Lauterstraße von Westen
Bahnhofstraße 42, 43 und 39
Bahnhofstraße von Nordosten
Bahnhofstraße, nördlicher Abschnitt
Bleichstraße, Ansicht von Südosten
Bleichstraße nach Nordwesten
Große Bleiche mit ehemaliger Markthalle
Bahnhofstraße 41 und Am Graben 88
Bahnhofstraße nach Nordosten
Nordöstliche Stadterweiterung, Luftaufnahme von Süden
Bahnhofstraße nach Nordosten, Fotografie um 1905
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Vogelsbergkreis
Lauterbach
  • Gesamtanlage II, nordöstliche Stadterweiterung
Gesamtanlage

Die Gesamtanlage erstreckt sich anschließend an die in der frühen Neuzeit vor dem Untertor gewachsene Vorstadt. Das Gelände dort hatte schon in geschichtlicher Zeit einige Bedeutung. Hier war der alte Friedhof angelegt (Bahnhofstraße 44), und der "Kreuzweg" war die alte Verbindung von der Stadt zur mittelalterlichen Fulda-Marburger Straße und darüber hinaus zum Galgen und weiter nach Schlitz bzw. Hersfeld.

Insbesondere auf den Bahnanschluss ist es zurückzuführen, dass der historische Kreuzweg als "Bahnhofstraße" zur Magistrale der ersten modernen, in der Gründerzeit wurzelnden Stadterweiterung Lauterbachs wurde: Die Oberhessische Eisenbahn Fulda-Gießen hatte wegen der gegebenen Oberflächenformen nur weit im Norden, dem Talverlauf der Lauter und des Brennerwassers folgend, an Lauterbach vorbeigeführt werden können. Somit war die erste Lauterbacher Station, der spätere Nordbahnhof, 1871 in einem Abstand von etwa 750 m nordöstlich des damaligen Stadtrandes, jenseits des Brennerwassers entstanden.

Ein Jahrzehnt früher war, an die Vorstadt vor dem ehemaligen Untertor unmittelbar anschließend, der "Felsenkeller auf dem Johannesberg" erbaut worden. Von dort führte nun die Bahnhofstraße in gerader Linie zum Bahnhof. Ihre gründerzeitliche Bebauung begann gegenüber dem bereits seit 1842 nicht mehr genutzten Friedhof mit den Häusern des Kreisamtes (1875) und der Reichspost (1888).

Der folgende Abschnitt der Straße wurde dann vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig bebaut. Wie der Bahnanschluss die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt nicht sogleich erfüllte, entstand auch an der Bahnhofstraße erst verzögert ein "Bauboom", sie entwickelte sich dann aber zur prächtigsten Straße der Stadt, gekennzeichnet insbesondere durch repräsentative Villen und gestalterisch kaum weniger anspruchsvolle Mietshäuser, die den Gestaltungswandel vom Historismus über den Jugendstil zu einer moderaten Sachlichkeit veranschaulichen. Charakteristisch für die Bahnhofstraße ist aber auch eine Anzahl öffentlicher Gebäude, darunter das Finanzamt (1901), die Höhere Bürgerschule (1902), die Reichsbanknebenstelle (1904) und schließlich die Bezirkssparkasse, für die 1911 zuerst das Haus Bahnhofstraße 62 erbaut wurde. Bezeichnenderweise fanden an der zwar stark frequentierten Straße jedoch zunächst - bis auf eine Ausnahme, vgl. Bahnhofstraße 74 - keine neuen Geschäftshäuser einen Platz.

Die Großzügigkeit des 1897 als projektiert bezeichneten Fluchtlinienplans der Bahnhofstraße ermöglichte langfristig den Erhalt der Vorgärten und Einfriedungen, die ein wichtiges Element des Straßenbildes darstellen.

Von der Bahnhofstraße ausgehend wird der Hang zur Lauter durch kurze Seitenstraßen erschlossen, an denen zwei typische und qualitätvolle Beispiele der Lauterbacher Wohnhausarchitektur um 1930 (Am Kreppelstein 1, Am Högerich 1) zu stehen kamen. Die Bleichstraße hingegen führt zur spätestens in der frühen Neuzeit entstandenen Högerichsmühle. Ihr schließen sich als öffentliche Einrichtungen der um 1910 als städtischer Bullenstall entstandene Baukomplex Lauterstraße 1 und die gegenüberliegende Feuerwache aus dem Jahr 1953 an. In einem gewissen Zusammenhang mit dem Bullenstall, der noch an die Bedeutung der Landwirtschaft in der Stadt erinnert, ist jenseits der Lauter die Große Bleiche zu sehen, deren Auengelände zeitweise als Viehmarktplatz diente und noch heute als Ort der jährlichen Viehprämierungen genutzt wird.

Ihren nördlichen Abschluss findet die Gesamtanlage in der Umbauung des Walter-Dürbeck-Platzes, wo gegenüber einem ehemaligen Brauereigebäude aus dem Jahr 1907 die Fabrikantenvilla Bahnhofstraße 88 einen bemerkenswerten Akzent setzt.

Die Gesamtanlage dokumentiert wesentliche Faktoren der Entwicklung Lauterbachs im 19. und frühen 20. Jahrhundert, so etwa mit dem ehemaligen Landratsamt die endgültig seit 1852 erlangte Kreisstadtfunktion, mit dem Gebäude der Reichsbank die zunehmende zentralörtliche Bedeutung der Stadt, aber auch mit der jüngeren Nutzung der Großen Bleiche die Rolle der Stadt im ländlichen Umfeld. Andererseits exponiert sich besonders an der Bahnhofstraße anspruchsvolles bürgerliches Wohnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.


Als Gesamtanlage nach § 2 Absatz 3 Hessisches Denkmalschutzgesetz aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Legende:

Kulturdenkmal nach § 2 Abs. 1 HDSchG
Kulturdenkmal (Gesamtanlage) nach § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Grünfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Kulturdenkmal (Wasserfläche) nach §2 Abs. 1 oder § 2 Abs. 3 HDSchG
Weitere Symbole für Kulturdenkmäler nach § 2 Abs. 1 HDSchG:
Wege-, Flur- und Friedhofskreuz, Grabstein
Jüdischer Friedhof
Kleindenkmal, Bildstock
Grenzstein
Keller bzw. unterirdisches Objekt
Baum
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