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Lebensnerv von Oberursel war über Jahrhunderte ein vom Urselbach abgezweigter und kunstvoll an und durch die Stadt geleiteter Wasserlauf. Der von Erasmus Alberus als „Kleinod“ besungene, im Volksmund schlicht „die Bach“ genannte Werkgraben war Hauptader einer wassertechnischen Anlage, die unterschiedliche zivile wie auch miltärische Funktionen erfüllte. Er speiste Verteidigungsgräben und Brunnen, diente der Bewässerung von Wiesen, hielt Löschwasser vor und war Energielieferant für wasserangetriebene Werke. Unter den an ihm partizipierenden Gewerben wird in der schriftlichen Überlieferung als erstes das eisenverarbeitende Handwerk, durch das sich Oberursel zur Waffenschmiede der Herrschaft Königstein emporschwang, angesprochen. 1349 wird mit der Wollweberei und den im selben Zeitraum erstmals erwähnten Walkmühlen das zweite wichtige Wirtschaftsstandbein genannt. Einige dieser Werke überdauerten die Zeitläufe in hergebrachter Funktion oder durch stete Anpassung an eine sich wandelnde Produktnachfrage bis ins 20. Jahrhundert. Mit Einführung moderner technischer Errungenschaften (städtische Druckwasserleitung, Elektrizität) im praktischen Sinn überflüssig geworden, verschwand er 1958-68 schließlich im Zuge von Stadterneuerung und Verkehrsplanung verrohrt im Untergrund. Damit einhergehend vollzog sich die Egalisierung ehemals ausgeprägt individuell in Erscheinung tretender Lebensräume. Noch lebhaft erinnert man sich an „Klein-Venedig“, wie die Weidengasse aufgrund ihrer vielen Hausbrücken genannt wurde, oder an das das Straßenbild belebende Ackergässer „Flössi“ (Nebenarm des Kanals).
Der Werkgraben besteht aus einem vermutlich spätestens im 14. Jahrhundert angelegten „Urgraben“ und einer – laut Stadtchronik – im Zusammenhang mit der Stadterweiterung des 15. Jahrhunderts vorgenommenen Verlängerung. Sein Lauf beginnt in rund 800 m Entfernung der Altstadtgrenze (unterhalb Hohemarkstraße 60 / Steinmühlweg) und zieht auf einem parallel zum Urselbach angelegten Damm zunächst geradlinig am Borkenberg, hier in Anlehnung an einst zahlreich bestandene Werke „Schleiffhüttenberg“ genannt, entlang (siehe Schuckardsmühle, Altkönigstraße 53 und Kürtellsmühle, Obergasse 41, ehemalige Schleifmühle, 1633-1911 Lohmühle; hier Anzapfstelle zur Bewässerung der Port- und Maasgrundwiesen). Dann taucht er beim Überlauf (Wasserstandregulierung mit Stich zum Urselbach) gegenüber Obergasse 1 unter die Straße und quert im Untergrund das Burgareal (An der Burg 4, 6). Im Bereich des „Schlosses“, wie die obere Altstadt genannt wurde, passiert er in Form eines Hochleistungskanals (drei Steuerungsknicke, erhebliche Gefälle) die Rücken von ca. 10 zumeist dicht stehenden Anwesen. Unter diesen betriebsgeschichtlich gut dokumentiert sind vier Werke: die aus zwei Schleifereien heraus entstandene Signorino-Mühle (St.-Ursula-Gasse 8, Graben an Rückseite), die anstelle einer Walkmühle über dem Graben errichtete Schallermühle (Nr. 10, zwei Werke für Öl und Getreide), die am stärksten Gefälle (5,15 m) stehende Herrenmühle (An der Herrenmühle 9, drei über den an der südlichen Traufseite vorbeiziehenden Kanal betriebene Werke; der ansonsten in verrohrtem Zustand befindliche Graben an dieser Stelle 1989 instand gesetzt und vom Hollerberg aus einsehbar) und die Steinmetzmühle (Hollerberg 23). Endpunkt dieses älteren Abschnittes war die Wiedervereinigung mit dem Urselbach auf der (neuen) Bleiche unterhalb der ehemaligen Mühlpforte.
Der jüngere Abschnitt des Werkgrabens folgt, wie angenommen wird, dem alten Bett des Urselbaches, beginnend am Schnittpunkt Bleichstraße / Obere Haingasse (dort Überlauf zum kanalisiert verlegten Urselbach) und endend im Süden jenseits der unteren Altstadt (oberhalb Goetz-Mühle / Rathaus, Körnerstraße 12). Frühester Hinweis auf sein Bestehen ist die Nennung einer Walkmühle und einer „sliffe molen“ 1488. Der Graben zieht zunächst vor der Altstadtbebauung Obere Hainstraße lang, passiert auf diesem Lauf die hintere Traufseite der Roth’schen Mühle Nr. 12, läuft die Wiederholtstraße, an der die Probst’sche Mühle stand (Nr. 11, Walkmühle bis 1891, Färberei bis 1953) hinunter und quert im Mündungsbereich Eppsteiner Straße – hier bestand eine Überbrückung – den Marktplatz. Diese Strecke ist durch eine in der Straßenpflasterung kenntlich gemachte Linie gut nachvollziehbar. Danach fährt er an der Ostseite Weidengasse und an zwei inselartig im Straßenraum stehenden Gebäuden (Herzfeld’-schen Schleifmühle Nr. 11 und Haus Nr. 3) entlang und, nach Überquerung der Strackgasse (von der dortigen Brücke einseitig erhalten das Geländer), an der ehemaligen Braun’schen Loh- und Walkmühle (Eckareal Hospitalgasse / Korfplatz, 1870 stillgelegt) vorbei zum Heintze-Wiegandsturm (dort erwähnt ein Färbhaus).
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