Luftaufnahme von Süden (Foto: Nikolaus Heiss)
Back to Back-Häuser Mettegangweg (Foto: Nikolaus Heiss)
Moldenhauer Weg (Foto: Nikolaus Heiss)
Paul-Gerhard-Platz (Foto: Nikolaus Heiss)
Wettbewerbsentwurf 1920 (Foto: Denkmalarchiv)
Bebauungsplan der 1920er-Jahre (Foto: Denkmalarchiv)
Lade Kartenmaterial...
Darmstadt, Stadt
Darmstadt
Hauptbahnhof/Tann
  • Gesamtanlage Waldkolonie
Waldkolonie

Dornheimer Weg 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68

Illigweg 1-28, 30, 32, 34, 36, 38, 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52, 54, 56, 58, 60

Mettegangweg 6, 8, 10-26, 28, 30, 32, 34, 36, 38, 40

Moldenhauerweg 1, 3-6, 8, 10, 12, 14-18, 23, 25, 27, 29-42, 44

Paul-Gerhard-Platz 1, 5, 7

Rabenaustraße 32, 33, 35, 37, 37A, 43, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62, 64, 66, 68, 70, 72

Rodensteinweg 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29

Die Siedlung Waldkolonie entstand nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Bedürfnis heraus, der drückenden Wohnungsnot in einer Weise zu begegnen, die anders als in den sogenannten Mietskasernen ein individuelles Leben ermöglicht. Der Wunsch nach einem Eigenheim mit großem Gartengrundstück bei tragbaren Kosten (mit finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand) sollte hier verwirklicht werden.

Zu diesem Zweck wurde die „Gemeinnützige Heimstätten-Baugesellschaft m.b.H.“ gegründet, die im März 1919 einen städtebaulichen Wettbewerb „unter den in Darmstadt dauernd ansässigen Architekten zur Erlangung von Entwürfen für die Anlage einer Heimstätten-Siedlung von 50 Wohnhäusern“ (Darmstädter Tagblatt 28.3.1919) auslobte. Von den 33 eingereichten Entwürfen wählte das Preisgericht (Karl Hofmann, Friedrich Pützer, Arthur Wienkoop, Leonhard Schäfer und August Buxbaum) den Entwurf mit dem Kennwort „Ganze Arbeit“ der Architekten Heinrich Stumpf und Karl Osterrath aus. Beide waren Lehrer an der Baugewerkschule, der späteren Fachhochschule.

Der Entwurf zeichnete sich durch eine spannungsreiche, malerische Anordnung von verschiedenartigen Wohnhausgruppen aus, gelegen an sehr schmalen Wohnstraßen, die sich in einem zentralen Platz mit Schule, Kindergarten und Gemeindehaus treffen. Auf den rund 200 bis 400 qm großen Grundstücken waren neben wenigen Einzelhäusern hauptsächlich knapp 6 Meter schmale Reihenhäuser mit bis zu 60 Meter langen Hausgärten mit Kleinviehstall zur Eigenversorgung geplant.

Bis 1920 wurden in dem Gebiet zwischen Wedekindweg und Rabenaustraße südlich des Dornheimer Wegs 21 Häuser für etwa 150 Bewohner erstellt, bis 1922 insgesamt 67 Wohneinheiten.

Dem Beispiel folgend, gründeten Bedienstete der Reichsbahn im Frühjahr 1920 die „Gemeinnützige Eisenbahner-Baugenossenschaft“, um auf dem östlich angrenzenden Gelände zwischen Rabenausstraße und Rodensteinweg ihre eigene Siedlung zu errichten. Noch 1920 entstand die langgestreckte Hausgruppe zwischen Rodenstein- und Mettegangweg, die architektonisch in Darmstadt ohne Beispiel ist: Die Gebäude sind als sogenannte „Back-to-Back-Häuser“ geplant, bei denen die Häuser eine gemeinsame Rückwand unter dem First des Satteldaches haben und sich nur jeweils zu einer Seite mit dem vorgelagerten Garten orientieren. Diese Bauform eines Arbeiterhauses wurde im 19. Jahrhundert in den Industriestädten Englands entwickelt, um möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum unterzubringen. Dort jedoch standen die Gebäude unmittelbar an der Straße und hatten, anders als in der Waldkolonie, keine großzügigen Gärten.

Bis 1925 wurde das Gebiet mit Einfamilienreihenhäusern, ähnlich denen der Heimstätten-Baugesellschaft, unter Eigenbeteiligung der Bewohner bebaut. Außerdem entstand eine Gruppe zweieinhalbgeschossiger Mehrfamilienhäuser entlang des Dornheimer Wegs, die als Besonderheit keine langgestreckten Gärten hatten, sondern eine parzellierte Gartenanlage südlich vor dem Gebäude, erreichbar über einen verbindenden Querweg.

Eine städtebauliche Eigenart des Gebiets sind durchgehende schmale Erschließungswege hinter den Gärten, die den Zugang von der hausabgewandten Seite ermöglichen und gleichzeitig eine differenzierte Durchwegung des Stadtteils schaffen.

Die Waldkolonie, als planerisches Ergebnis eines städtebaulich-architektonischen Wettbewerbs und genossenschaftlich in Eigenhilfe erbaut, weist Merkmale der in England entwickelten Gartenstadtidee auf. Hier sollte mit planmäßiger Stadtentwicklung den schlechten Wohn- und Lebensverhältnissen und den stark steigenden Bodenpreisen begegnet werden. Innerhalb der Gesamtanlage sind die Wohnhauszeile Dornheimer Weg 32-44 und die ehemalige Schule Paul-Gerhardt-Platz 5 Kulturdenkmäler.

Die Waldkolonie steht als Zeugnis einer Stadterweiterung der 1920er-Jahre nach den Prinzipien genossenschaftlicher Ideen der Lebensreformbewegung mit ihren Häusern und Freiflächen aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
Planelemente auswählen
Zeigen Sie mit der Hand auf Markierungen im Plan, erhalten Sie ein Vorschaubild und per Mausklick die Objektbeschreibung.
Kartenansicht
Wählen Sie zwischen zwischen Alkis- und Luftbildansicht. Ebenfalls können Sie die Kartenbeschriftung ein- und ausblenden.
Zoomen
Zoomen Sie stufenweise mit einem Mausklick auf die Lupen oder bewegen Sie den Mauszeiger auf den Planausschnitt und verwenden Sie das Scrollrad ihrer Maus.
Zoom per Mausrad
Über diesen Button können Sie einstellen, ob Sie das Zoomen in der Karte per Scrollrad Ihrer Maus erlauben möchten oder nicht.
Vollbildmodus
Betätigen Sie diesen Button um die Karte im Vollbildmodus zu betrachten. Über den selben Button oder durch Klicken der "Esc"-Taste können Sie den Vollbildmodus wieder verlassen.
Ausgangsobjekt anzeigen
Über diesen Button erreichen Sie, dass in der Karte das Ausgangsobjekt angezeigt wird. Bei dem Ausgangsobjekt handelt es sich um die Objekte, die zu dem entsprechende Straßeneintrag gehören.
Abstand messen
Mit Hilfe dieses Tools können Sie die Distanz zwischen zwei oder mehreren Punkten berechnen. Hierbei wird eine Linie gezeichnet, bei der die entsprechende Gesamtlänge angezeigt wird. Weitere Anweisungen zur Benutzung werden nach betätigen des Buttons angezeigt.
Fläche berechnen
Dieses Tool ermöglicht es Ihnen eine Fläche zu zeichnen und den Flächeninhalt in m² zu berechnen. Um eine Fläche zu erzeugen, müssen mindestens 3 Punkte gesetzt werden. Die Fläche wird durch den Klick auf den Ausgangspunkt (1. Punkt) geschlossen und der Flächeninhalt anschließend berechnet.