Ihr Internet-Explorer unterstützt den aktuellen JavaScript-Standard (ES6) nicht. Dieser ist für das Ausführen des Kartenmoduls verantwortlich.
Für Windows 10 empfehlen wir Ihnen den Browser Edge zu verwenden. Alternativ können Sie unabhängig von Ihrem Betriebssystem auf Google Chrome oder Mozilla Firefox umsteigen.
Die 1812 durch den aus Dillenburg stammenden Unternehmer Georg Philipp Gail in Gießen gegründete Rauchtabakmanufaktur ist das älteste Industrieunternehmen der Stadt. Das erste, zunächst angemietete, später gekaufte Fabrikgebäude lag am Kreuzplatz an der Ecke Sonnenstraße neben der jetzigen Pelikanapotheke. Wegen der Ausweitung der Produktion auf Kautabak wurde schon 1825 die "von Gatzertsche Besitzung", ein größeres Anwesen an der Neustadt, für 16 600 Gulden angekauft. Die seit 1840 bestehende "Zigarrenfabrik Georg Philipp Gail" wurde als getrennte Firma dem Hauptunternehmen angegliedert. Sie entwickelte sich schon bald, nicht zuletzt wegen der sich ändernden Rauchgewohnheiten, zum bedeutendsten Zweig des Unternehmens und exportierte sogar nach Übersee.
Nachdem bereits 1891 durch Wilhelm Gail (Enkel des Firmengründers) die Gailsche Dampfziegelei und Tonwarenfabrik am Erdkauterweg im südlich der Stadt sich neu entwickelnden Industriegebiet errichtet worden war, wurde auch die bis dahin verkehrsungünstig im Zentrum der Stadt gelegene, stark expandierende Tabak- und Zigarrenfabrik auf ein benachbartes Gelände am Sandkauter Weg, das mit einem eigenen Gleisanschluss an die Bahnstrecke Gießen-Gelnhausen angebunden war, verlagert.
Nach einem Entwurf des Herforder Architekten Wilhelm Köster, der wenige Jahre später (1924/25) die Gailsche Villa an der Wilhelmstraße neoklassizistisch überformen sollte, entstand eine außergewöhnlich großzügige Fabrikanlage aus cremefarbenen Gailschen Klinkern. Der schlossartige Industriekomplex, der noch späte Reminiszenzen an einen klassizistisch geprägten Jugendstil zeigt, besteht aus dem zweiflügligen, dreigeschossigen Hauptbau, einem turmartig gestaffelten Nebengebäude mit oktogonalem Schornstein, einem lang gestreckten, zweigeschossigen Garagen- und Stallgebäude, einem kubischen Pförtnerhaus und einer repräsentativ gestalteten, doppelten Toranlage. Der Grundriss des an der Ecke Sandkauter Weg/Grüninger Pfad gelegenen Hauptbaus hat die Form eines spiegelverkehrten L. Während der längere, parallel zum Grüninger Pfad und zur Bahn geführte Flügel durch risalitartige Eckgestaltung hervorgehoben wird und mit einem großflächigen Walmdach (Schleppgaupe über die gesamte Länge der Frontseite) versehen ist, hat der kürzere Teil zum Sandkauter Weg ein dreiteiliges Sheddach. Hauptgestaltungsmerkmal sind die in stockwerkübergreifenden Nischen angeordneten, zum Quadrat tendierenden Fenster, deren originale Verglasung lückenlos erhalten ist. Wichtige Gestaltungselemente sind weiterhin die Zwillingsfenster des Obergeschosses, die im Zentrum der Westfassade durch ein Kranzgesims mit Zahnschnitt überfangen werden, die zwischen die Fenster eingestellten ovalen Schmuckelemente, die mit ihren emblematischen Reliefs (rauchende Putten, stilisierte Tabakpflanzen, etc.) programmatisch auf die Firma und die Zigarrenfabrikation verweisen sowie der in schwarzen Klinkern ausgeführte Firmenname mit dem Gründungsdatum.
Die komplett erhaltene, baukünstlerisch hervorragend gestaltete, ortsgeschichtlich wie industriegeschichtlich äußerst bedeutsame Fabrikanlage ist einschließlich der erwähnten Nebengebäude Kulturdenkmal im Sinne einer Sachgesamtheit.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
Kleindenkmal, Bildstock | |
Grenzstein | |
Keller bzw. unterirdisches Objekt | |
Baum |