Waldstraße 259, St. Konrad, Innenraum (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
Waldstraße 259, St. Konrad (Foto: Karin Berkemann, Büro kirchenkunst.info)
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Offenbach, Stadt und Landkreis
Offenbach
Tempelsee
  • Waldstraße 259
St. Konrad
Flur: 15
Flurstück: 5/1

Baubeschreibung

Im Stadtteil Tempelsee erhebt sich St. Konrad gegenüber der Stadthalle, nordwestlich des Lautzenhardtwegs und südwestlich der Waldstraße, die Offenbach von Südosten her erschließt. Zur Waldstraße hin bildet die Kirche eine markante Fassade aus: Der kupferverkleidete, A-förmige Stahlbeton-Turm wird mittig vom Obergeschoss der Kirche durchstoßen, die von einer Betonglaswand abgeschlossen wird. Darunter springt das Erdgeschoss von St. Konrad zurück, wo sich zwischen vertikalen Betonlamellen mit Betonglaselementen schließlich die drei Bronzeportale finden.

Nach einem Foyer öffnet sich der längsgerichtete Kirchenraum, der sich unter einer wellenförmig strukturierten Decke nach Südwesten erstreckt. Zwei Bankblöcke zielen auf den erhöhten Altarraum in einer halbkreisförmigen Apsis mit Oberlicht und großflächigem Wandmosaik. Parallel dazu weist der dritte Bankblock im Nordwesten auf eine zweite kleinere Apsis mit Marienstatue. Die Seitenwände des Kirchenraums werden in der unteren Hälfte durch vertikale Betonlamellen, direkt unterhalb der Decke durch ein Fensterband belichtet - beide geschmückt durch eine abstrakte Betonglasgestaltung. An das Schiff ist auf Höhe des Turms nach Nordwesten und Südosten jeweils eine Kapelle angegliedert, während sich auf Höhe der Altarstufen nach Südosten die Sakristei anschließt.

Geschichte

Ihre ersten Gottesdienste feierten Katholiken im Offenbacher Stadtteil Tempelsee nach dem Krieg im Gersprenzweg: 1948 wurde hier nach Plänen des Offenbacher Architekten Carl Müller die Notkirche St. Konrad eingeweiht. Als dieser Raum im wachsenden Osten der Stadt rasch zu klein erschien, forcierte die Gemeinde früh einen repräsentativeren Neubau an der stark befahrenen Waldstraße, direkt gegenüber der 1966 eingeweihten Stadthalle. Beide Projekte wurden schon in der Planungsphase eng aufeinander bezogen. Für die neue St. Konrad-Kirche beauftragte man wieder Carl Müller, der die Planung in Bürogemeinschaft mit seinem Sohn Wolfgang durchführte. Nach der Ursprungsidee sollten die symbolträchtigen Buchstaben Alpha und Omega zeichenhaft in einen Kirchenbau übersetzt werden: ein A-förmiger Turm, dem sich ein Raum auf fast kreisförmigem Grundriss anschließt. Eine ähnliche Form hatte etwa Reinhard Riemerschmid 1957 für die Hamburger Auferstehungskirche gewählt.

In Offenbach wurde der Raum im Lauf der Planungen gestreckt, nur die Turmform beibehalten. Zur Ausstattung trug die Werkstatt Eichhorn die Glasgestaltung, der Steinmetz Alois Schneider die Altäre bei. Umgesetzt wurden bis 1962 nur Kirche und Sakristei, obwohl von Müller Pläne für das gesamte Zentrum vorlagen. Bis 1970 konnte man das Pfarrhaus ebenfalls unter Carl/Wolfgang Müller fertigstellen. Die Kirche wurde bis 1983 - diesmal unter Helmut Bauernfeind - saniert (z. B. die Kupferverkleidung des betonsichtigen Turms), liturgisch neu geordnet (z. B. das Altarwandmosaik von Wilfrid Perraudin, die neuen Hauptstücke von Leonhard Eder) und nach Nordwesten um das Gemeindezentrum erweitert. In der Folge gestaltete man die Werktagskapelle um und sanierte den Turm 2007 abermals.

Bewertung

Städtebaulich ist St. Konrad durch den außergewöhnlichen Turm unübersehbar: als kirchlicher Gegenpol zur Stadthalle, als Landmarke an der südöstlichen Erschließungsstraße. Stadtgeschichtlich bildet die Kirche eine selbstbewusste Geste der erstarkenden katholischen Gemeinde in einem sich urban und modern präsentierenden Offenbach. Künstlerisch gelang Carl Müller (mit seinem Sohn) seine für Offenbach modernste Kirche. Schon in der Zwischenkriegszeit hatte Carl Müller bei Dominikus Böhm und mit Fritz Bossert Kirchbauerfahrung gesammelt. Für St. Konrad löste er sich von historisierenden Zitaten - wie er sie in Offenbach noch für St. Paul (1953) wählte - und führte die für ihn typische dominante Fassade - wie er sie schon in Heusenstamm bei Maria Himmelskron (1956) ausgebildet hatte - in zeitgemäßer Form fort. Die St. Konrad prägenden Betonlamellen sollte Müller wenig später für die Unterheiligstädter Pfarrkirche (1967, mit Wolfang Müller) in Wien wieder aufgreifen.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

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Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
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Jüdischer Friedhof
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