Römer 2-4-6, Kellergrundriss sowie Grabungsbefunde des südlich vorgelagerten Geländes (IBD)
Römer 2-4-6, Isometrische Rekonstruktion des Zustandes 1581-83 von Südosten (Zeichnung IBD)
Römer 2
Römer 2-4-6, Keller
Römer 2/4/6, Resthalle nach dem Umbau 1583
Römer 2-4-6, Stuckverzierung in der ehemaligen Küche
Römer 2-4-6, Zimmer im ersten Obergeschoss
Römer 2-4-6, ehemalige Küche
Römer 2-4-6, Rekonstruktion des Zustandes nach Errichtung 1289 (IBD)
Römer 2-4-6, Querschnitt, 1289 (IBD)
Römer 2-4-6, Isometrische Konstruktion des Fachwerkgefüges von 1289 (IBD)
Römer 2-4-6
Römer 2-4-6
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Limburg-Weilburg, Landkreis
Limburg
  • Römer 2
  • Rütsche 5
  • Römer 6
  • Römer 4
  • Römer
Flur: 24
Flurstück: 30/2, 31/2, 33, 34, 36, 4/1

Das Haus Römer 2-4-6 steht auf ansteigendem Gelände an der Kreuzungsstelle dreier kurzer winkeliger Gassenstücke südöstlich des ehemaligen "Schuhmarktes" und war bei seiner Entstehung im Hochmittelalter von dort aus sehr wahrscheinlich zu sehen. Nachdem ein Vorgängerbau bei dem Stadtbrand von 1289 vernichtet wurde, wurde noch im gleichen Jahre auf dessen Kellersockel ein Neubau errichtet: dieser bestand aus einem äußerst repräsentativen, zeittypischen Ständerbau mit zweiseitiger Obergeschossvorkragung und steilem Dach. Zwei aufwändige Renovierungen von 1581-83 (d) und 1610 (d) bedingten eine umfassende Modernisierung des Äußeren und Inneren. Ab 1660 setzte die innere Aufteilung des Hauses in insgesamt drei Wohnabschnitte ein: das einstige Anwesen patrizischen Anspruches geriet in den Sog des sozialen Abstiegs.

Im heutigen Zustand präsentiert sich das Haus als großformatiger dreigeschossiger Fachwerkbau mit hohem, einseitigem Schopfwalmdach auf einem massiven Kellersockel, der aufgrund der Hanglage auf der Nordseite über drei Meter zutage tritt. Die Giebelseite mit dem Eingang ist geprägt von einem reichen Fachwerk der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, das altertümliche K-Verstrebungen an Eck- und Bundständern mit moderneren Formen wie genasten Kurzstreben und gebogenen Andreaskreuzen verbindet. Die Wände sind durch breite Fensterbänder geöffnet. Die Nordseite ist sehr viel schlichter gestaltet: der westliche Bereich besteht aus einer zweistöckige Bruchsteinmauer, das rasterartige Fachwerk zeigt ausschließlich K-Verstrebungen. Auch hier bieten vier- und zweiteilige Fensterbänder dem Licht ungehindert Zutritt. Die durch die Häuserzeile der Brückengasse verdeckte Nordseite des Gebäudes zeigt im Gegensatz zu den beiden anderen Fassaden fast unverfälscht noch das Aussehen des Ursprungsbaues des späten 13. Jahrhunderts: es ist eine Ständerkonstruktion mit einer kleinen Fenstergruppe im westlichen Bereich.

Die Baugeschichte des Hauses

Der Vorgängerbau aus der Zeit um 1200-1250 lässt sich anhand der unterschiedlichen Mauerstärken der erhaltenen Umfassungsmauern des Kellers als dreiseitiger Massivbau mit östlicher Giebelseite in vorkragender Fachwerkkonstruktion vergleichbar dem Haus Rütsche 5 rekonstruieren. Direkt nach dem großen Stadtbrand 1289 wurden eventuell noch vorhandene Wandreste dieses Hauses oberhalb des südlich angrenzenden Hofniveaus abgebrochen und der Neubau in Fachwerkbauweise über dem verbliebenen Mauersockel errichtet. Es entstand ein repräsentativer zweigeschossiger Wandständerbau mit zweiseitiger Vorkragung an der östlichen Giebel- sowie der südlichen Traufseite. Dem Giebeldreieck mit Hängepfostenkonstruktion war ein möglicherweise verbrettertes Freigespärre vorgesetzt. Der über ein Treppenpodest zu erreichende Haupteingang lag auf der östlichen Giebelseite. Das gesamte Erdgeschoss nahm eine hohe Halle mit zentraler Holzsäule und Längsbalkendecke sowie massiv ummantelter Herdanlage ein. Das Obergeschoss war in vier annähernd gleich große Räume unterteilt. Die Erschließung der beiden Geschosse sowie des Daches erfolgte wahrscheinlich durch ein Treppentürmchen an der Nordostecke des Hauses. Früher Spitzsäulendachstuhl, dessen Säulen bis in das Obergeschoss herabgeführt waren mit an die Sparren geblatteten Kehlbalken. Zur gehobenen Ausstattung gehörte eine Abortanlage in einem westlichen Annexbau mit Entsorgungschacht und tonnengewölbter Kloake unterhalb des Kellerniveaus. Der ursprünglich horizontal in Keller- und Souterraingeschoss geteilte Unterbau des Vorgängerhauses wurde in seiner Gesamtheit eingewölbt, so dass ein 5,10 m hoher Gewölberaum entstand, der sowohl von außen erschlossen war, als auch durch eine Freitreppe, die vom Hallengeschoss durch eine Öffnung des Gewölbes nach unten führte. Diese endete unmittelbar am Rand eines zentralen, durch Zwischenpodeste und Treppen aus Holz begehbaren Schachtes, der sieben Meter tief zum Grundwasserspiegel führte.

Das Gestaltung des späten 13. Jahrhunderts zeigt sich im heutigen Bestand noch am deutlichsten auf der nördlichen Traufseite: Über der etwa 3,50 m oberhalb der Traufengasse sichtbaren Kellerwand blieben die beiden Eck- und vier der ursprünglich fünf Wandständer zusammen mit zwei wandhohen, eingezapften Streben erhalten. Von den überblatteten, durchgehenden Riegelhölzern waren dagegen nur noch Reste vorhanden. Die fehlenden Glieder wurden, wie auch eine bauzeitliche Fenstergruppe in der westlichen Wandpartie des Hallenbereichs, rekonstruiert.

1581 bis 1583 sowie 1610 fanden durchgreifende und das heutige innere und äußere Erscheinungsbild des Hauses prägende Umbauten statt. Ziel war eine anspruchsvolle Modernisierung des Äußeren sowie die Anpassung des Raumgefüges an gestiegene Nutzungsansprüche. Die Vorkragung der östlichen Giebelseite wurde um die Hälfte verringert, die der Südtraufe gänzlich zurückgenommen, frühneuzeitliche Konstruktionselemente und schmückende Dekorformen mit gebogenen und genasten Strebeformen ersetzten das alte Fachwerkgefüge. Eine neue, horizontal teilbare Haustür mit reich geschnitztem Gewände wurde rechts der Fassadenmitte eingesetzt und der äußere Kellerzugang erweitert und mit einer Rundbogenportal ausgestattet. Einzig die Nordtraufe, die inzwischen durch die großformatigere Bebauung des südlichen Bereichs der heutigen Brückengasse zum Großteil verdeckt war, blieb von den Renovierungsmaßnahmen unberührt. Im Inneren führte der erhöhte Bedarf an Wohnfläche zur weitgehenden horizontalen wie vertikalen Unterteilung der Halle, hinzu kam eine Ausdifferenzierung der Bereiche in repräsentativ-öffentliche und eher private Räumlichkeiten. Von der ursprünglichen hohen Erdgeschosshalle blieb nur noch eine Eingangshalle im nordöstlichen Hausviertel erhalten. In der Mitte der Nordwand wurde eine Wendeltreppe zur Erschließung der Ober- und Dachgeschosse eingefügt. Die vollständige Abteilung der Küche und der Einbau von Rauchfang und Schlot sollte das Hausinnere weitgehend rauchfrei halten. Mit dem Einbau eines liegenden Stuhls und der Abwalmung der Giebelseite wurde versucht, die Statik des Sparrendachs, welches keinerlei Längsaussteifung besaß und sich stark nach Osten neigte, zu verbessern. Zur Beschickung des Dachraums wurde auf der Nordseite ein Zwerchgiebel eingefügt.

1660 wird das bis dahin einheitlich genutzte Haus entlang der Längsachse unter zwei Eigentümer geteilt, was zum Einbau einer weiteren Kochstelle und anderen Veränderungen führte. Dass trotz der engeren Wohnverhältnisse ein gewisser Wohlstand herrscht, beweist jedoch der Ausschmückung einiger Räume mit Lehmstuckornamenten. Im 18. Jahrhundert erfolgt die weitere Teilung der Südhälfte, die zu neuerlichen Ein- und Umbauten führte. Ein sozialer Niedergang des Hauses beginnt, der bis zu der teilweisen Nutzung als Armenhaus führt. Auch die anderen Hausbewohner rekrutieren sich zumeist aus untersten sozialen Schichten. Ohne Gesamtkonzept ausgeführte Veränderungen, Reparaturen und Auswechslungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die unprofessionell und mit minderwertigen Materialien ausgeführt worden waren, führten zu einer bedrohlichen Schwächung der Gebäudestatik bis hin zur akuten Einsturzgefahr.

1986-89 erfolgt eine maßstabsetzende Sanierung nach umfassenden archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen. Durch die Entfernung späterer Einbauten und die Rekonstruktion zerstörter Bauglieder wurde das Innere und Äußere des Hauses auf einen Zustand rückgeführt, wie er annähernd im 17. Jahrhundert bestand. Da das Haus in keinem Gültregister erwähnt wird, bleiben die älteren Besitzverhältnisse ungeklärt. Der Einbau einer Mikwe im Gewölbekeller lässt auf einen jüdischen Kaufmann als Bauherrn schließen. Letzteres wird durch Quellenhinweise des 14. Jahrhunderts gestützt, die verschiedene jüdische Kultstätten in der Nähe des Eberbacher Klosterhofes nennen. Nach der Vertreibung der Limburger Juden 1349 wohl im Besitz wohlhabender Patrizierfamilien, wie die aufwändigen und sicherlich kostenintensiven Renovierungen belegen. 1660 in zwei, gegen 1730 in drei Wohneinheiten mit eigenen Zugängen und Binnenerschließung unterteilt. Ab 1872 diente der Hausteil Nr. 2, d.h. die nördliche Haushälfte, als städtisches Armenhaus.

Das Haus Römer 2-4-6 ist als äußerst stattlicher ehemaliger Ständerbau des späten 13. Jahrhunderts mit zwei qualitätvollen Umbauphasen späterer Zeit ein Denkmal profaner Baukunst von nationaler Bedeutung. Dessen umfassende wissenschaftliche Bearbeitung durch die Bauforschung erlaubte eine weitgehende Rekonstruktion seiner frühen Gefügekonstruktionen und förderte die Erkenntnis, dass der Fachwerkbau des 13. Jahrhunderts bereits über ein sehr breites und hoch entwickeltes Repertoire bautechnischer Möglichkeiten verfügte. Darüber hinaus spiegeln die unterschiedlichen Bauabschnitte und Renovierungsmaßnahmen vom großzügigen Vorgängerbau über die verschiedenen architektonischen Formen patrizischer Repräsentationsansprüche des späten 13. bis frühen 17. Jahrhunderts bis hin zur Aufteilung in marode Behausungen unterster sozialer Schichten im 18. und 19. Jahrhundert in höchst anschaulicher Weise den wechselvollen Verlauf der städtischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. (g,k,s)

Da die Häuserzeile Brückengasse 13-17 im 13. Jahrhunderts zumindest nicht in dieser Größe und Form existierte, wird der Vorgängerbau wie auch der Neubau von 1289 von dort aus sichtbar gewesen sein. Das auf drei Seiten freistehende Haus wendet jedoch seine beiden Schauseite nicht zum Markt, sondern nach Osten und zum Berghang. Archäologische Grabungen auf der Südseite des Hauses haben dort eine sehr dichte Bebauung, die bis in das 12. Jahrhundert zurückgeht, entdeckt.

Zentral das Rechteck des wieder verfüllten Schachtes eines älteren jüdischen Kultbades (Mikwe) des 12. Jahrhunderts, flankiert von kleineren Vorbauten, weiter westlich ein Brunnen dieser Zeit und der Teil des Grundrisses eines großen Massivbaues, der als Gaden, also turmartiger Bau, der Lagerzwecken diente, interpretiert werden kann. Unterstützt wird diese Vermutung durch die frühere Benennung des Geländes von Rütsche und Römer "zwischen den Gaden", die heutige Bezeichnung "Römer" entstammt erst dem 19. Jahrhundert


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