Wilhelmstraße 62, ehem. Ernst-Ludwig-Seminar
Ehem. Ernst-Ludwig-Seminar, Direktorwohnhaus
Ehem. Ernst-Ludwig-Seminar, Risalit
Ehem. Ernst-Ludwig-Seminar, Wohnbau
Ehem. Ernst-Ludwig-Seminar, Flur
Wilhelmstraße 62, ehem. Ernst-Ludwig-Seminar
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Bergstraße, Landkreis
Bensheim
  • Wilhelmstraße 62
Ehem. Großherzogliches Ernst-Ludwig-Seminar
Flur: 18
Flurstück: 171/3

Als Lehrerbildungsanstalt des Großherzogtums Hessen errichteter Gebäudekomplex, von der Schulleitung bereits ab dem Jahr 1902 projektiert, der Baubeginn konnte jedoch erst 1908 erfolgen. Beteiligt waren die Oberbauräte Reinhard Klingelhöfer, der 1907 die Provinzpflegeanstalt Darmstadt errichtete, und Hofmann (beide Darmstadt), entwerfender Architekt war jedoch der junge Regierungsbauführer Karl Köster (1878-1963), der gerade seine Ausbildung abschloss und zwischen 1908 und 1911 die Stelle eines Regierungsbaumeisters in Bensheim innehatte. Kurz vor der Einweihung des Lehrerseminars im September 1911 wurde Köster zum Leiter der Baupolizei und Bauberatungsstelle in Essen berufen, dann, nach einer Zwischenstation in Harburg, 1933 als Nachfolger Fritz Schumachers zum Ersten Baudirektor Hamburgs.

Der Schulbau wurde großzügig als mehrflügelige, am barocken Schlossbau orientierte Anlage konzipiert, die in ein weitläufiges Gartengelände eingebettet ist. Kernbau ist ein 120 Meter langer, zweigeschossiger Haupttrakt, der an den Schmalseiten von dreigeschossigen Kuppelbauten begrenzt wird. Nach Osten umschließen Flügelbauten - im Süden das Direktorwohnhaus, im Norden der Bau für die Turnhalle, im Osten die Gebäude für Speisesaal sowie das Wirtschaftspersonal - den Schulhof, der zur Straße durch eine Mauer abgegrenzt wird. Westlich stoßen in Höhe der Kuppelbauten nur kurze Flügel vor, der südliche um einen nach Süden weisenden Anbau erweitert. Die beiden Westflügel waren ursprünglich durch eine Terrasse miteinander verbunden, in der begrenzenden Futtermauer waren zwei kleine, symmetrisch angeordnete Pavillonbauten für den Unterricht im Botanischen Garten integriert. Von der Terrasse gelangte man über Treppenanlagen in diesen Garten, der von Pappeln sowie rot und weiß blühenden Kastanien umstanden war. Westlich beließ Köster den alten Obstbaumbestand, entlang des Winkelbaches ergänzte er ein Vogelschutzgehölz. Heute nimmt in dem immer noch parkähnlich gestalteten Gelände ein moderner, 1978 eingeweihter Erweiterungsbau großen Raum ein, dem Terrasse, Pavillons und Botanischer Garten weichen mussten.

Der Schulkomplex ist weitgehend einheitlich als Putzbau über niedrigerem Basaltsockel konzipiert. Abgesehen von den regelmäßig gesetzten Lochfenstern strukturiert im Wesentlichen nur ein schlichtes Fensterbankgesims die Wände. Bis auf einen Teil des Nordflügels sind alle Dächer als Mansarddächer ausgebildet, bestückt mit großen Satteldachgaupen und darüber liegenden kleineren Schweifgaupen. Ein in Sandstein ausgeführter Mittelrisalit mit eigenwilligen Volutenpilastern und geschweifter Haube mit Vasenaufsatz akzentuiert zentral die beiden Haupteingänge, die von Segmentbogengiebel überspannt werden. Vor den Eingängen liegt eine repräsentative Treppenanlage mit zwei getrennten Läufen und Balustraden. Die Hoffassade erfährt zusätzlich Betonung durch zwei symmetrische Satteldachzwerchhäuser, deren Sandsteinverblendung durch Pilaster und Früchteornamentik geschmückt ist. Die Sandsteinornamentik könnte von Ernst Köster, dem ebenfalls am Bau mitbeschäftigten Bruder Karl Kösters entworfen worden sein. Die Westansicht des Kernbaues ist durch einen zentralen Dreiecksgiebel im Mansardgeschoss akzentuiert.

Die Südseite des Hofes zeigt am Flügel einen eingeschossigen Vorbau mit Pultdach, dann vermittelt ein niedriges Verbindungsstück zum Direktorwohnhaus, das durch sein hohes, zur Straße ausgerichtetes Satteldachzwerchhaus auffällt. Es zeigt eine offene, säulengestützte Loggia in Entsprechung zu einem ähnlichen Säulengang im Erdgeschoss. An den Gebäudekanten befinden sich noch zwei polygonale, erkerartige Vorbauten. Zur Franz-Liszt- Straße zeigt der Südflügel eine weitere Treppenanlage mit Balustrade und rundbogig bekröntem Sandsteinportal.

Verbunden über einen kleinen Zwischenbau mit korbbogiger Torfahrt bildet ein schlichterer Baukörper mit hohen Fenstern und einfachem Walmdach die Nordfront des Hofes, von diesem stößt wiederum der Wirtschaftsbau mit Mansarddach nach Süden vor. An diesen ist ein pavillonartiger Bau angefügt, der als Hausmeisterwohnung dient.

Der Altbau ist auf drei Seiten von einer hohen Sandsteinmauer mit Abdeckplatten umgeben, die nur an wenigen Stellen von Toren durchbrochen wird. Das zweiflügelige, dekorativ gestaltete Haupttor aus Schmiedeeisen ist nischenartig zurückversetzt und wird von hohen Vierkantpfeilern mit Kugelaufsätzen gerahmt. Entsprechend ist das kleinere Portal zum Direktorwohnhaus ausgeführt.

Im Innern zeigt das Schulgebäude eine sachliche Gestaltung, hervorzuheben ist der Foyerbereich mit Kreuzgratgewölben auf vierseitigen Sandsteinpfeilern sowie der ehemalige Chorgesangsaal, der, wie das Lehrerzimmer und der Speisesaal auch, von einem stuckierten Spiegelgewölbe überspannt wird.

Die seit 1966 das so genannte Alte Kurfürstliche Gymnasium beherbergende ehemalige Lehrerbildungsanstalt ist durch ihre geschickte Einbindung in die umgebende Landschaft und in ihrer Gesamtkonzeption als barockisierende, schlossähnliche Anlage für die Region von besonderer achitekturhistorischer und künstlerischer Bedeutung. Auch ist die Person des Architekten Karl Köster, der später in Hamburg, Harburg und Berlin tätig war, von wissenschaftlichem Interesse. Für die Schulstadt Bensheim hat diese Ausbildungsstätte darüber hinaus eine besondere geschichtliche Bedeutung.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

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