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Baubeschreibung
Östlich vom Flughafen, zwischen der Bundesstraße 44 und der S-Bahnlinie, im Zentrum des von Wald umgebenen Neu-Isenburger Stadtteils Zeppelinheim liegt das Ev. Gemeindezentrum. Gegenüber des Bürgerhauses zum „Dorfplatz“ der Siedlung vorgerückt, wird das weiß gefasste Gemeindezentrum durch den aufgeständerten kubischen Campanile markiert, dessen beide Schauseiten ein Raster aus Formsteinen überzieht. Mit einem Laufgang auf schlanken Stützen angeschlossen, reihen sich entlang des Straßenzugs „Hirschsprung“ nach Nordosten eingeschossige flachgedeckte Bauten mit jeweils vorspringendem attikaähnlichem Dachabschluss: das Gemeindehaus mit Kirchsaal, an das sich die Pfarrwohnung mit Garage anschließt. Betritt man den Kirchsaal von Westen über Laufgang, metallbeschlagene Tür und Foyer, erschließt sich ein bestuhlter Raum mit holzverkleideter Decke auf längsrechteckigem Grundriss. Den Blick nach Nordosten zu Kanzel und Altartisch gerichtet, lässt sich die linke holzverkleidete Seitenwand durch Türen/Klappen zum angrenzenden Gemeinderaum öffnen, wird die rechte „Gartenseite“ durch eine abstrakt-farbig bleiverglaste Fensterwand ausgezeichnet.
Geschichte
Unter den Nationalsozialisten begründete man Zeppelinheim 1937/38 als Arbeiterdorf für den nahen Luftschiffhafen Rhein-Main. Die kleinteilige Siedlung wurde nach dem Ende des Kriegs und der Zeppelinära zunächst von den Amerikanern genutzt. Als sich diese in den 1950er Jahren aus der Anlage zurückzogen, nahmen die Zeppelinheimer ihre Siedlung neu in Besitz, ergänzten die Wohnbebauung und erweiterten stufenweise ihre kulturell-religiöse Infrastruktur um einen neuen „Dorfplatz“ mit Kulturhaus (1964) und Ev. Gemeindezentrum (1965). Zeppelinheim, das erst 1977 nach Neu-Isenburg eingemeindet wurde, war durch die Flughafennähe finanziell gut gestellt. Auch die evangelische Pfarrstelle profitierte davon, sie wurde anfangs mit der Flughafenseelsorge verknüpft.
Zunächst hatten die Protestanten ihre Gottesdienste provisorisch in Gasthaus oder Schule gefeiert, bis sie für ein eigenes kirchliches Zentrum zwei Architekten aus der Region beauftragen konnten: Helmut Siegert (* 1936) studierte in Dresden und Darmstadt u. a. bei Rolf Romero, der den Kirchbaulehrstuhl von Jan Hubert Pinand übernommen hatte. Für Zeppelinheim arbeitete Siegert mit Günter Hempel zusammen, der zu dieser Zeit die Bauaufsichtsbehörde in Darmstadt leitete. Siegert spezialisierte sich später auf den Industrie-, Verwaltungs- und Wohnungsbau, Zeppelinheim blieb sein einziges kirchliches Projekt.
Bis zum Bau einer eigenen katholischen Kirche in Zeppelinheim (1979) wurde das Ev. Gemeindezentrum zeitweise zur Feier der Messe mitgenutzt. Der zum „Dorfplatz“ hin angedachte zweite Bauabschnitt des Ev. Gemeindezentrums wurde nicht mehr umgesetzt: Nach Siegerts Erinnerung war dies eine Kirche auf längsgerichtetem rautenähnlichem Grundriss. In den auf die Einweihung von 1965 folgenden knapp 20 Jahren wertete die Gemeinde ihr Zentrum stattdessen zu ihrem auch liturgischen Mittelpunkt auf: Der Kirchsaal, dessen Fensterwand zunächst teils Kathedralglas zeigte, erhielt eine abstrakte, teils das Kreuzmotiv stilisierende, farbige Bleiverglasung. (Das Gemeindearchiv nennt für 1978/79 Arbeiten der Groß-Umstädter Werkstatt Robert Münch.) Zum „Dorfplatz“ hin wurde das Gemeindezentrum um einen kleinen niedrigeren Vorbau im Stil der bestehenden Anlage ergänzt.
Bewertung
Mit seiner bungalowartigen Bauweise maßstäblich in die kleinteilige Siedlung gefügt, wird das evangelische Gemeindezentrum am zentralen Platz, gegenüber des Bürgerhauses durch den Campanile städtebaulich unübersehbar als kirchlicher Standort markiert. Geschichtlich setzten die Zeppelinheimer Protestanten mit dem Turm, der stolze fünf Glocken trägt, ein Zeichen: Zum einen verdeutlichten sie einen klaren christlich-demokratischen Neuanfang nach 1945, nachdem die Nationalsozialisten ihre Siedlung programmatisch ohne jeden religiösen Raum angelegt hatten. Zum anderen ertrotzte die kleine protestantische Gemeinde ihren Turm gegen die auf Sparsamkeit bedachten kirchlichen Leitungsgremien und die auf Luftsicherheit bedachten Baubehörden – wohl ahnend, dass der avisierte zweite Bauabschnitt nie kommen würde. Künstlerisch glückte dem Duo Siegert-Hempel ein klarer, in seiner Dachform ungewöhnlich zukunftsorientierter Bau, der bis heute mit einer funktional stimmigen Raumfolge und qualitätvollen Details wie dem Formsteinraster des Turms überzeugt. (g, k, s)
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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