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Die Sachgesamtheit umfasst Bauten einer im Nationalsozialismus zwecks Förderung und Organisation des Siedlungs- bzw. Heimstättenwesens errichteten Lehr-, Forschungs- und Musteranlage. Ihre Geschichte beginnt mit dem als Geschenk an die Universität Frankfurt gelangten und seit 1933 als Schulungsheim der dortigen Studentenschaft genutzten „Haus am Wald“. 1936 entstand seitens des Gauheimstättenamtes der Plan, auf dessen Gelände eine Gausiedlungsschule einzurichten, auf der in kurzen Lehrgängen Fachleute im Siedlungswerk ausgebildet, Siedlungsanwärter zur Selbstversorgung (Gemüseanbau, Kleintierhaltung) angeleitet und Architekten, Planer und Handwerker mit den Eigenheiten ländlicher Siedlungen vertraut gemacht werden sollten. Zur Unterstützung dieses Vorhabens gleichzeitig gegründet wurde ein Siedlungsförderverein für den Gau Hessen-Nassau. Neben dem eigentlichen Siedlungslehrhof mit Musterställen, Ausstellungsraum für Gartengeräte, Schreinerei etc. entstanden (wohl nach Entwurf von Fritz Röpe) innerhalb von zwei Jahren u. a. drei Siedlerstellen, ein Schulgebäude und ein Schülerwohnhaus mit dazwischen angelegtem Nutzgarten und als Teile der landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen ein Bieneninstitut (als international angesehene Forschungsstelle der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität heute noch existierend am nahen Karl-von-Frisch-Weg 2) sowie ein Institut für Krankheits- und Seuchenbekämpfung. 1938 nahm das Schulungszentrum mit der Präsentation einer Kleintierzuchtanlage an der ersten Deutschen Bau- und Siedlungsausstellung in Frankfurt am Main teil und wurde bei dieser Gelegenheit vom Führer der Deutschen Arbeitsfront zum Reichssiedlungshof Oberursel erhoben. Teil dieser Ausstellung war eine Sonderschau, auf der entlang einer Siedlungsstraße unterschiedliche Musterhäuser (Pläne von Franz Hufnagel, die Möblierung nach Entwürfen des Reichsheimstättenamtes) gezeigt wurden, die zusammen mit einem Gemeinschaftshaus, das eigentlich für die in Entstehung begriffene Siedlung „Zeppelinheim“ am Rhein-Main-Flughafen gedacht war, ihren Weg dann zum Reichssiedlungshof fanden. 1939 bereits wurde der Betrieb des Schulungszentrums durch die Einrichtung eines zentralen Kriegsgefangenen-Durchgangslagers (Dulag Luft) stark beschnitten und bestand letztlich wohl nur noch aus dem Lehrhof. Ab 1945 war die Anlage Teil der zunächst als "Camp Silbert" bezeichneten amerikanischen Militäranlage, die im Herbst 1946 in „Camp King“ umbenannt wurde. 1998 erwarb die Stadt Oberursel das Gelände und begann unter Einbeziehung des denkmalgeschützten Baubestands mit der Entwicklung eines Wohngebietes. Davon ausgeschlossen blieb jedoch der im Norden über den Musterhäusern liegende Lehrhof (Eigentum des Siedlungsfördervereins Hessen e.V.).
Entlang der vormaligen Siedlungsstraße erlebbar geblieben sind zunächst drei zum älteren Bestand der Anlage gehörende Bauten: ein Fachwerkhaus (ehemals Universitätsinstitut der Bienenkunde der Polytechnischen Gesellschaft), die Siedlerschule und das für circa 60 Personen konzipierte Gästewohnhaus (Jean-Sauer-Weg 1, 2 und 4). Auf diese folgen Musterhäuser unterschiedlicher Bestimmung und Gestaltung (Variation von auf Bruchsteinsockel gesetzten, frontal oder traufseitig erschlossenen Holzkonstruktionen mit zumeist verputztem Erdgeschoss, teilweise mit Drempel erhöhtem Dachgeschoss und verbretterten oder unterschiedliche Fachwerkbilder aufweisenden Giebelfeldern), die nach Land-schaften des Rhein-Main-Gebietes benannt sind. Giebelständig zur Straße blicken die ebenfalls als denkmalwürdig eingestuften Häuser „Hessen“ (ausbaufähige Siedlerstelle), „Odenwald“ (kleinstes Eigenheim) und „Nassau“ (mittleres Eigenheim mit Garage) (Jean-Sauer-Weg 9, 11, 13), gefolgt von den Giebelhäusern „Maintal“ (größtes Eigenheim), „Bergstraße“ (Wirtschaftsheimstätte), der Traufenbau „Rodgau“ (Mietwohnhaus mit vier Wohnungen), „Rheingau“ (Reiheneigenheime, Heinrich-Kappus-Weg 5 und 4, 8, 14). Weitere Wohnbauten finden sich mit dem Gärtnerhaus (Ahornweg 91 bzw. Grenzweg o. Nr.) und dem Maidenhaus (Heinrich-Kappus-Weg 10). Blickfang der Anlage ist nach wie vor das am „Dorfplatz“ errichtete und aufgrund seiner erhöhten Position am Eichenhain von den Amerikanern „Mountain Lodge“ getaufte Gemeinschaftshaus (Heinrich-Kappus-Weg 17). Der Entwurf hierzu von Franz Hufnagel. Im Inneren Versammlungssaal, Schulraum, Küche und Speisesaal im Erdgeschoss, Sitzungszimmer und Büros für Verwaltung und Partei im Obergeschoss. Nach Beschlagnahmung des Reichssiedlungshofes durch die Amerikaner ab 1946 Offiziersclub im Camp King. Hangparallel stehender Bau von 36 m Länge mit Satteldach und Dachreiter. Das einen Gewölbekeller beinhaltende Untergeschoss steinsichtig belassen, das massive Erdgeschoss verputzt, das Obergeschoss in konstruktivem, an Eck- und Bundpfosten mit über Kreuz gelegten wandhohen Streben ausgesteiftes Fachwerk. Großzügig bandartig bzw. mit Doppel- und Dreiergruppen durchfensterte Fassaden. Traufseitig der über Stufen erschlossene und von einem Balkon überlagerte Eingang. Die große Halle des Erdgeschosses ausgestattet mit einer farbig gefassten Balkendecke und einem umlaufenden Swastikaband.
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