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Baubeschreibung
Westlich der Altstadt von Langen, westlich der den Ort teilenden S-Bahnlinie und westlich der repräsentativen Berliner Allee liegt das das Ensemble der evangelischen Gemeinde in Oberlinden in direkter Nachbarschaft zur katholischen Kirche St. Thomas von Aquin und zur Albert-Schweitzer-Schule. Zur Straße vorgerückt, rahmen der hochgeschlossene Kubus der Martin-Luther-Kirche mit angegliederten niedrigeren Mitarbeiterwohnungen im Süden und der aufgeständerte Campanile im Norden den Zugang zum Kirchenvorplatz, den nach Westen der langgestreckte Riegel des zweigeschossigen Gemeindehauses begrenzt. Das flachgedeckte Ensemble wird durch den Wechsel von backsteinsichtigen Wänden, gliedernden Betonelementen und großen Glasflächen bestimmt. Westlich hinter dem Gemeindehaus liegt der pultdachgedeckte Kindergarten.
Betritt man die Kirche von Norden über den Vorplatz durch eines der beiden vorkragenden kupferbeschlagenen Portale, wird der Raum durch ein Betonfaltdach überfangen. Es ruht auf vier sich nach unten verjüngenden Stützen auf je kreuzförmigem Grundriss. Der Orgelempore im Norden gegenüberliegend, wird der leicht erhöhte Altarraum nach Süden durch den steinernen Altarblock, die steinerne Kanzel und den die Stirnwand schmückenden Wandteppich ausgezeichnet. Den Kerzentisch, eine Umarbeitung des Taufsteins, hinterfängt eine strukturierte Holzwand mit Pflanzbecken, die zugleich den Zugang zur Sakristei verdeckt, und begleitet nach Süden das grafisch-grautonige Tauffenster.
Geschichte
Als in den 1960er Jahren die „Wohnstadt“ Oberlinden, ein sich als Trabantenstadt verstehendes Neubaugebiet, entstand, legte die Wohnungsbaugesellschaft „Nassauische Heimstätte“ großen Wert auf eine kulturelle, auch religiöse Infrastruktur. So wurden der evangelischen wie der katholischen Gemeinde prominente Grundstücke an der Einfallsstraße Berliner Allee überlassen. Im Gegenzug drängte die Nassauische Heimstätte auf eine qualitätvolle Architektur, möglichst einen Wettbewerb. Bei beiden Konfessionen wurde dies beherzigt: 1963 wurde die Martin-Luther-Kirche durch Hans Georg Heimel umgesetzt, der 1961 den Neubauwettbewerb für das Ensemble gewonnen hatte. Und auch für den katholischen Standort wurde nach einem Wettbewerb das Architektenduo Horst Römer und Helmut Baumgart mit der 1968 eingeweihten Kirche Thomas von Aquin beauftragt.
Das Ensemble der Martin-Luther-Gemeinde errichtete man nach Entwürfen von Hans Georg Heimel: In enger Folge entstanden zwischen 1962 und 1968 die Kirche mit Sakristei, das Gemeindehaus und die Mitarbeiterwohnungen sowie nach einer zeitlichen Verzögerung der Kindergarten. Schon seit 1958/59, seit den ersten Überlegungen für ein evangelisches Zentrum in der künftigen Trabantenstadt hatte die Gemeinde auch für einen Kindergarten gekämpft. Als sich diese Option zunächst zerschlug, veröffentlichte man in der Festschrift zur Einweihung der Kirche 1963 prophylaktisch den Grundriss für einen Kindergarten für drei je 25-köpfige Gruppen, den Heimel 1965 für die Genehmigungsplanung nochmals erweiterte. 1968 schließlich konnte der Kindergartenbau eingeweiht werden.
In der Folge blieb das Ensemble, abgesehen von geringfügigen Änderungen wie z. B. der Neupflasterung des Vorplatzes (nach bauzeitlichem Vorbild) oder Fenstererneuerungen, weitestgehend im originalen Zustand erhalten. Die gezielt reduzierte Glasgestaltung der Kirche - einzig das Tauffenster erhielt eine grafisch-stilisierte Bleiglasgestaltung nach dem Motiv „Dornenkrone“ - übernahm der Offenbacher Maler und Bildhauer Bernd Rosenheim. (Den Wandteppich, der das Tauben- und Fischmotiv mit abstrakten Farbfeldern verwebt, fertigte die Darmstädter Werkstatt von Fritz und Inge Dahle.) Der Darmstädter Bildhauer Hermann Tomada schuf Altar, Kanzel, Taufstein (und Altarkreuz). Vor einigen Jahren wurde sein Taufstein zum Kerzentisch umgestaltet und ein neues Taufbecken ergänzt.
Bewertung
Ortsgeschichtlich steht das Ensemble der Martin-Luther-Gemeinde für die Nachkriegserweiterung Langens und ihre kirchliche Zentrumsbildung in der „Wohnstadt“. Städtebaulich öffnet sich das Ensemble, dessen Campanile die Berliner Straße dominiert, zu einem einladenden Kirchplatz. Künstlerisch schuf Heimel damit sein erstes, vielbeachtetes, handwerklich wie gestalterisch konsequent durchgebildetes und im besten Wortsinn nüchtern-protestantisches Gemeindezentrum. Bei diesem Baukunstwerk, das mit zum Besten der kirchlichen Nachkriegsmoderne in der Region zählt, wurde Heimel kongenial unterstützt durch die grafische Reduktion der ausstattenden Kunstwerke. In Frankfurt sollte Heimel den Langener Kubus wieder aufgreifen und in einer historistischen Häuserzeile zur denkmalgeschützten Gethsemanekirche (1970) aufständern.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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