Franz-Liszt-Straße 15, St. Thomas Morus, Innenraum (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
St. Thomas Morus, Ansicht von Südosten (Foto: Mareike Göddel, LfDH)
St. Thomas Morus, Innenraum nach Norden (Foto: Mareike Göddel, LfDH)
St. Thomas Morus, Figur Hl. Papst Johannes Paul II. (Foto: Mareike Göddel, LfdH)
St. Thomas Morus, Figur Hl. Thomas Morus (Foto: Mareike Göddel)
St. Thomas Morus, Stiftungsplatte Caravaca-Kreuz (Foto: Mareike Göddel, LfDH)
Franz-Liszt-Straße 15, St. Thomas Morus, Südseite (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
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Offenbach, Stadt und Landkreis
Obertshausen
  • Franz-Liszt-Straße 15
Röm.-Kath. Kirche St. Thomas Morus
Flur: 2
Flurstück: 600/1

Baubeschreibung

Am südwestlichen Rand von Obertshausen erhebt sich die Kirche auf einem Grundstück, das die Berliner, Haydn- und Franz-Liszt-Straße von drei Seiten umfangen. Nach Norden wird das Ensemble durch Pfarrhaus und Kindergarten begrenzt, nach Osten wird der Pfarrsaal durch einen überdachten Gang an den Kirchenbau angebunden. Vom Grundstücksrand zurückgesetzt, bezieht die skulptural freistehende Kirche nach Südwesten einen gedrungenen Glockenturm ein, der die umgebende, ein- bis dreigeschossige Wohnbebauung kaum überragt. Den Gottesdienstraum überfangen zwei mittig zueinander hin abfallende Pultdächer. Dieses Motiv wiederholt sich in den nach Westen angegliederten Nebenbauten: Werktagskapelle und Sakristei. Die backsteinverkleideten Oberflächen der Kirche werden außen wie innen durch betonsichtige Elemente mit grafischen Schalungsspuren gegliedert.

Erschlossen wird die Kirche über die eingezogene südöstliche Ecke ihres quadratischen Grundrisses. Drei Stuhlblöcke umfangen die erhöhte Altarinsel im Nordwesten, die durch ein Oberlicht erhellt wird. Aus einem ungleichschenkligen Kreuz entfaltet sich das gitterförmige Betontragwerk, das seinen tiefsten Punkt zwischen Gemeinde- und Altarraum erreicht. Von Nordwesten öffnet sich die niedrigere Werktagskapelle zum großen Gottesdienstraum. Vorwiegend braun- und rottonige Bleiglasfenster mit figurativen Motiven tauchen die gesamte Kirche in ein gedämpftes Licht.

Geschichte

Das wachsende Obertshausen, dessen Einwohnerzahl sich zwischen 1945 und 1976 mehr als verdreifacht hatte, erhielt 1968 eine zweite eigenständige römisch-katholische Kirchengemeinde. In enger Folge entstanden in der Franz-Liszt-Straße bis 1970 ein Kindergarten, ein Pfarrhaus und ein Pfarrsaal mit „Kapelle“, einer provisorischen Gottesdienstmöglichkeit. Für den noch fehlenden Kirchenbau lobte das Bistum im Sommer 1973 einen beschränkten Wettbewerb aus, in dessen Folge schließlich im Oktober 1973 das Bonner Architekturbüro Toni (und Kurt) Kleefisch beauftragt wurde.

Bereits in der Zwischenkriegszeit baute Toni Kleefisch im Stil der Klassischen Moderne, z. B. das Bonner Lichtspielhaus Metropol (1929, mit Jacob Stumpf). Nach 1945 engagierte er sich mit rheinischen Projekten - so bei St. Rochus in Bonn-Duisdorf (1953) - im Wiederauf- und Neubau römisch-katholischer Kirchen. Seine gemäßigte Formensprache der Nachkriegsjahre erweiterte Toni Kleefisch seit den mittleren 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Kurt - so bei St. Laurentius in Bonn-Lessenich (1965) - stufenweise bis zu postmodernen Elemente. In Hausen konnten Toni und Kurt Kleefisch die Arbeiten im Herbst 1974 aufnehmen und im Sommer 1976 abschließen. Die liturgischen Orte entwarf der Kölner Bildhauer Hein Gernot, 1978 ergänzte der Braunschweiger Künstler Claus Kilian eine figurative Glasgestaltung mit Motiven aus dem Leben des Thomas Morus.

Bewertung

Geschichtlich steht die Pfarrkirche nicht nur für das Nachkriegswachstum von Obertshausen, kurz bevor es 1977 mit Hausen zusammengelegt wurde. Auch für die Kirchbaugeschichte markiert St. Thomas Morus das Bestreben des Bistums Mainz nach 1970, die bauliche Qualität durch überregionale Architektenwettbewerbe zu steigern. Toni Kleefisch hatte seit 1960 - der Kunsthistoriker Hugo Schnell nennt ihn hier in einer Reihe mit Gottfried Böhm, Paul Posenenske oder Lothar Kallmeyer - den rheinischen polygonalen Grundriss mit „rechtwinkligen Abseiten“ geprägt. Mit seinem Sohn Kurt erweiterte er diesen Typus für die liturgischen Erfordernisse der nachkonziliaren Zeit zum zentralisierenden Raum - und ergänzte seine klassisch moderne Formensprache um qualitätvolle künstlerische Details der anbrechenden Postmoderne wie eine aufwändige grafische Oberflächengestaltung. Kulturdenkmal aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
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