Stiftshof 1
Stiftshof o. Nr., ehem. Stiftskirche zum Hl. Kreuz
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Kassel, Landkreis
Kaufungen
Oberkaufungen
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Sachgesamtheit Stiftsbereich
Flur: 8
Flurstück: 219, 220, 235/1

Das ehemalige Benediktinerinnenkloster von Oberkaufungen liegt oberhalb der Losse auf einem Bergsporn auf der linken Talseite. Es bildet innerhalb der Gesamtanlage der Freiheiter Gemeinde die Sachgesamtheit Stiftsbereich.

Mittelpunkt der ehemaligen Klosteranlage ist die Stiftskirche zum Hl. Kreuz. Leicht erhöht stehend beherrscht sie das historische Ortsbild von Oberkaufungen. Die Stiftung des Klosters geht zurück auf Kaiserin Kunigunde, Gemahlin Kaiser Heinrichs II. Acht Jahre nach dem Tod ihres Mannes trat Kunigunde 1025 selbst in das Kloster ein, wo sie bis zu ihrem Tod 1033 lebte. Im 13. Jahrhundert wurde die salische Basilika in eine gotische Hallenkirche umgebaut. 1527 wurde das Kloster von Landgraf Philipp aufgelassen. Sämtliche Besitztümer gelangten an die Hessische Ritterschaft, in deren Besitz sich die Anlage bis heute befindet.

Der ehemalige Klosterbereich mit seinen Bauten besteht aus einem dreiseitig geschlossenen Hof mit der Renterei, dem Herrenhaus und der Zehntscheune entlang der Tränkegasse.

Als älteste Gebäude auf der Anhöhe sind die aus romanischer Zeit stammende Georgskapelle zu bezeichnen sowie die Reste des am Südrand des Kreuzganggartens gelegenen Dormitoriums mit Gebäudeteilen aus der Romanik. Die auf dem östlichen Areal im Bereich der Ringmauer gelegene, an der Straße Zur Schönen Aussicht angrenzende Fachwerkhäuserzeile stammt aus dem frühen und späten 17. Jahrhundert. Im Anschluss an die Stiftsscheune wurde 1888 der gesamte südöstliche Teil des Stiftshofs in eine parkähnliche Gartenanlage umgewandelt.

Ehem. Stiftskirche zum Hl. Kreuz

Stiftshof o. Nr.

Flur 8, Flurstück 220

Die ehemalige Klosterkirche zum Hl. Kreuz (jetzt evangelische Pfarrkirche) wurde 1017 errichtet und 1025 geweiht. An die ursprünglich flachgedeckte, kreuzförmige Basilika ohne Krypta mit Querhaus und Vierung schloss sich im Osten ein rechteckiger Chor mit halbrunder Apsis an, an den Querschiffarmen befanden sich Nebenapsiden. Ein mächtiges Westwerk schließt den Bau ab, im Wesentlichen stammt es noch aus der Bauzeit. Es wurde ehedem von zwei runden Treppentürmen flankiert. Im Inneren geben drei Arkadenbögen den Durchblick auf die Kaiserempore frei. Aus der Erbauungszeit sind neben dem Westwerk etwa zwei Drittel der Außenmauern erhalten.

Die Baugeschichte der Kirche kennzeichnen zahlreiche Instandsetzungs- und Umbauarbeiten. 1174 wurde die Einwölbung des Chors vorbereitet, die jedoch nie zur Ausführung kam. Etwa gleichzeitig wurde der nördliche Rundturm am Westwerk durch den sechseckigen sogenannten "Archivturm" ersetzt. Im 13. Jahrhundert wurden sowohl die Kaiserempore selbst als auch die drei Arkaden darunter zugesetzt und der Haupteingang durch das Westwerk somit verschlossen. 1379 wurde am südlichen Seitenschiff der Kreuzgang errichtet, der heute nicht mehr erhalten ist. Im Mauerwerk sind die zugemauerten Durchbrüche erkennbar, die den ursprünglichen Zugang zum Kreuzgang ermöglichten. Als eine der bedeutendsten frühen Baumaßnahmen ist die Umwandlung der Basilika in eine Hallenkirche zu bezeichnen, die nach dendrochronologischen Untersuchungen auf die letzten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts zu datieren ist. Hierbei wurden die ursprünglich wohl neun salischen Arkaden durch drei weite Spitzbogenarkaden ersetzt und das Dach über der Vierung in drei Schritten erneuert.

Etwa 1402 wurde der Turmbereich verstärkt, indem eine etwa 1 m dicke Mauerschale innen vor die Südwand des Turms auf das Gewölbe des Erdgeschosses gesetzt wurde (reicht bis in den Glockenstuhl). Im Jahr 1416 wurde das südliche Querschiff eingewölbt und gleichzeitig die heute nicht mehr erhaltene Nonnenempore eingebracht. Ein Brand im Jahr 1422 zog weitere Umbaumaßnahmen nach sich: Die meisten Fenster und Türen waren wohl zerstört und mussten ersetzt werden, anstelle der südliche Nebenapsis wurde das sogenannte "Chörlein" errichtet. Die Hauptapsis wurde 1469 durch einen spätgotischen Chor mit 5/8-Schluss und Netzgewölbe ersetzt.

Jüngere Baumaßnahmen sind für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts im Bereich des Dach- und Mauerwerks nachgewiesen. Außerdem wurden neue Strebepfeiler eingebracht, die Decke über der Orgelempore erneuert und ein romaniserendes Rundbogenfenster eingebrochen.

Zwischen 1935 und 1938 wurden an der ehemaligen Stiftskirche umfangreiche Untersuchungen vorgenommen. Im Bereich des Westwerks sowie der salischen Apsis wurden Grabungen durchgeführt. Man entschied sich zu einer Öffnung der Kaiserempore, jedoch nicht ohne als zusätzliche Sicherungsmaßnahme über der Empore einen ausladenden Betonträger zur Lastabtragung anzubringen. Im Laufe der Baumaßnahme im Inneren der Kirche wurden Wandmalereien des 15. Jahrhunderts wiederentdeckt und freigelegt. Es handelt sich um einen Passionszyklus nach dem Vorbild Martin Schongauers im nördlichen Seitenschiff, im nördlichen Querschiff befindet sich ein großer Fries, der den Ritt und die Anbetung der Hl. Drei Könige darstellt. An den Mittelschiffpfeilern finden sich monumentale Figuren von der Gottesmutter, Heinrich II., Christus als Schmerzensmann, am Kreuz und an der Weinkelter.

Zehntscheune

Stiftshof 1-3

Flur 8, Flurstück 235/1

Erste Unterlagen über eine Zehntscheune im Stift zu Oberkaufungen stellen die Handzeichnungen von Landgraf Moritz aus der Zeit um 1620 dar. Der heutige Bau wurde 1725 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus errichtet. Der zweigeschossige massive Sandsteinbau wurde im Erdgeschoss als Stallung genutzt, im Obergeschoss befand sich der Getreidespeicher. Die Durchfahrt an der Tränkegasse, deren barocker Torbogen mit Wappen im Schlussstein noch zu erkennen ist, wurde im 19. Jahrhundert verschlossen.

Nachdem zwischenzeitlich eine Reihe von Stallungen für Kleinvieh, zuletzt in der Nachkriegszeit, in der Scheune untergebracht waren, wird das Gebäude heute im Wesentlichen als Abstellraum genutzt.

Renterei

Stiftshof 2

Flur 8, Flurstück 219

Die Renterei wurde 1606 an Stelle des Westflügels des Kreuzgangs errichtet. Das zweigeschossige, repräsentative Renaissancegebäude ist im Erdgeschoss massiv ausgeführt, darüber stehen zwei Fachwerkgeschosse. An jeder Längsseite befinden sich zwei große Zwerchgiebel. Im Keller sind wohl Reste der Benediktskirche vorhanden, der Pfalzkapelle von 1008-11. Die Rähmkonstruktion zeichnet sich durch reich profilierte, umlaufende Geschossüberstände aus. Dichtes Fachwerkraster mit niedrigen Brüstungsfeldern und gefachübergreifenden Streben an Bund- und Eckständern. Im Innern haben sich Malereien und Ornamentik aus der Zeit um 1606 zum Teil erhalten.

Dormitorium und Refektorium

Stiftshof 4

Flur 8, Flurstück 235/1

Das ehemalige Dormitorium und Refektorium erstreckt sich südlich der Klosterkirche und begrenzt an dieser Seite den südöstlichen Bereich des früheren Kreuzgangs. Im Osten grenzt es an die Georgskapelle. Im Obergeschoss befanden sich die Schlafräume der Nonnen und im Erdgeschoss der Speisesaal.

Das in nachklösterlicher Zeit stark veränderte und teilweise abgetragene Gebäude geht in seiner Entstehungszeit auf die Romanik zurück. An der Westfassade sind zwei Öffnungen zum ehemaligen Kreuzgang erkennbar. Weitere bauliche Veränderungen erfolgten im 18. Jahrhundert: Drempel und Dach wurden angehoben, die neu entstandenen Giebeldreiecke in Fachwerk ausgeführt.

Einzelne Bauelemente, wie etwa ein Kamin sowie eine Spitzbogentür in der sich in Verlängerung der Nordfront anschließenden Mauer, können der Gotik zugeschrieben werden.

Herrenhaus

Stiftshof o. Nr.

Flur 8, Flurstück 235/1

Das Herrenhaus schließt direkt an den Westturm der Stiftskirche an. Das Erdgeschoss des dreigeschossigen Baus ist massiv ausgeführt, die oberen Geschosse in Fachwerkrähmkonstruktion. Im Kern stammt das Gebäude aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert, wurde jedoch 1714 umgebaut (Datierung im Schlussstein über dem Eingangsportal). Die hofseitige Fassade ist durch elf Fensterachsen regelmäßig gegliedert. Der zentral angeordnete Eingang ist über eine dreiläufige Freitreppe erreichbar.

Das massive Erdgeschoss vermittelt mit einem Gesims zu dem anschließenden zweigeschossigen Fachwerkaufbau. Dieser zeichnet sich durch eine symmetrische Gliederung aus. Über dem niedrigen Brüstungsbereich mit Fußstreben gehen großformatige Fenster auf, an Bund- und Eckständern Dreiviertelstreben mit Sturz- und Brustriegeln.

In der Diele befinden sich zahlreiche Wappen, darunter auch das der Erbauerin, Äbtissin Elisabeth von Waldeck, 1463. Der im Erdgeschoss liegende Rittersaal mit Familienwappen der Ritterschaft und spätgotischen Glasmalereien, die den heiligen Benedikt und seine Zwillingsschwester zeigen sowie eine Darstellung der heiligen Scholastika, außerdem die vermutlich aus dem Chorfenster der Stiftskirche stammenden Bilder des heiligen Heinrich und der heiligen Kunigunde aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die beiden spätgotischen Holzreliefs der beiden Stifter stammen wahrscheinlich ursprünglich aus dem Chorgestühl der Kirche.

Georgskapelle

Stiftshof o. Nr.

Flur 8, Flurstück 235/1

Südöstlich der Stiftskirche liegt die kleine Kapelle zum Heiligen Georg. Zugeschrieben wird ihre Errichtung Kaiser Heinrich II., der in der Zeit um 1008-11 in Kaufungen auf dem ehemaligen fränkischen Wirtschaftshof eine Pfalz anlegen ließ. Die frühromanische Kapelle mit halbrunder Apsis schloss direkt an das einstige Pfalzgebäude (Palas) an und diente als Pfalzkapelle und Gemeindekirche.

Eine Urkunde aus dem Jahre 1432 besagt, daß Heinrich II. bei seinen Aufenthalten in Kaufungen auf der Kaiserempore am Gottesdienst teilnahm. Von dieser Empore ist nur noch ein verwitterter polygonaler Pfeilerstumpf mit Kämpfer an der Südseite des Schiffs erhalten.

Mit dem Umbau der Kaiserpfalz zum Kloster im Jahre 1017 und dem anschließenden Bau der Kirche zum Hl. Kreuz verliert die Georgskapelle an Bedeutung. Von 1525-96 diente sie als Kupferschmelzhütte, bis ins späte 19. Jahrhundert wurde sie als Brauhaus und Tanzsaal genutzt, danach war sie Heuboden und Stall. 1958 wurde die Kapelle restauriert und als Heimatmuseum genutzt. Seit 1986 steht die Georgskapelle dem ökumenischen Kaufunger Konvent als geistliches Zentrum zur Verfügung.

Der schlichte Sakralbau besteht aus in Sandstein ausgeführten Umfassungsmauern und wird von einem Satteldach abgeschlossen. Er berührt mit seiner Nordwestecke die Südostecke des Dormitoriums. Der Bau setzt sich zusammen aus einem Schiff, an das nordöstliche eine Apsis mit drei rundbogigen Fenstern anschließt. Ein weiter Triumphbogen vermittelt zwischen beiden Räumen.

Im späten Mittelalter wurde die doppelbögige Arkade unter der Empore durch eine massive Mauer ersetzt. In der Südwand über der ehemaligen Empore befindet sich ein Renaissancefenster mit abgewandeltem Zackenbogenmotiv.

Von der ursprünglichen Ausstattung des Innenraums sind keine Gegenstände mehr vorhanden. Anstelle der steinernen Kaiserempore wurde eine spätgotische Holzempore (1553) aus Obereisenhausen (Kreis Marburg-Biedenkopf) eingebaut. Der Tischaltar (1746) stammt aus Friedewald (Kreis Hersfeld-Rothenburg) und die vier Säulen unter der Altarplatte sind aus einem mittelalterlichen Vorgängerbau.

Die Georgskapelle gehört zu den ältesten romanischen Sakralbauten in Nordhessen. Ihre Errichtung und Entwicklung ist eng mit der Geschichte des Oberkaufunger Stifts verbunden.

Die ehemalige Benediktinerinnenabtei mit den angrenzenden Gebäuden und Gebäudeteilen der Romanik, Gotik, Renaissance und des Barocks, seinen Hof- und Gartenflächen sowie die Umfassungsmauer, ergeben eine Sachgesamtheit im Sinne des § 2 Abs.1 HDSchG, an deren Erhaltung aus künstlerischen, geschichtlichen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
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