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Baubeschreibung
In Heusenstamm trennt die von Norden nach Süden verlaufende Bahnlinie die Altstadt im Osten vom Stadterweiterungsgebiet im Westen. Westlich der Bahnlinie, direkt gegenüber einer parkartig bewaldeten Grünfläche liegt die natursteinsichtige Gustav-Adolf-Kirche auf einem Eckgrundstück, wo die Erzbergerstraße in die stark befahrene Frankfurter Straße mündet. Parallel zur Frankfurter Straße erhebt sich das Schiff auf einem langgestreckten achteckigen Grundriss, an den sich jeweils nach Westen und Osten ein niedrigerer Anbau auf quadratischem Grundriss anschließt. Das steile schiefergedeckte Dach des Kirchenschiffs gipfelt mittig in einem zwiebelturmähnlichen Dachreiter als Glockenträger.
Betritt man die Kirche von ihrer (der Frankfurter Straße zugewandten) Schauseite durch den Ostvorbau, erschließt sich ein weiß gefasster Saal, den eine – zackenförmig in Blau-, Gelb-, Grün- und Schwarztönen gefasste – Holzdecke überfängt. Nach Osten wird der Raum durch eine Empore mit einer zackenförmig durchbrochenen Holzbrüstung und einer Wendeltreppe begrenzt. Nach Westen mündet der bestuhlte Kirchenraum in den eingezogenen, niedrigeren, leicht erhöhten Altarraum, der einen hölzernen, ebenfalls im Zackenstil gegliederten Altarblock birgt. Licht erhält die Gustav-Adolf-Kirche durch seitliche Sprossenfenster: in den Vorräumen in quadratischem, im Schiff in gestrecktem hochrechteckigem Format, beide mit leicht strukturierter, verhalten pastelltoniger Verglasung.
Geschichte
Nachdem die Gegenreformation in Heusenstamm gegriffen hatte, feierten die Protestanten ihre Gottesdienste erst wieder seit dem frühen 19. Jahrhundert in wechselnden Provisorien. Schließlich erwarb die sich formierende evangelische Gemeinde 1911 ein Grundstück und gründete 1913 einen Kirchbauverein. Da das Bauprojekt durch den Ersten Weltkrieg zunächst zerschlagen wurde, konnte man mit finanzieller Unterstützung des Gustav-Adolf-Werks erst 1922 mit den Arbeiten beginnen und 1923 die Kirche einweihen. Hierfür wurden die Pläne des Darmstädter Architekten und Regierungsbaumeisters Wilhelm Pfuhl (1893-1943) umgesetzt. Pfuhl war in der Region in der Zwischenkriegszeit mit weiteren Kirchenprojekten vertreten: z. B. die Renovierung der barocken Evangelischen Kirche in Ginsheim (1927) oder die expressionistisch durchgebildete Gustav-Adolf-Kirche in Ober-Roden (1929).
Nach der Beseitigung von Kriegsschäden wurde die Heusenstammer Kirche 1954 wiedereingeweiht. Auf Kosten des bauzeitlichen Wandgemäldes (Offenbacher Kunstschule) zum Thema Bergpredigt überfasste man den Innenraum im Geist des Rummelsberger Programms (1951) in gedeckten Tönen, verkleidete dafür die Holzdecke und ergänzte 1963 einen Taufständer. 1956-57 fügte der Architekt Rudolf Hartog im Westen ein Pfarr-/Gemeindehaus hinzu, das der Architekt Johannes Sommer 1974 durch Amtsräume mit der Kirche verband. Diese zweite Renovierung verstärkte die Längsrichtung: Man öffnete den Westvorbau zum Hauptraum, verschob den Holzaltar entsprechend nach Westen, verkürzte die Empore, erschloss sie per Wendeltreppe, überarbeitete die Decke und gab ihr eine Farbgebung, die den Raum im Zackenstil von der Empore bis zum Altar zusammenbindet. (Die Farbgebung sei hierbei, so Franke, „aufgefrischt“ worden. Die Fragen, wie nah diese Fassung der expressionistischen Farbgebung kommt, wie sehr das Emporengeländer der bauzeitlichen Gestaltung entsprecht, inwieweit noch die originale Holzdecke erhalten blieb, müssen hier aus Mangel an Belegen offen bleiben: Weder Gemeinde noch kommunale Stellen konnten auf Anfrage Fotografien für die bauzeitliche Detailgestaltung des Emporen-, Decken- und über dem/nördlich vom Altar liegenden Bereichs vorlegen.) Eine weitere Kirchen-Innen- und Außenrenovierung erfolgte schrittweise bis 1999.
Bewertung
Ortsgeschichtlich steht die Gustaf-Adolf-Kirche für das durch die Industrialisierung wachsende Heusenstamm, das mit seinen Neubürgern auch einen neuen protestantischen Identifikationsbau erhielt. In einem Ort, der für seine barocke Schlossanlage und katholische Balthasar-Neumann-Kirche bekannt war, griff Pfuhl nach außen zeichenhaft auf barocke Formen zurück. Städtebaulich bildet die repräsentative, zu ihrer Schauseite hin nahezu unveränderte Kirche (der Pfarr-/Gemeindehausanbau wurde zur Frankfurter Straße hin sensibel durch einen zurückgesetzten, filigranen, halboffenen Laufgang angegliedert) mit dem markanten Dachreiter heute ein deutliches Signal in prominenter Ecklage im belebten Straßenzug. Baukünstlerisch bezeugt die Diasporakirche, wie sich Pfuhl in die evangelische Reformtradition der heraufziehenden Moderne stellte: Vor allem in ihrem Außenbau ist bis heute eine große Nähe zum Budenheimer Werk (1913) des Landeskirchenbaumeisters Friedrich Pützer festzustellen. Mit der bauzeitlichen Innenraumgestaltung, von der nach späteren Veränderungen leider nur noch vereinzelt Aussagekräftiges wie der Altar erlebbar ist, schlug Pfuhl die Brücke in die expressionistische Formensprache seiner Zeit. (g, s, k)
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