Betonmodelle während der Gewerbeausstellung 1879 (Foto: Stadtarchiv Offenbach)
Lade Kartenmaterial...
Offenbach, Stadt und Landkreis
Offenbach
  • Frankfurter Straße 136
Beton-Modellbauten
Flur: 6
Flurstück: 350/3

Teil der Gesamtanlage:
Gesamtanlage I

Historie

Vom 3. Juli bis 6. Oktober 1879 fand in Offenbach auf einer Freifläche an der Stadtgrenze die zweite Hessische Landesgewerbe-Ausstellung statt. Dabei wurde zur praktischen Demonstration der fortgeschrittenen Entwicklung des Betonbauverfahrens ein Ensemble aus Modellbauten errichtet. Die Ausstellung erfuhr Beachtung von Besuchern aus aller Welt, zu denen u. a. auch der Prinz von Wales und sein Bruder, der Herzog von Edinburgh zählten.

Errichtet wurden die Bauten vom Offenbacher Werk der Portland-Zementfabrik Feege & Gotthardt, um die technischen Möglichkeiten und Verarbeitungsvarianten des neuen Baumaterials vorzuführen. Belastungsproben vor Ort führten dem Publikum die Stabilität der Objekte vor Augen.

Nach dem Ende der Ausstellung wurden bis auf die Betonmodelle alle Ausstellungsbauten rückgebaut und das Areal später zum heutigen Dreieichpark umgewidmet.

Baubeschreibung

Die Bauten wurden weniger aus der Nutzung, mehr aus der Konstruktion heraus entwickelt, jedoch mit unterschiedlich gestalteten Oberflächen. Die Objekte sind reine Betonbauten ohne Armierung, da die Firma Feege & Gotthardt seinerzeit nicht über das Patent zur Herstellung von Stahlbeton verfügte, wobei der Beton unterschiedlich verarbeitet ist: teilweise geschüttet, teilweise feingestampft. Einige Bodenplatten sind zudem weiß-grau bzw. karminrot durchgefärbt.

Über ein Fundament verfügen die Objekte nicht, da sie nur als temporäre Ausstellungsobjekte für eine Dauer von drei Monaten konzipiert worden waren.

Im Wesentlichen handelt es sich um zwei Bauwerke: Einerseits eine Bogenbrücke, ein über 16 m gespannter Bogen über einen Fußgängerweg, mit Widerlagern mit Betonummantelung. Andererseits ein Ensemble aus einem tempelartigen Bau auf quadratischem Grundriss mit einer 3,50 m hohen Kuppel auf vier Pfeilern, einer filigranen, freischwebend erscheinenden zehnstufigen Treppe sowie einem verbindenden Element aus einer flachgewölbten Bogendecke sowie einer scheitrechten Kappe. Letztere verfügt unterseitig über eine Waschbetonoberfläche.

Auf dem Boden zieren Betonplatten mit verschiedenen Mustern den Weg zwischen den Elementen. An einer Stelle im Boden ist lückenhaft noch der Schriftzug „Feege & Gotthardt Offenbach“ überliefert.

Erhaltungszustand

Aufgrund der fehlenden Eisenarmierung sind heute keine Korrosionsschäden an den Bauten vorhanden. Allerdings wurde bereits 1912 zur konstruktiven Sicherung ein Zugeisen in die Kuppel eingebracht. Später wurden außerdem zwei der vier Pfeiler des Tempels ersetzt.

Im späteren 20. Jahrhundert wurde eine Feinspachtelung auf die Elemente aufgebracht, um ihnen ein einheitlicheres Erscheinungsbild zu geben. Dadurch sind zum Teil originale Oberflächenbeschaffenheiten verloren gegangen.

Denkmalwert

Die Modellbauten sind vermutlich die ältesten erhaltenen Betonbauten ohne Eisenbewehrung in Deutschland. Sie sind als visionär für die späteren Bautechniken und -Stile des 20. Jahrhunderts anzusehen und dokumentieren den Ausgangspunkt des Baustoffs Beton und dessen vielseitige Verwendungsmöglichkeiten. Sie sind Zeugnisse internationaler Technikgeschichte und Ingenieurbaukunst des späten 19. Jahrhunderts.

Die Beton-Modellbauten sind aus technischen, geschichtlichen und künstlerischen Gründen als Kulturdenkmal gemäß § 2 Abs. 1 HDSchG geschützt.

Literatur

Michael Auras, Philipp Grillich: Die Betonmodelle in Offenbach. In: Industriekultur, Bd. 1/24, hg. von Landschaftsverband Rheinland/LVR-Industriemuseum, Landschaftsverband Westfalen-Lippe/LWL-Museum für Industriekultur, S. 6 f. (Essen 2024).

Hans Schmid: Offenbach so wie es war (Düsseldorf 1978).

Ferdinand Werner: Der lange Weg zum Neuen Bauen. Bd. 1: Beton – 43 Männer erfinden die Zukunft (Worms 2016).


Als Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen, künstlerischen und technischen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
Planelemente auswählen
Zeigen Sie mit der Hand auf Markierungen im Plan, erhalten Sie ein Vorschaubild und per Mausklick die Objektbeschreibung.
Kartenansicht
Wählen Sie zwischen zwischen Alkis- und Luftbildansicht. Ebenfalls können Sie die Kartenbeschriftung ein- und ausblenden.
Zoomen
Zoomen Sie stufenweise mit einem Mausklick auf die Lupen oder bewegen Sie den Mauszeiger auf den Planausschnitt und verwenden Sie das Scrollrad ihrer Maus.
Zoom per Mausrad
Über diesen Button können Sie einstellen, ob Sie das Zoomen in der Karte per Scrollrad Ihrer Maus erlauben möchten oder nicht.
Vollbildmodus
Betätigen Sie diesen Button um die Karte im Vollbildmodus zu betrachten. Über den selben Button oder durch Klicken der "Esc"-Taste können Sie den Vollbildmodus wieder verlassen.
Ausgangsobjekt anzeigen
Über diesen Button erreichen Sie, dass in der Karte das Ausgangsobjekt angezeigt wird. Bei dem Ausgangsobjekt handelt es sich um die Objekte, die zu dem entsprechende Straßeneintrag gehören.
Abstand messen
Mit Hilfe dieses Tools können Sie die Distanz zwischen zwei oder mehreren Punkten berechnen. Hierbei wird eine Linie gezeichnet, bei der die entsprechende Gesamtlänge angezeigt wird. Weitere Anweisungen zur Benutzung werden nach betätigen des Buttons angezeigt.
Fläche berechnen
Dieses Tool ermöglicht es Ihnen eine Fläche zu zeichnen und den Flächeninhalt in m² zu berechnen. Um eine Fläche zu erzeugen, müssen mindestens 3 Punkte gesetzt werden. Die Fläche wird durch den Klick auf den Ausgangspunkt (1. Punkt) geschlossen und der Flächeninhalt anschließend berechnet.