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Wohn- und Geschäftshaus „Porzellan Bär“ von 1903 in Jugendstilformen nach dem Entwurf von Wilhelm Plate sowie rückwärtige Erweiterung durch Wohn- und Geschäftsbauten des Architekturbüros Rindsfüßer & Kühn von 1913/14.
Geschichte
Die Firma Porzellan Bär u. Co. wurde 1897 von Moses gen. Moritz Bär gegründet. Das von Beginn an florierende Unternehmen verkaufte neben Küchengeräten vor allem Glas- und Porzellanwaren. 1903 wurde der Architekt Wilhelm Plate mit der Errichtung eines repräsentativen Geschäftshauses beauftragt. Die Liegenschaft wurde 1913/14 um die zugehörigen Lager- und Versandgebäude an der Brönnerstraße durch das Architekturbüro Rindsfüßer & Kühn erweitert.
Nach dem Tod von Moritz Bär 1925 führte sein Schwager Otto Bonwit das Geschäft bis zu seinem Tod 1933 weiter. Sein Nachfolger Leopold Bär musste das jüdische Unternehmen 1936 verkaufen. Es ging an die Firma Johann Handel über. Die Liegenschaft wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört. Die Firma Johann Handel überstand den Krieg und wurde auf kleinerer Grundfläche weitergeführt. In die rückwärtigen Gebäude an der Brönnerstraße (EG und 1. OG) zog nach dem Krieg der legendäre Jazzclub „Storyville“ ein. Diesem folgte ab 1971 der „Sinkkasten“. Seit 2011 residiert der „Zoom“-Club in den Räumlichkeiten im ersten Stock. In das Erdgeschoss des Vorderhauses zog nach der Geschäftsaufgabe der Firma Johann Handel ein Supermarkt sowie mehrere Dienstleistungsunternehmen in die Obergeschosse.
Beschreibung
Das fünfstöckige Vorderhaus mit ausgebautem Dachgeschoss erhielt im Erdgeschoss vier große Arkadenöffnungen. Eine davon nahm den Haupteingang mit der Inschrift „Porzellan Bär“ in Jugendstillettern auf. Den Karniesbogen des Eingangs begleiten zwei Figurennischen mit Konsolen und Baldachinen. Das erste Obergeschoss erhielt ebenfalls vier große Schaufenster in Korbbogenform. Darüber wird die Fassade kleinteiliger. An den beiden äußeren Achsen setzen dreiseitige, leicht in die Mauer zurückgesetzte zweigeschossige Erker mit geraden Fensterstürzen und abschließendem Balkon an. Die Mitte wird durch drei Fensterachsen gegliedert, die auf dem in roten Stein gemeißelten Schriftzug „M. Bär u. Co“ aufsitzen. Im zweiten Obergeschoss setzt mittig ein dritter zweigeschossiger Erker an, der bis in das Dachgeschoss läuft und ehemals zu dessen Belichtung diente. Der mittlere Erker, der nur risalitartig vorspringt, trägt zwischen den Geschossen die Jahreszahl „1903“. Im vierten Obergeschoss sitzen kleine hochrechteckige Fenster, denen jeweils kleine Bullaugenfenster aufsitzen. Das vierte Geschoss endet in mit stilisiertem Blattwerk überzogenen Bogenformen und läuft bis in die Dachzone. Die seitlichen Achsen enden in je zwei ornamentierten Lisenen, die in den Initialen „MB“ münden. Auf ihnen sitzen halbfigurige Bärdarstellungen, deren Tatzen auf den Initialen ruhen.
Die rückwärtigen Bauten an der Brönnerstraße 5-9 besitzen zwei Keller und nahmen vornehmlich Lager- und Versandräume sowie Teile der Verwaltung auf. Am nördlichen Ende lag eine Wagendurchfahrt für das Be- und Entladen der Ware. Von der ursprünglichen Nutzung künden heute lediglich noch die zu größeren Teilen erhaltenen Treppenhäuser. Die Fassade wurde im Erdgeschoss durch Ladeneinbauten der Nachkriegszeit verunklärt. Darüber sitzt eine ursprünglich zwei-, heute dreigeschossige Fassade mit zwei Eckerkern im ersten Obergeschoss. Die Erker vermitteln zu den eingerückten Flanken des Baues und spielen zugleich geschickt mit der Grundstücksecke. Die ursprünglich mit einer Glockenhaube frei geführten Erker enden heute unmotiviert in einem Nachkriegsgeschoss, welches wiederum ein schlichtes Mansarddach trägt.
Veränderungen
Im Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Dachgeschosse sowie alle Fenster zerstört und verändert wiederaufgebaut. Die ursprüngliche Raumaufteilung ging ebenfalls verloren. Mehrere Umbauten für eine Gaststättennutzung insbesondere im Erd- sowie im ersten Obergeschoss (beispielsweise durch den Architekten Adam H. Hutter 1966/67) sowie durch den „Zoom“- Club veränderten die Räumlichkeiten nachhaltig. 1997 wurde das Vorderhaus durch das Büro Mühlrath und Partner großzügig umgebaut. Dabei wurde der rechte Erker der Fassade sowie deren Fenster rekonstruiert und ein modernes Dachgeschoss aufgesetzt.
Begründung
Die Gebäudegruppe der ehemaligen Firma „Porzellan Bär“ stellt ein wichtiges Zeugnis deutsch-jüdischer Unternehmensgeschichte in der Frankfurter Innenstadt dar. Die repräsentative Fassade an der Stiftstraße dokumentiert das Interesse des Bauherrn an dem und die Kenntnisse des Architekten über den damals modernen Jugendstil. Spielerisch gelingt es Plate, den Nachnamen des Gründers durch die Bärenfiguren am Dachansatz zu verbildlichen. Die Fassaden der zugehörigen rückwärtigen Bauten an der Brönnerstraße sind dagegen deutlich zurückgenommen und reagieren auf die städtebauliche Situation der im späten 19. Jh. verbreiterten Brönnerstraße. Ihre Teilzerstörung und veränderter Wiederaufbau zeugen vom nachgeordneten Rang der Lager- und Wohnräume, zu denen auch die teilweise erhaltenen Treppenhäuser gehören.
Die Baugruppe in der Stiftstraße 8-10/Brönnerstraße 5-9 steht aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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