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Baubeschreibung
Südlich der Altstadt von Ober-Roden, östlich der S-Bahnlinie liegt die Gustav-Adolf-Kirche, wo die Rathenaustraße in die Dieburger Straße mündet. Umgeben von kleinteiliger Wohnbebauung, erhebt sich der natursteinsichtige Bau, im Straßenverlauf zurückgesetzt, frei auf T-förmigem Grundriss: ein kleiner Eingangsvorbau, das langgestreckte sattelbedachte Schiff und ein querschiffartiger Chorturm mit spitzer Turmnadel. Der Außenbau wird geprägt durch das Spiel mit Naturmaterialien: steinsichtige Wände mit stilisierter Eck-Quaderung, Holzlamellen um die Glockenstube und verschieferte Dachflächen. Die Dreiecksgiebel werden ebenso wie die Seitenwände von Rundfenstern durchbrochen.
Betritt man die Kirche durch den Eingangsvorbau von Westen, zielt der Gottesdienstraum nach Osten auf den Altarraum. Dieser wird durch einen hohen Parabelbogen gerahmt, von einer farbigen motivischen Bleiglasgestaltung im Rundfenster überstrahlt. Im Parabelbogen ist der Altartisch in eine offene „Wand“ von Streben eingehangen, die den Blick in einen kleinen Chorraum mit Orgelempore freigeben. Den Gemeinderaum überfängt ein polygonal gebrochener hölzerner „Dachstuhl“. Der Raum ist weiß mit rosafarbenen jugendstilartigen Ornamenten gefasst. Teils zeigen die Rundfenster motivische, teils abstrakte Bleiverglasungen, im Eingangsvorbau finden sich abstrakte Betonglaselemente.
Geschichte
Nachdem sich die Reformation in Ober-Roden nur kurz hatte halten können, kamen mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie Offenbach-Reinheim um 1900 protestantische Bahnarbeiter in den Ort. Zunächst richtete man sich u. a. provisorisch im leerstehenden Schulsaal und im Speicher des neuen Schulhauses ein. Doch erst 1922 wurde ein Bauplatz erworben, 1928 mit Unterstützung des Gustav-Adolf-Werks am wachsenden Ortsrand mit dem Bau der Diasporakirche nach Plänen des Darmstädter Architekten Wilhelm Pfuhl begonnen und diese 1929 eingeweiht. Zur Bauzeit war ein hölzerner Altarblock mittig vor den - unter der Orgelempore mit Vorhängen vom kleinen dahinterliegenden Raum abtrennbaren - Streben verortet, mittig über ihm war zwischen die Streben der Kanzelkorb „eingehangen“. Die teils motivische Glasgestaltung, so z. B. über der Orgelempore der segnende Christus, schuf (wie als Inschrift im Altarfenster vermerkt) die Werkstatt „[Puhl &] Wagner Berlin“.
Leichte Bombenschäden trafen 1944/45 vor allem das Rundfenster über dem Eingang der Kirche. 1954 erhielt der Innenraum einen neuen Anstrich und die Gemeinde ein neues Pfarrhaus, 1966 hinter der Kirche ein Gemeindehaus. Bis 1979 erfolgte unter den Architekten Friedrich W. Baier aus Seeheim, H. und E. Hutsch aus Rödermark und Erich Roth aus Neu-Isenburg eine grundlegende Außen- und Innenrenovierung: Man schmückte den Eingangsvorbau aus, ordnete den Altarraum um, passte dem Innenraum eine dekorative Farbfassung an und erneuerte beschädigte Glaselemente, so die Festschrift von 1979, „in ihrer ursprünglichen Gestaltung“. Hinzu kamen einige künstlerischen Ausstattungsstücke: der Bildhauer Friedrich Höfer aus Reichelsheim/Odenwald schuf Eingangstür, Altar, Lesepult und Tauftisch, die Glasgestaltung übernahm die Groß-Umstädter Werkstatt Robert Münch.
Bewertung
Städtebaulich markiert der freistehende Bau auf einem gut einsehbaren Eckgrundstück an der stark befahrenen Dieburger Straße deutlich den kirchlichen Standort - unterstrichen durch die von der umgebenden Wohnbebauung abweichende Materialverwendung und vor allem durch die auffallende Turmform. Ortsgeschichtlich steht die Gustav-Adolf-Kirche für den ersten großen Wachstumsschub des 1977 zu Rödermark eingemeindeten Ober-Roden im Zuge der Industrialisierung: Mit einer eigenen Kirchen schufen sich die protestantischen Neubürger auch ein repräsentatives Zeichen ihrer Beheimatung. Hierfür fand der Darmstädter Architekt und Regierungsbaumeister Wilhelm Pfuhl (1893-1943) zu einer das Grundstück optimal ausnutzenden, kompakten Bauform, die eine ausgewogene Materialverwendung mit einzelnen, die Aufmerksamkeit gezielt auf sich ziehenden Formfindungen wie Turmnadel oder Parabelbogen verbindet. Pfuhl hatte sich bereits 1923 mit der an Friedrich Pützer orientierten Gustav-Adolf-Kirche in Heusenstamm und 1927 mit der Kirchenrenovierung in Ginsheim bei dieser Bauaufgabe künstlerisch bewährt. Für Ober-Roden fand er nun zu einer sich - augenfällig nach innen und außen - zum zeitgemäßen Expressionismus bekennenden Formensprache.
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