Wagnerstraße 35, St. Petrus, Innenraum (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
Wagnerstraße 35, St. Petrus, Innenraum (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
Wagnerstraße 35, St. Petrus, Nordostseite (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
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Offenbach, Stadt und Landkreis
Rödermark
Urberach
  • Wagnerstraße 35
Ev. Kirche St. Petrus
Flur: 19
Flurstück: 261

Baubeschreibung

Südlich der Bahnlinie, östlich des historischen Ortskerns liegt die St. Petrus-Kirche in Rödermark-Urberach. Wo die ansteigende Wagner- die Mozartstraße kreuzt, erhebt sich das Kirchenschiff auf längsrechteckigem Grundriss. Dem sattelbedachten weiß gefassten Putzbau ist nach Südosten ein Nebenraum, nach Nordwesten der Turm beigefügt. Zur Mozartstraße hin öffnet sich die Kirche mit dem über einen Verbindungsbau nach Westen angegliederten Gemeindehaus.

Betritt man die Kirche über den Haupteingang im Turm, erschließt sich nach einem kleinen, durch eine rotbraun gefasste Wandscheibe abgeteilten Vorraum, das weiß gefasste Schiff. Zwischen zwei Bankblöcken führt der Mittelgang nach Südwesten zum leicht erhöhten, eingezogenen Altarraum, dem im Nordosten die Orgelempore gegenüberliegt. Auf Höhe des Altarraums öffnet sich nach Südosten das „Seitenschiff“, ein Nebenraum. Die Kirche wird durch eine farbige, teils motivische Bleiverglasung ausgezeichnet und im Schiff durch eine holzverkleidete Decke überfangen.

Geschichte

Die wenigen Protestanten im traditionell katholischen Urberach wurden pastoral zunächst über Offenthal, später über Ober-Roden versorgt. Als die Zahl evangelischer Bürger nach 1945, auch durch den Zuzug protestantischer Flüchtlinge, angewachsen war, feierte man den Gottesdienst zunächst provisorisch im Rathaussaal. Doch spätestens 1950 wurde der Wunsch nach einer eigenen evangelischen Kirche in Urberach immer lauter geäußert. Konkret wurden die Pläne, als die Urberacher Protestanten 1952 das künftige Kirchengrundstück erwarben und 1953 von der Landeskirche zur selbständigen Gemeinde erhoben wurden. Bei der Finanzierung der „Kapelle“ der Diasporagemeinde half u. a. das Gustav-Adolf-Werk. So konnte der Bau nach Plänen des Neu-Isenburger Baurats Ludwig Jakob 1955 begonnen und 1956 eingeweiht werden. Zur Bauzeit war das heutige „Seitenschiff“ durch eine Faltwand als Gemeinderaum abteilbar.

Ebenfalls nach Plänen von Ludwig Jakob wurde die „Kapelle“ bis 1967 um das – seit der Sanierung von 2004 stark veränderte – Gemeinde- und Jugendhaus sowie zur straßenabgewandten Seite um das Pfarrhaus ergänzt. Eine erste, das Aussehen der Kirche einschneidend verändernde Sanierung wurde 1976-78 nötig, als sich durch Bodenabsenkungen Schäden zeigten. Man verkleidete den Turm und gestaltete den Altarraum neu. Aus der folgenden Sanierung von 1989 blieb bis heute der fliesengedeckte Boden erhalten. In der Folge kamen hinzu 1995 das neue Altarkreuz der Frankfurter Künstlerin Moni Jahn sowie die Neuverglasung einiger Seiten- und Hauptschifffenster durch die Urbacher Künstlerin Angelika Kern. Sie ergänzte damit die bauzeitliche Altarraumverglasung, die Motive Fisch (passend zum Patrozinium der Kirche) und Kreuz verschränkt. Sie war nach Entwürfen von Karl Lutz, der ebenfalls die kriegszerstörten Fenster der Offenbacher altkatholischen Christuskirche erneuerte, durch die Offenbacher Werkstatt Weissenrieder gefertigt worden. Mit Abschluss der jüngsten Renovierung wurde dem Bau bis 2015 nach außen seine bauzeitliche Anmutung wiedergegeben, indem man den Turm, jetzt teils schallschützend um Lamellen ergänzt, wieder sein Satteldach zurückgab.

Bewertung

Ortsgeschichtlich steht die Petruskirche für das Erstarken der protestantischen Diasporagemeinde im traditionell katholischen Urberach nach dem Krieg. Städtebaulich markiert die Kirche an einer ansteigenden Wegführung maßstäblich aber unübersehbar den Neubaustadtteil. Künstlerisch gelang dem Neu-Isenburger Baurat Ludwig Jakob, der u. a. die denkmalgeschützte Christuskirche (1958) in Dreieich-Buchschlag entwarf, eine formal ausgewogene, zeichenhaft bescheidene und zugleich identitätsstiftende Kirche im Dorf. Nach der letzten sensiblen Sanierung zeigt der Bau heute nach außen wieder seine ursprüngliche Geste und im Inneren zugleich noch zahlreiche bauzeitlicher Details – vom geschmiedeten Türbeschlag bis zu Teilen der Glasgestaltung.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

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Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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Jüdischer Friedhof
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