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Fabrikareal der ehemaligen Brotfabrik Hausen ca. 1880-1900
Historischer Überblick
Hausen war noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein kleines Mühlendorf mit kaum mehr als 100 Einwohnern. Seinen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung verdankte der 1910 eingemeindete Vorort maßgeblich der Tatsache, dass sich hier in den 1870er Jahren gleich zwei Großbäckereien ansiedelten, die im Zuge der Industrialisierung im Großraum Frankfurt gegründet wurden: Eine heute nicht mehr existierende „Mehl- und Brodfabrik“ mit angeschlossener Mühle älteren Ursprungs an der Niddabrücke sowie die an der Bachmannstraße gelegene „Brodfabrik Lautz & Hoffmann“. Diese bezog zunächst zwei langgezogene, dreigeschossige Produktionsgebäude mit kleinteiliger Fensterteilung an der Nordwest- bzw. Nordostecke der Bachmannstraße. Inwieweit hier ältere Strukturen um- bzw. weitergenutzt wurden, ist unbekannt. Ende des 19. Jahrhunderts folgte eine umfassende Erweiterung und um das Jahr 1925 die Fusion beider Hausener Großbäckereien mit nunmehr gemeinsamem Standort an der Bachmannstraße.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude beschädigt. 1972 musste die Hausener Brotfabrik aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Daraufhin stand das Fabrikareal mehrere Jahre leer und kurz vor dem Abriss, bis eine aus der Sponti-Szene heraus entstandene Bürgerinitiative hier eines der ersten in freier Trägerschaft organisierten soziokulturellen Zentren gründete, das 1981 eröffnet wurde. Mit ihrem vielfältigen kulturellen Angebot (Konzerte, freies Theater, Tanzunterricht und Gastronomie sowie diverse Räume für psychotherapeutische Praxen sowie diverse Projekte) und der über vierzigjährigen Nutzungskontinuität ist die Brotfabrik heute eine weit über Frankfurt hinaus bekannte Institution.
Ursprüngliche Erscheinung und heutiger Zustand
Sämtliche Gebäude der ehemaligen Brotfabrik sind um einen länglichen Innenhof mit alter Pflasterung gruppiert. Prägend für das heutige Erscheinungsbild sind die umfassenden Erweiterungen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Damals entstanden die hofseitigen Fabrikgebäude mit dem zweigeschossigen Hauptgebäude im Zentrum, dessen Schaufront aus gelbem Sichtbackstein mit roten Ziergliederungen weitgehend erhalten ist. Lediglich der einstmals hohe Schornstein wurde gekappt, zahlreiche Fenster ersetzt und die Giebelbekrönung der Seitenrisalite nach teilweiser Kriegszerstörung nicht wiederaufgebaut. Der mit Ausnahme der Sequenz „Hausener Brotfabrik“ heute verblasste Schriftzug in der Attika entstand Mitte der 1920er Jahre, als beide eingangs erwähnten Hausener Großbäckereien fusionierten und am hiesigen Standort die „Vereinigte Hausener Brotfabriken Erich L. Fuchs“ gegründet wurden. Die Neubaumaßnahmen waren dagegen im Jahr 1900 abgeschlossen, wie ein den Türsturz bekrönender Schlußstein im eingeschossigen Vorbau an der Nordostseite mit der eingemeißelten Jahreszahl „1900“ belegt.
Damals entstand auch der zur Hausener Obergasse ausgerichtete, vermeintlich zweigeschossige Baukörper auf der Südseite, dessen zweifarbige Backsteingliederung (Blendfenster, rundumlaufende Gesimsstreifen und ein Rundbogenfries) markant hervortritt. Tatsächlich handelt es sich lediglich um die beiden reich dekorierten und in Szene gesetzten Begrenzungsmauern einer einstigen, zum Hof hin offenen, Remise. Noch heute markiert diese gekonnte städtebauliche Akzentsetzung, zusammen mit der Dorfkirche, den Ortskern von Hausen.
Im Zuge der kulturellen Nutzung wurden die Gebäude im Inneren weitgehend entkernt und ein Großteil der Sprossenfenster ersetzt. Lediglich in dem an das Hauptgebäude anschließenden und leicht zurückgesetzten Gebäudeflügel auf der südwestlichen Hofseite hat sich die ursprüngliche Tragstruktur (Preußische Kappen) teilweise erhalten. Die spätbarocke, geschnitzte Eichenholztüre im nördlichen Gebäudeflügel, zu der drei alte Sandsteinstufen führen, stammt wohl von einem abgerissenen Hausener Gebäude und wurde hier in Zweitverwendung eingebaut. In diesem Gebäudeteil sind qualitätsvolle Fliesenböden und ein kleinteiliges Treppenhaus erhalten, das auf eine ursprüngliche Wohnnutzung schließen lässt. Erhaltenswert ist auch der Innenhof mit seiner alten Pflasterung.
Begründung
Die in den 1880er-Jahren als Großbäckerei gegründete Brotfabrik, in der bis 1972 Backwaren produziert wurden, ist ein bedeutendes historisches Zeugnis für die Industrialisierung der Frankfurter Vororte und steht zugleich für die reiche Geschichte des ehemaligen Mühlendorfes Hausen. Das hier seit 1981 untergebrachte kulturelle und soziale Zentrum zählt zu den ältesten Hessens in einem umgenutzten Fabrikareal. Auch die städtebauliche und ortsbildprägende Bedeutung der Brotfabrik ist hervorzuheben. Ihre markante Schaufront aus zweifarbigem Sichtbackstein ist, zusammen mit dem Kirchturm, die schon von Weitem zu erkennende Landmarke des Frankfurter Stadtteils.
Literatur
Volker Rödel: Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main 1774-1924. Die Geschichte der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, Frankfurt 1984, S. 167-68 u. 488
Helmut Lenz; Franz Lerner: Hausen. Vom Mühlendorf zu einem modernen Stadtteil im Grünen, Frankfurt 1998, S. 84-88
Frankfurter Adressbücher 1870-1930
Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.
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