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Vogelsbergkreis
Alsfeld
  • Ludwigsplatz 8
Wohn- und Geschäftshaus
Flur: 1
Flurstück: 210

Teil der Gesamtanlage:
Historische Altstadt

Das Wohn- und Geschäftshaus am Ludwigsplatz 8 in Alsfeld befindet sich an einem zentralen Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger Straßen: Am Ludwigsplatz treffen die Schwabenröder Straße als Ausfallstraße nach Norden, die Alicestraße und die Schellengasse (heute beide Bundesstraßen) zusammen. Gleichzeitig endet am Ludwigsplatz die Obergasse, eine der Hauptgassen der historischen Altstadt. Die Ostseite des zu Anfang des 20. Jahrhunderts als parkartige Platzanlage ausgebauten Ludwigsplatzes wird von dem breiten Riegel des 1928-29 erbauten Postamtes bestimmt.

 Der Neubau des Wohn- und Geschäftshauses Ludwigsplatz 8 entstand nach der Baugenehmigung von 1957 (Bauantrag und Genehmigung einer Werbeinschrift sind im Stadtarchiv Alsfeld erhalten). Bauherr war der Alsfelder Frisör Josef Weikl, dessen „Parfümerie, Damen- und Herren-Frisier-Salon“ sich bis dahin in einem Fachwerkhaus an der Obergasse 25 befunden hatte.

Der unregelmäßige Grundriss des Gebäudes fällt dem Betrachter in der Hauptansicht kaum auf. Die siebenachsige, konvex gekrümmte Hauptfassade mit abgewalmtem Dach ist zum Ludwigsplatz ausgerichtet, gleichzeitig markiert der Bau an der Einmündung der Obergasse den Übergang zur Altstadt.

 Das dreigeschossige Gebäude wird im Erdgeschoss ganz von den Schaufenstereinbauten des Friseursalons bestimmt. Diese Einbauten sind zum Teil noch original erhalten. Der geflieste, leicht zurückgesetzte Sockel ist mittig zur Haupteingangstür trichterförmig gerundet. Die Schaufensterflächen darüber hingegen sind kantig ausgebildet. Scheiben und Tür wurden einst von goldenen Metallprofilen gerahmt. Der breite Streifen über den Schaufenstern trug die Werbeinschrift: „Parfümerie – Damen – Herren – Friseur – Kosmetik“. Der Entwurf zu dem Werbeschriftzug und zu der einst darüber befindlichen Leuchtreklame „Weikl“ hat sich im Stadtarchiv Alsfeld erhalten.

An der Ostseite des Gebäudes tritt das Erdgeschoss halbrund vor und öffnet sich zu einem trapezförmigen, zusätzlichen Eingang in das Ladengeschäft. Hier haben sich Tür und geriffelte Profile im Original erhalten. Zur Westseite schließt die Fassade im Erdgeschoss mit einem rechteckig vorkragenden Schaukasten. Im Inneren des Ladengeschäfts führt eine Treppe mit einem Geländer aus deckenhohen, mit Kugeln besetzten Metallstangen ins 1. Obergeschoss.

 Das 1. und 2. Obergeschoss zum Ludwigsplatz werden durch ein regelmäßiges Fensterraster strukturiert, die bauzeitlichen Fenster sind erhalten. Die Brüstungsfelder sind mit weiß, hellgrün, hellblau und gelb gefärbten Keramikelementen gefüllt, die eine wellenförmige Oberflächenstruktur bilden. Unterhalb der Traufe zeigt die Fassade einen abschließenden Fries aus aufgeputzten, groben Riffeln.

An der zur Obergasse gerichteten Ostseite wurde der Fassade eine besondere Gestaltung zuteil: Oberhalb des gerundeten Schaufenstervorbaus weist ein Relief, das in erhabenem Putz und Mosaik ausgeführt wurde, auf die Profession des einstigen Besitzers hin. Das Relief zeigt eine Dame in antikem Gewand, die sich das Haar richtet und in einem Spiegel betrachtet. Ein ebenfalls antik gewandeter Jüngling hält einen weiteren Spiegel. Requisiten wie Säule und Amphoren verorten die Szene in der Antike. Die Farbigkeit des Reliefs und der Mosaikflächen in blau - grün – gold nimmt die Farben der Brüstungsfelder der Hauptfassade auf. Sowohl das Relief (signiert: „w“) als auch die einstigen Werbeschriftzüge wurden von dem in Alsfeld viel beschäftigten Werbe- und Gebrauchsgrafiker Willi Weide (geb. 1925 in Ober-Mörlen, gest. 2011 in Kaltenwestheim/Rhön) entworfen. Bemerkenswert sind die drei Lampen mit kupfernen Schirmen, die der Beleuchtung des Reliefs dienen. Auch die schmale Fassade der Ostseite zeigt unterhalb der Traufe einen Fries wie an der Hauptfassade.

Die zum Hinterhof ausgerichtete Westseite des Gebäudes ist, obwohl ebenso breit wie die Hauptfassade, bis auf den abschließenden Fries nicht repräsentativ gestaltet worden.

 Formensprache und Materialien des Gebäudes sind typisch für die Architektur der 1950er-Jahre. Auch das Relief ist in seiner abstrahierenden, kubistisch anmutenden Komposition eindeutig in diese Zeit einzuordnen. Durch Elemente wie das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Walmdach passt sich der Bau dennoch der historischen Altstadtbebauung an. Die breite, farbige Hauptfassade wölbt sich dem Vorbeifahrenden förmlich entgegen. Mit der schmalen Ostfassade nimmt der Bau Bezug auf die platzartige Situation am Beginn der Obergasse, auch von dieser Seite sollte Kundschaft akquiriert werden.

  Als eines der weniges zeittypischen Gebäude der 1950er Jahre in Alsfeld ist das Wohn- und Geschäftshaus Ludwigsplatz 8 gem. § 2 Abs. 1 HDSchG aus architekturgeschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ein Kulturdenkmal.


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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