Johann-Hinrich-Wichern-Straße 4
Lade Kartenmaterial...
Hochtaunuskreis
Königstein
  • Johann-Hinrich-Wichern-Straße 4
Sachgesamtheit Villa Andreae
Flur: 20
Flurstück: 79/178

Unter den im Zeitraum 1857 bis ca. 1910 inmitten prächtiger Parkanlagen im Kranz um Königstein angelegten Landsitzen nimmt die Villa Andreae als aufwendigst komponierte Monumentalarchitektur des romantischen, in Bezügen zu Bauwerken der Freien Reichsstadt Frankfurt stehenden Historismus und durch ihre Position auf dem Gipfel des Gaisberges als städtebaulich-topografisches Pendant zur Burg­ Königstein eine herausragende Stellung ein.

Ihre Geschichte setzt 1876 mit dem Erwerb eines Grundstücks durch den Frankfurter Antiquitätenhändler Johann Martin Bächle ein, der 1883-87 mit seiner Frau eine dem Haus „Goldene Waage“, Frankfurt (1614) nachgebildete Villa mit Treppenhausanbau und Aussichtsturm errichtete. 1888 ging die Liegenschaft an Albert Andreae de Neufville, Frankfurt, über, der in den Jahren 1889/90 durch Franz von Hoven dem vorhandenen Fachwerkbau eine schlossartige Residenz angliedern ließ, deren Wahrzeichen der dem Eschenheimer Turm, Frankfurt, entsprechende Bergfried ist. Er begann mit der Arrondierung des Grundbesitzes: Grundstücke Limburger Straße, u.a. für Zufahrt; Wäldchen am Gaisberg, „Messers Kegelbahn“; Gelände der Josephskapelle; Besitz Piepenbring 1911, Eichenhain mit Felsgruppe (Bestandteil des in Resten vorhandenen Parks). Das in etwa in den Grenzen Limburger und Theresenstraße (eine vom Bauherrn finanzierte und nach dessen Gemahlin benannte Ausbaustraße), Am Ölmühl- und Speckerhohlweg liegende, rund 18 ha umfassende und von Siesmayer in einen englischen Landschaftsgarten verwandelte Areal wurde mit etlichen Follies bestückt, von denen noch die hinter der Villa angelegte Grotte und ein Laubengang (Fuchs­tanzstraße 18) erhalten sind. Ebenfalls nach Entwurf von Hovens entstanden die Nebengebäude: das an der Zufahrt Limburger Straße neben einem vom Reichenbach gespeisten Teich platzierte Pförtnerhaus mit Stall und Remise, auf der Anhöhe das Gärtner- und Gästehaus (Herrnwaldstraße 12) und ein Garagenbau (Theresenstraße 22). 1927 wurde die Villa an Carl Billand, Kaiserslautern, verkauft und war 1941 von der Gauleitung der NSDAP requiriert, ab 1942 Lazarett. Unter den 1945 wieder in ihren Besitz gesetzten Erben Billand erfolgte die Parzellierung des Geländes, so dass der Villa noch eine Zufahrt, die im Verlauf in etwa der ursprünglichen Straße entspricht, der Vorplatz mit Grotte und etwas bewaldeter Umschwung verblieben. 1946-86 Schülerheim der Inneren Mission (von dieser 1957 angekauft), seit 1986 sowohl privat als auch gewerblich genutzt.

Jede Seite der Villa bietet ein Bild für sich. Besonders kraft- und phantasievoll durchgestaltet ist die über einer von Eckrondells flankierten Stützmauer, in die Kanonenkugeln von 1792 (?) und angeblich auch das Kurmainzer Wappen vom Obertor eingelassen sind, emporwachsende und von der Silhouette der unterschiedlich behelmten Türme hinterfangene südwestliche Figuration. Ein in die Tiefe führender gotischer Bogen, diverse Austritte (Terrasse, Loggia, Fränkische Erker, Vier-und Zweiseiterker), Giebel und die Parallelstaffelung von mit Gaupen und Zwerchhäusern belebten Dächern machen diese Ansicht besonders reizvoll. Der malerische Gesamteindruck wird maßgeblich mitbestimmt von den (laut Bericht von 1899) „in hiesiger Gegend schon im Mittelalter ortsüblich gewesenen Materialien: Sockel von Basalt, die übrige Steinhauerarbeit von rotem Mainsandstein. Für das an einzelnen Teilen ausgeführte sichtbare Bruchsteinmauerwerk ist der graugrüne Taunusschiefer verwendet. Das Fachwerk ist von Eichenholz hergestellt und dunkel gehalten, während die tannenen Gesimse, Sparrenköpfe etc. mit roter und grüner Ölfarbe gestrichen sind. Die Putzfläche ist in einem hellen gelblichen Naturputz gehalten...“ Die Repräsentations- und Gesellschaftsräume (Erdgeschoss) und die Wohnbereiche (Obergeschosse) ehemals reich im gotischen Stil und in Formen der deutschen Renaissance gestaltet und ausgestattet mit originalem Getäfel und Holzdecken. Noch in situ das von Haus Weissenfels in Frankfurt stammende, mit den Wappen Malapert und du Fay geschmückte Renaissanceportal. Ferner vorhanden sind Wandmalereien in der Veranda und einige intarsierte und kassettierte Türen. Außerdem zur Sachgesamtheit gehörig: das Gäste- und Gärtnerhaus (siehe Herrnwaldstraße 12), Teile der historischen Grundstückseinfriedung (siehe Fuchstanzstraße 18) und der Gargagenanbau (siehe Theresenstraße 22).


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
Planelemente auswählen
Zeigen Sie mit der Hand auf Markierungen im Plan, erhalten Sie ein Vorschaubild und per Mausklick die Objektbeschreibung.
Kartenansicht
Wählen Sie zwischen zwischen Alkis- und Luftbildansicht. Ebenfalls können Sie die Kartenbeschriftung ein- und ausblenden.
Zoomen
Zoomen Sie stufenweise mit einem Mausklick auf die Lupen oder bewegen Sie den Mauszeiger auf den Planausschnitt und verwenden Sie das Scrollrad ihrer Maus.
Zoom per Mausrad
Über diesen Button können Sie einstellen, ob Sie das Zoomen in der Karte per Scrollrad Ihrer Maus erlauben möchten oder nicht.
Vollbildmodus
Betätigen Sie diesen Button um die Karte im Vollbildmodus zu betrachten. Über den selben Button oder durch Klicken der "Esc"-Taste können Sie den Vollbildmodus wieder verlassen.
Ausgangsobjekt anzeigen
Über diesen Button erreichen Sie, dass in der Karte das Ausgangsobjekt angezeigt wird. Bei dem Ausgangsobjekt handelt es sich um die Objekte, die zu dem entsprechende Straßeneintrag gehören.
Abstand messen
Mit Hilfe dieses Tools können Sie die Distanz zwischen zwei oder mehreren Punkten berechnen. Hierbei wird eine Linie gezeichnet, bei der die entsprechende Gesamtlänge angezeigt wird. Weitere Anweisungen zur Benutzung werden nach betätigen des Buttons angezeigt.
Fläche berechnen
Dieses Tool ermöglicht es Ihnen eine Fläche zu zeichnen und den Flächeninhalt in m² zu berechnen. Um eine Fläche zu erzeugen, müssen mindestens 3 Punkte gesetzt werden. Die Fläche wird durch den Klick auf den Ausgangspunkt (1. Punkt) geschlossen und der Flächeninhalt anschließend berechnet.