Am Lindenberg 8, Kirche mit westlich anschließendem Turm
Am Lindenberg 8, Kirche von 1952
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Gießen, Stadt und Landkreis
Reiskirchen
Hattenrod
  • Am Lindenberg 8
Kirche
Flur: 1
Flurstück: 110/2

Die einst wehrhafte, ursprünglich allseitig von Mauern umschlossene Kirche, die um 1400 zum Sendbezirk Winnerod zählte und zunächst wahrscheinlich zusammen mit Albach der Pfarrei Burkhardsfelden angeschlossen war, wurde ab dem 2. Viertel des 16. Jahrhunderts unter Graf Reinhard von Solms-Lich Filial der Pfarrei Ettingshausen.

Dem mittelalterlichen Vorgängerbau der heutigen Kirche, einem kurzen, geosteten Bau, der um 1500 durch einen quadratischen Chor erweitert worden war, baute man im Laufe des 17. Jahrhunderts ein hölzernes Tonnengewölbe ein.

Von dieser älteren Kirche steht, nachdem sie 1947 wegen Baufälligkeit weitgehend abgerissen werden musste, nur noch der Turm. Er besteht aus einem niedrigen steinernen Unterbau, der wohl aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammt, und einem erst nach 1706 errichteten hölzernen Helmaufbau, der außen verschiefert, aus einem kubischen Geschoss in einen achteckigen, zweigliedrigen Teil mit geschweiften Hauben übergeht.

Der 1952 vom Hochbauamt Gießen geplante und ausgeführte Neubau, der nun quer zur einstigen Lage des alten Schiffes in Nord-Süd-Richtung steht, ist ein konventionell gestalteter Bruchsteinbau, der außen vom klassizistischen oder spätbarocken Kirchenstil abgeleitete Formen mit schmalen, flachbogigen Fenstern, flachbogigem Portal mit keilförmigem Schlussstein und kreisrundem Fenster im Giebel zeigt.

Sein von einer flach gewölbten Holztonne überspannter Innenraum wahrt als einzige Werkstücke des Vorgängerbaus die Orgel und einen dreiteiligen gemalten Flügelaltar, der nach 1489 entstanden sein dürfte. Letzterer, eine handwerkliche Arbeit von lokaler künstlerischer Bedeutung, stammt wahrscheinlich aus dem Antoniterkloster in Grünberg und zeigt auf den Seitenflügeln die Heiligen Lucia und Wendelin bzw. Magdalene und Margarete sowie auf der Mitteltafel die Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes. Bemerkenswert sind außer dem kleinfigurigen, knieenden Stifterpaar, bei dem es sich laut den beigefügten Wappen um den Grafen Philipp zu Solms und seine Gemahlin Adriana von Hanau handelt, die links und rechts angeordneten Figuren des heiligen Jakobus und des heiligen Antonius sowie die in den Goldgrund übergehende Landschaft mit Burg und Stadt.

Die durch die tatkräftige Mithilfe vieler Ortsbewohner in nur wenigen Monaten errichtete Kirche, die Anfang der 1960er Jahre mit statischen Problemen zu kämpfen hatte, ist einschließlich des historischen Turmes aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen Kulturdenkmal.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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