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Main-Taunus-Kreis
Hattersheim
Okriftel
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  • Am Kesselhaus 2
Ehem. Papierfabrik Phrix
Flur: 8
Flurstück: 88/3, 98/15, 98/19, 98/20, 98/21, 98/22, 98/23, 98/24, 98/25, 98/28, 98/29, 98/31, 98/32, 98/33, 98/34, 98/36

Für die Region und die Gemeinde Okriftel bedeutende Fabrikationsanlage mit großflächigem Werksgelände entlang des Mainufers westlich der Kirchgrabenstraße als Initiator der Stadterweiterung Ende des 19. Jahrhunderts. Errichtet ab 1884/85 mit stetigen Erweiterungen bis in die 1960er-Jahre.  Als kleine Produktionsstätte für Cellulose entwickelte sich der Betrieb unter dem jüdischen Kaufmann Philipp Offenheimer ab 1886 zu einem florierenden Unternehmen, welches neben Cellulose ab 1900 Papier, 1924 Sprit und während des Zweiten Weltkrieges Textilzellstoff herstellte; ab 1922 wurde zudem eine Altpapierverwertung in den Produktionsablauf integriert. Nach dem Tod Philipp Offenheimers übernahm 1930 dessen Sohn Ernst L. gemeinsam mit dem Schwiegersohn Siegfried J. Bloch das Unternehmen, welches sie unter dem Druck des Nazi-Regimes im Juli 1938 an den Berliner Unternehmer Friedrich Minoux verkauften und nach San Francisco emigrierten. 1940 wurde die Fabrik von SS- und Wehrwirtschaftsführer Fritz Kiehn übernommen, welcher unter Einsatz von rund 150 Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges bis 1944 (Rohstoff- und Kohlenmangel) produzierte. 1950 erhielt die Familie Offenheimer ihre Fabrik durch ein Rückerstattungsverfahren zurück und verkaufte diese am 1. Januar 1951 an die Phrix-Werke Aktiengesellschaft, welche die traditionsreiche Papierproduktion mit identischem Produktions- und Verlaufsprogramm bis 1970 fortführte, wobei das Okrifteler Werk als Rohstoff-Basis-Produktionsstätte diente.

Das ab 1884/85 ausschließlich Cellulose produzierende Unternehmen mit seinen Bauten für die Stoffaufbereitung (Schälhalle, Hackerei, Kocherei mit Schwefelöfen und Laugenturm, Fangstoffgruben, Bleicherei) verarbeitete ab 1900 die Cellulosemasse werksintern zu dem Endprodukt Papier. Hierfür wurden weitere Bauten zur Blattbildung (Papiermaschinen-bauten), Veredelung (Leimküche) und Ausrüstung (Lager, Verpackungsräume) errichtet. Im Laufe der Werksentwicklung konnten diverse Produktionsabläufe mechanisiert sowie eine Qualitätssteigerung sowohl der Cellulosemasse wie auch des Endproduktes durch bauliche und technische Erweiterungen realisiert werden. Die Stoffaufbereitung wurde um eine Separationsabteilung (um 1920) ergänzt, die weitere Veredelung des Papieres konnte ab 1929 durch einen Kalandar (Satinierung) ermöglicht werden. Bis zur Stilllegung des Werkes wurde die Produktionsweise, sowie die Produktionspalette beibehalten; bauliche Ergänzungen sowie Erweiterungen fanden stetig statt, so dass die 95jährige Geschichte der Fabrikationsanlage mit ihren kontinuierlichen Verbesserung der Produktionsabläufe die Funktionalität und außerordentliche Flexibilität der Industriearchitektur unterstreicht.

Durch die Gruppierung  unterschiedlicher Gebäudetypen für die verschiedenen industriellen Produktionsphasen (Stoffaufbereitung, Blattbildung, Veredelung, Ausrüstung) bildet die Fabrikanlage einen dominierenden Baukomplex in Okriftel aus. Der Gebäudebestand bestehend aus einer Vielzahl an Produktions-, Lager- und Werkstattbauten sowie notwendiger Infrastruktur aus unterschiedlichen Bauphasen, teilweise mit mehreren Erweiterungen und Aufstockungen. Die Anordnung der Bauten Ende des 19. Jahrhunderts durch die Parallelität zum Main geprägt, zudem eine prägnante Gestaltung zur Kirchgrabenstraße in Richtung des Siedlungskernes. Diese unterschiedlich hoch gestaffelten, jedoch konsequent an der Straßenflucht verlaufenden Bauten, der riegelartig wirkende langgezogene südliche Papiermaschinenbau sowie der Schornstein des älteren Kesselhauses und der Spritfabrikturm bewahren die industriell geprägte Ortssilhouette sowohl siedlungskern-, wie auch mainseitig. Besonders hervorzuheben ist die Werkstraße als städtebauliche Hauptdominanz zwischen dem südlichen Papiermaschinenbau und der parallel nördlich verlaufenden Riegelbebauung, welche zusätzlich durch ehemals drei nun einen Verbindungsbau oberhalb des Hofraumes betont wird.

Die einzelnen Fabrikgebäude funktional und schlicht gestaltet, geprägt durch inhomogene Gebäudehöhen sowie durch die konsequente Verwendung einheitlicher Materialien innerhalb einer Bauphase. Die rötlichen Backsteinhallenbauten des auslaufenden 19. Jahrhunderts mit rechteckigem Grundriss, Flachdach, Segmentbogenfenstern und einer Fassadengliederung durch Lisenen und Gesimsbänder, die Maschinenhalle teilweise mit Oberlichtern. Spätere Backsteinbauten nehmen die bekannte Gestaltung und Kubatur auf, erhalten jedoch hoch- oder querrechteckige Fensterformate sowie Fensterbänke und -stürze aus Beton. Die Bauten der 1920/30er-Jahre zumeist in sichtbarer Betonskelettkonstruktion mit gelblicher Mauerwerksausfachung, unterschiedlichen Fensterformaten, welche sich nach der Raumfunktion richten. Die mehrgeschossigen Bauten der 1950er-Jahre wiederum in sichtbarer Betonskelettkonstruktion mit Mauerwerksausfachung mit markanten horizontalen oder vertikalen Fensterbändern und flachem Sattel- oder Pultdach. Heraustretend aus dem relativ einheitlichen Gestaltungskonzept die Alte Bleicherei mit Tonnendach der 1910er-Jahre sowie das von Georg Metzendorf  errichtete Verwaltungsgebäude im Reformstil von 1906.

Die Innenraumwirkung der Gebäude durch die offen gestaltete Hallenarchitektur mit freistehenden Stützen, Zwischenetagen und punktuellen Podesten, Galerien und Arbeitsbühnen geprägt. Teilweise sind die Produktionsmaschinerien sowie feste Einbauten (Betonholzsilo, Bleichbecken etc.) erhalten.

Trotz einiger Gebäudeabbrüche in jüngerer Zeit ist die einstige industrielle Produktionsweise samt stetigen produktionstechnischen Anpassungen und baulichen Veränderungen bis heute durch die erhaltene räumliche Struktur und den einzelnen baulichen Anlagen ablesbar. Die konzeptionell angeordneten und funktional gestalteten Gebäude wurden vorwiegend für mechanisierte, arbeitsteilig organisierte und gewerbliche Herstellung der Massengüter Cellulose und Papier errichtet. Die Produktionsabläufe waren hierbei konzeptionell und gestalterisch prägend für die einzelnen Bauten mit ihren verbindenden Infrastrukturen sowie für die werks- und ortsräumliche Gestaltung. Die aufgrund der stetigen Weiterentwicklungen der Rohstoff- und Papierindustrie kontinuierlich gewachsene Baustruktur von Produktionsanlagen mit Nebengebäuden  und Infrastruktur ist charakteristisch für den Dualismus von Kontinuität und Entwicklung einer großflächigen Industriearchitektur. Durch die Ablesbarkeit der industriellen Produktionsabläufe, welche die einzelnen Gebäudeformen und -konstellationen bestimmten, und den (teilweise) erhaltenen produktionsbezogenen Einbauten ferner ein Zeugnis der Entwicklung industrieller Produktionsstätten samt ihrer Technik. Zudem als ehemals größter städtischer Industriebetrieb und Hauptarbeitgeber von siedlungsbau- und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Von städtebaulichem Gewicht als Symbolwert und Prägung des Ortbildes sowie von sozial- und religionsgeschichtlicher Bedeutung durch das persönliche Engagement Philipp Offenheimers für die Belegschaft und die (jüdische) Gemeinde.

1. Südlicher Papiermaschinenbau:

Ein langgestreckter, dreigeschossiger roter Backstein-Hallenbau mit Hohlsteindecken aus Eisenbeton und Flachdach. Errichtet 1885 als freistehender eingeschossiger Bau parallel zum Mainverlauf. Bis Ende der 1920er-Jahre erfolgten drei Anbauten in westlicher Richtung sowie die etappenweise Aufstockung der Gebäude durch zwei weitere Etagen. Besonders die drei Transportbrücken von 1895, 1920 und 1938 als Verbindungsbauten zum gegenüberliegenden, nördlichen Gebäuderiegel – hiervon der jüngste am östlichen Ende der Werkstraße erhalten. Im östlichen Bereich mit Durchfahrt im Erdgeschoss als Verbindung der Werksstraße zum Kohlelagerplatz am Mainufer. Charakteristisch ist die Fassadengliederung durch Lisenen, Fries- und Gesimsband der älteren Gebäudeteile im historisierenden Stil in Kombination mit Segmentbogenfenster und gemauerten Sturz. Die zwei angrenzenden Erweiterungen als schlichte Backsteinbauten ohne dekorative Fassadengliederung mit rechteckigem Fensterformat, Fensterbank- und sturz aus Stampf- und Eisenbeton gefertigt. Die dritte Erweiterung (1929) mit eigenständiger Gestaltung: hier aufgrund des Kalandarsaales großflächige  Fenster in Hochformat. Der Grundriss in Form eines langgestreckten Rechteckes, offen gestaltet mit zwei Stützenreihen entlang der Längsachse. Genutzt wurde das Bauwerk hauptsächlich zur Blattausbildung von Cellulosestoff (Papiermaschinenraum), zur Veredlung des Papiers (Kalandargebäude) sowie als Lagerstätte der Endprodukte.

2. Maschinenhalle mit Kessel- und Maschinenhaus:

Ein langgestreckter, zweigeschossiger Backsteinhallenbau mit Flachdach. 1885 als eingeschossiger Bau parallel zum Mainverlauf errichtet. Die Erweiterung im südwestlichen Bereich ab 1890 durch die Errichtung eines Kessel- und Maschinenhauses. Die Aufstockung entlang der Straßenflucht in Form einer sichtbaren Betonskelettkonstruktion mit Backsteinausmauerung um 1920.

Charakteristisch in der Außengestaltung das durch Lisenen gegliederte Mauerwerk des Erdgeschosses mit einer großen Toröffnung zu Kirchgrabenstraße mit hochrechteckigen Fensterformaten sowie einer bunkerartig wirkenden Zwischenetage aus Beton mit kleinen Licht- oder Lüftungsluken und die sichtbare Betonskelettkonstruktion mit Backsteinausfachung und querformatigen Fenstern in den Obergeschossen. Der eingeschossige Ursprungsbau durch ein gemauertes Kranzgesimsband vom nachträglich zugefügten Oberbau getrennt. Der rechteckige Grundriss offen gestaltete mit in Längsrichtung verlaufenden Stützenreihe. Die Maschinenhalle im Erdgeschoss mit eingebauten Podesten und Oberlichtern im westlichen, nicht aufgestockten, Teilbereich. In einem Raster angelegt hochrechteckige Fenster, in Teilbereichen als Segmentbogenfenster ausgebildet, welche im Zuge der Errichtung der Alten Bleicherei (sog. Holländersaal) verschlossen wurden. Der Innenraum geprägt durch zwei Hallenräume mit erhaltener großformatiger Maschinerie im Erdgeschoss und raumdominierenden Betonstützen sowie den Betoneinbauten der Bandfänger der Separation  im nachträglichen oberen Hallengeschoss.

Die Erweiterung 1890 durch ein Kessel- und Maschinenhaus. Ein dreigeschossiger Backsteinbau mit Flachdach. Ursprünglich als zweigeschossiger Bau mit Satteldach und Giebel zur Werksstraße errichtet, 1928 erfolgte die Aufstockung und die optische Fassadenanpassung an die benachbarten Bauwerke. Die Fassade durch eine Vielzahl an Fensterachsen geprägt, in Manier der westlich angrenzenden Hackerei von 1922. Die unterschiedlichen Bauphasen an der Fenstergestaltung ablesbar: das Erdgeschoss von 1890 mit Segmentbogenfenstern, die Fenster der 1920er-Jahre in rechteckigem Format.

Der Grundriss bauzeitlich mit asymmetrischer Teilung, der schmalere, östliche Bereich diente hierbei als Maschinenhaus, der größere westliche Teil bot Platz für die Aufstellung der Kessel. Der Innenraum der Obergeschosse durch markante, freistehende Betonstützen geprägt.

Genutzt wurde das Gebäude durchgängig für die Stoffaufbereitung (Maschinenhalle mit Cellulosemaschine, Bleichraum, Holländersaal), welches durch die Aufstockung um 1920 eine Erweiterung erfuhr (Separation, Celluloselager). Temporär wurde zudem in den 1910er-Jahren der östliche Teilbereich als Pack- und Versandhaus genutzt. Der südwestliche Kessel- und Maschinenhausanbau diente bis in die Mitte der 1920er-Jahre der Stoffaufbereitung (Kessel- und Maschinenhaus), temporär der Ausrüstung (Manager und Magazin) und ab 1930 der Blattbildung (Papiermaschinerie). 

3. nördlicher Papiermaschinenbau:

Ein drei- bis viergeschossiger Hallenbau mit Flachdach aus Backsteinen. Errichtet 1895. Bis in die 1930er-Jahre entstanden eine Aufstockung sowie die bauliche Erweiterung in Richtung Westen. Zugehörig ehemals zwei Verbindungsbauten zum südlichen Papiermaschinenbau im Bereich der zweiten und dritten Etage über der Werkstraße. Ursprünglich durch einen zwei- später dreigeschossigen Backsteinhallenbau, welcher Holzzerkleinerung, später der Altpapierverwertung und zwischenzeitlich als Leimküche und Lager diente, mit dem Kessel- und Maschinenhaus der Maschinenhalle direkt verbunden.

Charakteristisch die Fassadengliederung durch eine Vielzahl an Fensterachsen sowie die Lisenengliederung der nachträglich aufgestockten vierten Etage. Die unterschiedlichen Bauphasen an der Fenstergestaltung erkennbar: Segmentbogenfenster von 1895, rechteckige Fensterformate aus den 1920er-Jahren.

Der Grundriss in langgezogener rechteckiger Form, offen gestaltet mit einer in der Längsachse verlaufende Stützenreihe, diese Stützen in uneinheitlicher Rasterung und mit unterschiedlichen Abständen zueinander.

Das Gebäude wurde für alle Produktionsabteilungen genutzt: Stoffaufbereitung (Altpapierverwertung),  Blattausbildung (Papiermaschine), Veredelung (Leimküche) sowie Ausrüstung (Papierlager). 

4. Neue Kocherei:

Das alte Kochereigebäude wurde 1890 als Backsteinhallenbau mit gestaffeltem Dachaufbau parallel zum Mainverlauf, westlich an die Maschinenhalle angrenzend errichtet. Die Aufstockung zweier weiterer Etagen mit Ausbildung eines Flachdaches erfolgte 1951 zeitgleich mit Errichtung des elfgeschossigen Treppenturmes. Die Raumaufteilung des rechteckigen Grundrisses orientierte  sich streng an den unterschiedlichen Kesselgrößen, so dass die Halle asymmetrisch in drei uneinheitlich große Räume unterteilt war.

Die neue Kocherei von 1958 grenzte westlich an die alte Kocherei an; der markante Treppenturm ermöglichte hierbei ursprünglich die Erschließung beider Gebäude. Das Kochereigebäude besticht neben der 40 m hohen Kubatur durch die Fassadengliederung, in der die fünf hohen Geschosse sowie das gestauchte Dachgeschoss ablesbar sind. Optisch gleicht es dem Sprachstil des Treppenturmes von 1951. Die Fassade ist durch die sichtbare Betonskelettkonstruktion mit Mauerwerksausfachung gegliedert. Die Anordnung und Gestaltungsform der Fenster funktional: der Treppenturm mit in horizontalen Lichtbändern angeordneten Schwingfenstern; das Produktionsgebäude mit  geschosshohen hochrechteckigen Fensteranordnungen, ausschließlich das unterste sowie oberste Geschoss mit horizontalen Lichtbändern. Im Innenraum befinden sich großteilige feste Einbauten wie die Kocherauslaufgruben, Kocherfüllböden und Holzschnitzelsilos aus Beton. Daneben prägen Zwischenetagen und podestartige Einbauten sowie Treppenanlagen, welche die Ebenen miteinander verbinden, die Raumwirkung. Genutzt wurden das Gebäude zur Stoffaufbereitung (Kocherei.)

5. Beamtenhaus:

Sogenanntes Beamtenhaus, vermutlich ehemals Wohnhaus des Betriebsleiters auf dem Gelände der Phrix-Werke, vormals Papierfabrik Philipp Offenheimer. Errichtet nach 1906 von dem renommierten Architekten Georg Metzendorf in typischen Formen des Reformstils. Giebelständiges, eingeschossiges Wohnhaus mit hohem, ausgebautem Mansardwalmdach mit betontem Ortgang. Seitlich traufständiger Anbau (durch spätere Aufstockung gestört), dem zum Main hin ein großzügig verglaster Erker in Sandsteinrustikamauerwerk mit Segmentgiebel angefügt ist. Wohnhaus und Anbau auf hohem Sandsteinrustikasockel sind bestimmt durch die Gestaltung des Wandputzes, der vertikale Streifen grobkörniger Struktur erhaben gegen schmalere feinkörnige abgesetzt, in dunklem und hellem Ockerton. Qualitätvolle Werksteindetails an den Fensterbänken sowie den Säulen mit stilisierten Kapitellen, die die Fensterpfosten am Erker bilden.

6. Jüdische Schule:

Das Gebäude um 1909/10 als zweigeschossiger Backsteinbau am nordöstlichen Bereich der Fabrikanlage entlang der Kirchgrabenstraße errichtet. Ein rechteckiger Bau mit Flachdach, einem westlichen angrenzenden niedrigeren Anbau sowie einer überecklaufenden hölzernen Außentreppe. Charakteristisch die homogene Klinkerfassade sowie die straßenseitige Gliederung der Kubatur durch Zahnfries, Kranzgesims und Brüstungsband im Obergeschoss. Die Fenster in symmetrischer Rasterung und Segmentbogenform. Die historischen Fensterläden größtenteils erhalten.

Genutzt wurde das Gebäude ursprünglich als Werksbibliothek und Registratur, bis es Philipp Offenheimer zwischen 1915-20 der jüdischen Gemeinde als Schule und Bethaus übergab. Später folgte die Nutzung als Bibliothek und Wohngebäude.

7. Alte Bleicherei (sog. Holländersaal):

Eine eingeschossige, unterkellerte Gewölbehalle mit Holländereinbauten. Das Gebäude in den 1910er-Jahren in Betonskelettbauweise mit Mauerwerksausfachung, parallel zum Mainverlauf und der bis dahin bestehenden baulichen Anlagen errichtet. Im Zuge der Erbauung der direkt nördlich an das Gebäude angrenzenden Thornebleiche im Jahr 1937 wurde in Teilbereichen eine Aufstockung der Alten Bleicherei vorgenommen; im rückwärtigen Bereich wurden 1957 kleinteilige ehemalige Chlor- und Kalklagerbauten durch ein achtstöckiges Separationsgebäude ersetzt. Ein Charakteristikum ist neben dem Tonnendach die Fassadengliederung durch Lisenen und eine Vielzahl großformatiger Sprossenfenster in gerasterter Anordnung. Der Grundriss gleicht einem langgezogenen Rechteck und ist trotz dreier asymmetrisch angeordneter Betonstützen nahe der Mittelachse offen gestaltet. Der Innenraum mit sechs großformatigen Betoneinbauten (Bleichholländer) im Erd- sowie zwei Rührbütten im Kellergeschoss. Das Gebäude wurde seit der Errichtung bis zur Aufgabe der Werke zur Stoffaufbereitung (Bleicherei) genutzt.

8. Separation:

Der Vorgängerbau aus den 1910/20er-Jahren wurde 1957 durch einen mehrgeschossigen, im Höhenverlauf gestaffelten Hallenbau ersetzt. Am südöstlichen Gebäudeende ehemals auf vier unterschiedlichen Ebenen durch Hebebühnen und Transportbrücken mit der Alten Kocherei verbunden. Die Fassade gegliedert durch die sichtbare Betonskelettkonstruktion mit Mauerwerksausfachung sowie horizontalen Lichtbändern mit Schwingfenstern. Nicht mehr erhalten ist der östliche, höhere Gebäudeteil mit nahezu quadratischem Grundriss und additiven Treppenhausturm in nordöstlicher Richtung und einem flachen Satteldach mit Walm; das Tragwerk in Form eines eisernen Sattelbinders. Der bestehende westliche Gebäudeteil mit flachem Pultdach und einem überdachten Freiraum im Erdgeschoss. Das Erd- und 1. Obergeschoss nehmen etwas 1/3 der Grundrissfläche gegenüber den restlichen Etagen ein. Die übrige Fläche ist durch freie Stützen im Außenraum gebildet, auf denen die weiteren Obergeschosse ruhen. Im Innenraum sind die in der Höhe stark variierenden Räume durch eine doppelte Stützenreihe geprägt sowie durch punktuelle Zwischenebenen aus Beton und Stahl. Das Treppenhaus mit besonderem Treppenlauf (Löschwasserleitung). Das Gebäude diente der Stoffaufbereitung (Separation).

9. Neue Hackerei:

Das zweigeschossige Gebäude wurde 1922 als Halle zur Holzzerkleinerung errichtet und nachträglich in Teilbereichen mit einem Aufsatzgeschoss versehen. Die Fassade durch angedeutete Lisenen und Rasterungen der unterschiedlich breiten hochrechteckigen Fenstern gegliedert. Ein umlaufendes Gesims bildet den oberen Gebäudeabschluss zum Flachdach und trennt den ursprünglichen Baukörper von dem Absatzgeschoss ab, welcher die Fassadengliederung nicht aufnimmt und verputzt ist. In der Halle befanden sich Maschinen, die Holzstämme für die weitere Verwendung der Fabrikation verkleinerten. Transportiert wurden diese über ein Förderbandsystem.

10. Sulfitspritfabrik:

Das älteste Gebäude wurde 1925 als zweigeschossiger freistehender Backsteinbau mit viergeschossigem Turm errichtet. Die Aufstockung für ein Laboratorium sowie die östliche Turmerweiterung erfolgten bis 1937. Der Grund der Gebäudeerrichtung waren  mehrere Produktionspausen aufgrund des Holz- und Kohlemangels – durch eine eigene Spritfabrik konnte nun aus im Betrieb abfallenden Stoffen (erst Sulfit-Ablauge dann Fichtenablauge) reiner Alkohol hergestellt und ohne rohstoffbedingte Zwangspausen produziert werden. Der L-förmige Hauptbau (Sprithalle, Laboratorium) mit flachem Satteldach, der Turm (Destillerie) mit Zeltdach. Die Gliederung der älteren Fassadenbereiche durch Lisenen mit abstrakten Kapitellen und zwei Betongesimsbändern; die aufgestockte Etage ohne Gliederung in  identischer, jedoch andersfarbiger Materialität. Der Turm in angepasster Formensprache. Ein Kranzgesims trennt hier den Kernbau und die Aufstockung, welche leicht gestaucht ist und eine auffällige Dachkonstruktion aus Beton besitzt. Die Turmerweiterung ebenfalls ohne Fassadengliederung. Die teilweise vierflügeligen Sprossenfenster allesamt mit Betonbrüstung und -sturz. Im  Hauptgebäude kleinere Räume sowie eine über mehrere Geschosse hohe quadratische Halle (Gärraum). Der Turm mit quadratischen Grundriss, offen gestaltet mit Einbauten in den Destillerieräumen sowie einer einläufigen Treppe in der südöstlichen Gebäudeecke sowie einem Balkon im ersten Obergeschoss samt Zugang zum sich auf dem Dach des Ursprungsbau befindlichen Hauptlaboratorium des Werkes (bis zur Entstehung waren mehrere Laboratorien in unterschiedlichen Fabrikationsräumen untergebracht). In der Sulfitspritfabrik und ihren Erweiterungsbauten waren hauptsächlich die Destillerie, Sprithalle und später das Laboratorium sowie Gärraume und Lagerfläche für Kalk und Chlor untergebracht.

11. Thornebleiche:

Im Zuge der Erbauung der sog. Thornebleiche 1937,  nördlich angrenzend an die Alte Bleiche, wurden eben diese im rückwärtigen Bereich aufgestockt. Ein geplanter Bleichereiturm mit Werksuhr am südlichen Gebäudeende kam nie zur Ausführung. Das etwa 32 m große Gebäude als Durchfahrtshaus zur zweiten Werkstraße errichtet. Die Fassade ist durch die sichtbare Skelettkonstruktion aus Stahlbeton und Mauerwerk sowie durch markante vertikale Lichtbänder im Bereich der zweiten Etage sowie mehrere hochrechteckige Fenster in den oberen Etagen gegliedert. Die nördliche Querfassade mit kleinformatigen Fenstern, die südliche ohne Belichtung jedoch mit einem Betonstrebenpaar im Bereich des Montageschachtes. Der Grundriss rechteckig, offen gestaltet mit mittig verlaufender Stützenreihe. Im Erdgeschoss mit Pumpenraum und Chlorwagen, das erste Obergeschoss (ca. 20 m lichte Höhe) mit Quirlhütten sowie podestartige Einbauten und Laufstegen. In den oberen Etagen Turmbleichen und Zellenfilter erhalten. In der südlichen Gebäudeachse das Treppenhaus mit Montageschacht – der in diesem Bereich geplante weitere Aufbau einer zusätzlichen Etage mit Uhr im Außenbereich wurde nicht realisiert. Das Gebäude diente der Stoffaufbereitung.

12. Neue Bleicherei:

Die viergeschossige Neue Bleicherei mit seitlichen, eingeschossigen Anbau (Ätznatronlaugenstation) wurde 1957 errichtet. Die in Teilbereichen aufgestockten Obergeschosse in Sichtbeton entstanden vermutlich im Zuge der Instandsetzungsarbeiten in den 1960er-Jahren. Die Fassade durch die Betonskelettkonstruktion mit ausgemauerten Gefachen sowie horizontalen Lichtbändern geprägt. Im Innenraum großformatige Einbauten, welche teilweise durch podestartige Zwischenbauten verbunden sind. Im Dachgeschoss eine großflächige Betonwanne erhalten. Das Gebäude diente der Stoffaufbereitung.

 


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, städtebaulichen und technischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
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