zu den Adelsgeschlechtern der Wetterau.

Einziges, relativ vollständig erhaltenes Gebäude am Kreuzgang ist der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Ostbau, ein langgestrecktes, zweigeschossiges Gebäude, das mehrere Funktionen unter einem Dach beherbergte. Es handelt sich um einen mehrgliedrigen Bau, der am südlichen Querschiff der Kirche beginnend, zunächst dessen Breite aufnimmt, dann aber deutlich schmäler wird.

Er beginnt im Norden mit einem Überleitungsbau, der Sakristei, die sowohl vom Kreuzgang, als auch von der Kirche aus zugänglich war und eine Piscina zur Reinigung der Altargeräte enthielt.

Dann folgt der quadratische, jetzt als Gedenkraum für die Opfer des Zweiten Weltkrieges genutzte Kapitelsaal, ein besonders schöner und eleganter frühgotischer Raum. Er besitzt 3x3 Joche, die mit Kreuzgratgewölben überfangen sind.

Besonders beeindruckend ist sein Stützensystem. Es besteht aus sechs dreiteiligen Säulenbündeln, die an die Wände im Norden, Osten und Süden anbinden sowie aus vier vollständig ausgebildeten Säulenbündeln, die frei in der Mitte des Raumes stehen. Sämtliche Stützen sind mit kreuzförmigen Sockeln versehen, haben Basen mit zweifachen Wülsten und dazwischen liegender Hohlkehle sowie gotische Knospenkapitelle mit ein- oder zweireihigen Blattkränzen.

Während an der Ostwand drei zu Gruppen zusammengebundene, rundbogige Drillingsfenster zu beobachten sind, zeigt die Wand zum Kreuzgang reichere Gestaltung. Hier befindet sich ein breites, spitzbogiges, auf beiden Seiten abgetrepptes Portal, in dessen Bogen eine von Blattkonsolen ausgehende Vorlage angebracht ist. Flankiert wird es von spitzbogigen Nischen, in die je zwei, von Zwillingssäulen getrennte, ebenfalls spitzbogige Fenster eingelassen sind.

Bemerkenswerte Details im Inneren des Kapitelsaales sind die umlaufenden zweistufigen Sitzbänke sowie das an der Nordwand sekundär aufgestellte, künstlerisch hervorragend gestaltete Sandsteingrabmal des 1365 gestorbenen Johannes von Falkenstein, das als Prototyp des mittelrheinischen Reliefstils hohe entwicklungsgeschichtliche Bedeutung hat.

Nach einem zweiteiligen Zwischentrakt, der das Treppenhaus zum Obergeschoss und einen Durchgang zum ehemaligen Krankenhaus enthält, schließt sich das sogenannte Parlatorium an, das um mehr als 2/3 seiner Länge über den Abschluss des Kreuzganges nach Süden hinausragt. Es konnte von der Südostecke des Kreuzganges betreten werden, war zweischiffig und hatte sieben mit Kreuzgewölben versehene Joche, die im 19. Jahrhundert zerstört wurden.

Das gesamte Obergeschoss des Ostbaues wird vom ehemaligen Dormitorium, also vom Schlafsaal der Mönche eingenommen. Der fast 60 m lange Raum, der heute für Konzerte, Ausstellungen und dergleichen genutzt wird, hat einen Zugang vom Treppenhaus südlich des Kapitelsaals, einen weiteren vom südlichen Querhausarm der Kirche, von dem eine Treppe emporführt. Da das Dormitorium sowohl über der Sakristei und dem Kapitelsaal als auch über dem schmaleren südlichen Teilen liegt, ist es im Nordteil drei- und im Südteil zweischiffig.

Annähernd original erhalten, bzw. wiedererrichtet sind die von runden Steinsäulen ausgehenden spitzbogigen Kreuzgratgewölbe jedoch nur im dreischiffigen Nordteil mit zwölf 12 Joche und im vorderen Abschnitt des sich nach Süden anschließenden zweischiffigen Teils, während der über dem Parlatorium gelegene Abschnitt saalartig erneuert wurde. Jedem Joch sind dabei auf der West- und auf der Ostseite eine dreiteilige Fenstergruppe (unten zwei Fenster mit geradem Abschluss, oben eins mit Rundbogen) zugeordnet.

Die mittelalterlichen Gebäude

außerhalb der Klausur

Der bedeutendste mittelalterliche, später stark veränderte Bau außerhalb der Klausur ist der langgestreckte, zweigeschossige Bursenbau, der leicht angewinkelt und durch die Klostergasse von der Klausur getrennt, den inneren Klosterbezirk nach Westen abriegelt. Es handelt sich um einen im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammenden Massivbau, in dem außer der Vermögensverwaltung auch das Laienrefektorium untergebracht war. Sein Obergeschoss und das großflächige, von kleinen Gauben besetzte Mansarddach entstammen dem Jahre 1750.

Hauptkennzeichen des ursprünglich zweischiffigen Gebäudes, das im Untergeschoss früher mit Gewölben ausgestattet war, sind der in der Gebäudemitte gelegene rundbogige Durchgang, die regelmäßig gesetzten, halbhohen Stützpfeiler, die streng gereihten Fenster im Obergeschoss und der 1810 über dem Südgiebel errichtete Dachreiter, der die Messglocke von 1786 enthält.

Auch die vor der Nordwestseite des Bursenbaus ansetzende, bis zum Vorplatz des Paradieses reichende Kelleranlage ist mittelalterlich, möglicherweise sogar älter als der Bursenbau selbst. Der linke Keller, der 13,80 m auf 6,55 m misst, ist zweischiffig und besitzt von viereckigen Pfeilern gestützte Gratgewölbe, während der rechte, etwas kleinere ein Tonnengewölbe aufweist.

Die repräsentativen Barockbauten

Südlich und östlich der Klausur entstand unter den Äbten Antonius Antoni (1714 – 1745) und Peter Schmitt (1746 – 1772) nach einem einheitlichen Plan Bernhard Kirns eine weitläufige, barocke Gebäudegruppe, die von 1727 bis 1747 errichtet wurde. Sie setzt sich zusammen aus dem Neuen Konventbau, der anstelle des mittelalterlichen Spitals errichtet wurde, dem sogenannten Abteigebäude und dem Küchenbau.

Vom Neuen Konventsbau, einem von Nord nach Süd gerichteten, langgezogenen, zweigeschossigen Gebäude, das in dreigeschossigen Eckbauten endete, ist nach dem Abriss des Haupttraktes und der Bibliothek im frühen 19. Jahrhundert nur der südliche Teil, der Prälatenbau von 1727 erhalten geblieben.

Es handelt sich um ein in sich abgeschlossenes, dreigeschossiges Gebäude auf quadratischem Grundriss, das zwei repräsentative Schauseiten, die eine nach Süden, die andere nach Westen, ausbildet und von einem verschieferten Mansarddach bekrönt wird. Wichtige, aus rotem Sandstein bestehende Gliederungs- und Gestaltungselemente sind dabei das zwischen Unter- und Obergeschoss umlaufende Gesims, die Ecklisenen und die gleichmäßig gereihten Fenster. Letztere sind sowohl auf der fünfachsigen Südseite als auch auf der vierachsigen Westseite in gleicher Weise gestaltet. Im Erdgeschoss haben sie architravierte Gewände und trapezförmig zulaufende Schmuckfelder, im Hauptgeschoss ornamentierte Brüstungsfelder und aufwändige Vergiebelungen, die im Wechsel als Segmentgiebel und konkav geschweifte Spitzgiebel ausgeführt sind, während die wesentlich niedrigeren Fenster des Obergeschosses wieder architraviert sind.

Als Hauptschauseite ist die Westfront in besonderer Weise hervorgehoben: Die beiden Mittelachsen sind dort risalitartig vorgezogen und werden von einem segmentbogenförmigen Giebelfeld überfangen, in dem, von zwei großen Schwänen flankiert, der Arnsburger Adler im ovalen Rahmen erscheint.

Das sich westwärts an den Prälatenbau anschließende Abteigebäude, das die Neben- und Amtsräume des Abtes enthielt, entstand 1745. Sein langgestreckter, zweigeschossiger Baukörper mit gaubenbesetztem Mansarddach und einundzwanzig Fensterachsen, liegt so nah an den Gebäuden der mittelalterlichen Klausur, dass der Ostbau noch in diesen hineinragt und das jetzt verschwundene, achsial auf das Brunnenhaus ausgerichtete Refektorium angrenzte.

Wichtige Gestaltungsmerkmale des Gebäudes sind die aus rotem Sandstein bestehenden, architravierten Fenster, die gleichmäßig gereiht und über den drei Portalen verdoppelt sind. Zwei der Portale, d.h. die seitlichen, sind gleichartig in Sandstein ausgeführt. Sie haben jeweils halbrunde Oberlichter mit schmiedeeisernen Gittern, werden von toskanischen Säulen gerahmt und von einem gestuften Segmentgiebel überfangen, indessen der mittlere, aus farbig gefasstem Lungstein bestehende Eingang einfacher gestaltet ist. Dieser hat einen geraden Türsturz, ein rechteckiges Oberlicht, zeigt eine querovale Tafel mit der Bauinschrift und der Jahresangabe MDCCXLV (1745), darüber einen ovalen Schild mit dem Wappen des Abtes Antoni.

Als letzter Bau dieses barocken Teilkomplexes entstand 1747, also schon während der Amtszeit des Abtes Peter Schmitt, der in West-Ost-Richtung verlaufende Küchenbau. Er liegt mit seiner Schmalseite direkt am Mühlbach, der am Prälatenbau vorbeigeleitet wird und dann in einem Kanal verschwindet, und ist mit dem Prälatenbau und früher auch mit dem Neuen Konventsgebäude durch einen eingeschossigen, schmalen Zwischentrakt verbunden.

Ähnlich wie das Abteigebäude ist er zweigeschossig und mit einem gaubenbesetzten Mansarddach ausgestattet. Er hat jedoch nur dreizehn Achsen mit streng gereihten Fenstern, von denen die des Festsaales im östlichen Obergeschoss durch ihre besondere Größe hervorgehoben sind. Das rundbogige Hauptportal liegt in der Mittelachse des Gebäudes. Es zeichnet sich durch einen von Halbpfeilern flankierten, profilierten Rundbogenabschluss mit mittig eingesetzter Agraffe und seitlich davon angebrachter Jahreszahl (1747) aus, hat ein halbrundes, ornamental vergittertes Oberlicht und wird von einem Segmentgiebel und einer darüber angebrachten ovalen Wappentafel (Wappen des Abtes Schmitt mit Schlüssel und Amboss) abgeschlossen.

Jenseits der Wetter, südlich des großen Abteigartens, also abseits der eigentlichen Klosteranlage, jedoch noch innerhalb der Klostermauern, ließ Abt Peter Schmitt nach dem Entwurf von Pater Cölestinus Wagner 1751 ein zierliches Gartenhaus errichten. Es ist eingeschossig und mit Ausnahme des nach Süden angefügten Flügels völlig symmetrisch. Seine nach Norden gerichtete Hauptansichtsseite, die auf die schnurgerade Hauptachse des Abteigartens ausgerichtet ist, wird von dem leicht erhöhten, vorgezogenen und von einem Mansarddach bekrönten Mittelteil charakterisiert. Dieser hat ein architraviertes Portal, das von hohen abgerundeten Fenstern flankiert wird und eine vorgelagerte zweiläufige Freitreppe mit Balustergeländern.

Das Portal selbst ist durch eine Stuckkartusche mit dem Namenszug des Abtes, durch eine flach geneigte Gesimsverdachung und durch das kartuschierte Abtswappen zusätzlich hervorgehoben.

Ebenfalls nach einem Entwurf Cölestinus Wagners entstand von 1774 bis 1777 unter dem zweitletzten Arnsburger Abt Bernhard Birkenstock der nach Westen orientierte Pfortenbau anstelle eines älteren Torgebäudes, das 1631/32 wiederhergestellt worden war. Anlass für die Entstehung dieses letzten, repräsentativen Barockgebäudes war die Feier zum 600jährigen Bestehen des Klosters 1774.

Ähnlich wie beim wesentlich kleineren Gartenhaus handelt es sich um eine vollkommen symmetrische, dreigliedrige Anlage, die von gaubenbesetzten Mansarddächern abgeschlossen wird. Dem erhöhten und beidseitig vorgezogenen Mitteltrakt, dessen Kanten durch Lisenen hervorgehoben erscheinen, sind hier zweigeschossige Seitenflügel zugeordnet, die nach außen drei, nach innen fünf Achsen mit Flachbogenfenstern aufweisen. Die rundbogige Durchfahrt in der Mitte wird von flachbogigen Durchgängen mit querovalen Oberlichtern links und rechts flankiert, darüber liegt, durch ein Gesims getrennt, das ebenfalls dreigliedrige, von größeren Flachbogenfenstern belichtete Obergeschoss.

Künstlerisch gestaltete Details, die wie die Gliederungselemente aus Sandstein gefertigt sind, unterstreichen die Bedeutung des Gebäudes als würdiges Entree: Zu nennen sind der reliefierte Doppeladler am westlichen Schlussstein des Torbogens, sein Pendant an der Ostseite mit der Darstellung eines Baumes, die etwa lebensgroßen Nischenfiguren des Heiligen Bernhard von Clairvaux mit Buch und Krummstab (außen) und einer Maria Immaculata auf Halbmond und Schlange (innen), die beide vom Mainzer Hofbildhauer Martin Binterim geschaffen wurden, sowie der große, reliefierte Segmentgiebel an der Westseite. Letzterer zeigt zwischen Bäumen und Hirschen ein viergeteiltes stehendes Oval mit dem Arnsburger Wappen, darüber Mitra und Krummstab.

Neben- und Wirtschaftsgebäude

Außer der südlich des Pfortenbaus errichteten, langgestreckten Bruchsteinscheune mit Halbwalmdach, die an der Klostermauer ansetzend nach Südosten verläuft, ist die weiter östlich parallel zum Mühlbach liegende ehemalige Klostermühle, die heute als Gaststätte genutzt wird, besonders bemerkenswert.

Es handelt sich um einen langgestreckten, zweigeschossigen Bau mit stark erneuertem, bzw. verändertem Fachwerkgefüge im Obergeschoss. Weitgehend original ist das Fachwerk der dem Innenhof zugewandten Giebelseite. Markante Elemente sind die beiden „halben Männer", deren Winkelbänder mit je einem Herzen verziert sind. Die Eckständer, in gleicher Weise mit verzierten Winkelbändern versehenen, sind mittels geschnitzter Rundstäbe optisch hervorgehoben. Diese zeigen, durch eine mittlere Rautenzone halbiert, Wickel-, bzw. Schuppenornamentik, wobei paarig gestellte Spiralen als obere und untere Abschlüsse dienen. Wichtige schmückende Details an der Traufseite sind drei unterschiedlich gestaltete Andreaskreuze und eine aus vier Winkelbändern gefügte Raute in der Gebäudemitte. Eine lateinisch verfasste Inschrift dokumentiert sowohl den Erbauer, Abt Robert Kolb, als auch das Erbauungsjahr 1675. Sie lautet: „REVERENDISSIMVS DOMINVS D ROBERTVS KOLB MOGVNTINVS ABBAS ARNSBURGENSIS ME FIERI CVRAVIT ANNO POST CHRISTVM NATVM MILLESIMO SEXGENTESIMO SEPTAGESIMO QVINTO".

Weiter südlichwestlich, ebenfalls am Mühlbach, doch am gegenüber liegenden Ufer, steht ein massiver Bruchsteinbau mit vermauerten Fenster- und Türöffnungen, der mit einem Fachwerkaufsatz und einem Halbwalmdach abschließt. Es handelt sich und das alte, 1510 erbaute Brauhaus.

Östlich von ihm befand sich einst ein dreiteiliges Gebäude, das die Funktionen Brauhaus, Stall und Schmiede unter einem Dach vereinigte. Von ihm ist lediglich der teils in Fachwerk errichtete Treppenturm erhalten. Er ist sechseckig, schließt mit einer barocken Haube ab und war ursprünglich vollständig verputzt. Sein Portal zeigt eine Sandsteinumrahmung mit Karniesprofil und ist im Sturz „1693" datiert, darüber ein von knorpeligen Voluten gerahmtes und von einem umgekehrten Herzen bekröntes Queroval mit der Inschrift: „F. ROBERT: KOLB/ DE MOGUNT/ ABBAS ARNSBURG/ XLVII".

Erwähnenswerte Bauwerke bzw. Gebäudereste sind außerdem das benachbarte ehemalige Stallgebäude, ein zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Halbwalmdach östlich der nach Süden verlaufenden „Neuen Straße", die mit barocken Gittern und Pfosten ausgestattete, einbogige Wetterbrücke, das zwischen Bursenbau und Abteigebäude vermittelnde, im Scheitelstein „ANNO 1750" datierte Rundbogentor, die nördlich an das Paradies angrenzenden ummauerten Reste der Wagnerei mit flachbogiger Toranlage und angrenzenden kleineren Gebäuden, der sich östlich davon anschließende ehemalige Mönchsfriedhof, an dessen Nordmauer ein überdachtes, hölzernes Kruzifix (um 1700) des Frankfurter Meisters Wolfgang Fröhlich aufgestellt ist sowie die jenseits der Wetter, östlich des Küchenbaus gelegenen Reste eines in den Hang gebauten Eiskellers.

Mauern und Tore

Die größtenteils erhaltene, 1600 m lange Außenmauer, die den Klosterbezirk allseitig weiträumig umschließt, stammt in ihren ältesten Teilen wohl noch aus dem 13. Jahrhundert. Sie besteht aus etwa 90 cm starkem, 3 bis 8,50 m hohem Bruchsteinmauerwerk, das oben abgeschrägt und an den Ecken durch Quader verstärkt ist, und bietet sowohl im Norden als auch im Südwesten der Wetter bzw. dem Mühlgraben Durchlässe, wobei sie im Norden mehrfach verspringt, um schiefwinklige Überschneidungen der Wasserläufe zu vermeiden.

Während das Haupttor, das wohl immer im Westen des Bezirks lag, 1774 durch den repräsentativen Pfortenbau ersetzt wurde, haben sich die übrigen Tore in ihrer älteren Form erhalten: Das Gottesackertor im Norden, das zwischen Wetter und Mühlgraben nach dem oberen Wettertal führt, ist rundbogig und unprofiliert, die Mauer ist hier erhöht, um den Rundbogen aufnehmen zu können. Ebenfalls im Norden, doch jenseits der Wetter, liegt das Pförtchen. Es ist rundbogig, nach außen hin gefast und mit einem spätromanischen Ablauf versehen. Das Rote Tor im Südosten, das seit 1874 dem öffentlichen Verkehr entzogen ist, zeigt die seit der Romanik geläufige Form eines festen Tores. Sein runder Torbogen liegt zwischen zwei Wangenmauern, die nach innen geführt sind, um ein abgewalmtes Satteldach zu tragen. Der Bogen selbst stammt jedoch in seiner jetzigen Ausformung von 1750, wie die im Schlussstein angebrachte Jahreszahl belegt. Er hat eine Sandsteinrahmung und Kämpfer aus Karnies über schwach vortretenden Platten.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

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