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Geschichte
1909 unterschrieb die Buchschlag-Gesellschaft einen Pachtvertrag für die Anlage eines Friedhofs für die Kolonie. Die Pacht war zunächst auf 30 Jahre angelegt, 1913 wurde jedoch der Friedhof zusammen mit den übrigen öffentlichen Einrichtungen für die Dauer von 99 Jahren der Gemeinde übergeben. Das Friedhofsgelände wurde westlich der Bahngleise, gegenüber der Villenkolonie im Wald ausgewiesen. Auf Plänen aus dem Jahr 1910 ist zu sehen, dass die Friedhofsanlage als rechteckige Fläche angelegt war. Der Zugang lag im Süden, die Gräber waren symmetrisch um eine kreuzförmige Wegeführung angeordnet. Ob die auf den Plänen eingezeichnete Leichenkammer links und der Geräteschuppen rechts des Eingangs ausgeführt wurden, ist nicht sicher. Mit der stetigen Erweiterung der Kolonie wuchs auch der Friedhof, so dass bereits 1915 Entwurfspläne für eine größere Leichenhalle eingereicht, aber vermutlich nicht ausgeführt wurden.
Bis 1949 war das Friedhofsgelände bereits auf mehr als die dreifache Größe erweitert worden. Anfang 1949 erhielt der Frankfurter Architekt Ludwig Wagner (von Wagner & Struth) den Auftrag, das Gebiet abermals zu erweitern sowie eine Kapelle nebst zwei Wohnhäusern zu planen. Das Kapellengebäude sollte in dem Gelände zwischen altem Friedhof und Bahngleisen errichtet werden, wo von den Amerikanern bereits eine Umgehungsstraße angelegt worden war. Wagner entwarf eine großzügige Anlage, die im Osten direkt an der parallel zu den Bahngleisen verlaufenden Umgehungsstraße anschließen sollte. Eingang zum neuen Friedhof sollte eine Friedhofshalle mit einer Durchfahrt bilden, durch die auf die zentrale Achse der neuen Anlage geleitet werden sollte. Links und rechts davon sollte je ein zweigeschossiges, kubisches Wohnhaus errichtet werden. Die Halle sollte in historisierenden Formen ausgeführt werden − Wagner plante einen Giebelportikus mit freistehenden Säulen − und eine Leichenhalle sowie einen Kapellenraum beherbergen. Dieser Plan wurde jedoch nicht ausgeführt, da sich das Staatsbauamt Offenbach gegen die Größe und Opulenz der gesamten Anlage aussprach. Als Standort der Gebäude wurde der südliche Rand der Friedhofsanlage in der Nähe des alten Eingangs vorgegeben. Auch gegen den von Wagner gewählten Stil hatte man Einwände: „Der nachgeahmte Barock entspricht nicht dem Formwillen unserer Zeit. Die Stilform des 20. Jahrhunderts entspringt nicht zuletzt aus Gründen des durch zwei verlorene Kriege zusammengeschrumpften Volksvermögens der elementaren Sachlichkeit und Einfachheit." Ein Architekt des Staatsbauamts (Bileh oder Bilek) fertigte daraufhin einen Entwurf an, der sich mehr an den Forderungen nach Einfachheit und Sparsamkeit orientierte. Die schließlich realisierte Friedhofskapelle nimmt auf diesen Entwurf Bezug.
Gebäude
Die Friedhofskapelle ist ein kleiner, giebelständiger Putzbau mit steilem Satteldach, das von einem Dachreiter bekrönt wird. Der Eingang zur Kapelle befindet sich im Norden. Das Eingangsportal ist dabei zurückgesetzt, so dass der Dachvorsprung und die auf vier natursteinverkleideten Stützen aufliegende Giebelwand eine arkadenartige Eingangshalle schaffen. Die Giebelwand weist ein großes Rundfenster auf, ein Pendant dazu befindet sich in der gegenüberliegenden Südfassade. Der Fußbodenbelag aus großen, unregelmäßig gebrochenen Solnhofener Steinplatten leitet von dem Hallenvorbau in den Innenraum über. Der Kapellenraum ist sehr schlicht gehalten. Das an den Langseiten entlanglaufende Gesims, auf dem das Tonnengewölbe aufliegt, ist neben den Fenstern das einzige gliedernde Element. Die Südwand wird von dem großen Buntglasrundfenster bestimmt.
Ein eingeschossiges Nebengebäude schließt an die Ostfassade des Kapellenbaus an und ist in der Höhe deutlich untergeordnet. Darin sind Garage, Geräteraum und ein kleiner Aufenthaltsraum untergebracht.
Freifläche und Grabbestand
Die Ausweisung des Denkalbestandes umfasst neben der Kapelle auch das schmiedeeiserne Eingangsportal (zw. 1909 u.1915 zu datieren) und die gewachsene Freifläche des Friedhofes mit ihrer partiell noch historischen Wegeführung. Im Bereich westlich der Kapelle finden sich außerdem noch zwei weitestgehend unveränderte Grabsteine von besonderer künstlerischer Qualität, die der Frühzeit des Friedhofs zuzuordnen und deshalb von besonderem Wert sind (Grabstelle Scriba, 1911; Grabstelle Bachem, um 1907/1924)
Begründung
Die dargelegte Erbauungsgeschichte der Friedhofskapelle macht deutlich, in welcher Zeit das Gebäude geplant und errichtet wurde. In der direkten Nachkriegszeit war nicht an Prunk und Überfluss zu denken, man zog es stattdessen vor, in einfachen und bescheideneren Formen zu sprechen. Das Ergebnis ist eine rückwärtsgewandte Architektur, die sich mehr an der Vorkriegszeit zu orientieren scheint. In der Entwicklungsgeschichte der Villenkolonie, die nur allmählich zur autarken Gemeinde wird, spielt die Friedhofsanlage mit der Kapelle eine wichtige Rolle. Sachgesamtheit aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
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