Gesamtanlage
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Marburg-Biedenkopf, Landkreis
Amöneburg
Roßdorf
  • Gesamtanlage
Gesamtanlage Roßdorf

Die Gesamtanlage von Roßdorf orientiert sich im Kern an dem seit dem Mittelalter bestehenden Ortsgrundriß, der durch das Geviert aus Vorderstraße, Untere Wallecke, Hinterstraße und Oberstraße gebildet wird und bereits vor 1400 im Verlauf dieser Straßen von einem Graben umgeben war. Den Mittelpunkt dieses Gevierts bildete der Kirchhof. Im Zuge der Dorferweiterung und der hessisch-mainzischen Auseinandersetzungen zu Beginn des 15. Jhs. wurde der im Kataster von 1808 eingezeichnete erweiterte Wallgraben angelegt. Er erwies sich als notwendig, da Roßdorf als ein der Mainzer Herrschaft unterstehendes Dorf durch seine Lage in der Nähe der Langen Hessen, der Städteverbindung Frankfurt-Leipzig, insbesondere während des Dreißigjährigen Krieges besonderer Gefährdung ausgesetzt war. Der Grabenverlauf ist noch heute in Form eines annähernd rechteckigen Umrisses nachzuvollziehen; er folgte im Osten der Burggartenstraße, im Süden der Eulenstraße und im Norden bzw. Nordwesten der Straße Am Dorfbrunnen. Nach Südwesten hin verlief der Graben gerade hinter der Bebauung der Oberstraße, die abwechselnd von jeweils traufständigen Wohnhäusern und Scheunen bestanden war, die hier eine wehrhaft geschlossene Reihe bildeten. Die heute im hinteren Hofbereich angesiedelten Wirtschaftsgebäude wurden auf der Grabenfläche errichtet. Diese Erscheinung läßt sich auch an anderen Stellen des Dorfgrundrisses nachweisen (Burggartenstraße, Am Dorfbrunnen). In zentraler Lage innerhalb des alten Ortskerns liegt der Kirchhof, der ebenfalls am Beginn des 15. Jhs. Zu einem Wehrkirchhof vergrößert wurde. Anzumerken und erklärlich aus den oben geschilderten Umständen ist die Besonderheit in der Bebauungsstruktur, die sich durch die Anordnung der großen Hofanlagen im inneren Dorfbereich und die der kleinen Anwesen zur Peripherie hin manifestiert. Diese Anordnung verstärkt sich noch im Laufe des 19. Jhs. durch die Auflassung des Wallgrabens. Hier entstand im Bereich Eulenstraße über dem ehemaligen Grabenverlauf eine geschlossene, auf einem hohem Sockelgeschoß errichtete Bebauung etwa gleich dimensionierter Wohnwirtschaftsgebäude durch Handwerker und Tagelöhner. Das ursprüngliche Aussehen der in der zweiten Hälfte des 19.Jhs. gebauten, heute teilweise überformten Häuser läßt sich noch an Eulenstraße 5 und 13 ablesen. Als herausragend im Bereich der oberhessischen Dörfer ist die Bebauung um den Kirchhof herum anzusehen. Die hier aufgereihten Hofanlagen fügen sich mit ihrer weitgehend ungestörten Bausubstanz zu einem außergewöhnlich intakten historischen Ortsbild. Als Beispiel ist Kirchstraße 5 anzuführen. Hier ist der an die Kirchhofsmauer angebaute Schuppen bis hin zum originalen Holzschloß erhalten, und das Wohnhaus verfügt neben Fachwerkschnitzereien noch über das Vordach und die barocke Freitreppe aus der Bauzeit. Die in Roßdorf überlieferte Bausubstanz stammt in ihren frühesten Belegen aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs., in der Masse jedoch aus dem 18. und 19. Jh. Neben seltenen Fachwerk-Ständerkonstruktionen (wie bei den Wohnhäusern Vorderstraße 2 und Oberstraße 8) herrscht dabei das Rähmgefüge vor, das sich hier durch die Verwendung von kräftigen Fachwerkhölzern und reich ausgebildeten Mannfiguren mit breitstehenden Verstrebungen besonders auszeichnet. Zumeist sind die Hofanlagen als Hakenhöfe mit einem dicht an der Straße stehendem, giebelständigen Wohnhaus angelegt (Vorderstraße, Kirchstraße). Die gebogenen Straßenverläufe führen auf diese Weise immer wieder zu optisch interessanten Staffelungen und Betonungen einzelner Baukörper.

Erwähnenswerte Teile der Gesamtanlage sind der Behang mit spitzzüngigen Biberschwanzziegeln an der Scheune Torgartenstraße 2 sowie die Lüftungsluke und das Fenster mit Kreuzsprosse und aufgesetztem Klötzchen an der Scheune Kirchstraße 13. Wie in vielen anderen katholischen Landgemeinden dieser Gegend besetzen auch in Roßdorf religiöse Kleindenkmale zumeist privater Stifter die Ortsein- und -ausgänge. Jeweils ein Stück außerhalb der ehemaligen Tore des mittelalterlichen Ortskernes aufgestellt sind an der Ecke Torgarten-/ Ebsdorfer Straße ein Bildstock und in der Vorderstraße vor dem Raiffeisengebäude ein Kruzifix. Gewissermaßen als Vorposten dazu sind am südwestlichen und nördlichen Übergang zu den überörtlichen Straßen zwei Andachtskapellen errichtet. Als wichtiger Bestandteil des historischen Dorfes ist die südlich vorgelagerte Gartenfläche einschließlich des Rulfbaches als Teil des ehemals das ganze Dorf umgebenden Streuobstwiesengürtels in die Gesamtanlage mit einbezogen. Eine Wasserfläche nördlich des ehemaligen Untertores, im Plan von 1805 als Tränke erwähnt, ist bis zum heutigen Tage als Feuerlöschteich erhalten. Gespeist wird der Teich aus dem davorstehenden Laufbrunnen mit Zippusaufsatz.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
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