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Die Wiesecker Kirche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit über den Fundamenten eines weitaus älteren Vorgängerbaus errichtet wurde, geht in ihren ältesten Teilen auf das späte 13. Jahrhundert zurück. Sie liegt auf einer kleinen Erhebung, dem „Herrenberg" und ist deshalb weithin sichtbar. Die exakt geostete Kirche wird von einer heute in der Höhe reduzierten Natursteinmauer umgeben, die den alten Kirchhof (bis 1814 Friedhof) bezeichnet. In leichtem Winkel zur Kirchstraße stehend, bildet die Kirche bis heute den eigentlichen Kern des historischen Dorfes.
Der Vorgängerbau der heutigen Kirche war Bestandteil eines Grafenhofes der Rupertiner. Er war dem Hl. Michael geweiht und wurde entweder als Eigenkirche des fränkischen Grafen Cancor (Sohn Ruperts I.), oder durch iroschottische Mönche um die Mitte des 8. Jahrhunderts erbaut. Der erste sichere Beweis für ihre Existenz ist eine Schenkungsurkunde von 778, die uns durch eine vor 1079 angefertigte Abschrift überliefert ist. Sie besagt, dass der aus Irland stammende Beatus, der seit 770/73 Abt des Klosters Honau war, seinem Kloster insgesamt 8 Kirchen schenkte. Eine der Kirchen war „die Kirche im Lahngau im Hof der Wisicha genannt wird".
Diese erste Wiesecker Kirche, die wahrscheinlich bis ins 13. Jahrhundert bestand, zählte zunächst zur Mainzer Diözese. Ab dem 12. Jahrhundert gehörte sie zur Erzdiözese Trier (Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen) und war Filialkirche von Großen-Linden.
Eine selbständige Pfarrei bekam Wieseck wohl in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. In diese Zeit fällt auch der Bau der heutigen Kirche. Ihre Konzeption als Chorturmkirche macht es wahrscheinlich, dass sie von vornherein als Pfarrkirche geplant war. Zwischen 1526 und 1531 wurde in Wieseck die Reformation eingeführt.
Hauptmerkmal des einschiffigen Baus ist der mächtige Chorturm. Sein kubisch hervortretender, mit Schallöffnungen versehener Unterbau entstammt der ältesten, spätromanischen Bauperiode. Etwas später, also schon im 14. Jahrhundert, dürften die gekoppelten, in spitzbogige Blenden eingestellten Fenster des Obergeschosses und das Ostfenster des Chores entstanden sein. Der für die heutige Erscheinung so charakteristische dreistufige Haubenhelm wurde erst nach dem Brand von 1646 aufgesetzt.
Das Kirchenschiff, das ursprünglich die gleiche Breite wie der Turm hatte, wurde 1493 nach Süden erweitert. Im Zuge dieser Veränderung entstanden die heutigen Maßwerkfenster, das spätgotische, gestäbte Westportal und das überaus steile Satteldach. Auch das Chorgewölbe (Kreuzgewölbe mit gekehlten Birnstabrippen, Eckdienste mit Blattkapitellen), der Triumphbogen und die Sakramentsnische in der Chornordwand dürften zur gleichen Zeit entstanden bzw. erneuert worden sein. Ein Kämpferrest am nördlichen Bogenpfeiler dokumentiert, dass der ursprüngliche Bogen und damit auch das erste Chorgewölbe um einiges niedriger waren. Einen Eindruck von den wesentlich gedrungeneren Proportionen des ursprünglichen Baus gibt auch das sekundär in die südliche Langhauswand als Spolie eingelassene Portal, bei dem es sich um das alte Hauptportal handeln könnte. Es zeigt spätromanische Formen (kämpferloser Rundbogen mit Wickelstab) und ist aus grauem Sandstein gearbeitet. Im Innern liegt neben dieser vermauerten Tür ein Weihwasserbecken. Es ist in eine Nische eingelassen, sein Rand ist mit kleinen Zinnen versehen. Ein wichtiges, jedoch erst im 19. Jahrhundert, vielleicht nach altem Vorbild gestaltetes Detail ist die mit einem Achtstern verzierte Rose an der Stirnseite über dem Hauptportal, die die sonst ungegliederte Wandfläche wirkungsvoll belebt.
Zur ursprünglichen Innenausstattung der Kirche gehörte ein Altar, der den Heiligen Valentius, Barbara und Katharina geweiht war. Er wurde 1724 abgebrochen und durch einen neuen Altar ersetzt, der nun vor dem Chorbogen aufgestellt war. Gleichzeitig errichtete man im Chor eine Orgel- und eine Burschenempore, die bis 1900 bestanden. Bei der grundlegenden Erneuerung der Innenausstattung von 1873/74 entstand abermals ein neuer Altar, die neugotische Kanzel sowie die südliche Ergänzung der bis dahin nur auf der Nord- und Westseite existierenden Empore. 1900 wurde eine neue Orgel (1963 durch ein neues Instrument ersetzt) angeschafft, die auf der Westempore ihren Platz fand. Der Altar wurde nun in die Mitte des Chorraumes versetzt. Farbgebungen und Malereien aus den Jahren 1493, 1610 und 1769 wurden bei den Renovierungsarbeiten von 1925 und 1973/74 entdeckt und teilweise erneuert bzw. ergänzt.
Die Kirche, die noch heute das Ortsbild in entscheidendem Maße prägt, ist das älteste Bauwerk Wiesecks. Sie ist einschließlich des Kirchhofes und des gesamten Inventars Kulturdenkmal aus ortsgeschichtlichen, kirchengeschichtlichen und künstlerischen Gründen.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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