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Werra-Meißner-Kreis
Eschwege
Südlicher Stadtkern 4
  • Gesamtanlage
GA ehem. Hindenburg-Kaserne

Am Südrand von Eschwege am Hang in der Verlängerung der Langemarckstraße. Ausgedehntes Kasernenareal der Wehrmacht, 1935/36 im Zuge der Kriegsvorbereitung durch das nationalsozialistische Deutsche Reich errichtet. Neben dem 1936 eingeweihten Fliegerhorst bei Niederhone die zweite neue Kasernenanlage in der durch eine lange militärgeschichtliche Tradtion geprägten Stadt Eschwege.

Der Vertrag für die Überlassung der Flächen wurde am 1.10.1935 abgeschlossen, die erste Einheit des Infanterieregiments 86 bereits am 6.10.1936 in die neue nach dem 1934 verstorbenen Weltkriegshelden und späteren Reichspräsidenten von Hindenburg benannten Kaserne überführt. Nach 1945 zunächst durch die US-Army genutzt, seit 1953 vom Bundesgrenzschutz, der heutigen Bundespolizei.

Vom Heeresbauamt nach wirtschaftlichen Überlegungen unter Beachtung der Anforderungen des Luftschutzes konzipierte Anlage aus Einzelgebäuden. Im Norden das ehemalige Stabsgebäude mit dem Kasernentor (1972 durch ein neues Wachgebäude verändert). Östlich außerhalb vorgelagert das ehemalige Offizierskasino (Langemarckstraße 40). Die Kasernenanlage gliedert sich in den Wohnbereich im Osten, der um einen zentralen Aufmarschplatz gruppiert ist. Westlich ist der Technikbereich mit Fahrzeughallen und Werkstätten angegliedert.

Der um den in Nordost-Südwest-Richtung orientierten, heute als Stadion genutzten Exerzierplatz angelegte  Wohnbereich besteht im Norden aus zwei baugleichen dreigeschossigen Mannschaftsgebäuden mit Walmdächern. Im Süden sind drei Gebäude symmetrisch platziert: zwei baugleiche Mannschaftsbaute rahmen das zentrale zweigeschossige Gebäude. An der Schmalseite im Osten befindet sich das Wirtschaftsgebäude, das der Speiseversorgung diente. Ihm war im Westen eine Exerzierhalle gegenübergestellt, die jedoch in der Nachkriegszeit durch einen Turnhallenneubau ersetzt wurde.

Der Technikbereich wird durch in Zeilen angeordnete Hallenbauten mit Pultdächern geprägt.

Kasernengebäude

Alle Wohn- und Funktionsgebäude der Kaserne wurden als verputzte, zwei- und dreigeschossige Massivbauten mit schiefergedeckten Walmdächern ausgeführt. Als Dachkonstruktion kamen bis zur Höhe von Zweidritteln der Dächer Betonbinder zum Einsatz. Darüber wurden hölzerne Dachwerke errichtet. Der Belichtung der Dachräume dienen kleine Walmdachgauben. Als Gestaltungselemente wurden Sandsteinsockel und Werksteinfensterbänke eingesetzt. Die Fenster sind mehrflügelig in Holz ausgebildet. Die Türen sind mehrflügelig aus dunklem Eichenholz hergestellt. Als Gliederungselemente wirken die risalitiartig vorgesetzten Treppenhäuser, deren oberste Stockwerke teilweise mit Schiefer verkleidet wurden.

Stabsgebäude

In der Typologie der Mannschaftsgebäude gestalteter dreigeschossiger Gebäuderiegel mit zwei Treppenhäusern im Norden der Anlage am Tor. Die Wache war ursprünglich im Erdgeschoss an der Nordecke vorgelagert und als Pfeilerhalle aus Sandstein gestaltet. Darüber befand sich über Eck der heute östlich neben der 1975/76 errichteten Toranlage angebrachte große Reichsadler aus Wesersandstein. Er wurde durch den Niederdünzebacher Steinmetzmeister Wilhelm Schuchardt angefertigt. Im Inneren waren neben der Verwaltung auch die Wache mit Arrestzellen und die Krankenstation untergebracht.

Mannschaftsgebäude

Von den vier baugleichen Mannschaftsgebäude am ehemaligen Exerzierplatz ist lediglich der an der Zufahrt gelegene und durch die Topografie bis weit in die Langemarckstraße sichtbare Bau durch einen Dachreiter mit Uhr hervorgehoben. Dieser Dachreiter wurde durch den Schwebdaer Zimmermeister Bernhard Otto Müller entworfen und ausgeführt. In jedem Mannschaftsgebäude war eine Komapnie/Batterie untergebracht. Neben den Unterkunftsstuben und Sanitäranlagen gab es Unterrichtsräume und Schreibstuben. Die Dachräume dienten als Bekleidungskammern.

Wirtschaftsgebäude

Das zweigeschossige Wirtschaftsgebäude an der östlichen Schmalseite des Platzes ist durch seinen dreizonigen Eingangsbereich mit den Zugängen für die unterschiedlichen Dienstgrade erkennbar. Es diente der Lebensmittelversorgung und nahm Küche, Speiseräume für Mannschaften und Unteroffiziere auf. Die Räume der Unteroffiziere waren im Obergeschoss untergebracht.

Offiziersheim/Kasino (Langemarckstraße 40)

Entsprechend der hierarchischen Gliederung der Wehrmacht nahmen die Offiziere eine herausgehobene Stellung ein. Das Offizierskasino wurde wie bei Kasernenneubauten der Zeit üblich, außerhalb der eigentlichen Kaserne angeordnet. In einem ausgedehnten Gartengrundstück östlich der Kaserne erhebt sich der ehemals weithin sichtbare, repräsentative zweigeschossige Putzbau mit schiefergedecktem Walmdach über L-förmigem Grundriss. Die nach Norden ausgerichtete Gartenfront lässt im Ostteil den vorgezogenen Saalbau erkennen. Der Zugang erfolgte von Süden, wobei der Eingangsbereich zeittypisch mit einem Balkon gestaltet wurde. Im Inneren waren neben dem vertäfelten Speisesaal eine Küche und Nebenräume für dienstliche und repräsentative Zwecke untergebracht.

Technischer Bereich

Im Westen der Kasernenanlage befinden sich die funktionalen, parallel in langen Zeilen ausgerichteten Fahrzeughallen. Es handelt sich um Typenbauten mit Pultdächern mit Bitumeneindeckung, deren sachliche Gestaltung durch die Ausbildung der Vordächer als scharierte Betonbänder betont wird.

Denkmalwert

Als gut erhaltene, typische Heereskaserne der NS-Zeit dokumentiert die ehemalige Hindenburgkasere in Eschwege bis heute eindrucksvoll den bereits mit der "Machtergreifung" 1933 einsetzenden Prozess der Remilitarisierung und systemathischen Kriegsvorbereitung durch das nationalsozialistische Deutsche Reich. Die Kasernenanlage dokumentiert die damaligen technischen, architektonischen und städtebaulichen Vorstellungen für die Bauaufgabe beispielhaft. Die Detailausbildung und Materialverwendung folgt dabei für die Unterkunfts- und Verwaltungsbauten traditionellen Architekturidealen der Jahrhundertwende und des Heimatschutzes, während im Technikbereich neben funktionellen Überlegungen die Ideale des Neuen Bauens spürbar sind.

Aus diesem Grund ist die ehemalige Hindenburgkaserne mit den erhaltenen Gebäuden und Freiflächen als Gesamtanlage aus geschichtlichen Gründen Kulturdenkmal.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
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