Ihr Internet-Explorer unterstützt den aktuellen JavaScript-Standard (ES6) nicht. Dieser ist für das Ausführen des Kartenmoduls verantwortlich.
Für Windows 10 empfehlen wir Ihnen den Browser Edge zu verwenden. Alternativ können Sie unabhängig von Ihrem Betriebssystem auf Google Chrome oder Mozilla Firefox umsteigen.
Im Juni 2001 wurde nach einem vorausgegangenen Architektenwettbewerb für ein Wissenschafts- und Kongresszentrum in Darmstadts Stadtmitte entschieden, den Entwurf des Wiener Architekten Talik Chalabi zu verwirklichen. Bereits bei der Auslobung des Wettbewerbs war von der Denkmalpflege gefordert worden, die auf dem Grundstück vorhandenen Überreste der mittelalterlichen inneren Stadtmauer zu erhalten und zu integrieren. Alle Entwürfe hatten diese Forderung erfüllt.
Unmittelbar vor dem Baubeginn des Kongresszentrums östlich des Schlosses ordnete die Denkmalschutzbehörde im Dezember 2004 Suchgräben an, um mögliche Spuren mittelalterlicher Bebauung rechtzeitig festzustellen und zu dokumentieren. Besondere Funde konnten ernsthaft nicht erwartet werden, weil bereits im 16. Jahrhundert Landgraf Georg I. die dort befindliche äußere Mauer des Verteidigungssystems hat schleifen lassen. Man konnte also davon ausgehen, dass die Steine ausgebaut und wiederverwendet worden waren, vermutlich um damit die neue Mauer der Stadterweiterung des 16. Jahrhunderts, der „Alten Vorstadt“, zu errichten. Überraschend stießen Marburger Archäologen auf Überreste der äußeren Mauer und in etwa vier Metern Tiefe auf eine breitere Mauerung, die sich dann bei Öffnung als ein Tunnel herausstellte. Weitere Grabungen ließen den unteren Teil eines Wehrturms zum Vorschein kommen.
Äußerst problematisch war die folgende Auseinandersetzung mit dem Bauherrn, weil eine Erhaltung der Funde nicht vorgesehen, sondern an dieser Stelle eine Tiefgarage geplant war. In Anbetracht der laufenden Baustelle wurde in kürzester Zeit die Entscheidung getroffen, die wertvollen Spuren baulicher Geschichte Darmstadts zu erhalten und mit einer Flächengröße von ungefähr 600 Quadratmetern in das Foyer des Kongresszentrums zu integrieren. Es entstanden Mehrkosten von etwa einer Million Euro.
Es handelt sich bei dem Fund um ein etwa 40 Meter langes, etwas mehr als 4 Meter hohes Bruchsteinmauerstück von ca. 70 cm Stärke, an dessen Fuß innerhalb des ehemaligen Zwingerbereichs ein Tunnel von 0,90 Meter Breite und 1,45 Meter Höhe parallel verläuft. An seinem östlichen Ende führt ein Verbindungsgang in einen der Mauer vorgelagerten Verteidigungsturm mit drei Metern Innendurchmesser. Die drei Schießscharten im Turm liegen etwa 2 Meter unter dem natürlichen Gelände. Das bedeutet, dass dem Turm und der Mauer nach außen hin ein Graben vorgelagert war. Die Tiefe des Grabens lässt sich an den erhaltenen Putzresten erkennen. Während die Mauer und der Turm wohl aus dem 14. bis 15. Jahrhundert stammen, wird der Tunnel als Horchtunnel aus dem 16. Jahrhundert interpretiert.
Unter den Grafen von Katzenelnbogen erhielt das zu dieser Zeit etwa eintausend Einwohner zählende Darmstadt im Jahr 1330 die Stadtrechte. An der Stelle des heutigen Schlosses stand eine Wasserburg der Grafen aus dem 13. Jahrhundert. Verbunden mit den Stadtrechten waren zwei wichtige Privilegien: in Darmstadt konnte jeden Dienstag ein Wochenmarkt sowie einmal jährlich ein Jahrmarkt abgehalten werden und die Stadt durfte sich zum Schutz mit einer Mauer umgeben. Der Bau des doppelten Mauersystems begann vermutlich 1330 oder kurz danach. Fertiggestellt war sie nach rund 90 Jahren im Jahre 1420. Die Befestigung hatte eine Länge von rund 1.250 Meter und bestand aus zwei Mauerringen: einer inneren größeren bis zu 2 Meter dicken und bis zu 9 Meter hohen Mauer und einer äußeren im Abstand von ca. 4 bis 6 Metern mit 0,80 Metern Dicke und einer Höhe von bis zu 7 Metern. Die äußere Mauer wurde ungefähr 5 Meter tief in den Boden gegründet und hatte nach heutiger Kenntnis abschnittsweise am Fuße einen Verteidigungstunnel. Die innere Mauer erhielt im Abstand von rund 100 Metern große Wachtürme (noch zwei erhalten) und die äußere Mauer in 50-Meter Abständen kleinere Verteidigungstürme. Graben und Wall vor der Mauer sollten einen Angriff erschweren und vier große Torbauwerke machten die Stadt zugänglich.
Die in das Foyer des Wissenschafts- und Kongresszentrums integrierten Relikte der äußeren Zwingermauer, Wehrturm und Horchtunnel der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert sind Kulturdenkmal aus geschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen.
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG | |
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG |
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein | |
Jüdischer Friedhof | |
Kleindenkmal, Bildstock | |
Grenzstein | |
Keller bzw. unterirdisches Objekt | |
Baum |